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4

Steegen bemerkte, daß das Auftauchen Hans Stüwes Dorette aus der Fassung brachte. Zuerst versuchte sie zu tun, als ob der Bildhauer ihr unbekannt wäre. Dann schien sie zu hoffen, daß Steegen ihn nicht erkannte. Aber der Name fuhr ihm heraus.

»Du kennst ihn?« fragte sie erstaunt.

»Er war in Swantemühl, ich ahnte aber nicht, daß du Beziehungen zu ihm hast.« Auf einmal war ihm klar, was Karla ihn auf der Tauentzienstraße hatte fragen wollen und was sie nicht herausbringen konnte: sie mußte durch einen Zufall dahinter gekommen sein, daß zwischen ihrem Mann und Dorette Verbindungen bestanden!

»Ich kannte Stüwe nur flüchtig und habe ihn neulich auf einer Gesellschaft wiedergetroffen!« beeilte Dorette sich zu berichten. »Es war ein netter Abend. Wir plauderten viel von Swantemühl. Übrigens hat er inzwischen Karla geheiratet. Leider hat er sich jetzt in mich verliebt. Er lauert mir auf. Weiß der Himmel, wie er die »Vitrine« herausbekommen hat!«

Noch immer sagte Rolf Steegen kein Wort. Er sah stumm vor sich nieder und knüpfte lose Beobachtungen zu festen Gespinsten zusammen.

»Sie sagen ja nichts?« fragte Dorette und zündete sich eine neue Zigarette an. »Stört dieser Mensch Sie?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich wundere mich nur, wie er zu Ihnen gekommen ist.«

»Ich wundere mich auch!« lachte sie auf. »Einen Augenblick!« Sie erhob sich und ging zu dem Schweigsamen an den Tisch. An seinen Bewegungen, wie er jetzt aufstand und seine Lippen über Dorettes Hand beugte, sah Steegen, daß der Bildhauer betrunken war. Aber er streifte alles Absonderliche ab, sobald Dorette sich ihm näherte. Seine Augen wurden ruhiger, das Haar strich er über die Stirn zurück. Die beiden flüsterten miteinander. Dorette mochte ihm zureden, nach Hause zu gehen. Stüwe sprach lebhaft auf sie ein. Merkwürdig nahm das Paar sich aus. Wie ein schwerfällig täppischer Bär der Professor, der gewohnt war, in Massen zu denken und mit Massen zu hantieren. Als hauchzartes Luftgebilde wirkte Dorette neben ihm. Wie Menschen, die von verschiedenen Sternen kommen, saßen die beiden nebeneinander. Nach einer Weile reichten sie sich die Hand, Dorette kam an ihren Platz zurück. Der Professor rief den Kellner, legte einen Geldschein auf den Tisch und erhob sich. Er grüßte flüchtig hinüber und ging hinaus. Dorette sah ihm aufmerksam nach, als müßte sie seinen Gang studieren.

»Was will er von dir?« fragte Steegen.

»Was willst du, was wollt ihr alle von mir?« fragte sie heftig zurück. »Das, was ich nicht will! Ihr sollt mich in Frieden lassen!«

Von der Bar hörte man den Häkelhaken der Inhaberin einige Male hart aufpochen. »Feierabend, meine Herrschaften!« sagte sie. Die Gespräche in dem Raum wurden lebhafter, suchten zu einem greifbaren Ergebnis zu kommen. Ein allgemeines Finish setzte ein. Die blonde aufgeschwemmte Bardame wurde von zwei Herren bestürmt, die die Anzahl der genossenen Drinks vergeblich ins Treffen führten. Der Kellner stand wie ein Menetekel vor den Paaren, die verbissen aufeinander einredeten, und suchte zu kassieren. Einige alleinstehende Damen kehrten beim Anlegen ihrer Garderobe noch einmal alle Reize hervor.

