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Zweites Kapitel

»Das war ein großer Tag,« sagte Tancred, »und einer, den ich nicht so leicht vergessen werde.«

»Gewiß. Aber was halten Sie von diesen Leuten. Habe ich sie Ihnen richtig geschildert – könnte man nicht mit ihnen die Welt erobern?«

»Aber um diese Welt zu erobern, bedarf man nicht allein guter Soldaten, sondern auch einer großen Idee, von der diese Soldaten beseelt sein müssen«, erwiderte Tancred.

»Aber die haben wir ja«, erwiderte Fakredin.

»Aber haben die Soldaten sie auch?«

»Wir könnten sie ihnen ja einflößen.«

»Dessen bin ich doch nicht so ganz sicher. Mir scheint, wir sind im Begriffe, die theokratische Gleichheit mittels des Feudalsystems einzuführen.«

»Das heißt also, mittels ihrer jetzigen Regierungsform, denn die Regierungsform des Libanon beruht noch auf dem Feudalsystem,« erwiderte Fakredin. »Aber der Islam wurde von Leuten verbreitet, die vorher Götzenanbeter waren, und so kann auch unsere Idee von Leuten in die Wirklichkeit übersetzt werden, deren Lebensart heute eine ihr gänzlich entgegengesetzte ist.«

»Ich halte immer noch an meiner ersten Idee fest und diese war, die Bewegung von der Wüste her ihren Anfang nehmen zu lassen,« sagte Tancred; »die Araber sind gänzlich unverdorben; sie sind dieselben heute, die sie zu den Zeiten Mohammeds, Moses' und Abrahams gewesen sind: eine große Hingabe an ein erhabenes Prinzip liegt ihnen im Blute, und die Gleichheit kann man nur mit Zuhilfenahme des patriarchalischen Prinzips richtig durchführen.«

»Aber diese Leute hier sind auch Araber,« sagte Fakredin, »ich selbst bin Araber; es gibt überhaupt keinen Libanon-Häuptling, zu welcher Religion er sich auch immer bekennen mag, der nicht aus Jemen oder Hidschaz oder aus Nedschd stammt.«

»Das ist ein großes Vorrecht«, sagte Tancred.

»Jawohl,« fuhr Fakredin begeistert fort, »und von diesen prächtigen Menschen kann der Libanon fünfzigtausend, und alle gut bewaffnet, entsenden, und doch würden noch genügend im Lande bleiben, um die Maulbeerbäume und die Weiber zu bewachen. Und ihr Unterhalt kostet fast gar nichts: ein Druse ist so mäßig wie ein Beduine, wenn es ihm so paßt; er könnte einen Feldzug mitmachen und nur von Oliven und Käse leben; sie haben nicht einmal Zelte nötig, sie biwakieren in ihren Schafspelzen.«

»Und doch,« sagte Tancred, »haben sie weiter nichts getan, als sich aufrecht erhalten, während die Araber sich die ganze Welt unterworfen haben.«

»Ich kann Ihnen den Grund dafür angeben,« sagte Fakredin. »Es ist nur zu wahr, daß wir nicht viel ausgerichtet haben, und daß wir, als wir 1843 unter unserem Emir Jussuf in die Ebene herabkamen, sogar von den Mutualis geschlagen wurden – aber nur deswegen, weil wir keine Kavallerie hatten. Unsere Gegner sind immer klug genug gewesen, die großen Beduinenstämme der syrischen Wüste gegen uns ins Feld zu führen, das hat unsere Eroberungspläne hauptsächlich gehindert, aber wir haben, wie Sie richtig bemerken, uns wenigstens immer unsere Unabhängigkeit zu erhalten gewußt. Der Libanon ist der Schlüssel Syriens, und ohne unsere Erlaubnis ist das Land nie erschlossen worden. Aber dieses Hindernis ist jetzt beseitigt. Durch unser Bündnis mit Amalek wird die syrische Wüste von jetzt an auf unserer Seite sein: denn er ist dort allmächtig, und wenn er seine Boten durch Petraea nach Derajeh und Nedschd und durch Hidschaz nach Jemen und Oman entsendet, so können wir mit Leichtigkeit an Kavallerie dieselbe Anzahl wie an Fußvolk aufbieten.«

