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[Ich geb' hier] das Verzeichnis der Namen, welche unerschrocken genug waren, gegen das bestehende österreichische Zensursystem aufzutreten. Die Petition war von folgenden Unterschriften begleitet:
Grillparzer. Dieser edle und tiefsinnige Dichter bekleidet die Stelle eines Archiv-Direktors. Ihn hat das System allmählich stumm gemacht; denn Weltklugheit war seinem redlichen Dichterherzen nicht gegeben. Sogar patriotisch, sogar niederösterreichisch zu dichten machte ihm die Etikette unmöglich. Unmut und durch Tränen lächelnde Resignation haben sich seiner Seele bemächtigt. Er schafft, er dichtet im Stillen für sich, läßt aber an den Frost der Verhältnisse von seinem wannen Busen nichts fort und hofft auf einen Frühling, den vielleicht nicht mehr er selbst, aber sicher seine Werke erleben.
A. von Ettingshausen, der berühmte Physiker.
Bauernfeld, der gesinnungsvolle Anreger der Petition. In seiner Stimmung Grillparzer verwandt, aber weniger entsagend. Dieses feurige Gemüt muß sich austoben. Diesen edlen Wein kann die Zensur nicht um seine Gährungen bringen. Man fürchtet seine gesellschaftliche Stellung, man duldet seinen Freimut, man läßt ihm mehr, als den andern, hingehen. Sein großes dramatisches Talent ist eine zu wesentliche Stütze des Burgtheaters, als daß man es ganz mit ihm verderben kann. Man hat ihm seinen »deutschen Krieger« unverstümmelt durchgehen lassen, ein Schauspiel, dessen polemische Anlage man nur hier, dessen dramatische Wirkung man nur auf dem Burgtheater versteht. Die Kritik hat sich die Analyse dieses Stückes etwas leicht gemacht. Zwei Prinzipe stehen sich gegenüber, die Feder und das Schwert, die Bürokratie und die frische, freudige Tat, die Unterwürfigkeit unter den knöchernen Buchstaben und der stolze Mut des sich selbst Gesetze vorschreibenden edlen Willens. Vermittelnd und verknüpfend zwischen beiden waltet das Prinzip der Aventüre, das Abenteuerliche, das Erträumte, Unpraktische, das uns beschleicht, wenn wir in einem unfreien Verhältnisse nicht leben wollen und in einem freien nicht leben können. Eine Aussöhnung dieser Gegensätze versucht die herrliche Gestalt des Kurfürsten, ohne sie freilich befriedigend zu geben. Das Stück blitzt von Spott gegen das veraltete Schubfächer-, Akten- und Repositorienwesen des Regierens und ist in seiner polemisch-lokalen Bedeutung von Österreich wohl verstanden worden ...
Adalbert Stifter, ein Maler mit dem Pinsel und der Feder, ein seltenes Talent für gemütliches Still-Leben ...
Gutzkow über Stifter
Zu den Dichtern, die mit Anerkennung auf diesem Gebiete genannt werden müssen, ist auch Adalbert Stifter zu rechnen. Stifter hat das Auge des Landschaft- und Stillebenmalers. Er weiß eine einsame Palme in der Wüste wie den endlosen Urwald, einen einzigen Lichtstrahl wie den Sonnenaufgang vom Rigi zu schildern. Man muß oft die Kunst bewundern, mit der er einen Vorgang, der einem halben Nichts gleichkommt, zu einer Quelle angeregtester Teilnahme zu erheben weiß. Leider geht es dabei nicht immer ganz mit natürlichen Dingen zu und gestehen wir deshalb, daß die Worte in Bd. I, Nr. 31 dieser »Unterhaltungen«:
Glanz und Duft genug!
Die Veilchen duften Patschouli,
Diamantenbesäet ist die Flur
von Tropfen des Taues,
Ja die Träne sogar malt
en émaille dein Pinsel!
auf das Extrem eines Dichtens gehen, wo das Was wird erzählt? nicht immer mit dem Wie wird erzählt? in gleichem Verhältnis steht.
Eine Stifter-Anekdote
Wie die Großen rechnen lernen –! Adalbert Stifter erzählte mir, er hätte in Gegenwart der Fürstin M. ihren Sohn, dessen Lehrer er war, die Aufgabe machen lassen, zu berechnen, wie viel zwölfkaratige silberne Löffel sich aus sechs Dutzend dreizehnkaratigen herstellen ließen, wenn jene ein Lot schwerer hätten wiegen sollen, als diese. Der junge Prinz rechnete und rechnete. Endlich unterbrach die durchlauchtigste Frau Mutter seine Anstrengungen mit den zornigen Worten: »Aber bester Herr von Stifter, wenn dergleichen bei uns vorkommt, so schickt der Ouvrier einfach die Rechnung, und wir bezahlen sie!«