»Polizeistunde, meine Herrschaften!« klang es von der Bar her. Der Häkelhaken klopfte energischer auf. »Drei Uhr, meine Herrschaften!« Die Mixerin stellte geräuschvoll die Flaschen in den Schrank und schloß ab. Die Inhaberin drehte die Hälfte der Lampen aus. Der Raum machte sich jetzt wie eine dunkle Höhle mit wenigen Leuchtkäfern.

»Komm!« sagte Dorette. Das »Du« und »Sie« wechselte in ihren Sätzen. Es wirkte sich irgendein geheimnisvolles Gesetz darin aus. »Du« war Gleichgültigkeit, Vertrautheit, Verheißung, Anerkennung. »Sie« bedeutete Fremdheit, Ablehnung, Kampf und gespannten Gegensatz, der zum Angriff reizte. Im allgemeinen schien ihm das »Sie« mehr Chancen zu geben.

Er half ihr in das Seidencape. Vorher hatte sie die weiße Seite nach außen getragen. Jetzt nahm sie die schwarze nach außen. Ihr Gesicht wuchs wie eine bleiche Blume aus dem Umhang. Das blonde Haar lag in dieser Beleuchtung wie eine plastisch geformte Masse. »Ihr sollt mich in Frieden lassen!« hatte sie eben noch gesagt. Aber ihr Körper bog sich wie eine Gerte, als er das Cape um sie legte, und die schmalen Schultern hatten eine Bewegung, weich und doch voll gespannter Kraft, daß er sich zurückhalten mußte, sie nicht an sich zu pressen. Früher hatte er sie umklammern und seinen Mund auf ihre Lippen drücken dürfen. Weshalb war das zu Ende? Wie konnte ein solches Recht überhaupt jemals aufhören!

Sie standen draußen. Die Gäste der Bar entfernten sich in diskutierenden Gruppen. Eine Rolljalousie senkte sich mit Getöse über die roten Buchstaben »Vitrine«. Ein Gitter schob sich quietschend vor die Tür. Zwei Herren warteten an der Ecke auf die Bardame.

»Weshalb verkehren Sie bei Herrn Abercron?« fragte er, plötzlich ein neues Thema anschlagend. »Wollen Sie Blümchens Perlenschmuck erben?« Es sollte sie verletzen. Sie sollte merken, daß er ihren Kampf um eine neue Welt durchschaute.

»Wieso den Perlenschmuck?« fragte sie zurück. »Ich bin mit Herrn Abercron verlobt. Wir heiraten in der nächsten Woche!«

»Verlobt? Heiraten?«

»Weshalb erstaunt Sie das? Wegen der Gesellschaft heute abend? Es war die letzte in diesem Stil.«

»So!« sagte er leichthin. Wieder fiel ihm die Ähnlichkeit Abercrons mit Herrn Blankenhorn ein. Sollte die Tragödie noch ein zweites Mal vor sich gehen? Er sah Abercron an seinem Schreibtisch sitzen. Genau so hatte Blankenhorn dagesessen, als ihn die tödliche Kugel traf. Er sah sich mit Dorette zusammen durch den Grunewald reiten, wie er in Swantemühl mit ihr geritten war.

»Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, fing sie an. »Werden Sie es nicht falsch verstehen, wenn ich Sie bitte, mich noch nach Hause zu begleiten? Es ist nur wenige Schritte!« Sie hatte den Mund eines ungezogenen kleinen Mädchens, wenn sie bat.

