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Kürzlich lebten in Mecheln drei Weiblein, die Frauen dreier bemittelter, einflußreicher und wohlgestellter Bürger der Stadt. Sie hatten sich in drei Minoritenbrüder verliebt, und um recht geheim und unvermerkt ihren Gefühlen nachgeben zu können, erhoben sie sich Tag für Tag, als wäre es aus lauter Frömmigkeit, schon ein oder zwei Stunden vor Morgenanbruch; und schien die Stunde gekommen, wo sie ihre Liebsten sehen konnten, dann erzählten sie ihren Männern, daß sie zur Morgenandacht und ersten Messe gingen. Sie hatten an den zärtlichen Zusammenkünften so große Freude (gleichwie auch die drei geistlichen Brüder), daß sie oft vom Tage überrascht wurden und dann kaum wußten, wie aus dem Hause kommen, ohne daß die anderen Mönche etwas davon merkten.
Derart wurden sie immer mehr der großen Gefahr und Unannehmlichkeiten inne, die daraus entstehen könnten, und endlich faßten sie allesamt den Entschluß, eine jegliche sollte ein geistlich Gewand beschaffen und sich eine große Tonsur auf dem Kopfe scheeren lassen, damit sie aussähen, als ob sie zum Kloster gehörten. So geschah es: Als sie wieder eines Tages dorthin kamen und, ohne daß ihre Männer eine Ahnung davon hatten, in die Zellen ihrer Freunde schlichen, wurde ein verschwiegener Bartkratzer, nämlich ein Frater des Klosters, herbeigeholt, und der schor jeglicher der Frauen eine Platte. Als es dann Fortgehen hieß, schlüpften sie in die Kutten, die ihnen besorgt worden waren, und in dieser Verkleidung kehrte jegliche heim, zog in ihrem Zimmer die Kutte aus, legte sie bei pfiffigen Frauen ab und alle gingen dann wieder zu ihren Männern. Und derart taten sie gar lange Zeit, ohne daß jemand etwas merkte.
Weil es aber doch recht schade war, daß so viel fromme Demut unbekannt bleiben sollte, so fügte es in gütiger Voraussicht das Schicksal, daß eines Tages die Verkleidung bei einer der Bürgerfrauen entdeckt wurde, als sie sich wieder auf den Weg zu dem gewohnten Orte machte: ihr Mann war ihr nämlich nachgegangen, faßte sie in ihrem heuchlerischen Gewande ab, sprach sie an und sagte:
»Schöner Bruder, welches Glück, daß ich Euch hier treffe! Bitte kommt doch zu mir in mein Haus, denn ich muß Euch ernstlich um Rat fragen.«
So führte er sie kurzerhand heim, ohne daß sie etwa darob gar festlich beglückt war. Als sie aber dann im Hause waren, da hub der Ehemann an und meinte spottend:
»Holdselige Gefährtin, meint Ihr auf Ehre, daß die wahrhaftige Demut, in die Ihr diesen ganzen Winter über vernarrt gewesen wäret, Euch das Gewand des heiligen Franz anlegen und eine Tonsur tragen hieß, die den Glatzen wahrer Mönche gleicht? Sagt mir doch bitte, wer Euer Berater war. Wenn nicht, so würdet Ihr's, beim heiligen Franz! zu büßen haben.«
Dabei tat er, als wenn er seinen Degen zücken wollte. Flugs warf sich das arme Ding vor ihm auf die Knie, erhob ein groß Geschrei und jammerte:
»Ach, liebster Mann, ich bitte Euch, verzeiht mir, erbarmt Euch meiner, denn ich bin durch schlechte Gesellschaft verführt worden. Ich weiß gar wohl, ich bin des Todes, wenn Ihr dieses willens seid, – ich weiß, daß ich nicht so gehandelt habe, wie es meine Pflicht war. Aber ich bin nicht allein derart in die Irre gegangen, und wollt Ihr mir versprechen, daß Ihr mir nichts tun werdet, so will ich Euch alles sagen.«
Damit war ihr Mann einverstanden. Und alsbald erzählte sie ihm, wie sie mehrmals mit zweien ihrer Gefährtinnen, in die sich zwei Mönche verliebt hatten, in besagtes Kloster gegangen war; wie dann der dritte sich in der Zeit, da die beiden anderen in ihren Zellen sich an der Liebe labten, gleichfalls von Liebesglut zu ihr ergriffen wurde und ihr so demutsvoll und sanft zusetzte, daß sie sich nicht herauszureden gewußt habe. Und wie zumal das Zureden und Drängen besagter Gefährtinnen sie bestimmt habe, die ihr einredeten, daß sie gemeinsam so schöne Zeit verbringen könnten und niemand etwas davon wissen würde.
