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Wahrend der sechs auf Heinrichs Abenteuer folgenden Monate begab sich dieser täglich nach dem Hause seiner Schönen, die Vorstellungen Müllers und die Anstrengung dieser fortwährenden Ritte nicht achtend.
Eines Tags indeß war Müller sehr erstaunt, als er Heinrich bei seinem Aufstehen noch im Schlosse fand. »Ei der Tausend! Ihr seid nicht fort? Nein, Müller, und ich bleibe. – Bah! hat Euch Eure Dulcinea schon einige Streiche nach ihrer Weise gespielt? – Meine Pauline ist unfähig, sich zu ändern! – Sie hat Euch also gesagt, daß sie Euch liebe? – Glaubst Du, daß seit der sechs Monate, die ich sie sehe, unsere Herzen sich nicht verstanden, unsere Augen sich nicht ausgedrückt haben? ... – O! ich sehe wohl, es ist ein Frauenzimmer, das den Dienst versteht! – – Wenn ich diesen Morgen nicht zu ihr gegangen bin, so liegt dies daran, daß die gute Madame Reinhard (der Name derer, die Mutterstelle bei ihr vertritt) mich benachrichtigte, der Vater meiner Pauline könne von einem Augenblicke zum andern eintreffen, und er möchte, ehe er von dem Anfange unserer Bekanntschaft unterrichtet sei, meine Besuche übel aufnehmen. – So wäret Ihr also von Eurer Schönen für lange Zeit getrennt. – Für lange Zeit! ... o! ich hoffe wohl, mich ihrem Vater in einigen Tagen vorstellen zu können; er wird mich sehen, mich lieben und ... – Und wenn er ein vernünftiger Mann ist, Euch zum Hause hinauswerfen. – Wahrhaftig, Müller, Du bringst mich noch zur Verzweiflung mit Deinen Betrachtungen. – Ah! ich bin eben nicht verliebt und sage, was ich denke.«
Nach Verfluß von vierzehn Tagen konnte Heinrich seine Ungeduld nicht mehr zügeln und beschloß daher, nach der Wohnung seiner Geliebten zu eilen; diesmal wollte Müller seinen Zögling begleiten, denn es war ihm sehr gelegen, den Vater des Fräuleins zu sehen und zugleich den Gegenstand von Heinrichs Liebe kennen zu lernen. Heinrich wäre lieber allein gegangen. Müller aber hielt ihm entgegen, daß es schicklicher sei, wenn er ihn begleite, und daß, wenn Paulinens Vater ein braver Soldat sei, ihm der Anblick eines alten Feldwebels mehr Vertrauen einflößen würde, als der eines jungen Leichtfußes. Sie ritten daher beide mit einander. Von dem Verlangen, seine Schöne zu sehen, angespornt, sprengte Heinrich im sausenden Galopp; vergebens schrie ihm Müller zu, daß er ihm nicht folgen könne; für unsern jungen Mann war dies ein Grund weiter, nicht anzuhalten.
Endlich erblickten sie das so sehnlich herbeigewünschte Haus. Heinrich ist bald vom Pferde; Müller betrachtet die unansehnliche Wohnung genauer und schüttelt unzufrieden den Kopf. Heinrich klopft an. Einige Minuten vergehen, bis eine alte Frau unter der Thüre erscheint, in welcher jedoch Heinrich nicht mehr die Dienerin erkennt, die er sonst zu sehen gewohnt war; zitternd fragt er: »Herr Christiern? – Seit acht Tagen wohnt er nicht mehr hier, mein Herr. – Großer Gott! und seine Tochter? und Madame Reinhard? – Die Tochter folgte ihrem Vater und Madame Reinhard hat sie begleitet.« Wie vom Donner gerührt, steht Heinrich bei dieser Nachricht; Müller bricht in lautes Lachen aus.
»Ha! ha! ha! tausend Bomben! es freut mich sehr, daß Ihr Eure schöne Unbekannte los seid ... – Nein, und wäre sie am Ende der Welt, ich müßte sie auffinden!« ruft Heinrich aus, und fängt an, die gute Frau über die Abreise des Herrn Christiern auszufragen; aber er kann nichts weiter von ihr erfahren, als daß die drei früheren Bewohner des Hauses abgezogen seien, ohne Grund oder Ziel ihrer Reise anzugeben, und daß die jetzige Hausbewohnerin ihre Vorgänger gar nicht kenne. Mit diesen Worten schließt die Alte wieder und läßt unsere Wanderer auf der Heerstraße stehen.
