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Es leit noch ein Dorf auf dem Schwarzwald, genannt Pfalzgrafenweiler. In dem ist eine Burg gewest, die hat noch heutigs Tags Gräben. Aber von Länge wegen der Zeit ist sie sonst in solchen Abgang kommen und mit so großen Bäumen verwachsen, daß es schier keinem Burgstall gleichnet. In diesem Schloß und Weiler hat einst ein Graf von Tübingen gewohnet, der hat unter anderen Kurzweilen viel gepflogen zu jagen, wie dann die alten Deutschen, unsre Vorfahren, sich des Weidwerks viel beflissen. Auf ein Zeit ist der Graf abermals aufs Holz gangen. Da ist ihm auf dem Wald ein wunderkleins Jägerlein verkommen, das führt zwei Jagdhündlein mit sich an einer Kuppel. Das Mannlein nannte sich Meister Epp, dergleichen die Hündlein das ein Will, das ander Wall. Woher sie aber kommen, das find'd man nit beschrieben. Der Graf hatt' ob dem Jägerlein und seinen zwei Hündlein so viel Gefallen, daß er die mit ihm heimnahm gen Pfalzgrafenweiler, und behielt die viel Zeit also bei sich und fürnhin. Als oft der Graf mit Meister Eppen und seinen zweien Hündlein auf den Wald zog, so fing er allwegen Wildbret, daß er ungefangen nie heimkam. Zudem ging es dein Grafen, so lang er dies Erdenmännlein oder Jägerlein bei sich erhalten, glücklich und wohl an Leib und Gut und allem, das er fürnahm.
Einsmals unterstund sich der Graf, abermals zu jagen mit seinem Jägermeister Eppen und denen zweien Hündlein Willen und Wallen an dem Weilerwald, allernächst hinter Feherbach dem Schloß. Wie sie nun in den Wald kamen, da brachten die zween Hündlein ein mächtigen Haupthirsch, der nit von diesen Landen war, auf die Füß. Der Hirsch nahm die Flucht gen Horb der Stadt und ab für ein Wald, heißt der Weithow, und füro Tübingen zu, daneben aber für Gemünd, Ellwangen, Dinkelsbühl, Nürnberg und durch den Behemerwald bis gen Prag in einen Wald dabei gelegen. Der Graf und sein Jägermeister Epp mit ihren Hunden Willen und Wallen zogen hinnach alle Tag, bis sie die Nacht begriff, und allzeit morgens früh wieder auf, zogen also hernach bis gen Prag. Sie kamen an die Burg, darin damals ein König von Behem mit seinem Hofgesind war. Wie aber der Graf, auch sein Jäger und die Hund, an die Porten kamen, da war es beschlossen. Es waren aber die zwei Jägerhündlein Will und Wall so wohl Lauts, daß sich männiglich darob verwundert. Diese Ding waren dem König gleich fürbracht, der hieß sie einlassen. Da zog der Graf mit seinem Jäger und denen Hündlein bis in des Königs Saal. Darin hingen ob den tausend Hirschgehürn. Wie aber die beid' Hündlein unter das Gehürn kamen des Hirsch, den sie also gejagt hatten, da sahen sie über sich auf und erhoben abermals so wohl Lauts, daß der König und alles Hofgesinde ein groß Wunder darob nahm. Man tat auf des Königs Befehl die Gehürn, die des nächsten gefangen waren, herab und legt die für beede Jagdhündle, welche, als sie über das recht Gehürn kamen, fielen sie darum, als die Hund tun, die einen Hirsch bestätigen. Darauf sagt des Königs Jäger, daß derselbig Hirsch erst bei einem Tag darvor war gefangen worden; darbei man auch wohl erkennen könnt, daß es der Hirsch war, der des ersten an dem Weilerwald bei Feherbach wie obgemeldt auf die Bein war gebracht worden. Darauf ward der König größlicher verwundert. Also erzählte der Graf dem König den Anfang bis ans Ende: erstlich, wie ihm sein Jägermeister, Meister Epp, das klein Männlein samt seinen zweien Jagdhündlein auf dem Holz wären aufgestoßen, auch wie ihm hernach allemal auf dem Jagen gelungen und er nie leer oder ungefangen wäre heim kommen; mehr, wie er diesen Hirsch am Weilerwald des ersten hätte antroffen, dem wären sie darnach alle Tag bis daher nachgezogen.
Da nun der König solche Abenteuer vernahm und hörte des Grafen Namen, da kannt er ihn wohl, und fand seinen Namen geschrieben in etlichen Briefen, daraus abzunehmen und zu erweisen, daß er des Königs von Behem offener, abgesagter Feind war. Darob erschrak der Graf nit wenig. Also sprach der König, er sollt' darob nit erschrecken, denn er wäre Leibs und Guts sicher. Die Herren und ander Hofgesind, so dabei waren, redeten so viel von den Sachen, daß der König und der Graf freundlicher und allerdings vereinigt wurden, und ließ der König alle Ungnad fallen. Über etliche Zeit, als der Graf mit seinem Jägerlein Meister Eppen und den zweien Jagdhündlein Willen und Wallen wollt hinweg scheiden, da bat ihn der König so ernstlich um die zwei Hündle mit Vermelden, wo er ihm die schenkte, wollte er ihm nichts versagen, warum er ihn auch bäte, das ziemlich wäre. Darauf bedachte sich der Graf und unterredete sich mit Meister Eppen, seinem Jägermeister, deshalben. Meister Epp widerriet dem Grafen, das zu tun. Wie er also in langem Zweifel stund, durft er's dem König nit abschlagen und schenkte ihm letzthin die Hündlein. Sobald das geschah, da wollt sich das Jägerlein Meister Eppe von seinen lieben Jagdhündlein, dem Willen und Wallen, nit scheiden, sondern blieb auch bei dem König zu Prag. Unlange hernach da rüstet der König von Behem den Grafen von Tübingen mit Knechten und Pferden, auch andern Schenken nach königlichen Ehren und ließ ihn mit allen Gnaden abscheiden.
Der Graf reist wieder heim gen Pfalzgrafenweiler, und bald darnach kam ihn ein Verlangen an nach seinem Meister Eppen und den Jagdhündlein. Das mehret sich an ihm so viel, daß er anfing, an Leib und Seele abzunehmen, auch bald darauf starb. Hernach haben seine Nachkommen diesen Sitz Pfalzgrafenweiler verlassen, daß keiner mehr an demselben Ort gesehen, gleichwohl dem Dorf der Nam blieben ist.
Die Historie aber mit Meister Eppen und seinen Hunden, auch dem Pfalzgrafen von Tübingen, ist entnommen aus dem handschriftlichen Geschichtbuch eines namens Besenfelder, der, von Horb gebürtig, eben dort um 1470 in gutem Alter gestorben. Derselbe aber hat die Historie von einem gar alten Edelmann gehabt, hat Stefan von Emershofen geheißen, der dazumal saß im Schlößlein Fehrenbach zwischen Horb und Haiterbach an der Waldach gelegen; derselbe hat's von seinen Voreltern in Geschichten bekommen.
(Aus der Zimmerschen Chronik.)