Was wollte sie ihm zeigen? Sie gingen schweigend nebeneinander. Dorette schloß eine Haustür auf. »Drei Treppen!« sagte sie. Während er neben ihr die Stufen hinaufstieg, mußte er an das merkwürdige Lokal denken. Saß Dorette jeden Abend dort? In welches Leben war sie verflochten? Sie schien die Menschen zu kennen, die dort regelmäßig verkehrten. Was waren das für Menschen? Sie mußten irgendwie angeknackst sein. Der Professor fiel ihm ein, wie er Dorette mit seinen großen Augen angestarrt hatte. Eine seltsame Stimmung herrschte dort. Diese Welt war grenzenlos. Fäden spannen sich überall hin: zu Schlafzimmern, in denen enttäuschte Frauen nicht schlafen konnten, zu Junggesellenbuden, zu Bankkonferenzen, zu Redaktionen. Das ganze Leben, wie es draußen und am Tage erschien, das gab es hier noch einmal, schattenhaft, mit andern Verknüpfungen, die vielleicht wichtiger und enger waren, als was draußen und am Tage sichtbar ward. In diesem Boden wurzelte Dorette. Majoratsherrin, Verlobte des Großindustriellen Abercron, das war nur das äußerliche Bild. Irgendwie lebte sie in solchen Nachtlokalen fort, schlang den Rauch englischer Zigaretten ein, mußte den Nachgeschmack scharfer Drinks am Gaumen spüren, die aufregende, einschläfernde Unendlichkeit stundenlanger Gespräche an kleinen Tischen, das Durcheinanderwogen fremder, dunkler Schicksale.

Das brauchte sie. In diese Welt würde sie immer wieder zurückkehren.

Sie schloß die Wohnungstür auf. »Sei leise, bitte!« Es ging durch eine Berliner Stube in den hinteren Korridor. Hier lagen ihre zwei Zimmer. Sie traten ein. Um einen runden Tisch standen vier Sessel, es gab ein großes Sofa mit riesigem Umbau an der Wand, in der Fensterecke den Schreibtisch, Bilder und Bücher. Es war eine zusammengetragene und mühsam zurechtgestellte Gemütlichkeit. Es rührte ihn, daß sie in dieser dürftigen Umgebung hauste.

»Willst du ihn sehen?« fragte sie. »Joachim Blankenhorn, den Majoratsherrn von Swantemühl?« Sie führte ihn in das Schlafzimmer nebenan. In dem kleinen Bett lag das Kind, rosig verschlafen, Fäuste gegen die dicken Backen gedrückt. Steegen stand ein wenig hilflos davor. Er verstand sich nicht auf kleine Kinder. Nur Blankenhorns merkwürdig vordringende Stirn fiel ihm in diesem noch undurchgebildeten Gesicht auf. »Macht so etwas nicht viel Arbeit?«

»Ach«, sagte sie, »das ist doch eine beglückende Arbeit! Und außerdem helfen mir die Wirtin und das Mädchen. Sie sind ganz wild nach ihm. Ich darf kaum mehr tun, als mit ihm spielen und ihn küssen.« Sie beugte sich plötzlich über das Bettchen.

»Führst du einen Prozeß mit Blankenhorns?« fragte er und sah sie gerührt an. Es erschütterte ihn auf eine unbegreifliche Weise, sie bei ihrem Kind zu sehen.

»Ja, einen sehr komplizierten Prozeß. Ich will Swantemühl für Joachim wiederhaben.«

»Geht das?«

»Vielleicht. Die Anteile der andern sollen hypothekarisch eingetragen werden, aber das Gut ist schon überlastet, und kein Mensch weiß, ob Swantemühl überhaupt noch als Majorat zu betrachten ist.«

»Gibt Abercron dir das Geld für den Prozeß?«

Sie seufzte auf. »Ich hoffe, daß er es tun wird. Vorläufig muß ich sehr vorsichtig mit ihm sein. Er ist ungeheuer schlau und mißtrauisch.« Das Kind wurde unruhig, die kleinen Fäuste begannen in der Luft herumzusuchen. »Komm, wir müssen hinausgehen. Es hat einen leisen Schlaf.«

Sie saßen im Wohnzimmer. Jetzt! dachte er. Er war neugierig, was sie von ihm wollte. Oder kam jetzt die große Aussprache, das lange Erwartete?

»Wie stehst du mit Sabine?« fragte sie unvermutet.

