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c. aberglaube im Saalfeldischen.
(journ. von und für D. 1790. p. 26–29. vgl. sächs. provinzialbl. 5, 499–512.)
506. christnachts zwischen XI–XII wachen die ledigen mädchen. um zu erfahren, ob sie das nächste jahr heirathen, ziehen sie sich nackend aus, stecken den kopf in die ofenblase, und beobachten das zischende wasser.
507. fruchtet der versuch nicht, so kehren sie mit einem besen rücklings die stube aus; dann wird in einer stubenecke der künftige geliebte sitzen. hören sie klatschen, so ists ein fuhrmann, hören sie tuten, ein hirte.
508. andere springen nackend vors haus und rufen den geliebten; andere gehen auf einen kreuzgang, und rufen seinen namen.
509. kindbetterinnen dürfen nie allein gelassen werden, sonst hat der teufel mehr gewalt über sie.
510. sie dürfen nicht eher schlafen, als bis jemand beim kinde wacht. von schlaf überwältigten müttern werden oft wechselbälge in die wiege gelegt. man lege des mannes hosen über die wiege.
511. den prediger fürchten die kinder in vielen dörfern. das ungezogenste kind wird ruhig bei der drohung: ›sitze still, sonst kommt der pfarrer und steckt dich in den glaumigen topf!‹
512. dem mädchen, das den letzten tag des jahrs seinen rocken nicht abspinnt, wird er von der Bergda verunreinigt. die Bergda ist ein zottiges ungeheuer.
513. die braut verwahrt den brautkranz und ein stück hochzeitbrot. solange sie das hart gewordne stück besitzt, hat sie nie brotmangel. sind sie und ihr mann lebenssatt, so wird es von ihnen in einer suppe genossen.
514. auf dem heimgang von der trauung eilt eine der brautjungfern voraus, langt bier oder brantwein und bietet dem bräutigam ein glas, das er ausleert und rückwärts wegwirft. zerbricht das glas, so ist es gut, sonst nicht.
515. erkrankt einer plötzlich ohne grund, so muß ihm wasser geschöpft werden. eine alte, erfahrne frau, ohne jemanden zu grüßen, schöpft brunnenwasser, wirft drei kohlen hinein, sinken sie, so ist der kranke beschrien, darauf naht sie, und besprengt ihn dreimal mit dem wasser, die worte murmelnd: ›bistu ein weib, falls auf deinen leib! bistu eine maid, falls auf dein haid (haupt)! bistu ein knecht, geschiebt dir eben recht!‹ vgl. 864.
516. frühjahrs, beim ersten austreiben des viehs, legen sie äxte, beile, sägen und ander eisengeräth vor die stallthür. es kann dann nicht bezaubert werden.
517. auf hohe feste arbeiten die weibsleute nach dem gottesdienst nicht, sonst werden sie lahm und vom blitz erschlagen (die wolken ziehen ihnen nach).
518. stecken die weiber kraut, so sagen sie: ›dursche wie mein dickes bein, haide wie mein kopf, blätter wie meine schürze, so werde mein kraut!‹ 452
519. der flachs wird so besprochen: ›flachs du sollst nicht eher blüh, bis du mir gehst an die knie, flachs du sollst nicht eher knotte, bis du mir gehst an . . . . . ., flachs du sollst nicht eher gehle, bis du mir gehst an die kehle!‹ Johannisnacht tanzen die mädchen um den flachs, ziehen sich nackt aus, und wälzen sich darin.
520. wenn der drache seinen verehrern eier, butter, käse, speck bringt, rufe man etlichemal den namen des heilands, so läßt er alles fallen.
521. zieht die braut in des mannes hof und treibt der hirt seine schafe in den weg, so muß sie dem hirt ein trinkgeld geben und hat glück.
522. fährt wirbelwind ins grummet, glaubt man, der böse wolle es seinen dienern zuführen. man schreie ihm schimpfworte zu.
523. der hase schneidet oft mit seinen vorderzähnen durch ganze getraidefelder einen weg. man nennt es pilsenschneiden, und wähnt, der teufel schneide das korn seinen guten freunden ab und führe es ihnen zu.
524. alte weiber schneiden oft einen fuß lang rasen aus, den unmittelbar vorher ihr feind betreten hat, und hängen den rasen in den schornstein. dann muß ihr feind abzehren. vgl. 556.
525. viele essen den letzten tag im jahr knödel (strötzel) und heringe. sonst, behaupten sie, schneide ihnen Perchte den bauch auf, nehme das erst genossene heraus, und nähe dann mit pflugschar statt der nadel, mit röhmkette statt des zwirns den gemachten schnitt zu.
526. die ganze christnacht wird das feuer im ofen erhalten.
527. wer neujahrstag zum bier geht, verjüngt sich und wird roth.
528. traum in der neujahrsnacht trift ein.
529. will das buttern nicht fort, so legen sie feuerstahl oder messer unters faß.
530. beim krautpflanzen beschmutzte hände soll man in einem großen stunz waschen, so bekommt das kraut große häupter.
531. ein mädchen kann durchs krautpflanzen erfahren, ob sie ihren geliebten jemals bekommt oder nicht. sie zwickt ein stück der wurzel eines pflänzchens ab, spaltet den übrigen theil, und steckt die wurzel einer andern hindurch; beide pflanzen werden nun hart an einen stein gesetzt und fest zusammen gedrückt. bekleiben die pflanzen, so kommt die heirat zu stande.
532. macht man ein stück vieh oder sonst etwas einem durch ein gebot feil, so geht es bald drauf zu grunde.
533. beim leinsäen werfe man das tuch, worin der samen lag, hoch in die luft. desto höher wird der flachs.