»Mittel und Wege werden sich finden,« sagte Tancred, »denn es ist beschlossene Sache, daß die Tat ausgeführt werden soll. Aber der Beistand der Vorsehung darf die Menschen nicht dazu verführen, die Hände in den Schoß zu legen: im Gegenteil, die Vorsehung rechnet auch ihrerseits auf menschliche Mitarbeit. Ich würde gar zu gerne einige der großen syrischen Städte besuchen, vor allem Bagdad. Auf den ersten Blick scheint es mir, daß das ganze Land bis zum Euphrat bequem in einem Feldzuge zu erobern sei; doch möchte ich gerne wissen, ob dazu Artillerie unumgänglich notwendig ist. Und dann müssen wir noch an Kleinasien denken, dieses Land nämlich dürfen wir niemals aus dem Auge verlieren; es ist fast entvölkert, enthält die reichsten Gegenden der Welt und hat eine Lage, von der aus man ganz Europa beeinflussen kann. Aber angenommen, die Türken fallen, während wir die babylonischen und assyrischen Monarchien erobern, in Kleinasien ein? Das darf aber unter keinen Umständen geschehen. Ich weiß, Sie können auf Ihr Volk wie auf die Drusen unbedingt rechnen, und ich unterschätze Ihre Kräfte nicht: aber wer soll den Norden Syriens bewachen? Wer soll die Pässe im Norden besetzt halten? Auf welche Völker, zwischen Tripolis und Antiochia, oder zwischen Aleppo und Adanah, können Sie sich unbedingt verlassen? Das möchte ich gerne wissen.«

Fakredin hatte Tancreds Ideen vollkommen zu den eigenen gemacht und glaubte aufrichtig an die Möglichkeit ihrer Ausführung. Obwohl er ein mächtiger Feudalherr war, so war er dennoch fest entschlossen, sein schönes Schloß, seine Güter, Dörfer, Maulbeerplantagen und Eichenwälder aufzugeben und, sei es durch Gewalt oder Überredung, ein neues soziales System zu begründen, dessen grundlegende Idee anstatt der feudalen Abhängigkeit von früher ein freiwilliger Zusammenschluß, und zwar unter dem Schutze der Götter vom Sinai und Calvarienberge, sein sollte. Zwar darf es nicht verschwiegen werden, daß der junge syrische Emir von dieser neuen Bewegung erhoffte, selbst auf einen der Throne Asiens zu kommen – aber man würde ihm Unrecht tun, wenn man annähme, daß diese grob-egoistischen Motive die einzigen gewesen wären, die ihn auf Tancreds Ideen eingehen hießen. Auch wenn die Grundidee des Staates der »soziale Zusammenschluß« ist, so müssen die Menschen doch noch regiert werden, und für diese Regierung fühlte sich Fakredin besonders berufen.

Aber noch größer als sein Wunsch nach Macht war der nach Betätigung, denn er war des goldenen Käfigs, in dem er geboren war, herzlich müde. Er sehnte sich nach einem weiteren und größeren Felde, nach einem Felde, auf dem die gewichtigeren Interessen der Menschheit entschieden wurden; statt auf den Libanon wollte er auf ganz Europa Eindruck machen, und statt die einfachen Emirs und Scheiks des Libanons zu regieren, wollte er sein Genie lieber in größeren Ländern und gegen oder für die Thröne der Großmächte verwerten. Sein Schloß und seine schönen Güter gewährten ihm so nur wenig Befriedigung – im Gegenteil: Canobia war ihm ganz besonders zuwider. Nur selten war er darum zu Hause, und auch das nur für ein paar Tage: andauernd irgendwo seinen Wohnsitz zu nehmen, erschien seinem ruhelosen Geiste als etwas ganz Unerträgliches. So verbrachte er sein halbes Leben damit, auf den schnellsten Dromedaren von einem Orte zum andern zu eilen oder auf seinen Vollblutpferden in wildester Planlosigkeit über die Wüste zu galoppieren.