In seiner Verzweiflung will Heinrich nach Offenburg reiten, die Umgegend durchstreifen, Alles aufbieten, um seine Schöne wieder zu finden; aber Müller versteht sich nicht dazu, sondern zwingt ihn, den Weg nach dem Schlosse wieder mit ihm einzuschlagen.
Hier befanden sie sich seit einigen Tagen, Heinrich von nichts als Reisen und Entführungen träumend, Müller sich zur Entwicklung dieses Liebeshandels Glück wünschend, als sie vernahmen, der Oberst Framberg werde in Kurzem wieder auf dem Schlosse zurück sein.
Müller kennt sich nicht vor Freude. Er soll seinen Obersten, seinen Wohlthäter wieder sehen! Alles wird in Bewegung gesetzt, damit der Graf auf seinen Besitzungen mit der schuldigen Ehrfurcht empfangen werde.
Alle seine Vasallen greifen zu den Waffen, Müller exercirt sie vom Morgen bis zum Abend, ordnet Gefechte, Evolutionen an. Selbst Herr Bethmann, der seit einiger Zeit zu nichts mehr gut war, als sich zu betrinken, Herr Bethmann war genöthigt, die Muskete zu tragen, am Exercitium Theil zu nehmen und zweimal täglich auf den Wällen des Schlosses Wache zu stehen, was ihm übrigens von Anfang an sehr mißfiel; doch Müller dachte, dies sei die beste Weise, etwas aus ihm zu machen.
Heinrich vergißt einen Augenblick Diejenige, die ihm im Kopfe spukt, und die Ankunft seines Vaters, den er so lange nicht mehr gesehen, beschäftigte alle seine Geisteskräfte; er theilt Müllers Thätigkeit und harrt voll Ungeduld des Augenblicks, an dem er seinen Vater in die Arme drücken soll. Endlich kommt sie, die ersehnte Stunde. Herr Bethmann, gerade auf der Wache, erblickt den Wagen des Obersten von ferne. Müllers Befehl zufolge feuert er als Signal von dessen Ankunft seine Flinte ab, fällt aber aus Schrecken über den Knall des Schusses zu Boden.
Bald ist Alles im Schloß in Bewegung; Müller löst eiligst die Schildwache ab; läßt die Zugbrücke nieder und stellt die Bauern zu beiden Seiten des Thores in Schlachtordnung auf. Er schärft ihnen ein, alle zu gleicher Zeit loszufeuern, so wie sie den Wagen des Obersten ins Schloß einfahren sehen, und Herr Bethmann geht durch und in den Keller, um diesen furchtbaren Knall nicht zu hören, aber Müller, der ihn nicht aus den Augen läßt, läuft ihm nach, und zwingt ihn, wieder in die Reihen einzutreten, indem er ihm ein altes Gewehr gibt, das nach seiner Versicherung weit weniger Lärm macht, als das andere.
Endlich hört man Pferdegetrappel, der Wagen fährt über die Zugbrücke, Müller gibt das Signal: alle Bauern schießen zu gleicher Zeit. Bethmann, erschreckt oder elektrisirt durch diese plötzliche Salve, versucht ein Gleiches zu thun; aber die Flinte, die seit langer Zeit nicht gedient hatte, platzt und schlägt Herrn Bethmann ins Gesicht, der sich heulend vor den Pferden auf dem Boden wälzt. Diese, durch das Geschrei des Lehrers scheu gemacht, fangen an, die Kreuz und Quer im Hof herum zu rennen, die Vasallen des Obersten auseinander treibend; Müller schreit aus vollem Halse, seine Truppen wieder zu sammeln, Heinrich läuft hinter den Pferden her, welche durch diesen Lärm aufgeregt, nur um so ärger galoppiren und erst vor einer Pfütze anhalten, in welche sie den Wagen werfen, der im Fallen ein halbes Dutzend Enten erdrückt.