»Mit Sabine Blankenhorn? Wie soll ich mit ihr stehen? Gar nicht! Ich habe sie nie wieder gesprochen!«

Dorette sah ihn verschmitzt an. »Weshalb lügst du? Du hast ihr alles erzählt, was zwischen uns war!«

»Nie habe ich zu einem Menschen darüber gesprochen!« sagte er ernst. Aber in diesem Augenblick verstand er, weshalb Dorette ihm geschrieben hatte: Sie hatte Angst vor ihm! Es war noch alles wie damals nach der Tat. Er dachte an die anonymen Briefe aus Swantemühl. Wenn er irgend jemandem erzählte, was sich zwischen ihm und Dorette zugetragen hatte, dann mußte der Verdacht sich auch auf sie lenken. »Ich habe wirklich nie darüber gesprochen!« versicherte er nochmals.

»Weshalb warst du denn neulich mit Karla zusammen?«

»Ich traf sie ganz zufällig.«

»So!« Dorette erhob sich und ging an den Schreibtisch. »Ich wollte dir etwas zeigen. Kennst du das?«

Sie reichte ihm ein kleines Bild, das offenbar aus einer Zeitschrift ausgeschnitten war. Die Abbildung einer Bronzegruppe. Ein Reiter stand neben seinem Pferd, hatte den breitrandigen Hut abgezogen und blickte in die Ferne. »Feierabend, Bronze von Sabine Blankenhorn, dritter Preis«, las er darunter.

»Nun, und? Das bist du doch!« sagte Dorette heftig. »Ganz deutlich bist du das und Ulfilas, der Rappe, den du in Swantemühl rittest.«

Ja, Rolf Steegen erkannte sich. Unzählige Male hatte er so neben dem Rappen am Abend auf dem Hügel hinter der großen Scheune gehalten, wenn er von einem entfernten Schlag zurückkam. Ohne daß er etwas davon ahnte, mußte Sabine ihn beobachtet haben. Ein wehes Gefühl beschlich ihn, wenn er sich vorstellte, wie das hübsche Mädchen mit den klugen Augen ihm aus irgendeinem Fenster des Schlosses nachsah. Aber das dauerte nur einen Augenblick, dann stieg ein unbestimmter Schrecken aus dem Innern auf: Sabine hatte ihn beobachtet! Was alles konnte sie an ihm bemerkt haben? Wenn er sich hinter dem Wald mit Dorette traf! War sie ihnen vielleicht nachgeschlichen, wenn sie bei dem Busch hinter der großen Schneise abgestiegen waren und sich ins Gras gelegt hatten? Wenn Sabine ein einziges ihrer Gespräche aufgefangen hatte, dann mußte er in ihren Augen der Mörder ihres Vaters sein. Nichts hatten die zwei Jahre seitdem von dieser Angst genommen. Die Untersuchung war wieder aufgenommen. Vielleicht war diese kleine Plastik eine Warnung, die Sabine an ihn ergehen ließ: Hüte dich! Ich habe dich gesehen, als du es am wenigsten vermutetest!

»Nun?« fragte Dorette. »Wie steht es mit dir und Sabine? Übrigens ist es eine wundervolle kleine Arbeit, und sie hat einen Preis erhalten.«

»Ich sehe das hier zum erstenmal. Ich bin mit Sabine nicht mehr zusammengewesen. Sie muß es aus dem Gedächtnis gemacht haben.« Wieder verstand er Dorettes Angst. Sie mußte eine furchtbare Angst davor haben, daß er zu Sabine gesprochen hatte.

»Wirklich?«

»Ganz wirklich!«

»Dann – liebt sie dich!«

Er schüttelte den Kopf. »Sabine liebt mich nicht. Die haben mich alle gehaßt, weil ich mit dir zusammen war.«

»Sagst du das jetzt als Vorwurf?« fragte sie feindlich.

»Um des Himmels willen, nein, Dorette! Was fällt dir ein! Alles in der Welt gebe ich für eine Minute hin, die ich mit dir verlebt habe!« Sie war von dem heißen Ausbruch überrascht und sah ihn prüfend an.

»Du hast nichts mit Sabine? Hast nie etwas mit ihr gehabt?«

»Nein.«

»Liebst du mich noch immer?« Wieder waren die Worte wie aus einer furchtbaren Angst hervorgestoßen.

