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Wenn eine Frau ihrer Niederkunft entgegensieht, so zieht sie für diese Zeit in eine kleine Hütte, die unweit ihrer Wohnung errichtet ist. Die Mutter oder eine Verwandte leistet Hebammendienste, dabei dürfen nur Frauen, aber keine Männer zugegen sein. Ein großes Stück Rindenstoff wird auf die Erde, ein anderes über die Kreißende gelegt. Der Vater hält sich gewöhnlich in der Nachbarschaft auf und wird erst nach der Geburt seines Kindes herzugerufen, um dann mit einem scharfen Steinmesser etwa einen Fuß vom Nabel des Säuglings entfernt die Nabelschnur durchzuschneiden. Um Blutungen zu verhindern, wird diese zu einem Knoten gebunden und bleibt so lange daran, bis sie von selbst abfällt. Nabelbrüche sind als Folge dieser Behandlung nicht selten. Zwillingsgeburten sind nach Aussage unseres Gewährsmannes Cabri nicht häufig.
Nach der Geburt steht die Mutter sofort auf. Ihr erster Weg führt zum Bach, um sich zu waschen; auch das Kind wird zum gleichen Zweck dorthin gebracht. Wenn es die Vermögensverhältnisse zulassen, wird bei der Geburt eines Kindes wenigstens ein Schwein und, wenn die Nabelschnur abfällt, noch ein zweites geschlachtet. Das erste verzehrt meistens der Vater allein, das zweite in Gemeinschaft mit seinen guten Freunden.
Jede Mutter stillt im allgemeinen ihr Kind selbst, nur wenn sie sehr beschäftigt ist, überläßt sie es auf kurze Zeit einer Freundin. Die meisten Kinder werden nicht eher der Brust entwöhnt, als bis sie allein laufen können, und manche erst, wenn sie sprechen können. Viele erhalten auch schon sehr früh feste Nahrung, z. B. Popoi, und einige Monate nach der Geburt rohe Fische.
Unverheiratete Mädchen können ungestraft nach Wohlgefallen dem Hang ihrer Sinnlichkeit frönen, ohne damit sich und ihre Familie zu entehren. Sobald sie aber einmal geheiratet haben, hört aller Umgang mit andern Männern auf. Für Untreue bekommt die Frau Schläge oder wird aus dem Hause gejagt, der Verführer, je nach der Laune des Mannes, heimlich, öffentlich oder gar nicht bestraft. Sind die beiden jungen Menschen miteinander einig, so tauschen Bräutigam und Schwiegereltern Geschenke aus. Die Ehe dauert so lange, wie Einigkeit zwischen den Gatten besteht. Will der eine oder andere Teil das Band lösen, so steht es ihm frei. Die Kinder bleiben entweder beim Vater oder bei der Mutter, wie es die Eltern miteinander vereinbaren.
Heiratet die Tochter eines angesehenen Mannes, so werden viele Schweine geschlachtet und alle Freunde zu dem Schmaus eingeladen. Jeder der Hochzeitsgäste hat das Recht, mit Einwilligung der Braut, die Freuden der Hochzeitsnacht mit dem Bräutigam zu teilen. Das Fest dauert gewöhnlich 2-3 Tage, bis alle Schweine aufgezehrt sind. Dann muß jedoch die junge Frau allen Verkehr mit anderen Männern abbrechen, wenigstens darf sie nicht willkürlich ihrer Neigung folgen, es sei denn, daß der Gatte durch Geschenke nachsichtig gemacht wird oder sogar selbst seine Frau an einen ändern verkuppelt. - Reiche Männer dürfen so viele Frauen heiraten, wie sie wollen und ernähren können. Doch ist Monogamie die gewöhnliche Eheform.
Stirbt jemand, so wird sogleich die Leiche abgewaschen, auf ein mit Rindenstoff bedecktes Bambusgerüst gelegt und mit weiteren Tüchern bedeckt. Wenigstens die Hälfte aller Schweine, welche die Familie des Verstorbenen besitzt, wird geschlachtet und zubereitet. Dann werden der Taua und andere Tabu-Personen für den folgenden Tag zum Begräbnis eingeladen. Bei Ankunft der Gäste werden hinter der Totenplattform ein Stück Rindenstoff ausgespannt und mehrere Stäbchen aufgerichtet, die mit weißen Rindenstoffstücken verziert sind. Das sind Tabuzeichen.
