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Freuet euch in dem Herrn und seid fröhlich ihr Gerechten, und rühmet alle ihr Frommen (Psalm 32, 11).« Damit Ihr jedoch nicht im Unwillen sprechet: »Was will der mit seiner angezogenen Schriftstelle?« müßt Ihr eine frohe Neuigkeit lesen, die Ew. Herrlichkeit wunderbar erheitern wird, und die ich Euch kurz schreiben will. Es war hier ein Poet, namens Johannes Sommerfeld, er war höchst anmaßend, sah oft auf die Magister der Künste geringschätzig herab und ließ sie in seinen Vorlesungen nichts gelten, sagte auch, sie kennen nicht genug, ein einziger Poet wiege zehn Magister auf, und den Poeten gebühre bei Prozessionen der Vortritt vor den Magistern und den Lizentiaten. Er las auch den Plinius und andere Schriftsteller und behauptete, die Magister der Künste seien nicht Magister in den sieben freien Künsten, sondern vielmehr in den sieben Todsünden; sie ständen auf keinem guten Grunde, weil sie die Poetik nicht gelernt hätten, sondern bloß den Petrus Hispanus und die »Parva logicalia« kennten. Er hatte auch viele Zuhörer und noble Bursianer, und sagte, es sei nichts mit den Skotisten und Tomisten und stieß Schmähreden gegen den heiligen Lehrer aus. Da warteten die Magister die gelegene Zeit ab, um sich mit Gottes Hilfe zu rächen, und es war Gottes Wille, daß er einmal eine Rede hielt, worin er die Magister, Doktoren, Lizentiaten und Bakkalauren schmähte, sein Fach lobte sich über die heilige Theologie tadelnd erging. Hierüber entstand großer Unwille unter den Herren von der Fakultät. Die Magister und Doktoren versammelten einen Rat und sprachen: »Was tun wir? Dieser Mensch begeht viel anstößiges; lassen wir ihn nur so frei laufen, so wird alle Welt glauben, er sei gelehrter, als wir. Daß nur die Neuerlinge nicht kommen und sagen, sie seien auf besserem Wege, als die Alten und unsere Universität dann in Schande und Spott gerate.« Da sagte Magister Andreas Delitzsch, der sonst auch ein guter Poet ist, ihm scheine, Sommerfeld sei an der Universität etwa das, was das fünfte Rat am Wagen, weil er die anderen Fakultäten hindere, daß in ihnen die Akademiker sich zur Promotion gut vorbereiten können. Auch die andern Magister schwuren, es sei so, und als gemeinsames Resultat wurde der Beschluß gefaßt, diesen Poeten zu relegieren oder auszuschließen, selbst wenn man sich dadurch auf immer seine Feindschaft zuziehen sollte. Sie luden ihn vor den Rektor, und schlugen die Vorladung an die Kirchtüren an; er erschien und hatte einen Juristen bei sich, verlangte sich zu verteidigen, und hatte auch noch andere Freunde, welche ihm beistanden. Die Magister verlangten, diese sollten sich entfernen, weil sie sonst meineidig würden, wenn sie gegen die Universität einständen. Auch bewiesen sich die Magister in dem Streite mutig; sie blieben standhaft und schwuren, um der Justiz willen keinen schonen zu wollen; einige Juristen und Hofleute aber baten für ihn. Da sagten die Herren Magister, es sei nicht möglich, sie hätten Statuten, und nach den Statuten müsse er relegiert werden. Und was merkwürdig ist, selbst der Fürst bat für ihn; es half aber nichts, indem sie zu dem Herzog sagten, er müsse die Statuten der Universität in Ansehen erhalten; denn die Statuten seien an der Universität das, was der Einband an einem Buche wäre, und wären die Statuten nicht, so wäre keine Ordnung auf der Universität, Zwietracht würde unter den Angehörigen herrschen und ein völliges Chaos entstehen: daher müsse er für das beste der Universität besorgt sein, gleichwie sein Vater getan hätte. Auf dies hin ließ der Fürst sich überreden und erklärte, er könne der Universität nicht zuwider handeln und es sei besser, ein einziger werde relegiert, als daß die ganze Universität Schmach und Schande erleide. Da waren die Herren Magister bestens zufrieden und sagten: »Herr Herzog, Gott sei gedankt für die gute Justiz.« Und der Rektor ließ einen Befehl an den Kirchentüren anschlagen, daß Sommerfeld auf zehn Jahre relegiert sei; seine Zuhörer aber ergingen sich in vielfachen Äußerungen hierüber und sagten, die Herren vom Rat hätten dem Sommerfeld unrecht getan, die Herren ihrerseits dagegen sagten, dafür gäben sie keinen Heller. Einige Bursianer äußerten, Sommerfeld wolle die angetane Beleidigung rächen und die Universität vor die römische Kurie vorladen. Da lachten die Magister und sagten: »Ha, was wollte jener Lotterbube tun?« Und nun wisset, daß große Eintracht an der Universität herrscht und Magister Delitzsch Vorlesungen über Humaniora hält; gleichermaßen der Magister aus Rothenburg, der ein Buch, wohl dreimal so groß als Virgils sämtliche Werke, verfaßt hat. Er hat auch viel gutes in diesem Buche angebracht: zur Verteidigung der heiligen Mutter Kirche, zum Lobe der Heiligen, und besonders hat er unsere Universität empfohlen und die heilige Theologie und die humanistische Fakultät, und tadelt jene weltlichen und heidnischen Poeten. Die Herren Magister sagen auch, seine Gedichte seien so gut, wie die Gedichte des Virgil, und haben keinerlei Fehler, denn er verstehe die Kunst, Verse zu machen, vollkommen und sei schon vor zwanzig Jahren ein guter Versemacher gewesen. Daher erlaubten die Herren vom Rate, daß er über jenes Buch öffentliche Vorlesungen halten darf, anstatt über den Terenz, da es notwendiger ist als der Terenz, gutes Christentum enthält und nicht von Huren und Hanswursten handelt, wie Terenz. Ihr müßt diese Neuigkeiten auf Eurer Universität bekannt machen, dann wird es vielleicht dem Busch ebenso ergehen, wie es dem Sommerfeld ergangen ist. Wann schicket Ihr mir Euer Buch gegen Reuchlin? Ihr sprecht viel davon, und es ist doch nichts. Ihr habt mir auch geschrieben, Ihr wollet es mir wahrhaftig schicken, und tut es doch nicht. Gott verzeihe Euch, daß Ihr mich nicht liebet, wie ich Euch liebe, da Ihr mir seid, wie mein eigenes Herz. Aber schicket es mir noch, denn »mich hat herzlich verlangt, dieses Osterlamm mit Euch zu essen«, das heißt, dieses Buch zu lesen. Auch schreibet mir Neuigkeiten, und verfeinert einmal einen Aufsatz oder einige Strophen über mich, wenn ich es wert bin. Nun gehabt Euch wohl in Christo dem Herrn unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Amen.