Heinrich Laube
Louison
Heinrich Laube

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Siebentes Kapitel.

Sie wollte recta hinab ins Kaffeehaus, wo den ganzen Tag Gesellschaft und Spiel zu finden war. Eigentlich war es ihre Badestunde. Aber ihr Eifer fürs Meer hatte nachgelassen. Das war so ihre Art: das Neue wurde mit fast leidenschaftlichem Eifer ergriffen und nach einiger Zeit als verbraucht unterlassen. Das freie Baden da unten auf der 59Plage hatte jedoch auch für ein junges Mädchen seine Übelstände, und besonders für ein so gesuchtes und umworbenes Mädchen wie Louison. Die Courmacher, O'Brien und Vilsac an der Spitze, kannten ihre Stunde und fanden sich immer ein, um aus der Ferne zuzuschauen, wie der brave Fischer die ins Badehemd eingehüllte Louison in die Wellen hineinführte und hielt. Da ihre Beine immer weggeschleudert wurden von dem Wellensturme, so wurde doch auch zuweilen unten das Badehemd ein wenig verschoben, und die fernen Zuschauer erblickten auf Augenblicke den nackten Fuß und zuweilen noch etwas mehr. O'Brien pflegte sich obendrein mit einem Operngucker zu bewaffnen und geriet dann gewöhnlich in Streit mit dem Grafen Vilsac, welcher geltend machte, daß dies verboten sei, und welcher die Fischer zu Schiedsrichtern herbeirief. Dieselben entschieden gegen O'Brien, und im Ärger darüber erlaubte sich dieser spitze Worte gegen Vilsac. Dieser, ein ruhiger Mann, entgegnete wohl mit Maß, aber es wurde von Tage zu Tage klarer, daß diese beiden jungen Leute die Neigung zu Louison sehr ernst auffaßten und daß sie eifersüchtig aufeinander waren in immer steigendem Grade.

Louison wußte von alle dem und unterließ deshalb das Baden.

Aber ein Mephisto war vorhanden. Juron spielte den Hetzer. Nicht bloß weil er einen Ausbruch der Feindschaft herbeiführen wollte zum Ärger seines Freundes Rambert, sondern auch weil er den Grafen Vilsac weggedrängt sehen wollte. Diesem war es ersichtlich voller Ernst damit, Louison zu heiraten, und gerade das wünschte Juron absolut nicht. Das ihm abgeneigte Mädchen eine geliebte reiche Gräfin werden zu sehen, das schien ihm unerträglich. O'Briens Bewerbung dagegen unterstützte er. Ziemlich genau wußte er, daß Louison diesen O'Brien gar nicht mochte, ja daß sie sich vor ihm fürchtete. Da, meinte Juron, könne denn ein 60ersprießlicher Skandal entstehen bei der frechen Handlungsweise des irländischen Aristokraten. O'Brien hatte mit dürren Worten zu ihm gesagt: »Diese Louison muß mein werden, oder ich erschieße sie.«

Juron hatte nicht unterlassen, diese Äußerung Louison mitzuteilen. Sie hatte wie gewöhnlich dazu gelacht. Diese ganze Courmacherei der jungen Kavaliere schmeichelte natürlich ihrer Eitelkeit, aber berührte sie innerlich gar nicht. Sie hielt das für eine nicht üble Unterhaltung ohne Konsequenz. Nur das bescheidene, unerschütterlich ergebene Betragen des Grafen Vilsac trat ihr zuweilen etwas näher, und sie betrachtete diesen feinen jungen Mann zuweilen mit einer gewissen Aufmerksamkeit.

Es war ihr also ganz angenehm, als sie jetzt, da sie mit der Tausendfrancsnote bewehrt aus dem Hause trat, just den Grafen Vilsac ihr entgegenkommen sah. Ihre Badestunde kennend, hatte er gewartet und bot ihr jetzt seinen Arm zur Begleitung hinab an den Strand.

