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Wanderer.
Was thust du hier?
Soldat.
Ich thürm' aus rauhen Steinen
Ein Trauermal den modernden Gebeinen
Gefallner Krieger, pflanze Trauerweiden
Auf diese kahlen blutgedüngten Haiden.
Wanderer.
Was thürmst du Trauer- und nicht Siegeszeichen?
Tritt nicht dein Fuß hier wilder Feinde Leichen,
Und wallt nicht Oestreichs Banner neu in Mitten
Des Landes, das sein Arm zweimal erstritten?
Für dieses Volk, deß Trotz ihr jetzt bezwungen,
Ward's einst dem Türkensäbel abgezwungen
Durch euern Arm. Heut sind's dieselben Streiter –
Das grade Schwert, die alten Eisenreiter!
Soldat.
An Siegen reich, an alt' und neuer Ehre,
Grämt mich's, daß solch ein Kampf den Ruhm uns mehre!
Was mußten unsre Klingen Todeswunden
In Herzen schlagen, die uns stammverbunden?
Wanderer.
Verrätherherzen, mögen sie verbluten!
Anfachten sie doch selbst der Rache Gluten,
Die sie verzehrt! Drum laßt Trompeten schallen,
Den Siegesjubel durch die Lüfte wallen.
Soldat.
Nicht also! Zieh mit Gott auf deinen Wegen,
Mich laß für meine Todten Steine legen!
Ich juble nicht! – Ich liebe diese Schaaren.
Ich theilt' einst Ruhm mit ihnen und Gefahren:
Ich sah sie treu und tapfer siegen, sterben,
Jetzt seh' ich wie sie ehrenbaar verderben;
Sonst standen sie den Besten stolz zur Seite,
Wo stehn sie jetzt? – die Schand' ist ihr Geleite;
Das ist ihr Platz nicht! Wie sie auch geirret,
Ein Fluch des Abgrunds ihren Sinn verwirret,
Bald werden sie dem Bund der Schmach entweichen,
Und ihren bessern Vätern wieder gleichen! –
Sahst du noch niemals wilde Pferde rasen,
Von Hornissen gepeitscht, in Ohr und Nasen
Den gift'gen Stachel; – nie den Stier im Zorne
Den Grund aufwühlen mit gewalt'gem Horne?
Verjagt die Bremsen, die sie wundgestochen,
Bald ist der Thiere wilde Wuth gebrochen! –
Dieß Volk ist gut – doch Fluch treff' und Verderben
Die's toll gehetzt, und flohn als es im Sterben!
O, eine Säule richtet auf der Schande,
Die hoch von der Karpathen Wolkenrande
Hinab schaut in die ausgebrannten Flächen,
Durch die das Blut noch rauscht in breiten Bächen!
Stellt eine Tafel aus, die trotzt den Wettern,
Grabt ein die Namen mit Gigantenlettern
Der bleichen Schurken, die das Volk betrogen,
In's Elend jagten und von dannen zogen;
Der Städteplündrer Namen, der Hyänen,
Die gierig zapften Blut und heiße Thränen
Wehrloser Noth, wie Wein aus voller Tonne,
Als wär's das Gold, gereift an Tokays Sonne!
Sie, die dem Schwert nicht stehend, dem Geschoße,
Vom Schlachtfeld rasch enttrug der Flug der Rosse,
Indeß in Reihen fielen, rothbethauet,
Die ihren falschen Lockungen vertrauet!
O nennt sie Alle! – Wie der Großthat Kunde
Hin durch Geschlechter zieht von Mund zu Munde,
So unvergessen soll durch alle Zeiten
Der Enkel Fluch die Namen noch begleiten.
So oft der Sturm erbraust vom Kulm der Berge,
Schrei er sie wach, aufschüttelnd ihre Särge,
Daß ihr Gebein erstehe zum Gerichte,
Das mit der Wahrheit Mund hält die Geschichte! – –
Doch sie, die nicht von jenem Gifte trunken,
Die einem Wahne gläubig hingesunken,
Bestatt' ein Grab mit uns! – und die noch leben –
Wohlan, hier unsre Hand, laßt uns vergeben!
Gedenket nicht, wenn sie uns wiederkehren,
Der kurzen Schmach, nein, ihrer langen Ehren! –