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Meleager | |
Eure Hände verschränkt Meinem Haupte zur Rast, Hebt die Füsse mir sanft, Eine sterbende Last, Denn mein Fleisch schmolz wie Blei in den Gluten, Denn die Glut hält die Glieder umfasst. |
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Chor |
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O Dein herrisches Aug', O Dein leuchtend Gesicht, Höchste Schönheit im Leid Wie das sterbende Licht . . . . . Doch wer naht hier, wer beugt sich in Thränen, Wer hält Dir das Todtengericht? |
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Meleager |
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War ein Weib je so schön, Eine Braut je so bang? Mit verworrenem Haar Mit erbleichender Wang? Atalanta, die reinste der Frauen, Ihr Namen ist Heil und Gesang! |
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Atalanta |
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Weh mir, dass mein Fuss Ohne Schuh, ohne Band, Allzu flüchtig und kühn Mich hintrug durchs Land, Von Arcadien nach Calydons Norden, Ein Blitz in des Rachegotts Hand. – |
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Meleager |
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Jedem Manne sein Loos, Des Erhabnen Gebot, Dem die Schwere der Welt Erscheint wie ein Loth! Doch ich wollte, in Kriegslust und Waffen Hätt' gepflückt ich den lachenden Tod. |
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Chor |
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Nicht mit Waffengeklirr Kam der Tod Dir einher, Wenn der Kriegsgott im Zorn Bricht den Speerschaft vom Speer . . . . . Denn zerbrochen o Herr ist Dein Wagmuth, Und Du wagst und Du streitest nicht mehr! |
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Meleager |
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Wollte Gott, dass der Tod Mich im Lenzwalde fand, In dem Hause des Glücks Mich berührt unerkannt, Da die Lippen von Liedern nur troffen Und der Kranz meine Stirn umwand. |
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Chorus |
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Wohin gehst Du, o Herr, – Aus der sonnigen Welt? Welche Macht reisst Dich fort, Der so nah' uns gesellt Wie das Auge dem Lid, wie die Seele, Die den Körper bewohnt und erhellt. |
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Meleager |
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Mein Herz schmilzt dahin Wie ein Holz in der Gluth Meine Laute ist stumm, Meine Leier, sie ruht, Stimmet an Eure bittersten Klagen, Wilde Wünsche im fiebernden Blut! |
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Chor |
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Wer erweckte Dich, ach, Aus der tödtlichen Nacht, Wer besänge wohl je Deine preisliche Pracht! O Dein Haupt, Deine herrlichen Glieder, Deine Schönheit zur Strecke gebracht! |
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Meleager |
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Und Du, meine Mutter, Du Traumdeuterin, Wirst Du jemals gebären Den gleichen wie ihn Den, ein Schatten im Reiche der Schatten, Die Wasser des Styx bald umziehn! |
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Oeneus |
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O wer giebt mir Ersatz, Nun das Grässliche naht! Einen Sohn für den Sohn, Für das Opfer der That . . . . O Du Licht meiner alternden Augen, Meines Lebens grünwogende Saat! |
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Chor |
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O Du selige Frau, Die in Herrlichkeit stand, Wer Dir, Mutter, genaht, Hat Dich preisend genannt, Und Dein Ruhm zog mit schwirrenden Flügeln Wie ein Zug froher Vögel durch's Land. |
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Oeneus |
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Doch nun scheinst Du ein Grau'n All Dein sonniger Schein Ist verfinstert in Hass, Ist verwandelt zu Stein! O Du Mutter der Flüche und Thränen, Mit der Schuld und der Reue allein! |
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Meleager |
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Wie das Feuer in Dir Alles raubt und verzehrt, Ist die Reine wie Thau Der zu kühlen begehrt, Wie das heilige Sternbild der Nächte, Das kein Fleck je getrübt und versehrt. |
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Atalanta |