»An den Strand?« sagte sie, »ich habe eigentlich keine Lust zum Baden. Die Zuschauer stören mich. Und dann begleitet mich auch Herr Rambert seit einiger Zeit nicht mehr. Er ist unzufrieden mit mir.«

»Warum?«

»Weil ich spiele.«

»Mademoiselle, gestatten Sie mir die Bemerkung: da hat er recht.«

Louison sah ihn an und schwieg. Nach einer Weile sagte sie: »Sie spielen ja auch.«

»Nur um in Ihrer Nähe zu sein; ich bin kein Spieler. Und eine junge Dame seh' ich nicht gern – pardon! von Ihnen seh' ich alles gern, aber –«

»Aber es wäre Ihnen lieber, wenn ich's unterließe.«

»Spielen und spielen, liebes Fräulein, ist ein Unterschied. Einmal an den Spieltisch treten, um die Aufregung zu 61kosten – wer möchte das tadeln! Wenn aber eine junge liebenswürdige Dame handwerksmäßig dem Spielgewinne nachgeht –«

»Dann hört sie auf, liebenswürdig zu sein?«

»Das nicht –«

»Ich werde heut' nicht spielen. Ich werde Herrn Rambert und Ihnen folgen. Was fang' ich nun aber an, um mich nicht zu langweilen? Machen wir eine Partie nach Spanien hinüber!«

»Mit Entzücken!«

»Aber übers Meer!«

»Übers Meer. Wenn's möglich ist. Wir haben hier mehr Fischer als Schiffer. Fragen wir die Fischer!«

Während sie zum Strande hinabgingen, um die Fischer zu fragen, betrachtete Louison eigentlich zum ersten Male den Grafen Vilsac mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Der Schwall von Courmachern hatte sie bisher gehindert, Unterscheidungen zu suchen zwischen ihnen. Jetzt erst empfand sie deutlich, daß dieser Graf Vilsac ihr angenehm wäre, vielleicht der angenehmste von allen. Er war von mäßiger schlanker Größe, blasser Gesichtsfarbe, schlichtem, kurz gehaltenem dunklen Haar. Sein großes braunes Auge hatte etwas Zutrauliches, und sein ganzes Wesen war bescheiden und fein. Was ihr besonders gefiel, war sein sanfter Sprachton und seine stille Haltung. Man wurde so gewiß ruhig und getrost neben ihm.

Die Fischer meinten: das ginge nicht, mit einem Kahne nach der spanischen Küste hinüberzufahren. Die See wäre zu schwer für einen leichten Kahn, es wäre schwül, und man dürfe das Meer nicht versuchen. Vielleicht drüben hinter dem Teiche – wie sie das Bad unter dem Kaffeehause abschätzig nannten – da fände sich vielleicht Rat für die Herrschaft. Dort sei die Brandung schwächer, und dort lege zuweilen ein kleiner Segler aus Fontarabia an, wie es heiße, mit 62Schmuggelwaren, namentlich mit Zigarren, wie die Douaniers meinten.

»Gehen wir also dorthin, liebes Fräulein.«

»Gehen wir!«

»Aber auf einem Umwege, um nicht beim Kaffeehause vorüberzukommen.

»Warum nicht?«

»Die ganze Schar Ihrer Verehrer würde herzuströmen und mitfahren wollen. Ich möchte aber – Ihre Erlaubnis vorausgesetzt – allein mit Ihnen fahren.«

»Das würde auffallen, und –«

»Ihren Ruf aussetzen. Nun, mein verehrtes Fräulein, ich habe Sie wohlüberlegt um Ihre Hand gebeten, ich wiederhole diese Bitte jetzt. Der Ruf meiner Braut soll nicht angetastet werden, dafür stehe ich ein.«

»Lieber Herr von Vilsac, dieser Trost hilft mir nicht, da ich nicht heiraten will. Gehen wir indessen weiter, am Ende ist kein Schiff da.«

Man ging, und siehe, es war ein Schiff da; ja es war just im Begriffe abzusegeln, und der Schiffer war sehr bereit, das schöne Paar mitzunehmen, es auch bis gegen Abend zurückzubringen.