Der Priester (Taua) bringt wenigstens vier große Trommeln mit und übernimmt die Begräbniszeremonien. Diese bestehen im Herplappern einer langen, in unverständlicher Sprache abgefaßten Rede, wobei fortwährend die Trommeln geschlagen werden. Vielleicht will man durch diesen Lärm die bösen Geister abhalten. Nun fallen die Gäste über die Speisen, die Schweine, den Popoi und die Brotfrüchte her und hören nicht eher auf, als bis alles aufgezehrt ist. Der Priester erhält als Anteil die Schweinsköpfe, und dem Häuptling, der zu allen Leichenbegängnissen seines Tales eingeladen wird, muß, falls er nicht kommen kann, das Hinterviertel eines Schweines ins Haus geschickt werden. – Die nächsten Anverwandten müssen währenddessen Tag und Nacht die Leiche bewachen und sie täglich mit Kokosöl einreiben. Das geschieht wochen-, ja monatelang; dadurch wird der Leichnam vor Fäulnis bewahrt und geradezu mumifiziert. Zuletzt wickelt man den Toten in Tücher, die vorher mit diesem Öl getränkt worden sind, und setzt ihn auf einem besonderen Gerüst im Begräbnisplatz der Familie bei.
Feindlich gesinnte Nachbarstämme suchen sich oft gegenseitig die Toten vom Morai zu stehlen und halten dies für eine große Heldentat. Deshalb werden die Toten, sobald man einen feindlichen Überfall vermutet, vom Morai weggenommen und beerdigt.
Zu den mancherlei Hexereien, die von einzelnen Insulanern wie auch von den Taua ausgeübt werden, gehört die Kunst, einen anderen durch Zauberei krank zu machen. Dazu verwenden sie ein Mittel, das sie Kacha nennen. Wer ein solches Mittel zubereiten will, muß gar mancherlei beachten: er muß seinen Körper abwaschen, darf drei Tage lang nichts essen, nur wenig trinken, keinen Umgang mit Frauen haben und muß die Herstellung der Zaubermedizin auf einem Tabuplatz, mag es ein Morai oder ein Tabuhaus sein, vornehmen. Das Mittel wird in einem kleinen, aus Kokos- oder anderen Fasern geflochtenen Beutel aufbewahrt und besteht aus der Haut einer frisch abgestreiften Eidechse, verschiedenen Pflanzenarten, besonders geformten Steinchen, einem Stück Bambusrohr und anderen Dingen. Dazu kommt, und das ist das Wichtigste dabei, noch ein Gegenstand, welcher der Person, die man bezaubern will, gehört bzw. körperlich mit ihr verbunden war, mögen es nun Haare sein, Speisereste, etwas Erde, auf die sie gespuckt oder uriniert hat, ein Stückchen von ihrem Schamgürtel oder ähnliches.
Gewöhnlich fertigt man drei derartige Zauberbeutel an, räuchert sie und vergräbt sie heimlich an verschiedenen Orten. Wenn nun kurze Zeit darauf der Zauber seine Wirkung tut und der bezauberte Mensch erkrankt, so sucht dieser mit Hilfe eines Taua den vermeintlichen Täter ausfindig zu machen. Kraft eines Tabus ist der Täter zum Geständnis verpflichtet und muß auf Befragen seine Tat eingestehen. Der Kranke läßt dann sogleich dem Zauberer ein oder mehrere Schweine zum Geschenk machen, damit er in Gegenwart von Zeugen die Zaubermedizin wieder ausgräbt und damit den Zauber löst. Gesundet der Kranke nicht, so werden weitere Geschenke angeboten, bis auch die übrigen Zauberbeutel ausgegraben sind. Wird also der Zauberer hinreichend belohnt, so wird der Kranke genesen, sonst gibt es keine Rettung für ihn.
Durch die Kenntnis der Zauberei sind aber die Priester (Taua) auch in der Lage, die Ursachen vieler Krankheiten festzustellen. Fühlt sich jemand krank, so wird der Taua gerufen, der dem Patienten dreimal über die Brust streicht und sich gebärdet, als wolle er dessen Geist, etwa so, wie wir es mit Fliegen tun, einfangen. Bei dieser Gelegenheit muß er wohl noch weitere Zeremonien vollführen, denn der Franzose Cabri versicherte mir allen Ernstes – so tief hatte auch schon bei ihm der Aberglaube Wurzel gefaßt –, daß er selbst den Geist des Kranken in der geballten Hand des Priesters gehört habe, ja, daß dieser zuweilen laut pfeife und sogar auf Befragen in einer nur dem Priester verständlichen Sprache die Ursache des Leidens mitgeteilt hätte. Meist handle es sich um Übertretung eines Tabus, eines Diebstahls u. dgl., wofür der Geist als Sühne Schweineopfer fordere. Diese Opfertiere werden von den Priestern allein auf dem Morai verzehrt und lassen den Kranken wieder gesunden.
