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XXXII. Dem Mann von unaussprechlicher Gelehrsamkeit Magister Ortuin Gratius entbietet Magister Gingolf Holzhacker tausend und aber tausend Grüße in ungeheuchelter Liebe.

Glorreicher Magister! Ich liebe Euch herzlich, aus innigster Zuneigung, weil auch Ihr mich stets geliebt habt, seitdem Ihr mein vorzüglicher Lehrer zu Deventer waret; und alles, was Euch in Eurem Innern quälet, das quälet mich noch mehr; und weil es mich quälet, so weiß ich, daß es auch Euch quälet, und Euere Qual war immer auch meine Qual, und nie hat jemand Euch gequält, der mich nicht ärger gequält hätte, und mein Herz empfindet eben so oft Qualen, als Euch jemand quält. Glaubet mir auf meine treuherzige Versicherung: als Hermann Busch Euch in seinem »Prooemium« quälte, da hat er mich noch mehr gequält, und ich sann nach, wie ich jenem unverschämten Zänker seine Qualen heimgeben könnte, ihm, der auch einen so anmaßlichen Hochmut besitzt, daß er selbst unsere Magister von Paris und Köln zu quälen wagt; und doch hat er nicht promoviert, obgleich seine Gesellen sagen, er habe für das Bakkalaureat der Rechte zu Leipzig promoviert; allein ich glaube es nicht, weil er auch die Magister zu Leipzig quält, nämlich den großen Hundt und den jüngern Hundt, die ihn viel besser quälen können, als er sie quält; sie wollen aber niemanden quälen wegen ihrer Sittlichkeit und wegen der Lehre des Apostels, der da sagt: »Lecket nicht wider den Stachel.« Hierentgegen aber müßt auch Ihr Euerseits ihn quälen, denn Ihr habt gutes Talent und seid erfinderisch und wisset in einer Stunde viele beißende Verse zu machen; auch wisset Ihr ihn in allen seinen Reden und Handlungen zu quälen. Ich habe einen Aufsatz gegen ihn verfaßt und quäle ihn meisterlich und auf Dichterweise: er kann meinem Stachel nicht entrinnen. Will er mich wieder quälen, so will ich ihn hinwiederum noch stärker quälen.

In aller Eile geschrieben aus Straßburg bei Matthias Schürer.


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