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Nachdem Joyce und Dawnay aufgebrochen waren, machte ich mich am 3. April 1918 mit Mirsuk von Aba el Lissan aus auf den Weg. Unser Abmarsch ließ sich an, als solle er so recht zur Krönung der Frühlingsherrlichkeit dieses hohen Tafellandes werden. Noch eine Woche zuvor hatte ein heftiger Schneesturm geweht, und etwas von dem weißen Glanz des Schnees schien noch in der Luft zu liegen. Der Boden war belebt vom ersten jungen Grün, und das schräge Sonnenlicht, gelbleuchtend wie Stroh, sänftigte den flatternden Wind.
Mit uns marschierten zweitausend Sirhankamele, die unsere Munition und Lebensmittel trugen. In Rücksicht auf den Transport wurde langsam vorgerückt, um erst bei Dunkelheit an die Eisenbahn zu kommen. Eine kleine Abteilung ritt voraus, um die Bahnlinie bei Tageslicht zu erkunden und den stundenlangen Übergang unserer Kolonne zu sichern.
Meine Leibgarde begleitete mich, und Mirsuk hatte seinen Ageyl mit zwei berühmten Rennkamelen. Die Heiterkeit der Atmosphäre und der Jahreszeit berauschte die jungen Leute. Bald forderten sie einander zum Wettrennen heraus oder drohten einander oder kamen ins Handgemenge. Meine Unvollkommenheit im Kamelreiten (und meine Laune) verhinderten mich, zu den Burschen zu halten, die nordwärts abschwenkten. Ich ritt indessen weiter und suchte meinen Geist von den Nachwehen des Lagergezänks und der Intriguen zu lösen. Die Weltabgeschiedenheit der Wüstenlandschaft reinigte mich und machte meinen Geist frei, ihre überreiche Großartigkeit zu fassen, eine Großartigkeit, die sich nicht durch menschliche Gedanken erhöhen läßt, sondern deren Leere und Weite nur durch sich allein wirkt. In der Schwäche des Erdenlebens spiegelte sich die Stärke des Himmels so gewaltig, so schön, so stark.
Gegen Sonnenuntergang kam die Bahnlinie in Sicht, die in weiten Kurven zwischen Grasbüscheln und Gesträuch das offene Land durchquerte. Da alles friedlich schien, eilte ich voraus, in der Absicht, jenseits zu halten und unsern Übergang zu bewachen. Eine leichte Erregung befiel mich jedesmal wieder beim Überkreuzen der Bahn, die der Gegenstand so vieler unserer Mühen gewesen war.
Als ich den Damm hinaufritt, strauchelte mein Kamel in der lockeren Schotterung; und aus dem langen Schatten eines Abzugkanals links von mir erhob sich ein türkischer Soldat, der zweifellos dort den Tag über geschlafen hatte. Er blinzelte betroffen auf mich und den schußbereiten Revolver in meiner Hand und schielte dann betrübt auf sein Gewehr, das einige Yard entfernt an der Mauer des Durchlasses lehnte. Er war ein junger, kräftiger Mann, sah aber recht unzufrieden aus. Ich sah ihn fest an und sagte leise: »Gott ist gnädig.« Er kannte Klang und Sinn dieser arabischen Redewendung und hob seine Augen blitzschnell zu mir auf, indes sich über sein dumpfes, schlaftrunkenes Gesicht allmählich ein Glanz ungläubiger Freude breitete.
Doch er sagte nicht ein Wort. Ich drückte den Fuß in die wollige Schulter meines Kamels, es trat mit leichten, graziösen Schritten über die Schienen und stieg den Damm jenseits hinunter. Der kleine Türke war Ehrenmann genug, mir nicht in den Rücken zu schießen, während ich davonritt. Ich fühlte, wie stets für ein Leben, das man gerettet hat, warme Sympathie für ihn. Aus sicherer Entfernung schaute ich zurück. Er legte den Daumen an die Nase und winkte leicht mit den Fingern nach mir.