Letztere Versicherung entschied bei Louison. Eine kurze Spazierfahrt mit Vilsac, was sei's denn weiter! meinte sie, und mit einer schnippischen Handbewegung ging sie auf das Brett zu, welches in das Schiff hinüberführte.

Da drang die Jeunesse dorée vom Kaffeehause lärmend herab. O'Brien hatte Louison und Vilsac erspäht und flog wie ein Pfeil voraus, Vilsac zur Rede stellend, mit welchem Rechte er die Dame entführen könne?

Diese Frage, in halb humoristischer Form, war doch so scharf ausgesprochen, daß ihre Frechheit deutlich zutage trat.

Vilsac antwortete ruhig und ausweichend: er wüßte nicht, daß Demoiselle Louison oder er dem Herrn O'Brien Rechenschaft schuldig wären.

63»Sie, Herr Graf, sind mir allerdings Rechenschaft schuldig, und zwar auf der Stelle!« rief O'Brien mit bebender Stimme.

»Farceur!« sagte Vilsac halblaut, trat ins Schiff und gab das Zeichen zur Abfahrt.

Der Wind blies in das aufgehißte Segel von Norden, und das Schifflein flog dahin.

Louison hatte nichts von den Streitworten gehört. Sie war gleich ins Vorderteil des Schiffes geschritten und hatte also keine Ahnung, daß sich da zwischen ihren beiden Verehrern eine Katastrophe vorbereitete. Fröhlich rief sie Vilsac zu, daß ihr dies Schaukeln auf den Meereswellen sehr behagte.

Kaum war dies gesprochen, da kam das Schiff aus der stillen Bucht in den Wogendrang hinaus, und das Unbehagen der aufdämmernden Seekrankheit machte sie still.

Vilsac ging es nicht besser. Es blieb zwar nur bei der Androhung des unangenehmen Zustandes, aber für ein zärtliches Paar ließ doch diese widerwärtige Störung keine Stimmung aufkommen. Ein enthaltsames Schweigen herrschte ununterbrochen, und Louison bereute es, daß sie so unüberlegt in eine Seefahrt hineingesprungen wäre. Denn auch der endliche Ruf »Fontarabia!«, das Signal der sofortigen Landung, erfreute sie kaum: sie mußte ja wieder zurück!

Aufatmend stieg sie aus, und wer stand vor ihr? Sennor Rosas.

Hatte er ihr in Bayonne gesagt, daß Fontarabia sein Heimatsort wäre, und hatte sie deshalb der Partie dahin zugestimmt? Oder war es ein Zufall?

Jedenfalls war sie diesmal nicht ganz ohne Verlegenheit. Ihr körperliches Unbehagen wich langsam, aber ihr sonstiger heiterer Mut versagte noch eine Weile. Mit diesem Mute hätte sie der Kontrast wohl unterhalten: links den derben Clown, rechts den feinen Grafen als Courmacher neben sich zu haben. Jetzt dauerte es eine Weile, ehe ihr Gleichgewicht 64wiederkehrte, nachdem sie den Clown dem Grandseigneur hatte vorstellen müssen.

Die Stadt ansehen! wurde die Losung; richtiger: das Städtchen, welches nur eine Hauptstraße oder Hauptgasse zu haben schien und welches allerdings der Belgierin und dem Franzosen spanisch vorkam mit all den Handwerksleuten vor den Türen.

Rosas machte sich nützlich, indem er dem Grafen einen ganz kleinen Laden zeigte, welcher Havannazigarren bot, hundertmal besser und wohlfeiler als in Frankreich, wo der Staat das Tabaksmonopol ausbeutet.

Das französische Geld paßte nicht. Rosas wechselte und unterhielt sich lärmend lustig mit seinen Landsleuten. Das laute Gespräch führte neugierige Fontarabier herbei, und unter ihnen auch Verwandte des Rosas. Sie machten ihre Verwandtschaft geltend, um vorzugsweise von der schönen Dame beachtet zu werden, welche ja die Freundin ihres Vetters wäre. Dies hätte Louison neuerdings in Verlegenheit setzen können neben dem zuschauenden Grafen. Das war aber nicht der Fall. Die Unbehaglichkeit der Meerfahrt war vorüber, und sie lachte bei den stürmischen Handküssen der Rosasschen Familie.