Obwohl er stolz auf seine alte Abstammung war und bei Gelegenheit sehr gut repräsentieren konnte, empfand er doch eine bei Orientalen seltene Abneigung gegen Pomp und unnötige Zeremonien und zog dem allen vielmehr, seinem ruhelosen, phantasiebegabten und verschlagenen Charakter entsprechend, ein streng aufrechterhaltenes Inkognito vor. So reiste er beständig in Verkleidungen umher: bald war er ein Kaufmann, bald ein Mamelucke, bald ein tartarischer Sendbote, mitunter auch ein Pilgersmann oder ein Derwisch und stets in Gedanken mit irgend einem unmöglichen, aber klug ausgedachten Projekte oder mit einer phantastischen Verschwörung beschäftigt. Am meisten Spaß machte es ihm daher, allein und ohne Diener umherzureisen und so der Reihe nach Ägypten, Bagdad, Zypern, Smyrna und die syrischen Städte zu besuchen. Mitunter machte er sich auch in den Küstenstädten mit seinen Gläubigern zu schaffen – eine Beschäftigung, die ihn ebenso amüsierte, wie sie anderen Leuten unangenehm gewesen wäre.

Fakredin liebte geradezu seine Schulden, denn ihnen verdankte er gewisse gründliche Aufregungen, für die er in der Monotonie seines Lebens wirklich dankbar war. Die Wucherer Syriens sind ebenso geschickt und hartherzig wie diejenigen anderer Länder und besitzen zweifelsohne alle jene abstoßenden Eigenschaften, die ein gewohnheitsmäßiges Unterdrücken aller edlen Regungen mit Sicherheit hervorbringt. Statt aber sich in ihrer Gegenwart Abscheu- oder Rachegefühlen hinzugeben, machte Fakredin unaufhörlich an ihnen die feinsten psychologischen Studien. Es machte ihm unendlichen Spaß, ihrem Betruge und hinterlistigen Geschäftsgebaren die eigene, keineswegs harmlose Schlauheit entgegenzusetzen. Mit blitzendem Auge und der unschuldigsten Miene von der Welt pflegte er ihre Häuser zu betreten und zum größten eigenen Ergötzen, gerade wenn sie ihm gewissenlos den Hals zuschnüren wollten, den Kopf aus der schon bereiten Schlinge zu ziehen. In gewisser Beziehung und bis zu einem gewissen Grade waren sie alle seine Opfer und nicht er das ihrige. Sie hatten zwar seine Einkünfte und Güter sämtlich mit Beschlag belegt, aber sie hatten dafür auch große Summen hergegeben, und er hatte einen mit dem anderen derartig zu verwickeln und die ganze finanzielle Lage der syrischen Küste so kompliziert zu gestalten gewußt, daß die klugen Wucherer schließlich zu dem für sie höchst enttäuschenden Schlusse kamen, daß der Fall Fakredins der Beginn für eine allgemeine Geldkrise in Syrien sein würde.

Selbst Wucherer haben mitunter ihre schwache Seite: einige sind eitel, andere neidisch, und Fakredin verstand es vorzüglich, diese ihre schwachen Seiten herauszufinden und ihnen hin und wieder die Gelegenheit zu verschaffen, einem Nebenbuhler eins zu versetzen. So wußte er ihnen durch seine eigene List beständig zu entgehen, ja, manchmal gelang es ihm, durch seine gefährliche Indiskretion, deren er sich unter Erröten zu rühmen pflegte, den ganzen Kredit der syrischen Küste von Skanderun bis Gaza zu erschüttern und Leute miteinander zu verfeinden, deren Existenz auf ihrem gegenseitigen Vertrauen beruhte. Dann konnte er lachen, wie eine der blauäugigen Hyänen seiner Wälder und galoppierte in dieser gehobenen Stimmung gewöhnlich nach Canobia zurück wo er sich seine Nargileh kommen ließ, sich innerlich unbändig über seine ungeheuren Schulden freute, gleichzeitig wieder phantastische Luftschlösser zu ihrer Bezahlung baute oder neue Listen zu erneutem Betruge seiner Gläubiger ersann.