Die Beschneidung ist auf dieser Insel allgemein üblich, sie wird an Knaben, sobald sie in das mannbare Alter eintreten, vorgenommen. Man bringt ein kleines, mit einem Läppchen umwundenes Stäbchen unter die Vorhaut, schlitzt sie mit einem scharfen Steine auf und reibt sodann den Saft der Pahpa-Pflanze in die Wunde ein. Eine starke Entzündung ist die Folge, die aber nach 10–12 Tagen vorübergeht. Diese Operation kann ein jeder verrichten, nur der Vater nicht. Der Operateur ist tabu und wird, solange die Entzündung der Wunde anhält, reichlich mit Schweinefleisch bewirtet, zum Schluß erhält er noch ein weiteres Schwein.
Die Schamhaftigkeit der Männer hat zu einer eigenartigen Sitte geführt: sie ziehen nämlich die Vorhaut über das Glied und umbinden sie mit einer Schnur. Vollkommene Nacktheit finden sie nicht unanständig, würde dagegen ein Insulaner das Zubinden der Vorhaut unterlassen, so würde das von seinen Landsleuten als schamlos empfunden werden.
Bei der Fülle von Lebensmitteln haben diese immer frohsinnigen Menschen einen beständigen Hang zu Vergnügungen aller Art. So werden von den Häuptlingen zur Zeit der Brotfruchtreife Volksfeste veranstaltet, für die bereits lange vorher Schweine, Kokosnüsse, Bananen und mehrere Arten von Wurzeln eingesammelt und aufgespart werden, um sie dann mit um so größerer Freigebigkeit unter das Volk zu verteilen. – Eines der meisten öffentlichen Feste sind die Tänze, bei denen die Teilnehmer umherspringen und mancherlei Pantomimen mit schnellen Schwingungen der Arme und Hände vollführen, ohne sich viel von der Stelle zu bewegen. Sie scheinen darin verschiedene Tätigkeiten, wie Fischen, Schleudern, Stelzenlaufen, Schwimmen usw., auszudrücken. Zu diesen Festen sind alle Teilnehmer reich geputzt, u. a. mit einem Schmuck aus den Schwanzfedern des Tropikvogels: 6 derartige Federn stehen in einem Ring, der an dem Mittelfinger einer jeden Hand getragen wird, steil nach oben, wodurch die Schwingungen der Hände beim Tanz unendlich gewinnen. Auch an Händen, Füßen, um den Hüften, auf dem Kopf, um den Hals und selbst in den Ohren wird Schmuck aus Haaren oder Federn getragen. Obwohl Frauen von Stande für gewöhnlich mit einem Schamgürtel bekleidet sind, treten sie zu Tanzfesten vollkommen nackend auf. Der Franzose Cabri behauptet, daß nur diejenigen jungen Mädchen, Frauen oder Witwen tanzen, deren Männer im Kampf gefangen oder umgekommen seien, und daß sie sich bei dieser Gelegenheit mit kleinen Steinchen die Haut aufritzen, um damit ihren Schmerz auszudrücken.
Auf den Tanzplätzen, die sich in den Talebenen finden, sind große glatte und mehrere Fuß breite Steine so dicht und sauber aneinandergefügt, daß man beinahe glauben sollte, diese Arbeit sei von europäischen Handwerkern ausgeführt worden. Diese Plätze sind tabu und, da zu Zeiten derartiger Feste alle Feindseligkeiten ruhen, können auch die Bewohner der Nachbartäler daran teilnehmen.
Die Festmusik besteht in einem wilden Geschrei und im Schlagen großer Trommeln. Diese sind aus einem ausgehöhlten Baumstamm gefertigt und haben ungefähr die Form eines auf Füßen stehenden Zylinders, der etwa 4½ Fuß hoch ist und bis zu 2 Fuß Durchmesser hat. Sie sind mit einer Haifischhaut überspannt, sehr sauber gearbeitet und am unteren Teil wie der Resonanzboden eines Saiteninstrumentes mit länglichen Öffnungen versehen.
Ihre Gesänge, die düster und melancholisch klingen, begleiten sie durch einen taktmäßigen lauten Schall, den sie dadurch erzielen, daß sie den nackten linken Arm dicht an den Körper drücken und mit der rechten Hand in die zwischen die Rippen und der inneren Seite des Ellenbogengelenkes entstehende Höhlung schlagen. Andere wieder klatschen einfach mit den Händen oder sie trommeln mit den Händen, wenn der Tanz einen feierlichen Charakter hat. Ein weiteres Musikinstrument außer der Trommel ist die Kriegstrompete; dazu dient eine große Tritonmuschel, deren untere Spitze abgeschliffen und mit einem Mundstück aus einer kleinen Kokosnußschale oder der Hülse einer Ölnuß versehen ist. Der Ton ist dem eines Hirtenhorns ähnlich.
