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XLI. Filippazzo aus Antwerpen, Bakkalaureus entbietet seinem ganz besondern Freunde Magister Ortuin Gratius unzählige Grüße.

Es ist ein Religiose des Predigerordens, ein Schüler unseres Magister Jakob van Hoogstraten, ein Ausbund von ketzerischer Verkehrtheit, zu mir gekommen und hat mich gegrüßt. Ich fragte ihn sogleich: »Was macht mein ganz spezieller Freund, Magister Ortuin Gratius, von dem ich so viel in der Logik und Poetik gelernt habe?« Da antwortete er, Ihr wäret leidend; auf dies fiel ich aus Schrecken vor seinen Füßen zu Boden. Er begoß mich mit kaltem Wasser, ergriff mich bei den Schamhaaren, konnte mich aber kaum aufrichten. Da sagte ich: »O, wie habt Ihr mich erschreckt! worin besteht sein Leiden?« Er entgegnete, Eure rechte Brust sei angeschwollen, verursache Euch schmerzliche Qual und hindere Euch am studieren. Da kam ich denn wieder zur Besinnung und sagte: »Ha! sonst ist es nichts? Dieses Leiden kann ich wohl heilen; ich verstehe mich auf die Kunst durch Erfahrung. Allein, Herr Magister, vor allem höret: woher kommt dieses Leiden?« Sodann gab ich das Mittel dafür an. Wenn schamlose Weibspersonen einen schönen Mann sehen, wie Ihr einer seid, nämlich mit blonden Haaren, braunen oder grauen Augen, rotem Munde, großer Nase und stattlich beleibt, dann wollen sie ihn haben. Wenn er aber gut gesittet und so talentvoll ist, wie Ihr, und ihre Leichtfertigkeiten und Ränke verachtet, dann nehmen sie ihre Zuflucht zu magischen Künsten, setzten sich bei Nacht auf einen Besen und reiten auf diesem Besen zu dem schönen Manne, in den sie verliebt sind, treiben ihr Wesen mit ihm, wann er schläft und kein Gefühl hat, außer daß er träumt. Einige verwandeln sich in Katzen oder Vögel, saugen ihm das Blut durch die Brustwarzen aus, und machen ihren Geliebten manchmal so schwach, daß er kaum an einem Stocke zu gehen imstande ist. Ich glaube, der Teufel hat sie diese Kunst gelehrt; herentgegen aber müssen wir ihnen auf die folgende Weise begegnen, wie ich in der Bibliothek der Magister zu Rostock in einem uralten Buche gelesen, nachher die Probe gemacht und als richtig befunden habe. Am Sonntag müssen wir geweihtes Salz nehmen, damit auf der Zunge ein Kreuz machen und es nach der Vorschrift der Schrift: »Ihr seid das Salz der Erde«, (d. h. ihr esset es) essen; sodann ein Kreuz auf der Brust machen und eines auf dem Rücken; gleicherweise es mit dem Zeichen des Kreuzes in beide Ohren legen, dabei aber achtgeben, daß es nicht herausfalle; nach diesem folgendes Gebet mit Andacht sprechen:

Herr Jesu Christ, ihr vier Evangelisten auch,
Bewahrt vor bösen Huren und vor Hexen mich,
Damit sie nicht das Blut mir unter Qual und Schmerz
Aussaugen! kämpfet doch – ich flehe – gegen sie:
Ein schön Weihwasserbecken opfr' ich euch dafür.

So werdet Ihr frei werden. Wann sie wiederum kommen, saugen sie ihr eigenes Blut aus und fallen selbst in Schwäche. Übrigens, wie steht die Sache mit Dr. Reuchlin? Die Magister sagen, er habe den Sieg über Euch errungen; ich glaube nicht, daß er über unsere Magister siegen kann. Noch viel mehr wundere ich mich, daß Ihr kein Schriftstück gegen ihn verfasset. Lebet wohl in alle Ewigkeit! Grüßet mir auch den Herrn Johannes Pfefferkorn nebst seiner Gattin; sagt ihm, daß ich ihm mehr gute Nächte wünsche, als die Astronomen Minuten haben.

Aus Frankfurt an der Oder.


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