Georg Herwegh
Gedichte
Georg Herwegh

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Chlodwig

Juli 1868

Brule ce que tu as adoré,
Adore ce que tu as brulé,
Fier Sicambre!

              Wir kommen aus der Schwärmerei
Allmählich in die Praxis
Und haben unsre Posten frei
Gemacht von Thurn und Taxis.

Die Briefe können leichtbeschwingt
Um einen Groschen reisen,
So weit die deutsche Zunge klingt –
Gelobt sei Blut und Eisen!

Wir zahlen alle gleichen Zoll
Für Zucker, Kaffeebohnen,
Der feinste Mokka droben soll
Die Zöllner einst belohnen.

Besteuert ist der Knaster auch,
Für Flinten, wie wir lesen;
Wir machen viel und wissen: Rauch
Ist alles ird'sche Wesen.

Zehn Schüsse pro Minute! wer
Wagt länger noch zu hadern?
Zehn Schüsse! Niemand zweifelt mehr
An diesen Hinterladern.

Der große Braun, der große Metz,
Die Besten und die Bessern,
Sie harrten nur auf Königgrätz,
Um in die Spree zu wässern.

Der Schweizer Bluntschli ist bereit,
Ganz Baden zu verschenken;
Crispinus pflegte jederzeit
Sehr liberal zu denken.

Der Welfe ließ, ein blöder Tor,
Gewaltsam sich vertreiben;
Der kleine Waldeck zieht es vor,
Sich selber zu entleiben.

Wie's an der Isar ist bestellt?
Fragt nach bei andern Leuten!
Die Bretter sollen dort die Welt,
Der Pfordten nichts bedeuten.

O Michel, in Erfüllung geht
Dein allerkühnstes Hoffen:
Vorn Asperg bis nach Celle steht
Dir jedes Zuchthaus offen.

Du wirst in Handel und Justiz
Dich brüderlich vergleichen;
Dann wird der Stock des alten Fritz
Dich überall erreichen.

Die Einheit war kein leerer Wahn –
Heil ihm, der das erkannt hat!
Der stolze Sicambrer betet an,
Was er so lang verbrannt hat.

Verbrannt – erschossen – du wirst dich nun
Materiell erheben!
Mein Deutschland, laß die Toten ruhn –
Und König Chlodwig leben!

 


 


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