Nach vieler Mühe wurden die Pferde zum Stehen gebracht und Heinrich springt seinem Vater bei, der in die Pfütze gerollt war, glücklicherweise aber keinen andern Schaden genommen hatte, als daß seine Staatsuniform mit Koth bedeckt war und sich eine bei ihm Schutz suchende Gans an sein Hintertheil angehängt hatte.
Während man sich bemühte, das Thier, welches die Hosen nicht loslassen wollte, wegzunehmen, trat Müller mit bestürzter Miene vor. »Ach, mein Oberst! ... werden Sie mir gütigst verzeihen ... wenn der Empfang, den ich Ihnen bereitete, seine Wirkung verfehlte? ... – Macht nichts, mein lieber Müller, Deine Absicht war gut und das ist mir genug. – Der verfluchte Bethmann ist daran Schuld, Oberst! ... – Ich brauche weiter nichts, als meine Kleider zu wechseln. – Und er hat nichts als ein Auge verloren, mein Oberst. – Wo ist aber mein Sohn? ... Mein Heinrich, komm doch in meine Arme! ... Der junge Mann stürzte sich dem Obersten in die Arme, der ihn mit tiefem, innigem Gefühle anblickt, wobei er ausruft: »Sie ist es! ... meine Clementine!« ... Und er drückte ihn zärtlich an sein Herz. Heinrich seinerseits fühlte in seiner Seele die tiefe Empfindung der Ehrfurcht und Dankbarkeit entstehen, welche er demjenigen schuldig war, den er als seinen Vater betrachtete.
Nach einigen der Herzensergießung geschenkten Augenblicken dachte der Oberst, er werde nicht übel daran thun, sich umzukleiden; er forderte Heinrich auf, nachzusehen, ob im Schloß Alles wieder in seine Ordnung zurückgekehrt sei, und gab Müller ein Zeichen, ihm in sein Gemach zu folgen.
»Nun denn! lieber Müller,« begann der Oberst, als sie allein waren, »es sind nun beinahe zwölf Jahre her, daß ich Dir meinen theuren Heinrich anvertraute. Wie hast Du diese Zeit zugebracht, Du, dem ich's besonders zur Aufgabe machte, das Herz meines Sohnes zu bilden, während ich sie dazu verwandte, in der Welt umherzuirren, die Feinde zu schlagen, kurz, mich von der nagenden Erinnerung über den Verlust einer Frau zu zerstreuen, welche meine Thränen und mein Leid so sehr verdiente? Du hast mir noch keine Rechenschaft ablegen können über Deine Bemühungen, Deine Sorgfalt und über Deine Weise, aus Heinrich einen Mann zu machen, über den ich nie zu erröthen habe: sag', ist es Dir gelungen? – Ja, mein Oberst, und wacker gelungen, dessen rühme ich mich. Ah! der junge Mann ist ein Teufel, der seine Streiche machen wird! ... – Wie! ... – Das heißt, mein Oberst, er wird von sich sprechen machen: erstlich ist er brav, dafür stehe ich! ... und er schlägt sich! Ich hoffe, Sie werden es selbst sehen, und mir Ihr Compliment darüber machen. – Ferner? – Ferner ist er menschlich, großmüthig, gefühlvoll! O, und im letztern Punkte! ... – Ich sehe, er wird alle Tugenden seiner Mutter besitzen. – O! ja mein Oberst, nur fürchte ich, sein Gefühl möchte ihn zu weit führen! ... – Was willst Du damit sagen? – Ei, das heißt, der junge Mann wird verdammt viel Geschmack am andern Geschlecht finden! ... – Du glaubst? – Zum Henker, ob ich es glaube ...« Hier hielt Müller inne, denn er erinnerte sich an sein gegebenes Versprechen, dem Oberst Heinrichs Abenteuer mit seiner Schönen geheim zu halten.
