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VIII. Gunnhild.

An einem schönen Tag es war,
Gunnhild brachte allen Gaben dar:
Einigen gab sie gemaltes Gold,
Einigen Becher von Weine voll.
– Gern möcht' ich von Erden abscheiden.

Gemaltes Gold,
Einigen Becher von Weine voll;
Rögwald einen roten Schild,
Verziert mit manchem güldnen Gebild.

Roten Schild,
Verziert mit manchem güldnen Gebild.
»Das höre, Gunnhilde, du feine,
Du sollst nun sein die meine!

Du feine,
Du sollst nun sein die meine!
Auf eine Nacht, wenn nicht auf mehr,
Wenn es nicht gar auf immer wär'.

Auf mehr,
Wenn es nicht gar auf immer wär'.«
»Wie sollte das können werden
Bei uns auf dieser Erden?

Können werden
Bei uns auf dieser Erden?
Deine Kebse ich und dein mein Leib,
Die ich König Dietrichs eigen Weib!

Dein mein Leib,
Die ich König Dietrichs eigen Weib!«
»Dann werd' ich dich verlügen,
Du thätest ihn betrügen.

Verlügen,
Du thätest ihn betrügen.«
»Magst du mich nur verlügen,
Daß die Augen aus dem Kopfe dir fliegen!

Verlügen,
Daß die Augen aus dem Kopfe dir fliegen!«
Rögwald stand am Strande,
Als Dietrich segelt' zu Lande.

Strande,
Als Dietrich segelt' zu Lande.
»Höre, du Rögwald, mein Brüderlein,
Wie steht es mit dem Volke mein?

Brüderlein,
Wie steht es mit dem Volke mein?«
»Mit dem Volke von Spire wohl es steht,
Doch deiner Gunnhilde schlecht es geht.

Wohl es steht,
Doch deiner Gunnhild es schlecht ergeht.
Denn sie, sie ließ verführen sich,
Schnöde hat sie betrogen dich.

Verführen sich,
Schnöde hat sie betrogen dich.
Mit meinen eigenen Augen ich sah,
Wie der Erzbischof bei ihr lag.

Ich sah,
Wie der Erzbischof bei ihr lag.
Ein ander Mal sah ich den Schimpf,
Es buhlten mit ihr der Ritter fünf.

Den Schimpf,
Es buhlten mit ihr der Ritter fünf.« –
Dietrich bestieg sein weißes Pferd;
Von allen ritt am schnellsten er.

Pferd,
Von allen ritt am schnellsten er.
Er kam nach Spire schon vor Tag,
Gunnhilde noch im Schlafe lag.

Vor Tag,
Gunnhilde noch im Schlafe lag.
Er griff ihr in das goldne Gelock,
Und legen ließ er sie in den Block.

Goldne Gelock,
Und legen ließ er sie in den Block
Und ließ sie foltern der Tage zwei
Und am dritten noch, bis der Mittag vorbei.

Der Tage zwei
Und am dritten noch, bis der Mittag vorbei.
Niemand thät es wagen,
König Dietrich darum zu fragen.

Es wagen,
König Dietrich darum zu fragen.
Nur seine jungen Kindlein beide
Fragten, weshalb die Mutter leide.

Beide
Fragten, weshalb die Mutter leide.
»Vater, Vater, sprich, o sprich,
Hat das die Mutter verdient um dich?

O sprich,
Hat das die Mutter verdient um dich?«
»Sie hat ja lassen fangen sich,
Arg gegen mich vergangen sich!

Lassen fangen sich,
Arg gegen mich vergangen sich!«
»Laß sie denn Eisen tragen einmal,
Laß treten sie den glühenden Stahl!

Eisen tragen einmal,
Laß treten sie den glühenden Stahl!«
Neun Mal trug sie Eisen, und zehen Mal
Mußte sie treten den glühenden Stahl.

Zehen Mal
Mußte sie treten den glühenden Stahl.
Als sie dann kam in ein ander Land,
Lös'te sich jedes eiserne Band.

Ein ander Land,
Lös'te sich jedes eiserne Band.
Rögwald ward da zu einem Hunde,
Doch Gunnhilde Jungfrau zur Stunde.

Hunde,
Doch Gunnhilde Jungfrau zur Stunde.
Rögwald sank in die Hölle sogleich,
Gunnhilde stieg aber ins Himmelreich.

Sogleich,
Gunnhilde stieg aber ins Himmelreich.
Ich mache mein Kreuz und ende;
Seinen Segen Gott uns sende!
– Gern möcht' ich von Erden abscheiden!