Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Soldatenbüchlein
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz

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Windischgrätz

1.

Es galt, auf Leipzigs Feld in heißen Schlachten
Vom deutschen Grund die Franken abzuwehren;
Jung schon ein Held, lernt' ich in Oestreichs Heeren
Nach echtem Ruhm und wahrem Leumund trachten.
Dort wo die blut'gen Erntekränze lachten,
Glänzt' ich geschmückt mit kriegerischen Ehren,
Drum konnt' ich feiler Zungen Lob entbehren
Und der Verleumdung Geifer tief verachten!
Stolz nennt man mich, weil ich nach Ruhm nicht buhle,
Der seine Kränze holt aus Goss' und Pfuhle:
Doch wer mich kennt, preist meines Herzens Milde;
Der Sitten Unmuth und des Mitleids Blume,
Sie waren Helmzier meinem Ritterthume,
Und jedes Recht fand Schutz bei meinem Schilde!

2.

Als der Empörung Strom mit sich getragen
In seinem Anlauf hatte Damm und Schranken,
Die Sturmflut einbrach in des Schiffes Planken,
Zerstreut am Boden Mast und Steuer lagen,
Da thaten Männer Noth, die ohne Zagen
Dem Frevel zeigten kühne Löwenpranken!
Dem Simson gleich, als Prags Gewölbe sanken,
Hab' ich mit meinen Schultern sie getragen! –
Und eine Kugel flog aus feilem Rohre,
Das nicht gewagt auf meine Brust zu zielen,
Daß sie in eines Engels Herz sich bohre;
Das Blut der Heil'gen netzte Wand und Dielen,
Ich aber riß mich standhaft von der Todten,
Gefaßt zu thun, was Ehr' und Pflicht geboten!

3.

Und als ich Böhmen so dem Reich erhalten,
Zog ich gen Wien, das Volk der Barrikaden,
»Die große Bande,« vor's Gericht zu laden.
Da wurden bleich die seltsamen Gestalten,
Die erst Mordpredigten dem Volk gehalten
Und im Soldatenblute wollten baden,
Als sie das Seil jetzt hängen sahn am Faden
Und die Gerechtigkeit die Wage halten!
Von Wien drang ich nach Pesth, des Kraters Mitte,
Doch übt' ich dort zu früh Verzeihn und Milde,
Bestürmt von heuchlerischer Reu' und Bitte;
Zu früh vertraut' ich und ließ ruhn die Waffen,
Bis der Verrath sich Heere neu geschaffen,
Geschützt von Steppen, hinter festem Schilde!


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