Ein ebenso großes Vergnügen ist das Stelzenlaufen. In dieser Kunst sind die Eingeborenen vielleicht geschickter als irgendeine andere Nation. Bei ihren großen Festen veranstalten sie Wettläufe auf Stelzen, wobei immer einer den andern während des Laufes zu Fall zu bringen sucht. Die Geschicklichkeit ist um so bemerkenswerter, als die glatten Steine das Laufen sehr erschweren. Schon Kinder von 8 bis 10 Jahren gewöhnen sich an den Gebrauch dieses Gerätes. Ihre Geschicklichkeit im Schwimmen erregte unsere größte Bewunderung. Sie blieben im Wasser auf ein und derselben Stelle in aufrechter Haltung gleichsam stehen und regierten sich mit den Füßen, so daß man nur den Kopf und die Schultern sah. Sie schlugen im Wasser Kokosnüsse auf, brachten Tauschartikel an einem Stab, den sie hoch aus dem Wasser hielten, zum Schiff. Oft schwammen sie mit kleinen Kindern auf den Achseln, stürzten sich von hohen Felsen in die See und wollten lieber ans gegenüberliegende Ufer schwimmen, als zu Fuß einen Umweg um die Bucht machen. Wir sahen einzelne Insulaner, die beinahe den ganzen Tag um unser Schiff herumschwammen und nicht im mindesten ermüdet zu sein schienen. Der bereits genannte Mufau kletterte, ohne je ein europäisches Schiff bestiegen zu haben, aus eigenem Antrieb auf den großen Mast und stürzte sich von der obersten Rahe zu seinem Vergnügen ins Meer. Nicht ohne Schauder und Erstaunen sahen wir, wie er einige Sekunden mit eingezogenen, gegen den Körper gedrückten Füßen gleichsam in der Luft balancierte, um den Kopf oben zu behalten, und dann durch die Gewalt des Sturzes und das Gewicht seiner ansehnlichen Körpermasse so tief tauchte, daß er erst nach mehreren Sekunden wieder an der Wasseroberfläche erschien. – Auch sonst sind sie sehr geschickt. Sie klettern mit unbeschreiblicher Gewandtheit auf die höchsten Bäume, die sie nicht wie wir mit zusammengepreßten Knien, sondern eher wie die Affen mit angestemmten Zehen ersteigen. Steile Felsen erklimmen sie mit Leichtigkeit, dagegen sind sie im Schnelllauf ungeschickt.
Ihr Schmuck ist sehr verschiedenartig, scheint aber weder eine besondere Auszeichnung des Standes noch der Person zu sein. Um den Kopf tragen sie mit Perlmutter und anderem Zierat besetzte Stirnbinden, in denen wallende Federn stecken. Das Kopfhaar scheren sie bis auf zwei kleine runde Stellen über den Ohren und binden die stehengebliebenen langen Haarsträhnen zu hohen Büscheln zusammen, so daß sie wie gehörnte Wesen aussehen.
Die Durchbohrung der Ohren ist so weit, daß man bequem einen Körper von der Stärke eines kleinen Fingers hindurchstecken kann. Ihr beliebtester Ohrschmuck ist jedoch eine Muschel, an deren Rückseite ein etwas abgeschliffener Schweinshauer befestigt ist, oder eine leichte ovale Scheibe aus Brotfruchtbaumholz. Auch werden in den Ohrlöchern etwa 2 Zoll lange Holzstäbchen oder andere Kleinigkeiten, die an Schnüren hängen, getragen.
Ihr schönster Halsschmuck ist eine Art Ringkragen, der die Gestalt eines Hufeisens hat und aus mehreren aneinandergereihten Stäbchen von leichtem Brotfruchtbaumholz besteht. Darauf sind mit Harz, das dieser Baum ausschwitzt, die auch in Europa zu Halsbändern gern verwendeten roten und schwarzen Erbsen (Abrus precatorius Linn.) befestigt. Nicht selten trägt man auch Halsbänder aus Kokosfaserschnur, auf die Schweinshauer, einzelne Knochen oder dicke abgerundete längliche Muscheln aufgereiht sind. In Ermanglung irgendeines anderen Gegenstandes hatten manche kleine Fischchen, Krebse, Blumen, Muscheln, Früchte und auch von uns erhaltene Geschenke, wie Nägel, Messer u.dgl., in den Ohren oder um den Hals hängen.