Wir zündeten ein kleines Kaffeefeuer an als Wegweiser für die nachfolgende Kolonne und warteten, bis ihre dunkle Linie an uns vorüberzog. Am nächsten Tag marschierten wir nach Wadi el Dschins, zu den dortigen Wasserstellen, flachen Tümpeln in den Vertiefungen des tonigen Bodens, deren Ränder durch krüppeliges Unterholz gefestigt waren. Das Wasser war grau wie der mergelhaltige Talgrund, aber wohlschmeckend. Dort rasteten wir für die Nacht; Saagi schoß eine Trappe, und Xenophon hat recht, wenn er berichtet, ihr weißes Fleisch liefere einen guten Braten. Während wir uns gütlich taten, machten es die Kamele ebenso; sie steckten knietief in saftigem Weidegrün von Frühlings Gnaden.
Ein vierter bequemer Marsch brachte uns zu den Atara, unserm vorläufigen Ziel, wo unsere Bundesgenossen Mifleh, Fahad und Adhub lagerten. Fahad war noch niedergedrückt, aber Mifleh begrüßte uns mit honigsüßen Worten, die Stimme heiser und das Gesicht verzerrt vor Gier.
Unsere Aufgabe war dank Allenbys Löwenanteil einfach durchzuführen. Sobald alles bereit war, wollten wir, die Bahn kreuzend, auf Themed vorrücken, die Hauptwasserstelle der Beni Sakhr. Von da wollten wir unter dem Schutz ihrer Kavallerie auf Madeba marschieren, das als unser Hauptquartier eingerichtet werden sollte, während Allenby die Straße zwischen Jericho und Salt instand setzen ließ. Also konnten wir, ohne einen Schuß abzufeuern, an die englische Armee Anschluß gewinnen.
Bis es so weit war, hatten wir im Tal von Atatir zu warten. Es war, zu unserer Freude, überall mit frischem Grün bewachsen; in jedem Loch stand reichlich Wasser, und der Talboden prangte in üppigem, durchblümtem Gras. Die kalkigen Höhenrücken, des salzigen Bodens wegen unfruchtbar, umrahmten mit ihrem leuchtenden Gelb die Wasserläufe. Vom obersten Punkt der Höhen hatte man freien Blick nach Norden und Süden und konnte sehen, wie die abfließenden Regenbäche breite Streifen von Grün quer über die weißen Talgründe hingemalt hatten, so glatt und gleichmäßig wie mit der Bürste gestrichen. Überall wuchs und sproßte es, täglich gewann das Bild an Farbenfülle, bis dann dieser Wüstenstrich das Ansehen reichbewässerter Matten bekam. Spielerische Windstöße wehten und wirbelten durcheinander und fegten mit breiten kurzen Stößen über das hohe Gras dahin, das in Wogen dunkler und hellerer Schattierung schimmerte gleich halbwüchsiger Saat. Oben auf der Höhe saßen wir, erschauernd vor dem Dunkel heranfegender Schatten des Windes, der in kaltem, heftigem Stoß heranzukommen schien – und dann glitt ein warmer duftender Hauch ganz sanft über unser Gesicht und strich wie ein silbergraues Licht über das Grün der Ebene dahin. Die wählerischen Kamele grasten nur etwa eine Stunde, um sich dann zur Verdauung niederzulegen, wo sie Bollen auf Bollen des butterduftenden Grüns wieder hervorbrachten, um ihn gewichtig wiederzukäuen.
Dann kam die Nachricht, daß die Engländer Amman genommen hatten. Schon eine halbe Stunde darauf marschierten wir, die verlassene Bahnlinie kreuzend, auf Themed. Spätere Botschaften besagten, daß die Engländer wieder im Zurückgehen wären. Obgleich wir die Araber auf diese Möglichkeit vorbereitet hatten, waren sie doch sichtlich verstört. Ein weiterer Bote berichtete, daß die Engländer eben von Salt geflohen wären. Das stand in schroffem Widerspruch mit Allenbys Absichten, und ich schwor sofort, das könnte unmöglich wahr sein. Ein Reiter kam angaloppiert und meldete, daß die Engländer nach zweitägigem, vergeblichem Ansturm auf Amman nur ein Stück Gleise südlich der Stadt zerstört hätten. Nun wurde ich doch ernstlich beunruhigt durch die sich widersprechenden Nachrichten und entsandte Adhub, dem man wohl zutrauen konnte, daß er nicht gleich den Kopf verlieren würde, nach Salt mit einem Brief an Chetwode oder Shea, worin ich bat, mir eine kurze schriftliche Notiz über die wirkliche Lage zu geben. In den Stunden, bis er zurück sein konnte, marschierten wir ruhelos weiter, junge Gerstenfelder zertrampelnd, indes das Gehirn in fieberhafter Tätigkeit Plan auf Plan erwog.
