Antoine de la Salle
König Ludwigs galante Chronika
Antoine de la Salle

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Das Hundetestament.

Hört, bitte, wenn's gefällig ist, was unlängst einem einfältigen reichen Dorfpfarrer widerfuhr, der in seiner Einfalt seinem Bischof die Summe von fünfzig guten güldenen Talern darangab.

Dieser wackere Pfarrer hatte einen Hund von Jugend an aufgezogen und heranwachsen lassen, der alle Hunde des Landes weit in der Fähigkeit übertraf, Stöcke aus dem Wasser zu apportieren oder einen Hut, den sein Herr etwa vergaß oder irrtümlich irgendwo liegenließ, herbeizubringen. Kurz, er war in allem, was ein guter, kluger Hund verstehen muß und zu machen weiß, trefflich bewandert. Und darum liebte ihn sein Herr denn auch derart, daß es schon geradezu ein Kunststück ist, zu erzählen, wie närrisch er in dieser Beziehung war.

Immerhin geschah es, ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang, – vielleicht war es zu heiß, vielleicht zu kalt gewesen, vielleicht aß er auch etwas Unbekömmliches, – kurz, er wurde schwer krank, und an dieser Krankheit starb er und entschwand aus diesem Jammertal geradeswegs in das Hundeparadies. Was tat nun unser guter Pfarrer? Er hatte sein Haus, das heißt seine Pfarrerswohnung, bei dem Kirchhof; und als er nun sah, daß sein Hund aus dieser Welt dahingeschieden war, da bedachte er, daß ein so kluges, gutes Tier nicht ohne Grab bleiben dürfe. Er machte also dicht bei der Tür seines Hauses ein Grab, tat ihn dort hinein und beerdigte ihn. Ob er auch einen Marmorstein setzen und darauf einen Gedenkspruch eingraben ließ, weiß ich nicht, und deshalb will ich darüber schweigen.

Es dauerte auch nicht lange, da wurde der Tod des guten Hundes im Dorfe und in der Nachbarschaft bekannt, und das Geschwätz darüber breitete sich so weit aus, daß es zugleich mit all dem Gerede über das geweihte Grab, das der Herr seinem Hunde gegeben hatte, dem Bischof der Gegend zu Ohren kam. Der ließ ihn durch einen Häscher vor sich laden, der dem Pfarrer den Befehl überbrachte.

»Ach,« meinte der Pfarrer zu dem Büttel, »was habe ich denn nur angestellt und wer läßt mich vor den Richterstuhl rufen? Ich kann mich gar nicht genug darüber wundern, daß ich vor dem Bischofsstuhl erscheinen soll.« »Ich für mein Teil,« erwiderte jener, »weiß auch nicht recht, um was es sich dabei drehen mag. Aber vielleicht handelt es sich darum, da Ihr Euren Hund an geweihter Stätte bestattet habt, wo man nur die Leichen von Christenmenschen begraben darf.«

»Aha,« dachte der Pfarrer bei sich, »handelt es sich darum?«

Also jetzt erst kam ihm der Gedanke in den Kopf, daß er nicht recht getan hatte, und er sagte sich, daß er nicht ungerupft davonkommen würde, und saß er erst einmal im Gefängnis, dann mußte er damit rechnen, vom Leben zum Tode gebracht zu werden. Denn der Bischof war Gott sei Dank einer der glaubenseifrigsten Prälaten des Königreiches, und weiß Gott, was für Leute es um ihn gab, die Wasser auf seine Mühle zu leiten wußten.

»Also es hilft nichts, ich verliere' es, – immer besser früher als später.«

So kam der Tag der Vorladung, und frisch und froh machte er sich auf den Weg zu dem Herrn Bischof. Der hielt ihm zunächst einen langen einleitenden Vortrag über das geweihte Grad, das er seinem Hunde hatte zuteil werden lassen, und dann malte er seinen Fall in so erstaunlich leuchtenden Farben aus, daß es dem Pfarrer so schien, als habe er noch Schlimmeres getan als Gott geleugnet. Nachdem jener dann all seine Weisheit verzapft hatte, befahl er, den Pfarrer ins Gefängnis zu führen.

Als dieser merkte, daß er in die Kieselgrube gesteckt werden sollte, bat er um Gehör, und das bewilligte ihm der Herr Bischof denn auch. Nun müßt ihr wissen, daß bei dieser Verhandlung ein wahrer Jahrmarkt von Leuten hohen Standes zusammengekommen war, – der Offizial, die Promotoren, die Schreiber, Notare, Advokaten und Staatsanwälte, die alle ihre besondere Freude an dem ungewöhnlichen Fall des armen Pfarrers hatten, der seinem Hunde einen Platz an geweihter Stätte gegeben hatte. Der Pfarrer aber faßte sich kurz und sagte zu seiner Entschuldigung und Verteidigung:

»Wahrlich, Hochwürden, wenn Ihr meinen braven Hund, dem Gott vergeben möge, so gut gekannt hättet wie ich, dann würdet Ihr nicht so erstaunt über das Grab sein, das ich ihm gegeben habe, wie Ihr es seid. Denn niemals war seinesgleichen, und niemals wird je wieder seinesgleichen sein.«

Und dann erzählte er eine gar erstaunliche Geschichte von diesem Hunde und schloß seinen Bericht mit den Worten: »war er aber schon zu Lebzeiten ein gutes, kluges Tier, so war er es um so mehr bei seinem Tode, denn er hinterließ ein herrliches Testament, und weil er Eure Bedürftigkeit und Not kannte, so bestimmte er, Euch fünfzig Taler in Gold auszuzahlen, die ich such hiermit überbringe.«

Damit zog er besagte Summe aus seinem Rock hervor und übergab sie dem Bischof, der sie gerne in Empfang nahm und nunmehr den klugen Sinn des wackeren Hundes lobte und billigte, und zugleich das Testament uns das Grabmal anerkannte, das dem gescheiten Tier zuteil geworden war.


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