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siehe Bildunterschrift

Schierlingsblättriger Reiherschnabel, Eródium cicutárium L'Hérit.

Die Pflanze führt ihren Namen nach der Ähnlichkeit ihres Fruchtstandes mit Kopf und Schnabel des Reihers. Sie blüht an Wegen und Stegen, auf Triften und sandigen Äckern vom März bis in den Herbst und ist eins der gemeinsten, aber auch interessantesten »Unkräuter« unserer Flora. Die hinfällige rote Blüte, deren Blumenblätter schon wenige Stunden nach dem Aufblühen verwehen, enthält alle Blütenteile in der Fünfzahl; von den zehn Staubblattanlagen sind fünf verkümmert. Außer der gewöhnlichen Form mit fünf hellpurpurroten, gleichgroßen Kronenblättern findet man nicht selten Pflanzen mit etwas abweichend gefärbten und geformten Blüten. Diese sind im ganzen größer, und zwei benachbarte von den fünf Kronenblättern sind am Grunde fein dunkel punktiert, dabei kleiner und lebhafter rot als die drei andern. Eine Andeutung dieser Flecken findet sich auch bei der gewöhnlichen kleinblütigen Form, und zwar auf allen fünf Blumenblättern. Während jedoch die Blüten der gewöhnlichen Form wagerecht stehen, sind diejenigen der umgebildeten Form mehr oder weniger schräg geneigt. Wir haben hier also die Umbildung einer regelmäßigen, radförmig gestalteten Blumenkrone in eine ungleichmäßige vor uns. Es ist wahrscheinlich, daß diese Umformung für die Pflanze von Vorteil ist, und zwar beruht dieser auf folgenden Umständen. Die neue Blütenform ist auffälliger, sie wird also von Insekten häufiger besucht als die kleinere alte. Die Insekten müssen beim Anflug eine bestimmte Stellung aus der Blüte einnehmen, und zwar hängen sie sich nun an die drei größeren Blumenblätter, während sie zwischen den beiden gefleckten den Honig suchen. Daher bildet die ungleichmäßige Blüte nur hier ein großes Nektarium aus und läßt die übrigen vier zwischen den andern Blumenblättern verkümmern: sie spart also im Vergleich zur regelmäßigen Blüte, welche Honig aus allen fünf Nektarien absondert. Man findet bei der unregelmäßigen Form daher die dunkelroten Narben sehr häufig schon mit rostbraunem Pollen belegt, bevor die Antheren derselben Blüte sich geöffnet haben, während bei der regelmäßigen Blüte wohl meistens Selbstbestäubung eintritt.

Der Fruchtstand des Reiherschnabels enthält fünf um einen gemeinsamen Träger gruppierte, mit langer Granne versehene Teilfrüchtchen. Solange die Samen noch reifen, ist der Fruchtstand durch ein Gelenk knieförmig nach unten gebogen. Im Reifezustande richtet er sich straff empor und erhebt sich so frei über die ganze Pflanze. Der die Teilfrüchtchen umschließende Kelch breitet sich aus, und nun lösen sich die bisher von ihm gehaltenen Spaltfrüchtchen vom Träger los. Dann genügt eine Berührung der Spitze des Schnabels, ein kräftiger Windstoß, um die fünf geschnäbelten Früchtchen plötzlich von der Mittelsäule losschnellen zu lassen, und zwar ½ bis 1 m weit fort. Noch während des Abschnellens windet sich der Schnabel jedes Früchtchens bis auf die obere, gerade bleibende Hälfte spiralförmig auf. Der Schnabel wird nun von jeder Änderung des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft beeinflußt. Fällt die Frucht auf den Boden, so stemmt sich die Spitze des Schnabels in die Erde, und seine abstehende Härchen an der Granne halten die ganze Frucht so, daß auch das dicke, mit einer Spitze versehene Ende auf dem Boden steht. Bei jeder Änderung des Wetters wirkt der schraubenförmig gewundene Schnabel wie ein Bohrer und treibt die Frucht immer tiefer in den Boden, bis sie die zum Keimen richtige Lage erreicht.

Kranichschnabelgewächse, Geraniaceen. Kl. XVI. einjährig. März – Herbst. H. 0,15 – 0,50 m. L'Hérit. = L'Héritier.

 


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