Spät in der Nacht hörte man die raschen Hufschläge von Adhubs Rennpferd durch das Tal hallen. Er brachte die Nachricht, daß Dschemal-Pascha siegreich in Salt stände und alle Araber, die die Engländer willkommen geheißen hatten, aufknüpfen ließe. Die Türken seien noch immer im Vorgehen und trieben die Engländer weit ins Jordantal hinunter. Man glaubte, auch Jerusalem würde vom Feinde zurückerobert werden. Ich kannte meinen Landsmann zur Genüge, um diese Möglichkeit für ausgeschlossen zu halten. Sicherlich aber stand es sehr schlecht. Wir machten kehrt und zogen niedergeschlagen ins Tal von Atatir zurück.
Dieser Rückschlag, so gänzlich unvorhergesehen, traf mich am allerschwersten. Allenbys Plan war mir maßvoll und wohlbedacht erschienen, und daß wir damit solches Fiasko erleben sollten vor den Arabern, war höchst beklagenswert. Sie hatten uns in Wahrheit nie diese großen Dinge zugetraut, die ich vorausgesagt hatte; und ihre freiheitsfrohen Gemüter ergingen sich nun sogleich in der Hoffnung, die schöne Frühlingszeit hier nach Herzenslust zu genießen. Vorschub leisteten ihnen dabei einige Zigeunerfamilien aus dem Norden, die ihr Handwerkszeug – sie waren Kesselflicker – auf Eseln mit sich führten. Die Sebnsleute grüßten sie so gutgelaunt, daß ich etwas erstaunt war, bis ich feststellte, daß bei den Zigeunern, außer dem gesetzmäßigen Verdienst aus dem Handwerk, die Frauen auch noch für andere Dinge zugänglich waren.
Besonders zeigten sie sich den Ageyl gefällig, und eine Weile verdienten sie im Übermaß, da unsere Männer sehr begierig und sehr freigebig waren. Ich machte mir ebenfalls ihre Anwesenheit zunutze. Es schien mir schade, so nahe bei Amman zu sein und Zeit zu haben und mir dennoch nicht die Mühe zu machen, es mir genauer anzusehn. So mieteten Farradsch und ich drei dieser vergnügten kleinen Frauen, verkleideten uns wie sie und strolchten durch den Ort. Der Besuch war erfolgreich, aber ich kam zu dem endgültigen Entschluß, den Platz in Ruhe zu lassen. Nur bei der Rückkehr hatten wir einige weniger angenehme Augenblicke an der Brücke; ein paar türkische Soldaten kreuzten unseren Weg, und da sie uns alle fünf für das hielten, was wir schienen, wurden sie allzu freundlich. Wir zeigten uns spröde und etwas sehr fix für Zigeunerfrauen und entkamen unbeschadet. Ich beschloß, in Zukunft wieder nach meiner alten Gewohnheit die normale englische Soldatenkluft zu tragen, wenn ich in ein feindliches Lager ging. Das war zu unverschämt, um Verdacht zu erregen.
Danach beschloß ich, die Inder in Asrak zu Faisal zurückzusenden und mich selbst zu ihm aufzumachen. Wir brachen an einem jener reinen klaren Morgen auf, wo alle Sinne mit der heraufsteigenden Sonne erwachen, indes der Geist, ermüdet von langen Nächten des Grübelns, dennoch stumpf und unempfänglich bleibt. An einem solchen Morgen berühren den Menschen Töne, Düfte und Farben der Welt ursprünglich und unmittelbar, ohne erst durch den Filter des Verstandes gesiebt und gesichtet zu sein. Die Dinge scheinen für sich, aus eigenem Recht, zu existieren, und die Zwecklosigkeit und Willkür der Schöpfung stört den sinnenden Geist nicht mehr.
