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IV.

Margarete von Staufen.

Zu den tragischen Gestalten, an denen das hohenstaufische Kaiserhaus so reich ist, gehört neben Konradin und Irene auch Margarete, die Tochter Kaiser Friedrichs II. Mit dem Landgrafen Albrecht von Thüringen verheiratet, hatte sie von der Roheit dieses bösen Mannes, dem die Geschichte den Beinamen des »Unartigen« gegeben hat, viel zu leiden. Endlich faßte der Bösewicht gar den Plan, seine Frau heimlich aus dem Wege zu räumen, und befahl einem Knecht, die Landgräfin nachts in ihrem Bette zu ermorden. Der Knecht wurde in der nächsten Nacht in das Schlafgemach der Landgräfin gelassen. Aber er konnte die ruchlose Tat nicht über sich bringen, sondern trat zitternd an ihr Bett, fiel in die Kniee und sprach: »Gnade, liebe Frau!« Sie sprach: »Wer bist du?« Er nannte sich und sagte: »Haltet euch still und höret mich mit Geduld an, sonst geht es uns beiden an das Leben.« Und er erzählte ihr, warum er gekommen sei und wer ihn geschickt habe. Da sprach sie: »Geh' und heiß' meinen Hofmeister zu mir kommen.« Das tat er, und als der Hofmeister hereingetreten, bat sie ihn weinend um seinen getreuen Rat. Dieser riet ihr, sich zur Stunde aufzumachen und von ihrem Hause zu scheiden, so wollte er ihr zur Flucht behilflich sein. Also bereitete sie sich mit etlichen vertrauten Dienerinnen und ging in das Haus am Tore, wo ihre zwei Kinder zu Bett lagen, das eine von anderthalb, das andere von drei Jahren. Da setzte sich die Landgräfin bei ihrer Söhnlein Bette und weinete. Aber der Hofmeister und ihre Frauen drangen in sie zu eilen. Da es nun nicht anders sein konnte, gesegnete sie ihre Kinder, ergriff das älteste namens Friedrich und küßte es oftmals. Und aus sehnlichem mütterlichen Herzen biß sie ihm in einen Backen, daß er davon eine Narbe bekam, die er zeitlebens behalten. Daher er auch den Namen »Friedrich mit der gebissenen Wange« bekommen hat. Da wollte sie den andern Sohn auch beißen. Das wehrte ihr der Hofmeister und sprach: »Wollt ihr die Kinder umbringen?« Sie sprach: »Ich will sie zeichnen, daß sie ihr Lebelang an diesen großen Jammer und elendiges Scheiden gedenken sollen.« Und sie nahm ihre Kleinode und ging aufs Ritterhaus, wo sie der Hofmeister an Seilen das Fenster hinabließ. So floh sie mit dem Knecht und den Dienerinnen von der Wartburg und kam nach einigem Umherirren endlich nach Frankfurt a. M., wo sie im folgenden Jahre vor Jammer starb. Ihr beweinenswertes Schicksal gab den Anlaß zu vielen Sagen. Die folgende knüpft sich an die Beiswanger Kapelle, die nicht fern von Gmünd im grünen Wiesengrunde steht, überragt von den herrlichen »Kaiserbergen«, dem Hohenstaufen, dem Rechberg und dem Stuifen.

Vom Waldsaume her – wie klinget so hell
Das silberne Glöcklein der neuen Kapell!
Und die Gläubigen von nahe und fern
Verehren hier betend die Mutter des Herrn.
Sie bringen auf ihren geweihten Altar
Die Opfer in reichlicher Fülle dar.
Albrecht von Thüringen, ein arger Herr,
Mißhandelt die Gattin Margrete schwer.
Sie stammte vom Staufen. Das edle Herz
Trägt duldend und hoffend den bittern Schmerz.
In dunkler Nacht, bei Sturmesgebraus
Jagt er sie fort von Kind und Haus.

Sie küßt noch die Kindlein, so heiß, so bang;
Den Friedrich beißt sie im Schmerz in die Wang.
In der alten Heimat ward es bekannt.
Das Kirchlein gestiftet und Beiswang genannt.

(Gedicht von G. Luz; Einleitung nach Bäßler von R.)


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