Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

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Traumgesicht

        Ich stand am Weg, Thau kühlte mein Gesicht,
Nie hab ich solchen Zauberduft getrunken,
So silbern lag die Welt im Mondenlicht,
Geheimnissvoll . . . . . und wie in Glück versunken.

Die weite Ebne athmete in Lust,
Kein Baum beengte ihre tiefen Züge,
Zu weichen Hügeln hob sich ihre Brust,
Der Aether trug und schaukelte die Wiege.

Aus Nebelferne tönte Schellenlaut,
Und immer näher kam's in ernstem Trabe,
Im goldnen Wagen sass die fremde Braut,
So blass und still, als läute es zum Grabe.

Mit Gold gezäumt des Maulthiers Achtgespann,
Mit Sammt verbrämt und schweren Perlenquasten,
Sie gingen stolz und sahn mich würdig an,
Als trügen sie der Kirche heil'ge Lasten.

Prinzessin Braut, die fern aus Norden kam,
Des Südens Gluth erwartet Deine Kühle,
Wenn er den Duft von Deinen Flügeln nahm
Dann sinnst Du wohl schwerathmend in der Schwüle.

Er blieb Dir fremd, der herrische Gemahl,
Der Deine Jugend trank in raschen Zügen,
So gleich den Andern dort im Bildersaal,
Mit schmalen Lippen die zu gerne lügen.

Dein Kind hat Deine klaren Augen nicht,
Fremd und verschmitzt erschreckt Dich ihr Gefunkel,
Aus goldnem Käppchen scheint sein Angesicht
So räthselhaft in krauser Löckchen Dunkel.

Du denkst an Deine Brüder jäh zurück,
Hoch gingen sie gleich steingehau'nen Rittern,
Wie blühend Flachsfeld schimmerte ihr Blick,
Ihr Lachen machte feste Mauern zittern.

Wild war ihr Zorn, die blaue Ader schwoll,
Doch bald verraucht in froher Feierstunde,
Am Heerd gelagert . . . . . und vertrauensvoll
Umspielten sie die Kinder und die Hunde.

Die schöne Königstochter kam herein,
Dass sie die lieben Gäste traut begrüsse,
Trug mit Bedacht ein silbern Badwännlein
Und kniete hin und wusch der Helden Füsse.

Dann kam der Wein den ihre Hand gemischt,
Der Harfner sang die alten kühnen Lieder . . . .
Und durch die Halle zog so thaubefrischt
Des Aepfelgartens Athem auf und nieder.
.   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .

Wie bitter dunstet hier die Lorbeerwand,
Und durstig stehn die sonndurchglühten Mauern,
Du träumst hinaus ins grüne Dänenland,
Hörst weichen Regen durch die Buchen schauern.

Das ew'ge Licht bescheint Mariens Bild,
Du siehst nicht hin, die Augen starr im Leeren . . . . . .
O Gott, verschon' ein edles, krankes Wild,
Lass es zurück in seine Wälder kehren,

Lass es den Rauch der tiefen Dächer sehn
Und schlichter Leute freundliche Gesichter,
Und tiefer dann in's dunk'le Dickicht gehn,
Still – still – da schliesst es die erlosch'nen Lichter!

 


 


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