»Du bist also völlig mit meinem Sohne zufrieden, Müller? – Ja, mein Oberst, sehr zufrieden; er ist ein Zögling, der mir eines Tags Ehre machen wird, dessen bin ich gewiß. Nicht, als ob er nicht auch einige kleine Fehler hätte ... Erstlich ist er heftig, ungeduldig, aufbrausend... – Ho! ho! das hattest Du mir nicht gesagt! – Seien Sie jedoch ruhig, mein Oberst, diese Fehler vergehen mit dem Alter, und wenn das Herz gut ist, gibt es stets ein Heilmittel, und das seinige ist so ... ja! dafür stehe ich, so gut als das Ihrige, mein Oberst! ... Er wäre würdig, Ihr Sohn zu sein ... – Was sagst Du, Müller?« rief der Oberst lebhaft. Müller war verwirrt, kratzte sich hinterm Ohr und bemerkte, daß er eine Dummheit gesagt hatte; er faßte sich indeß und antwortete: »Meiner Treu, Oberst, weil das Wort einmal heraus ist, so werde ich nicht suchen, es zurückzunehmen; sehen Sie, ich kann mich überdies nicht verstellen und gestehe, daß es mich hart ankam, etwas Heimliches vor Ihnen zu haben, mein Oberst! – Nun wohlan, Müller! weil Du das Geheimniß von Heinrichs Geburt kennst, will ich mich gegen Dich nicht länger verstellen; überdies werden mich Zufall oder Umstände vielleicht eines Tages zwingen, ihm Alles zu sagen, und wenn ich sterben sollte, ehe ich ihm dieses Dunkel aufgehellt, wäre es mir nicht unlieb, auch einen Andern in dasselbe eingeweiht zu sehen. Bedenke aber wohl, Müller, nie eine Silbe von dem, was ich Dir sage, gegen irgend Jemand verlauten zu lassen, ohne durch die dringendsten Umstände dazu genöthigt zu sein, oder ohne Befehl von meiner Seite! ... – Seien Sie ohne Sorgen, Oberst, ich gebe mein Wort darauf; Sie kennen mich und wissen, Müller ist unfähig, seinen Schwur zu brechen.« Der Oberst Framberg unterrichtete nun Müller von Allem, was Heinrichs Geburt betraf, so wie von dem wahren Namen seines Vaters, wie Clementine ihm angegeben.
Mehrere Monate verstrichen. Oberst Framberg liebte Heinrich wie seinen Sohn; aber er gewahrte inzwischen, daß Müllers Zögling gar nicht so vollkommen sei, als dieser ihm gesagt hatte, dessen ungeachtet war Heinrich im Schloß viel gesetzter, seit der Oberst wieder hier residirte.
Eines Tages ließ Graf Framberg Heinrich in sein Gemach kommen und redete ihn folgendermaßen an: »Mein lieber Sohn, Du trittst nun in ein Alter, wo der Aufenthalt in einem nur von Deinem Vater bewohnten Schlosse Dir nicht mehr genügend ist. Du zählst indeß nur siebzehn Jahre, hast aber doch das Aussehen eines Mannes, und ich glaube, Dich Dir selbst für einige Zeit ohne Gefahr überlassen zu können. – Wie, mein Vater?« rief Heinrich. – »Ja, mein Freund, das heißt, Du sollst reisen, die Welt kennen lernen. Ich ging im fünfzehnten Jahre zur Armee ab! ... Du siehst daraus, ich war jünger als Du. – Sie schicken mich also zur Armee, Vater? – Nein, lieber Heinrich, da Du, Müllers Erziehung ungeachtet, keinen entschiedenen Hang für die militärische Laufbahn zu haben scheinst, so wollen wir warten, bis Dir selbst der Wunsch dazu kommt. Aber Du sollst Deine Jugend nicht in diesem Schloß zubringen; Du magst reisen, die Welt durchstreifen; das wird Dich vollends ausbilden. – Und Sie, mein Vater? – Ich, mein Freund, ich fange an, in ein Alter zu kommen, wo man die Ruhe allen Vergnügungen vorzieht, ich bleibe daher in diesem Schloß und warte ruhig Deine Heimkehr ab, in der Ueberzeugung, Deine Aufführung in der Ferne werde von der Art sein, daß ich nicht genöthigt bin, Dich zu holen. – Ach! mein Vater! seien Sie versichert, ich werde ihre Lehren nie vergessen. – Dann ist die Sache abgemacht: in acht Tagen kannst Du abreisen. Ich hatte sehr gewünscht, Müller möchte Dich auf Deinen Reisen begleiten, allein dieser gute Husar, von dem ich so lange getrennt war, wird die einzige Person sein, welche unterdessen meine Einsamkeit theilt; überdies wird auch ihm die Ruhe zum Bedürfniß, und er soll daher bei mir bleiben. Du nimmst Frank, des Gärtners Sohn, als Bedienten mit; er kam mir verständig vor: ich glaube, Du wirst mit ihm zufrieden sein.«
Erfreut über seines Vaters Entschluß, traf Heinrich alle Zurüstungen zu seiner Reise. Das Andenken an seine theure Pauline hatte sich nie aus seinem Gedächtniß verwischt, und er hoffte, er werde im Lauf seiner Reise erfahren können, was aus ihr geworden sei.