Daraufhin erkundigte sich der Ehemann, wer ihre Gefährtinnen seien, und sie nannte sie ihm. So erfuhr er, wer ihre Männer waren und stellte fest, daß sie des öfteren gemeinsam einen Schoppen tranken. Weiter erkundigte er sich, wer der Bartkratzer gewesen sei, und darauf nannte sie ihn und verriet ihm auch die Namen der drei Geistlichen.
Der wackere Ehemann beschaute sich in Ruhe all diese Umstände, blieb auch nicht ungerührt von den schmerzvollen Klagen und dem reumütigen Bedauern seines Weibleins und erklärte deshalb schließlich:
»Hütet Euch denn also wohl, irgend jemandem zu sagen, daß ich in dieser Sache Bescheid weiß. Dann verspreche ich Euch, daß Euch nichts Arges widerfahren wird.«
Das gute Ding versprach ihm, sich streng an seine Vorschriften zu halten. Und unverzüglich machte sie sich aus und ging, die beiden Ehemänner, ihre Frauen, die drei Pfaffen und den Bartkratzer für den nächsten Tag zum Essen einzuladen. Alle sagten zu, kamen, setzten sich, zu Tische und tafelten frisch darauf zu, ohne etwas von ihrem Mißgeschicke zu ahnen. Als dann die Tafel aufgehoben wurde, sollte die Zeche beglichen werden, und alle machten allerlei ausgelassene Vorschläge, wie die Zeche ausgeknobelt und festgelegt werden solle, da sie aber keinen passenden Ausweg fanden und sich nicht einigen konnten, erklärte der Gastgeber:
»Offenbar finden wir nicht den rechten Weg, unsere Schulden durch den zahlen zu lassen, der sie zu tragen hat. Ich will euch deshalb sagen, was wir tun wollen: wir werden diejenigen von uns zahlen lassen, die die größte Glatze auf dem Kopfe tragen, ausgenommen die guten Mönche hier, die nichts zu bezahlen haben.«
Darauf einigten sich alle, stimmten dem Vorschlage zu, und der Bartkratzer wurde zum Richter ernannt. Und als alle Männer ihre Platte gezeigt hatten, meinte der Gastgeber, man müßte doch auch nachsehen, ob denn die Frauen keine hätten. Wir brauchen nicht erst zu fragen, ob einige aus dem fröhlichen Kreise ihr Herz beklommen fühlten. Der Gastgeber jedenfalls fackelte nicht lange, packte seine Frau beim Kopfe und enthüllte ihn. Als er ihre Glatze sah, tat er baß erstaunt, stellte sich, als ob er nichts davon gewußt habe und erklärte:
»Man muß doch sehen, ob auch die anderen solche Glatzen tragen!«
Daraufhin zwangen die beiden anderen Ehemänner ihre Frauen, gleichfalls den Kopfputz abzutun, und da zeigte sich, daß auch sie, wie die erste, mit einer Tonsur geziert waren. Sonderlich beglückt waren sie darüber nicht, aber sie deckten ihre Verlegenheit durch gewaltiges Gelächter, und wie im Scherz erklärten sie, die Zeche sei nun festgestellt und ihre Frauen hätten zu zahlen.
Nun galt es aber zu erfahren, woraufhin diese Platten entstanden waren, und deshalb erzählte der Gastgeber, dem diese geheimnisvolle Geschichte und das ganze Abenteuer der Weiblein einen Mordsspaß machte, wie sich die schöne Geschichte zugetragen hatte, vorerst aber ließ er sich versprechen, daß sie ihren Ehefrauen für diesmal noch vergeben wollten im Hinblick auf die Buße, die den wackeren Mönchen vor ihren Augen zugedacht war. Damit waren die beiden Ehemänner einverstanden; und alsbald gab der Gastgeber ein Zeichen: vier oder fünf stramme Kerle kamen aus einen, Nebenzimmer herbeigeeilt. Die waren über ihre Pflichten im voraus hinreichend unterrichtet, packten die schönen Mönche beim Kragen und zählten ihnen so viele Gastgeschenke auf, als sie nur auf dem Buckel unterbringen konnten.
Dann warfen sie sie zum Hause hinaus. Die andern aber blieben noch eine Weile dort, und wir brauchen wohl nicht zu zweifeln, daß es einige kleine Auseinandersetzungen gab, die etwas weitläufig zu erzählen wären: ich kann der Kürze wegen darauf verzichten.