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Phantastisch!« wird der Durchschnittsmann rufen, wenn er den Titel dieses Buches liest.
»Warum denn nicht?« wird seine Frau antworten.
»Immerhin eines Versuches wert,« werden Reformer und Menschenfreunde äußern.
»Eine von uns,« werden die Stimmrechtlerinnen erklären.
Und in jeder Antwort steckt ein Körnchen Wahrheit. Aber der Gedanke ist gar nicht ganz neu. Während ich dies niederschreibe, waltet in einer kleineren Stadt Mittelamerikas ein weiblicher Bürgermeister seines Amtes, während drüben in England, meines Wissens wenigstens, zwei weibliche Mitglieder im Gemeinderat tüchtige Arbeit leisten.
Und nochmals: Warum auch nicht? Gewiß, das Haushaltungführen ist die eigentliche Arbeit der Frauen – dies ist das natürliche Sehnen, das im Herzen jedes Weibes ruht. Die englischen und amerikanischen Haushaltungen sind im allgemeinen reinlich, behaglich, gesund und gut geleitet, und zwar durch die Frauen. Gott hat das Weib erschaffen, um Ehefrau, Mutter und Hausfrau zu sein, und wenn die heutigen Verhältnisse so viele Frauen zwingen, in die Welt hinauszugehen, um ihr tägliches Brot zu verdienen und vielleicht auch noch Angehörige zu unterstützen – so verlieren sie trotzdem nicht den Instinkt der Hausfrau, was alle die Tausende kleiner Häuser und Häuschen, und seien sie noch so einfach und bescheiden, beweisen, die auch diese erwerbenden Frauen sich unterhalten, nur um ein Heim zu haben. Und wenn wir so die natürlichen Haushälterinnen sind, die Erhalterinnen der Gesundheit und des Bürgerstolzes – warum soll da nicht auch einmal eine der Unsern an der Spitze der städtischen Verwaltung stehen? Die Stimmrechtlerinnen, die Reformerinnen, die Menschenfreundinnen haben auch ihre gute Seite.
Was unsern Durchschnittsmann betrifft, so soll er einmal die Geschichte von Romas weiblichem Bürgermeister lesen. Kann er sich auch dann nicht entschließen, für einen weiblichen Bürgermeister zu stimmen, so sieht er doch vielleicht ein, daß die haushälterische Begabung der Frau und ihr neuerwachter Bürgersinn im Verein mit der hoffentlich wiederkehrenden Unbestechlichkeit und Lauterkeit des Mannes im öffentlichen Leben gar wohl imstande wären, das Muster einer Stadtverwaltung zu schaffen.
Wenn es nicht gut ist für den Mann, allein zu leben, so taugt es für ihn vielleicht ebensowenig, das Rathaus allein zu verwalten. Kurzum, Schimäre!