Da nahte das Schlimme. Ein heftiger Windstoß brauste plötzlich durch die Gasse. Die Fontarabier schrien: »Das Wetter, das Wetter!« und flohen mit ihren Habseligkeiten in ihre Häuser. Die Straße war in einem Nu still und leer, und die Schiffer stürzten vom Hafen herbei, um zu melden, daß die Rückfahrt heute unmöglich wäre. Ein Gewitter mit Sturm sei im Anzuge, und das daure in diesem baskischen Winkel seine vierundzwanzig Stunden. Da wage sich niemand aufs Meer hinaus.

Kaum war dies ausgesprochen, da stürzte ein Platzregen herab, und es galt die größte Eile, um die dürftige Locanda zu gewinnen, in welche Rosas Louison und den Grafen Vilsac geleitete.

65»Eine üble Bescherung!« seufzte nun doch auch einmal die sonst stets unbekümmerte Louison. Mama und Herr Rambert wußten von nichts, und sie war zwischen zwei so unvereinbaren Verehrern in einem unbehaglichen Wirtshause abgeschlossen von der Welt.

»Schaffen Sie uns einen Wagen, Sennor Rosas!« rief sie.

»Wagen, Sennora, gibt's hier nicht. Allenfalls Maultiere. Und das würd' Sennora belustigen. Sennora sitzt auf der einen Seite des Rückens, auf der anderen hängt ein Korb mit Steinen, des Gleichgewichts halber gerade so schwer wie Sennora. Sennora erfährt also in Fontarabia, wie viel sie wert ist, das heißt wieviel sie wägt. Nur ein Hindernis steht noch im Wege: bei Regen und Sturm geht das Maultier nicht aus dem Stalle, denn es ist klug und eigensinnig. Und zu guter Letzt ist der Landweg über Irun dreimal so lang als der Seeweg, und kein gewissenhafter Spanier kann sagen, wann oder ob überhaupt Sennora morgen in Biarritz ankommen.«

»Wir müssen uns also, liebes Fräulein, hier einrichten, so gut es geht, und das Wetter abwarten,« sagte Graf Vilsac und blickte verdrießlich auf den nicht von der Stelle weichenden Rosas.

Man saß eine Zeitlang unschlüssig in dem rauchigen Locandaraume, unschlüssig und verstimmt, denn auch die Späße des Clown belustigten weder Louison noch den Grafen, und die allmählich hergestellte Mahlzeit mundete nicht. Die großen Bohnen sowie Knoblauch und Zwiebeln überraschten mehr als sie schmeckten, und die Sorge um einen besonderen Wohnraum für Louison wurde dringend.

Sie lachte seltener als sonst; der schweigende Graf störte sie, und nicht ohne Verstimmung zog sie sich abends in die Einsamkeit zurück, da man endlich ein wüstes Stübchen eine kleine Stiege hoch für sie hergerichtet hatte.

Der Graf begleitete sie bis hinauf; Rosas aber auch, 66und sie verabschiedete beide mit einem Lächeln, welches ungewöhnlich war. Ein kleiner saurer Tropfen war darin zu spüren, die größte Seltenheit bei Louison.