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Wollte Gott und mein Blut Wär zu Wasser zerthaut – Wie des Eiskönigs Kind Das den Frühling erschaut Vor dem Feinde zerfliesst und verschwindet – Eh Dein Morgen so tödtlich gegraut. |
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Chor |
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Der die Männer zum Kampf, Deine Thrakier geführt, Wer ertrug Deinen Blick, Wenn der Kampf ihn geschürt? Wie so rötlich erstrahlte Dein Antlitz Wie mit Flammen des Orkus geziert. |
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Oeneus |
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Nein, ohn' Klagegeschrei Sollst Du hingehn, bewusst, Und der männliche Ruhm Füll' Dein Ohr, Deine Brust, Mit den Bildern gewonnener Schlachten, Mit der Speere frohglänzender Lust. |
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Chor |
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Durch die Hallen der Welt Klingt Dein Ruhmlied einher, Und Dein Ruhm jauchzt hinaus Wie geschleuderter Speer Von den leuchtenden Höhen hinunter Wo das Goldvliess sich badet im Meer! |
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Meleager |
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Wollte Gott – weit von hier Trugen Starke mich fort! Bei Chersoniens Strand Ist ein einsamer Ort Wo der Bosporus donnernd erwidert Des Meeres dumpfzürnendes Wort. |
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Oeneus |
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Du wendest Dich ab Und verschliesst Dich dem Ton, Hörst die Sänger nicht mehr Die Dich preisen, mein Sohn, An den Hängen der heimischen Hügel Auf den Höhen von Calydon! |
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Meleager |
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Für den Todten kein Raum, Ach verginge sein Weh Wie der glitzernde Schaum Auf den Feldern der See, Wär der Golfstrom sein gleitender Mantel, O so kühl wie der gleitende Schnee. |
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Chor |
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O Ihr Tage des Glücks, O Ihr Fahrten geträumt, Als das Segel geglänzt Wo die Woge geschäumt, Da wir rudernd die Strasse gewonnen, Wo Propontio am Felsen sich bäumt. |
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Meleager |
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Wollt Ihr kränzen mein Grab Meinen Namen erhöhn, Nun die Glieder wie Wachs Mir in Qualen zergehn? Ob Ihr Ehre mir singt oder Schande . . . . . Lasst mich schlafen in kühlenden See'n! |
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Chor |
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Wende Dich, sieh Dich um, Wie von Träumen befreit, Wenn das Leben Dich brennt Ist Dir Kühlung bereit Dort wo Osten und West sich begegnen In der Wellen nie endendem Streit. |
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Meleager |
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O Ihr Wellen im Meer Die ich jauchzend gefühlt, Wo der Pinienbaum ragt Von den Fluthen umspült . . . . Schaumblumen und Gürtel und Kronen Von dem lachenden Meervolk durchwühlt! |
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Chor |
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Den aus irdischer Haft Ew'ge Götter befrei'n, Deine Seele soll frei Aller Qualen nun sein – Doch wer zahlt Dir den Preis Deines Lebens, Des Lebens süss schauernde Pein? |
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Meleager |
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Nicht das Leben des Bluts, Das begehrt und zeugt, Nur die Anmuth sie bleibt Und die Schönheit nicht weicht Wie der Thau sich vermählt mit den Blättern Und der Regen auf Gräser sich neigt. |
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Chor |
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Unser Steuermann Du, Unser Führer im Streit, Wird zu Wasser Dein Muth Und zu Blumen Dein Leid, Und die Seele den grausamen Göttern, Denn es trennt und verschlingt uns ihr Neid. |
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Meleager |
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Die Jahre sind gierig Sie klagen und gehn, Die Götter sind zornig Auf wolkigen Höhn . . . . . Die Allmächt'gen sind satt der Gebete, Wer beherrscht sie, wer kann sie verstehn? |
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Chor |
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Doch noch hält uns ihr Spruch, Ihre geisselnde Hand, Und sie graben das Grab Und sie häufen den Sand, Dass erfüllt sei der ewige Willen, Den wir schaudernd im Finstern erkannt! |