Martin Opitz
Gedichte
Martin Opitz

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An eine Jungfraw

            VNd du wirst auch bey meiner Buhlschafft stehen /
O Delia / du Bildnuß aller Ziehr:
Ich wil auch dich durch meine Verß' erhöhen;
Ich wil dein Lob erweitern für vnd für.
Sey nicht erzürnt / Asterie / mein Leben /
Weil ich anjetzt so sehr weit von dir bin /
Daß ich mich hab' in andre Huld ergeben /
Vnd frembde Gunst mir kommen in den Sinn.
Ich habe dich in jhren Augen funden:
Dein Angesicht' und rosenrother Mund /
Dein schönes Haar ist so in jhr verbunden /
Daß ich sie nicht für dir erkennen kundt'.
Ich fandt in jhr was ich bey dir verlassen;
Ich fand in jhr dich so gebildet ein /
Daß ich vermeyn' ich könne sie nicht hassen
Ich müsse denn auch dir zu wider seyn.
O Delia / du Spiegel meiner Frewden /
Du Ebenbild der schönsten in der Welt /
Vergönne doch daß sich mein' Augen weiden /
Weil deine Ziehr mein Leben in sich helt;
Weil jhr Gesicht' ist so in dich geschrieben /
Daß sie jhr selbst nicht ähnlicher seyn kan /
Wie wolt' ich dich / mein' Augenlust / nicht lieben?
Ach nimb mich doch von jhrentwegen an.
So wil ich auch mit steten Versen ehren
Dein' hohe Ziehr / vnd edlen Augenschein.
So lange man von Liebe nur wird hören /
Wird man zügleich' auch deiner inndenck seyn.

 


 


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