Der Tag der Abreise erschien, Heinrich verließ Schloß Framberg in Franks Begleitung und reichlich mit dem nöthigen Gelde versehen. Der Oberst weinte, wie er seinen Heinrich von ihm scheiden sah, und selbst Müller fühlte einige Thränen bei der Trennung von dem, dessen Jugend er gebildet hatte und für den er sein Leben eingesetzt hätte, seine Wangen benetzen.
Achtzehn Monate lang gab Heinrich ziemlich regelmäßig Nachricht von sich; nach Verfluß dieser Zeit aber blieben die Briefe aus. Der Oberst und Müller, beide über dieses Stillschweigen gleich sehr beunruhigt, wußten nicht, was sie daraus folgern sollten. Endlich entschloß sich der Oberst, Erkundigungen über die Aufführung seines Sohnes einzuziehen, und er vernahm, daß dieselbe nicht so exemplarisch gewesen sei, als er so gerne geglaubt hatte, und daß sich der junge Mann seinen Leidenschaften schrankenlos überlasse. Anfangs nahm Müller Partei für seinen Zögling und suchte ihn bei dem Obersten dadurch zu entschuldigen, daß er diesem wiederholte, wie die Jugend austoben müsse, und daß er als Jüngling noch ganz andere Streiche gemacht habe. Am Ende des jedesmaligen Streites war der Oberst stets besänftigt; bald aber machte eine wichtigere Nachricht Müllers Reden ein Ende: man theilte dem Obersten mit, sein Sohn befinde sich mit einer jungen, unbekannten Person, die er zu heirathen im Begriff stehe, in Straßburg. Da dachte der Oberst, seine Pflicht erheische, dieser Unbesonnenheit Heinrichs zuvorzukommen, und er entschloß sich, mit Müller nach Straßburg zu eilen.
»Ha! dieser junge Mensch hat den Teufel im Leib mit seinen Weibsleuten! ...« rief Müller unterwegs aus. »Ich habe ihm gesagt, das werde ihn zu dummen Streichen verleiten! ... Aber Mohrensapperment: eher hätte ich eine Kanonenkugel gerührt, als ihm Vernunft beigebracht! ...«
Der Oberst gab keine Antwort, aber er fing zu glauben an, Müller sei geschickter, sich mit dem Feind zu messen, als die Erziehung eines jungen Menschen zu leiten.
Endlich kamen sie nach Straßburg, wo sie erfuhren, daß Heinrich vor Kurzem nach Paris abgereist sei. Unverweilt schlug der Oberst mit Müller den Weg nach der Hauptstadt ein, und in Paris angelangt, erhielten sie die Nachricht, Heinrich sei am Vorabend wieder nach Straßburg zurückgekehrt.
»So reisen wir auch wieder nach Straßburg,« sprach der Oberst zu Müller. – »Ha! tausend Citadellen!« fluchte dieser, »ich glaube, der Fant macht sich über uns lustig.«
Wir haben gesehen, wie der Postillon, um auf einem Nebenwege schneller ans Ziel zu kommen, Müller und seinen Obersten in einen Graben geworfen hatte; aber wir wissen noch nicht, wie Müller wieder aus dem Keller herauskam, in welchem wir ihn zurückließen; es ist Zeit, daß wir ihm zu Hülfe eilen.