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In der vorliegenden Fassung ist diese berühmte, weitverbreitete Ballade in alten dänischen Handschriften erhalten und zunächst verwandt mit dem Eddaliede von Helge dem Hundingstöter und seiner geliebten Walküre Sigrun, welche mit ihren Thränen den Helden von Walhalla zurückrief.
Drei Jungfrau'n sitzen im Saale:
Gold sticken zwei wundervoll,
Die dritte beweint ihren Bräutigam
Unter der schwarzen Scholl'.
– Denn sie hat sich dem Ritter verlobt.
Das war der Ritter Herr Aage,
Er ritt wohl auf die Freit',
Er verlobte sich Jungfrau Else,
Der Schönsten weit und breit.
Verlobte sich Jungfrau Else,
Der allerholdesten Maid,
Doch schon am Hochzeitsabend,
Da starb er, ihr zum Leid.
Jungfräulein Else aber,
Die härmte nun sich ab,
Das hörte der Ritter Herr Aage
In seinem tiefen Grab.
Jungfräulein Else weinte
Und rang die Hände wund:
Vernahm das der Ritter Herr Aage
In des Grabes dunklem Grund.
Auf steht der Ritter Herr Aage,
Den Sarg nimmt er auch mit,
Und schleicht zu ihrer Kammer,
Müh' kostet jeder Schritt.
Ans Thor mit dem Sarg er klopfet,
Das hallt so schaurig drein:
»Steh' auf, Jungfräulein Else,
Laß deinen Verlobten ein.«
Lang' lag Jungfräulein Else
Und dachte wohl bei sich:
»Obs wohl ist der Ritter Herr Aage,
Der nun besuchet mich?«
Das sprach Jungfräulein Else,
Die stille Thränen weint:
»Könnt Jesu Namen Ihr nennen,
Dann kommt zu mir herein!«
»Steh auf, Jungfräulein Else,
Thu auf dein Thor;
Den Namen Jesu nenn' ich,
So wie zuvor.«
Auf stand Jungfräulein Else,
Die stille Thränen weint,
Und nun ließ sie den toten Mann
In ihre Kammer ein.
Darauf nahm sie den Goldkamm
Und kämmte sein Haar;
Für jedes Haar, das sie kämmte,
Floß ein Thränlein klar.
»O höre, Ritter Herr Aage,
Allergeliebtester mein:
Wie ist's in der schwarzen Erde,
Im Grabe dein?«
»Es ist in der schwarzen Erde
So wonniglich
Wie droben im Himmel Gottes,
Drum freue dich!«
»So höre mich, Ritter Herr Aage,
Geliebtester mein,
Darf ich in die Erde dir folgen,
Ins Grab hinein?«
»Es ist in der schwarzen Erde
So schauerlich,
Wie in der schwärzesten Hölle,
Bekreuzige dich!
Allemal, wenn du dich grämest
Und bist ohne Mut,
Dann ist mein Sarg inwendig
Voll von geronnenem Blut.
Zu Häupten mir das Gras sich wiegt,
Fährt der Wind herab vom Himmel,
Doch drunten, tief zu Füßen mir,
Regt sich wirres Wurmgewimmel.
Allemal aber, wenn du singest,
Froh im Gemüt,
Ist mein Grab umfangen inwendig
Mit Rosenblüt'!
Nun kräht der Hahn, der schwarze,
Im dunkelen Verschluß,
Auf thun sich der Erde Pforten nun,
Und fort ich muß.
Nun kräht der Hahn, der weiße,
In hoher Halle,
Zur Erde hin zieht es die Toten
Nun alle, alle.
Nun kräht der Hahn, der rote,
Am heißen Ort,
In die Erde nun müssen die Toten
Und ich mit fort.«
Auf stand der Ritter Herr Aage,
Den Sarg auch nahm er mit,
Und schleppte sich zum Kirchhof,
Müh' kostet jeder Schritt.
Dies that Jungfräulein Else
Mit trübem Sinn:
Sie folgte ihrem Verlobten
Durch die finstre Waldung hin.
Und als sie auf den Kirchhof
Gekommen war,
Erblich Herrn Ritter Aage
Sein gelbes Haar.
Und als sie kamen vom Kirchhof
Wohl in die Kirche hinein,
Erblich auf Herrn Aages Wange
Der Rosenschein.
»Hör' nun, Jungfräulein Else,
Du Allergeliebteste mein:
Darfst nimmermehr nun weinen
Um den Verlobten dein.
Nun sieh dir an den Himmel,
Wie dort die Sternlein stehn,
Dann wirst du die Nacht von dannen
Leis' wandeln sehn.«
Sie blickte hinauf zum Himmel
Und zu den Sternen da,
Indes sank hinab der Tote,
Nie wieder sie ihn sah.
So eilig schlüpfte der Tote
In die Erde hinein!
So traurig ging Jungfrau Else
Dann wieder heim!
Und bitterlich weinte Else,
Und Gott sie bat,
Daß er sie am Leben nicht lasse
Noch Jahr und Tag.
Das war Jungfräulein Else –
Es währte nicht ein Jahr,
Schon vor dem nächsten Monatstag
Lag sie auch auf der Bahr'.
– Denn sie hat sich dem Ritter verlobt.