»Was sollte ich nur ohne meine Schulden machen?« rief Fakredin mitunter aus, »ohne sie, die mich so getreulich durch mein ganzes bisheriges Leben geleitet haben? Nur ihnen allein verdanke ich alle meine Kenntnis der menschlichen Natur, und nur durch sie habe ich in die Tiefen des menschlichen Herzens hineinsehen gelernt, meine eigenen Kräfte entwickelt und gleichzeitig mir die Fähigkeit erworben, andere Menschen nach meinem Willen zu lenken. Welcher Geschäftskniff ist mir unbekannt geblieben? Welcher kaufmännische Charakter ist meinem Scharfblicke entgangen? Habe ich nicht aller Leistungsfähigkeit stets richtig eingeschätzt? Jawohl: durch den Umgang mit meinen Gläubigern habe ich mir jene diplomatischen Fähigkeiten erworben, die eines Tages die Kabinette Europas in Erstaunen setzen und mir fügsam machen werden! O meine Schulden: ihr seid und waret die wahren Schutzengel meines Lebens! Wenn ich je in meinem Tun ermattete, so stacheltet ihr mich wieder zur Tat auf; wenn ich mich zu stolz aufblähte, so führtet ihr mich wieder in die Wirklichkeit zurück und euch allein verdanke ich jene Ausdauer und Energie, die mit der Zeit sich die Menschheit erobert und erobern muß.« Disraeli war die erste Hälfte seines Lebens hindurch selber verschuldet: seiner eigenen Notlage verdankt er – sowie der Leser – die vorangehende packende Schilderung der Wucherer und des Bewucherten.

Trotz alledem ward Fakredin doch mitunter selbst eines so aufregenden Vergnügens, wie es unsere Geldverlegenheiten darzubieten pflegen, überdrüssig, denn es war doch im Grunde immer dieselbe Geschichte, dieselben eintönigen Abenteuer, dieselben Schauspieler und Charaktere, mit denen er zu tun hatte. Von jedem Wucherer in der Levante war er nun schon ausgenommen worden, einen jeden hatte er auch seinerseits schon hintergangen. Seine Phantasie malte sich mitunter schon mit großem Vergnügen den Augenblick aus, da er ihnen alles wieder herauspressen wollte, was er unzweifelhaft vor hatte, sobald er sich nur der Führerschaft Syriens selber bemächtigt hätte. Obwohl er überhaupt keine Bücher führte, hatte er ein so gutes Gedächtnis, daß er ganz genau den Betrag wußte, um den ihn ein jeder seiner Gläubiger betrogen hatte. Er war fest entschlossen, ihnen im Interesse seines Staates genau dieselben Summen wieder abzuzapfen, um die sie ihn selber einst gebracht hatten. Dabei war er ein zu gewiegter Staatsmann, um sich zu Konfiszierungen verleiten zu lassen: er hätte sich dabei auf eine einfache Steuererhebung beschränkt. Konfiskation ist weiter nichts als Dummheit, die den öffentlichen Kredit beeinträchtigt, wohingegen Steuern ihn befestigen: und beides kommt in der Hauptsache auf eins hinaus.

