Martin Opitz
Gedichte
Martin Opitz

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                          Asterie mag bleiben wer sie wil /
Ich weiß nichts mehr von jhr /
Vnd jhrer Huld; ein sehr viel höher Ziel
Hab ich anjetzt vor mir:
Ich will mich weiter schwingen
Als durch den Erdenkreiß /
Vnd nur alleine singen
Der Tugend Ehr' vnd Preiß.
    Wie selig ist wer in Vollkommenheit
Der Weißheit sich verliebt /
Die süsse Gifft der schnöden Eitelkeit
Jhn nimmermehr betriebt;
Er weichet von den Wegen
Der Vppigkeit der Welt /
Darauff zuvor erlegen
Manch freyer kühner Heldt.
    Die Schönheit zwar veracht' ich gäntzlich nicht /
Weil sie von oben kömpt /
Das sag' ich nur daß sie gar leichte bricht /
Vnd bald ein Ende nimpt:
Der rote Mund / die Wangen /
Der schönen Augen Glantz /
Ja alle Pracht vnd Prangen
Ist wie ein Rosenkrantz.
    Wer Tugend liebt / der stirbet nimmermehr /
Er dringt durch alle Noth /
Durch alle Welt erklingt sein Lob vnd Ehr /
Er bleibt / vnd lebet todt:
Drumb wil ich nichts mehr schreiben
Von zeitlicher Begiehr /
So wird mein Lob bekleiben /
Vnd grünen für vnd für.
    Weg / Venus / weg / du Pest der jungen Zeit /
Ich selbst vergesse mein;
Ich wil jetzt gehn den Lauff der Ewigkeit /
Vnd auff der süssen Pein
Verwirten Bahn nicht wallen /
Die Tugend ist mein Ziel;
Asterie sampt allen
Mag bleiben wer sie wil.

 


 


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