»Ja, Dorette, ich liebe dich! Aber du hast mich nie geliebt!«

Plötzlich hing sie an seinem Halse und küßte ihn. »Ich liebe dich immer noch, Rolf!«

Der Raum stürzte über ihm zusammen. Das war die große Begegnung, um derentwillen er alles fortgeworfen hatte. »Du!« stammelte er. Seine Arme suchten sie hundertfach zu umgreifen.

So blieben sie minutenlang, bis sie sich endlich von ihm löste. »Sei vernünftig, Rolf! Wir müssen vernünftig sein!«

Sie saßen nebeneinander. Er erwachte aus einem Traum. So war es immer gewesen. Dieses stumme lächelnde Dasitzen! War es Kälte? War es Entrücktheit? Nie konnte er es entscheiden. Auch das war das gleiche geblieben! War sie eifersüchtig auf Sabine oder hatte sie wirklich nur Angst gehabt? Er wußte es nicht. Nie wußte er etwas von Dorette. Auch in solchen Augenblicken nicht.

»Es geht mir schlecht, Rolf!« sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn es in der nächsten Woche nicht zu der Heirat kommt, weiß ich nicht, wie es werden soll.«

»Abercron?«

»Natürlich Abercron! Du hast ja kein Geld, mein Lieber. Also Abercron!« Das waren die kühlen Feststellungen, die er an ihr haßte. »So ist es doch heute: man kann eine Welt gewinnen, oder man bekommt nichts! Willst du einen Kognak?« Sie nahm eine Flasche und zwei Gläser aus dem Schrank. Er stellte fest, daß sie fast die gleichen Worte gebraucht hatte wie die kleine Filmschauspielerin. Wie lebten heute diese entwurzelten Frauen alle!

»Ist es möglich, daß sich die Heirat zerschlägt?« fragte er.

»Ja, es ist möglich! Wenn man etwas will, dann ist man seiner selbst unsicher. Dann gehorcht einem auf einmal nichts mehr. Hier, trink! Der Kognak ist warm. Ich kann nichts dafür.« Sie reichte ihm das Glas und fuhr ihm mit der Hand flüchtig durchs Haar. »Geh jetzt, Rolf! Du mußt gehen! Wir wollen vernünftig sein!«

Er erhob sich mit einem energischen Ruck, stand vor ihr, nahm ihren Kopf noch einmal in seine Hände. »Du Arme, mußt mich noch wegen des Hausschlüssels hinunterbringen!« Er stellte sich vor, wie sie zusammen die Treppe hinunterstiegen. Es war wie ein Geschenk.

»Ach nein«, sagte sie, »ich gebe dir einfach einen Hausschlüssel mit. Ich habe zwei. Und ich muß noch das Kind besorgen!«

»Dann gehe ich jetzt. Aber ich weiß nicht, ob du mich nicht auslachst, wenn ich so einfach von dir fortgehe. Ich bin dumm, daß ich jetzt fortgehe!«

»Mach mich nicht böse, Rolf! Du mußt jetzt gehen!«

Er senkte traurig den Kopf. »Sage mir«, fing er noch einmal an, »wird es im Leben dazu kommen, daß du mir ganz gehörst? Und wenn es einmal nur für kurze Zeit ist, denn du weißt ja: ich bin arm. Aber für einige Wochen oder Tage, oder für eine einzige Nacht. Sag mir die Wahrheit! Wird es im Leben einmal dazu kommen?«

Er suchte ängstlich in ihrem Gesicht nach einer Wirkung seiner Worte. Dorette lächelte. Sie sah von unten zu ihm auf und lächelte. Dann umfaßte sie ihn und küßte ihn auf den Mund. »Ich weiß es nicht, Rolf. Wenn du artig bist! Wenn du sehr artig bist! Komm, ich bringe dich noch bis an die Treppe.«

Als er draußen stand, drückte er die Fäuste gegen die Augen. Das war das Wiedersehen gewesen, das große ersehnte Wiedersehen! Aber er wußte nicht, ob er glücklich war oder weinen sollte.


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