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Wollt Ihr lauschen meinem Lied,
Mag es gesungen sein:
Es hatte der König von Dänemark
Sohn und Töchterlein.
Gelobt sei Gott, der löst von allen Leiden.
Im Reiche wurden erzogen
Die Königskinder beide;
Seitdem sie gelernt zu gehen,
Trugen sie scharlachne Kleider.
Im Reiche wurden erzogen
Die Königskinder, die zarten –
Für wahr muß ich es melden,
Daß Leiden ihrer harrten.
Ihr Vater, der König von Dänemark,
War allen Tugenden hold,
Er that seine Tochter in's Kloster,
Dazu sein rotes Gold.
Als ihr in ihrem Kloster
Drei Monde thäten vergehn,
Sehnte die junge Margrete sich,
Ihren Vater wieder zu sehn.
Und als ihr im Kloster verflossen
Fünf langer Monde Zeit,
Da sehnte sich Margrete
Zu ihrem Vater heim.
Führte man da den Zelter vor,
Der mit Golde war beschlagen,
Und bis an die Hufe des Rosses
Rauschte die Seide scharlachen.
Sie legten dem Zelter den Sattel auf
Und thäten hinaus ihn leiten:
Schön war das Edelfräulein,
Das darauf sollte reiten.
Und das war Frau Margrete,
Sie zog hindann den Pfad;
Schmuck war der edle Jungherr,
Der da ihr entgegen trat.
Er hob Jungfrau Margrete
Von ihrem Zelter alsbald
Und trug sie auf seinen Armen
Hinein in den falbenden Wald.
»Wie viel du willst an rotem Gold,
Das magst du nur begehren,
Dein ist es, holdes Jungfräulein,
Willst du mir Liebe gewähren!«
»Nichts will ich von deinem roten Gold,
Dein Silber nicht ich begehre:
Niemalen, so lang' ich lebe,
Verkauf' ich meine Ehre!«
Zerriß er da ihren Mantel
Und den Saum an ihrem Gewand,
Zerriß den goldenen Gürtel,
Ihr Blut in Strömen rann.
Die Kleider ihr zerriß er,
Ihr Hemdlein; wie sie auch rang,
Sein Werk ihm doch, das sündige,
Am letzten Ende gelang.
Sie lagen unter dem Eichbaum.
In des Wipfels grünem Dach
Zu singen begann ein Vöglein;
Hub der Jungherr an und sprach:
»Höre, du holde Jungfrau,
Künde mir doch und sprich:
Wer ist wohl der edle Herre,
Der sein Töchterlein nennet dich?«
»König Erik ist mein Vater,
Gunnhild heißt meine Mutter,
Und für wahr will ich dir melden,
Daß Eilif heißt mein Bruder.«
»Und heißet Erik der Vater dein,
Ist Frau Gunnhild deine Mutter,
Schrecklich ist unser Schicksal alsdann,
Dann bin ich in Wahrheit dein Bruder.
Du aber kehre, Margrete,
Zurück zur Klosterhalle,
Und zu keiner Menschenseele
Deines Leides ein Wort entfalle.
Kehre zurück, Margrete,
Hinter die Klostermauern,
Und keinem Menschen klage dein Leid,
Im verborgenen mußt du trauern« ...
Jedwedes Land hat seinen Brauch,
Desgleichen auch die Nonnen:
Der König lädt sie zum frohen Fest,
So oft Herbstestage gekommen.
Und freudenvoll heute zum Festsaal
Die Mägdlein thäten eilen,
Einzig nur Frau Margrete
Wollte daheim verweilen.
Heiter gingen die Mägdlein
Alle zur Halle hinein:
Doch der König sitzt verdrossenen Sinns –
Er vermißt sein Töchterlein.
»Ist gestorben denn Frau Margrete,
Wo mag sie doch wohl bleiben,
Daß sie nicht hergekommen,
Wie die andern lustigen Weibsen?«
Alle senkten sie die Köpfe,
Keine wagte zu erzählen,
Als einzig die arme Äbtissin,
Die durfte nichts verhehlen.
»Nicht ist Frau Margrete gestorben,
Sie wünschte fern zu bleiben!
Eines Kindleins wird sie genesen,
Wie andere lustige Weibsen.«
»Wer ist in dieser Halle,
Der so mich gekränkt und entehrt,
Der mir die Tochter genommen
Und nicht von mir sie begehrt?«
»Der ist in dieser Halle nicht,
Der dich gekränkt und entehrt
Und der dir die Tochter genommen
Und nicht sie von dir begehrt.«
Da war dem König der Rosse keins
Schnell und gut genug,
Als der apfelgraue Zelter nur,
Der her die Äbtissin trug.
Da führte man den Zelter vor,
Welchen der König gewollt,
Von rotem Gold waren Zaum und Gebiß,
Der Sattel nicht minder von Gold.
Sprengte der König dann durch den Wald
Über Stock und über Steg,
Bald erglänzte durch's Grün das Kloster,
Weit war dahin nicht der Weg.
Als der König in das Kloster ritt,
Folgt' ihm nicht Reiter noch Rüde,
Margrete stützte sich auf einen Stab,
Ihre Füße waren so müde.
»Höre nun, Frau Margrete,
Höre: das sage mir an,
Wer hat dir angethan den Schimpf,
Nenne den Rittersmann!
Was willst du lieber, Margrete:
Lassen dein junges Leben,
Oder des Kindes Vater
Mir zu wissen geben?«
»Lieber in Jesu Namen,
Bin ich zu sterben bereit,
Eh' meine Lippen verraten
Den, der mir brachte das Leid!«
Kam es dem König da jäh in den Sinn,
Das Kloster niederzubrennen,
Mit verderben sollte und sterben,
Die den Schuldigen nicht wollte nennen.
Kam es dem König da jäh in den Sinn,
Das Kloster in Asche zu legen,
Denn brennen sollte Margrete,
Die die Heimlichkeit treu wollte hegen ...
Eilif jagte fern im Wald
Mit seinen Waidgesellen,
Da sah er in Flammen die Klosterburg,
In lichterlohen, hellen.
Eilif sprengte hervor aus dem Wald,
Zerschlagen war sein Mut,
Er löschte die roten Flammen
Mit seines Herzens Blut.
Eilif war es, der Königssohn,
Draußen lag er tot,
Margrete gebar drei Söhnlein drinnen,
Von Flammen rings umloht.
Lieblich waren die Jungfrau'n,
Die dort umstanden sie:
Die heil'ge Brigitt' und Barbara
Und die Jungfrau Marie.
Sie nahmen ihre drei Kindlein,
Hüllten in Seiden sie weich
Und trugen sie auf lichtem Pfad
Hinauf in das Himmelreich.
Gelobt sei Gott, der löst von allen Leiden!