Wir ritten in südlicher Richtung an der Eisenbahn entlang und erwarteten, daß wir die von Asrak her langsam vorrückenden Inder unterwegs treffen würden. Unsere kleine Gesellschaft fegte auf ihren preisgekrönten Kamelen von einem Beobachtungspunkt zum anderen, um Ausschau zu halten. Der Tag war ruhig, und wir eilten rasch über die mit Feuersteinen übersäten Höhen vorwärts. Wir kümmerten uns nicht um die vielen Wüstenwege, die doch nur zu den verlassenen Lagern des letzten Jahres oder der letzten tausend oder zehntausend Jahre führten. Denn ein Weg, der einmal in so einem Feuerstein- oder Kalksteingebiet ausgetreten war, zeichnete das Gesicht der Wüste, solange sie dauerte.
In der Nähe von Faraifra sahen wir eine Patrouille von acht Türken die Bahnstrecke hinaufmarschieren. Meine Leute, die nach den Ferien in Atatir zu neuen Taten aufgelegt waren, baten mich, sie über den Haufen zu reiten. Ich fand den Anlaß zu geringfügig, aber als sie murrten, gab ich nach. Die Jüngeren galoppierten sofort vorwärts; ich befahl den übrigen, über den Bahndamm zu gehen und den Feind aus seiner Deckung hinter einer Überführung zu vertreiben. Saagi, der hundert Yard rechts von mir ritt, sah sofort, was notwendig war, und ließ ausschwärmen. Mohsin folgte ihm einen Augenblick später mit seiner Abteilung, während Abdulla und ich auf unserer Seite stetig vorwärts ritten, um den Feind gleichzeitig von zwei Seiten anzupacken.
Farradsch ritt allen voran und hörte nicht auf unsere Rufe, noch beachtete er unsere Warnungsschüsse an seinem Kopf vorbei. Er schaute sich um, was wir anderen machten, aber galoppierte dabei wie unsinnig weiter auf die Überführung zu, die er erreichte, noch bevor Saagi und seine Leute die Linie überquert hatten. Die Türken stellten ihr Feuer ein, und wir vermuteten, daß sie sich auf der anderen Seite des Dammes in Sicherheit gebracht hätten. Aber als Farradsch unter dem Brückenbogen sein Kamel zügelte, hörten wir einen Schuß, und er schien aus dem Sattel zu fallen oder zu springen und verschwand. Eine Weile darauf erschien Saagi auf dem Damm, und seine Leute feuerten aufs Geratewohl zwanzig oder dreißig Schüsse ab, als ob der Feind noch da sei.
Ich machte mir große Sorgen um Farradsch. Sein Kamel stand unverletzt ohne ihn bei der Brücke. Vielleicht war er getroffen, vielleicht hatte er den Feind verfolgt. Ich konnte nicht glauben, daß er absichtlich ohne Deckung auf sie zu geritten war und dann angehalten hatte. Aber es sah so aus. Ich schickte Fehejd zu Saagi und ließ ihm sagen, er möchte so schnell wie möglich die andere Seite entlang jagen, während wir in schnellem Trab direkt der Überführung zusteuerten.
Wir erreichten sie beide zugleich und fanden dort einen gefallenen Türken und Farradsch mit einem schweren Bauchschuß an der Erde liegen, gerade so, wie er vom Kamel gefallen war. Er schien bewußtlos; aber als wir absaßen, begrüßte er uns und schwieg dann, in jene Einsamkeit versinkend, die über die Verwundeten kommt, wenn sie den Tod nahen fühlen. Wir rissen seine Kleider weg und besahen seine Wunde; es war zwecklos. Die Kugel hatte den Leib völlig durchschlagen und schien das Rückgrat verletzt zu haben. Die Araber sagten sofort, daß er nur noch ein paar Stunden zu leben habe.
