Georg Herwegh
Gedichte
Georg Herwegh

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Im Frühling

1849

            O laß sie träumen den Kaiserwahn,
Alt-Deutschlands Ritter und Recken;
Wie werden sich vor dem roten Hahn
Die roten Adler verstecken!

O laß sie träumen noch eine Nacht!
Dann wetzen wir aus die Scharte,
Dann werden Fidibusse gemacht
Aus der europäischen Karte.

Die Völker kommen und läuten Sturm –
Erwache, mein Blum, erwache!
Vom Kölner Dome zum Stefansturm
Wird brausen die Rache, die Rache.

Vorn Stefansturm zum stillen Prag
Und weiter, weiter nach Polen
Das ist der Könige Jüngster Tag;
Der Teufel, er wird sie holen.

Die alten Kohorten am Tiberstrom
Stehn auf beim Klang der Trompeten;
Die Glocken schweigen, du ewiges Rom
Vergiß dein Singen und Beten!

Die Glocken schweigen, die Pfaffen schrein
In ihren zertrümmerten Hallen;
Den Heiligen wird der goldne Schein
Vom zitternden Haupte fallen.

Die Henker falten, vor Schrecken bleich,
Die blutigen Hände zusammen;
Und aus dem stürzenden Österreich
Hoch lodern werden die Flammen.

Das alles, das alles soll geschehn
In kommenden Frühlingstagen –
Herrgott, laß die Welt nicht untergehn,
Eh die Nachtigallen schlagen!

 


 


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