Die beiden grundverschiedenen Liebhaber und die ganze Lage dieser Reisepartie erweckten zum ersten Male einen Zustand in ihr, welcher an Nachdenklichkeit grenzte. Heiraten? Beide Verehrer beabsichtigten das. Und doch lag ihr das so fern. Gegen die Person und das milde Wesen des Grafen Vilsac hatte sie eigentlich nichts einzuwenden; er würde auch nichts dagegen haben, daß sie Schauspielerin bliebe, und das war für sie unerläßliche Bedingung. Sie konnte sich den Verkehr mit ihm ganz angenehm denken, angenehmer als mit irgend einem anderen; aber dauernd? Wohl gar ausschließlich? O nein, nein! Darin fand sie nur Armut. Der Begriff Liebe war ihr eben noch völlig fremd. Möglicher noch erschien ihr ein längerer Verkehr mit Rosas. Oft lachen zu können, sei doch besonders wünschenswert, und daran denkend, lachte sie jetzt sogleich, als sie auf dem harten Lager sich ausstreckte; sie lachte nachträglich über einige Späße, welche der lustige Mann während ihrer Verstimmung vorgebracht hatte, unwirksam vorgebracht hatte. Aber auch an den gebunden sein; nein, o nein! Dabei lachte sie noch einmal herzhaft und – sank in Schlaf.

Und sie schlief die ganze Nacht.

Am anderen Morgen weckte sie die heiße Sonne, welche durch ein zerbrochenes Fenster in ihren kleinen Schlafraum hereinbrach. Es war ein wolkenloser Tag, ein prächtiges Wetter. Alle Welt hatte sich geirrt, denn auch das Meer war spiegelglatt, und die bestellten Maultiere wurden ausgelacht, als sie von Rosas herbeigebracht wurden. Man brauchte sie nicht mehr, man konnte zu Schiffe heimkehren.

Vilsac fragte aber doch, ob sie vielleicht den Landweg vorzöge. Er versprach ihm ja längeres Alleinsein mit ihr, obwohl der zudringliche Rosas bis an die Grenze, bis an die Bidassoabrücke mitgehen wollte.

67»Nein!« erwiderte sie, »ich muß beizeiten heim. Aber einen kleinen Spazierritt auf den Maultieren können wir vorher machen, der ist mir neu.«

Dies geschah. Ganz Fontarabia sah zu, und sie fand es lustig. Die Maultiere gehen immer nur Schritt; Rosas konnte bequem nebenher schreiten, konnte die Landschaft erklären, die nahen Berge hinter Irun benennen und komische Bemerkungen machen, welche Louison durch Gelächter zu honorieren wußte. Sie hatte eine ausgesprochene Neigung für jegliche Witzesform, vielleicht auch für Geistesform, und sie war erstaunt, daß der ernsthafte Graf Vilsac darüber gar nicht lachte.

Es wurde indessen zu heiß in dieser schmalen Ebene zwischen den Pyrenäen und dem Meere, sie kehrten also bald um und waren gegen Mittag am Hafen, um sich einzuschiffen.

Rosas wollte mitfahren. Der Graf vereitelte das aber durch einen Wink für den Schiffer. Dieser stieß ab vom Lande, als Rosas einige Schritte zurückgetreten war, um seinen ungestümen Verwandten Stillschweigen zu gebieten. Sie schrien immerfort Vivas in die Lüfte für die schöne Sennora Rosas. Ein furchtbarer Lärm entstand, als sie das Schiff abstoßen und Rosas abgewiesen sahen. Auch sein Zuruf an Louison ging in diesem Lärm unter, und er konnte nur durch Gesten seine Verzweiflung und seine Liebe ausdrücken. Das tat er ausgiebig. Vilsac sah es nicht, und Louison lachte, indem sie mit der Hand dankte.

Die See war ruhig, kein körperliches Unbehagen störte das Paar, und Vilsac konnte innig zu ihr sprechen. Sie hörte schweigend zu, meist mit niedergeschlagenen Augen. Als sie endlich die Augen erhob und ihn voll anblickte, da hoffte er – er war im Irrtum. Sie schüttelte nur ein wenig ihr reizendes Haupt und sagte leise: »Jetzt nicht; ich muß noch eine Weile frei bleiben. – Ich werde schön ankommen bei Herrn Rambert und bei der Mama,« setzte sie rasch hinzu, 68und die intime Werbung war weggeschoben, wie man eine Flaumfeder in die Luft bläst.

Als sie landeten, war niemand am Strande. Er führte sie zu ihrer Wohnung und fragte an der Schwelle, ob er mit hinaufgehen und erklären dürfte –

»O nein, nein. Addio!«


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