Wir suchten, ihn etwas bequemer zu betten, denn er war allein völlig hilflos, obgleich er keinen Schmerz zu empfinden schien. Dann versuchten wir, den breiten, langsam fließenden Blutstrom zu stillen, der mohnrote Flecke auf das Gras malte; aber es schien unmöglich, und nach einer Weile sagte er uns, wir sollten ihn allein lassen, er liege im Sterben, und er sei glücklich darüber, denn das Leben bedeute ihm nichts mehr. Er war wirklich schon lange in dieser Stimmung gewesen, und Menschen, die sehr müde und traurig sind, verlieben sich oft in den Tod, in jene triumphale Schwäche, die zurückfindet zu den Menschen, nachdem der Lebenswille in einem letzten Kampf unterlegen ist.
Während wir uns um ihn bemühten, rief Abd el Latif Alarm. Er erkannte etwa fünfzig Türken, die die Strecke entlang auf uns zu kamen; und bald danach hörten wir vom Norden her eine Motordraisine heranrollen. Wir waren nur sechzehn Mann und in einer unhaltbaren Lage. Ich erklärte, daß wir uns sofort zurückziehen und Farradsch mit uns nehmen müßten. Wir versuchten, ihn erst auf seinem Mantel, dann auf einer Decke hochzuheben, aber er kam wieder zu Bewußtsein und schrie so jämmerlich, daß wir es nicht übers Herz brachten, ihm noch mehr Schmerzen zu bereiten.
Aber wir konnten ihn auch nicht einfach liegen lassen, denn dann war er den Türken ausgeliefert; und wir hatten gesehen, wie sie unsere unglücklichen Verwundeten bei lebendigem Leibe verbrannten. Deshalb waren wir alle, bevor wir in den Kampf gingen, übereingekommen, uns gegenseitig den Gnadenschuß zu geben, wenn wir schwer verwundet würden. Aber ich hatte nie daran gedacht, daß es mir zufallen könne, Farradsch zu töten.
Ich kniete neben ihm nieder und hielt meinen Revolver nahe am Boden an seinen Kopf, damit er meine Absicht nicht merkte. Aber er mußte sie erraten haben, denn er öffnete die Augen und umklammerte mich mit seiner harten, mageren Hand, der winzig kleinen Hand dieser unreifen Nedschdburschen. Ich wartete einen Augenblick, und er sagte: »Daud wird böse mit dir sein.« Und noch einmal huschte sein altes Lächeln so seltsam fremd über dieses graue, verfallende Gesicht. Ich antwortete: »Grüß ihn von mir.« Er erwiderte mit der Formel: »Gott schenke dir Frieden.« Und dann schloß er endlich seine müden Augen.
Die türkische Draisine war jetzt ganz nahe; sie schwankte wie ein großer Mistkäfer uns entgegen. Ihre Maschinengewehrkugeln summten um unsere Köpfe, während wir in die Hügel zurückflohen. Mohsin führte Farradschs Kamel, dessen Schafsfelle noch die Eindrücke seines Körpers zeigten, als er bei der Brücke aus dem Sattel gesunken war. Als es dunkelte, machten wir halt. Saagi kam zu mir und flüsterte, daß sich alle darum stritten, wer das herrliche Tier am nächsten Tage reiten solle. Er wollte es für sich haben. Aber ich war erbittert, daß der so gut arbeitende Tod wieder einmal meine Armut noch ärmer gemacht hatte. Und um den großen Verlust mit einem kleinen zu betäuben, erschoß ich das arme Tier mit meiner zweiten Kugel.
Dann kam die Gewalt der Sonne über uns. In dem atemberaubenden Mittag der Täler von Kerak brütete die eingefangene Luft, regungslos, ohne einen lindernden Hauch, und die Hitze sog den Duft aus den Blumen. Mit Dunkelwerden begann die Welt wieder zu atmen; und von Westen her kam ein leichter Lufthauch über die Wüste dahingestrichen. Wir waren Meilen entfernt von Gras und Blumen; aber plötzlich fühlten wir, wie sie alle als Wellen duftender Luft mit beklemmender Süße an uns vorbeizogen. Doch das verging schnell, und dann kam der feuchte, heilsame Nachtwind. Abdulla brachte mir Abendbrot, Reis und Kamelfleisch (von Farradschs Kamel). Nachher schliefen wir.