Daß die stolze Seele eines Tancred von Montacute, eines so hochdenkenden und energischen Mannes je einen so ergebenen Jünger in dem launischen, wertlosen und weltlich gesinnten Fakredin finden konnte, mag auf den ersten Blick etwas unglaublich erscheinen: und dennoch wird eine nähere Überlegung uns von der Wahrscheinlichkeit der Sache überzeugen. Fakredin verfügte über eine großartige Phantasie sowie über eine leidenschaftliche Empfindlichkeit: sein Herz war gänzlich von seinem Gefühl abhängig, und wenn dies Gefühl sich für etwas entschieden hatte, so war er tiefer Empfindung und ernster Pflichterfüllung sehr wohl fähig. »Moralische Eigenschaften« an sich und allein machten auf ihn wenig Eindruck, weswegen er für einen genialen Schurken eine gewisse Sympathie haben konnte, aber heroische Tugend, feste und hochstrebende Ideen und Pflichterfüllung im höheren Sinne appellierten an seine Einbildungskraft auf das stärkste und fanden in ihm stets einen willig sich unterwerfenden Gefolgsmann. Die gründliche und wohlgeschulte Intelligenz eines Tancred, der in Philosophie und Wissenschaft des Westens gleichmäßig zu Hause war, bewunderte er aufs höchste, denn Fakredin hatte trotz seiner Lebhaftigkeit und Intelligenz doch nur eine sehr oberflächliche Bildung genossen, hatte niemals irgend welche Bücher gelesen und hatte deshalb auch niemals zu jenen großen Schlüssen kommen können, die allein durch Studium und Einsamkeit sich erwerben lassen. Fakredin hing darum mit Inbrunst an dem Munde Tancreds, wenn dieser, und anscheinend ohne Anstrengung, alle die wohlgeordneten Schätze seines durch langes Nachdenken geschulten Geistes heraussprudelte. Und Tancred konnte stundenlang fortreden und ganz dabei vergessen, daß sein Freund keineswegs die Vorkenntnisse besaß, mittels derer allein ein Verstehen der schwierigen Probleme möglich war. Fakredin ließ sich hierin auch gar nichts merken: denn der junge Emir verließ sich vollkommen auf seine schnelle Auffassungsgabe, obwohl er innerlich recht gut wußte, daß seine Bildung sich auf das Studium einer arabischen Grammatik, einiger weiser Aussprüche großer Männer und ein paar Bände Gedichte beschränkte und meist aus dem geschickt redigierten » Courier de Smyrne« oder aus einem Bündel französischer Zeitungen stammte, die er sich gelegentlich von einem levantinischen Konsul ausgeborgt hatte.

Man kann jetzt mit Leichtigkeit den Enthusiasmus verstehen, mit dem sich Fakredin Tancreds Ideen hingab. Ein Bedürfnis, das er lange schmerzlich empfunden hatte, hatte durch ihn seine Befriedigung gefunden. Eine mächtige Idee hatte sich vor seinem geistigen Auge aufgetan, eine Idee, die in die Tat umgesetzt werden wollte. Jener Mann, der die Führerschaft dabei übernehmen sollte, war ebenfalls gefunden. Unvollkommen, wie er Tancreds Ideen immerhin verstehen mochte, eins sah er doch klar ein, daß nämlich ihre Verwirklichung nur durch die Tat und einen vollkommenen Wechsel seines bisherigen Lebens zu erreichen war. Und verglichen mit all diesen hohen Zielen erschien ihm jetzt seine gegenwärtige Lage als vollkommen gleichgültig und kaum der ernsten Beachtung wert. All den großen Idealen gegenüber erschien ihm sein Bergschloß und sein syrisches Emirat als herzlich unbedeutend, ja, als unerträglich. Fakredin ließ darum alle seine Gedanken an seine Güter wie seine Schulden fallen und dachte von jetzt an nur an seine und Tancreds Zukunftspläne.

Tancreds unerschütterliche Ruhe, die ernste und wohlüberlegte Art, mit der er seine bahnbrechenden Ideen entwickelte, zogen den jungen Emir vollständig in seinen Bann. Fakredin folgte seinem genialen Begleiter bereitwilligst in die Region seiner großen Zukunftspläne, die dieser stets mit einer Ruhe und Selbstgewißheit auseinandersetzte, die allein Fakredin von der Möglichkeit ihrer Verwirklichung halb überzeugten. Ein leidenschaftlich ergebener Jünger ist gewöhnlich nicht der rechte Mann, um Einwände geltend zu machen – aber wenn Fakredin dennoch zu seiner näheren Aufklärung einen Einspruch wagte, so konnte Tancred ihm schon deswegen mit Leichtigkeit begegnen, weil sein unerschütterlicher Wille durch die Überzeugung, unter dem Beistand der Vorsehung zu handeln, nur noch um so fester gemacht wurde.


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