Rote wie überhaupt bunte Federn scheinen bei ihnen hoch im Wert zu stehen, denn Kätänuäh, der mit seinen Schweinen wirklich nicht freigebig war, wollte uns sofort eines für einen kleinen Papageien überlassen, den wir aus Brasilien mitgebracht hatten. Unsere Gewährsmänner erzählten uns, daß man die Hähne und andere bunte Vögel häufig ihrer Federn beraube und diese dann zu Putz verwende.
Am höchsten wird der Hopemoa-Schmuck bewertet; es ist dies eine Binde aus langen lockigen Haaren, das die Männer ihren Frauen abschneiden und über dem Gesäß tragen. Nicht weniger wertvoll sind auch die bereits genannten Ringe mit Federn des Tropikvogels. Um diese zu erhalten, ersteigen die Eingeborenen nachts die Felsen, fangen die Vögel, während sie schlafen, und reißen ihnen die Schwanzfedern aus, ohne sie jedoch zu töten. Auf diese Weise können sie, wenn die Federn wieder nachgewachsen sind, dieses seltsame Verfahren wiederholen. Auch an Armen und Füßen bemerkten wir Federschmuck, dazu Schnüre von aneinandergereihten kleinen Conchilien.
Die Bereitung der Kleidung aus dem Bast des Papiermaulbeerbaumes obliegt allein den Frauen, ebenso die Bereitung des Kokosnußöles. Dazu wird das Kernfleisch mehrerer Nüsse geschabt, die Masse auf Bananenblätter gelegt und das Ganze 4-5 Tage der Sonne ausgesetzt. Dann wird der Saft von ebensoviel frisch geschabten Nüssen darüber ausgepreßt und diese Masse wieder 2-3 Tage in der Sonne liegengelassen. Der Brei wird dann ausgedrückt und das erhaltene Öl in Bambusröhren aufbewahrt. Sache der Männer ist dagegen die Herstellung der Geräte und Waffen. Gerade die letzteren sind mit besonderer Sorgfalt gearbeitet: Lanzen, Wurfspieße und Keulen sind in dem einen Fall beschnitzt, im ändern mit kunstvoll geflochtenen Haaren erschlagener Feinde verziert. Die Schleudern sind aus Schnüren von Kokosfaser oder einer ändern Pflanze, die mir jedoch nicht zu Gesicht kam (wahrscheinlich eine Nesselart oder Phormium tenax). Bogen und Pfeile sind hier unbekannt. Auf den Morais findet man Figuren, die eine menschliche Gestalt vorstellen sollen, die jedoch keine hohe Kunstentwicklung verraten. Auf die Anfertigung der Fischernetze verwenden sie mehr Zeit als auf die Herstellung der Angelhaken, die nur einfach aus einer Perlmuschel verfertigt sind. Dagegen beweisen die Fächer ihr Geschick im Flechten. Die Wirtschaftsgeräte bestehen in Kalebassen, die mit Knochen verziert und mit einem Netzwerk umflochten sind, sowie aus kleineren und größeren Eßgefäßen, die einem Trog ähneln und an denen man Menschengesichter, Fisch- und Vogelköpfe wahrnimmt.
Korallenstücke ersetzen den Eingeborenen die Holzfeile; mit ihnen bearbeiten sie das harte Kasuarinen-Holz. Dagegen wird die Haut des Haifisches zum Polieren der Waffen gebraucht. Die Zähne aus dem Oberkiefer des Haies werden zum Schneiden, ja sogar zum Rasieren verwendet. Die Zähne aus der unteren Kinnlade geben, in einen Holzstab eingesetzt und zwischen den Händen gequirlt, einen guten Bohrer ab.
Die Schiffbaukunst ist im Vergleich zu anderen Südsee-Insulanern sehr weit zurück. Die Boote sind 20 - 30 Fuß lang und nur einen Fuß breit; sie fassen höchstens 6 - 7 Menschen. Damit die Boote nicht umschlagen, sind sie mit einem Ausleger versehen. Ein solches Boot ist schlecht und grob gearbeitet; die zur Erhöhung der Seitenwände aufgesetzten Bretter sind mit Kokosfasern zusammengenäht, die Fugen mit Moos verstopft und mit dem Harz des Brotfruchtbaumes verstrichen. Eindringendes Wasser schöpfen sie mit den Händen wieder heraus. Ihre Ruder und auch das Steuerruder sind dagegen mit größerer Sorgfalt verfertigt als das Boot selbst.