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Siehe Bildunterschrift

Vergleich des Peary'schen Reiseweges mit Nansens

Einführung

Mit folgender Ansprache wendete sich Präsident Roosevelt bei der Überreichung der Hubbard-Medaille der »National Geographic Society« anläßlich des Jahresfestes der Gesellschaft am 15. Dezember 1906 an Commander Robert E. Peary:

Ich preise mich glücklich, daß es mir vergönnt ist, heute abend in dieser Versammlung zugegen zu sein, und im Namen der Gesellschaft einem Amerikaner eine Ehrenbezeigung zuteil werden zu lassen, der sich in hohem Maße um das Gemeinwohl verdient gemacht hat. Die zivilisierten Völker leben meist unter so günstigen Lebensverhältnissen, daß eine gewisse Tendenz besteht, die rauheren Tugenden aussterben zu lassen. Und es ist eine Freude, einem Mann die höchsten Ehren zu erweisen, der durch seine Taten beweist, daß wenigstens bei einigen der Rasse die rauheren Tugenden noch nicht verloren gegangen sind.

Ich sprach von den rauheren Tugenden. Wir tun gut daran, uns zu erinnern, daß das Wort Tugend = virtus selbst ursprünglich Mut und Kühnheit bedeutet. Wenn der Römer von virtus spricht, so meint er die Gesamtheit der Eigenschaften, die wir unter dem Namen Männlichkeit zusammenfassen.

Ich habe einen festen Glauben an den Frieden und seine Tugenden. Aber ich bin der Meinung, daß er nur erstrebenswert ist, wenn er als eine Folge der vereinigten Tugend des Muts und der Kühnheit erscheint. Darum habe ich die Überzeugung, daß in einem Zeitalter, das sich wie natürlich und gut durch die milderen und weicheren Eigenschaften auszeichnet, wir nicht vergessen dürfen, daß in letzter Linie die sichere Basis eines zielbewußten Nationalcharakters auf den großen Kampfestugenden beruhen muß; und diese Kampfestugenden können in gleicher Weise im Frieden wie im Kriege bewiesen werden.

Sie können im Werk des Philanthropen, im Werk des Gelehrten zutage treten; aber am allerentscheidensten in dem Werk des Forschungsreisenden, der Gefahren und Beschwerden ausgesetzt und unterworfen ist, die der Durchschnittssoldat nie in seinem Leben kennen lernt. Im Krieg ist im Grunde nur der eine Mann, der an der Spitze steht, für das Ganze verantwortlich. Alle andern, von den untergeordneten Generalen an bis auf den gemeinen Soldaten herab werden durch das Gefühl der Gemeinschaft und der geteilten Verantwortlichkeit gestärkt und gestützt.

Sie, den wir heute abend ehren wollen, der Sie sich monate-, ja jahrelang Gefahren aussetzen und die größten Beschwerden und Schwierigkeiten überwinden mußten, während die ungeteilte Verantwortlichkeit, die für Sie selbst und Ihre Begleiter Leben oder Tod bedeutete, auf Ihren Schultern lag, haben etwas leisten müssen, was der moderne Offizier trotz seiner großen Verantwortlichkeit nicht zu leisten hat. Sie mußten alle moralischen Eigenschaften, die der Krieg erfordert und obendrein noch andere Eigenschaften beweisen. Sie haben eine große Tat vollbracht, eine Tat, die für die ganze Menschheit Bedeutung hat, eine Tat, die Ihnen selbst und Ihrem Land Ansehen verleiht. Und im Namen der Anwesenden und auch im Namen der Millionen Ihrer Landsleute überreiche ich Ihnen diese Hubbard-Medaille und heiße ich Sie, Commander Peary, willkommen in der Heimat nach der großen Tat, die Sie vollbracht haben.

Pearys Erwiderung auf die Rede des Präsidenten Roosevelt bei der Überreichung der Hubbard-Medaille der »National Geographic Society« am 15. Dezember 1906 lautete:

Herr Präsident Roosevelt! Im Namen des Peary Arctic Club und seines Präsidenten Morris K. Jesup möchte ich mir erlauben, unseren tiefgefühltesten Dank auszusprechen für die große Ehrung, die uns von seiten der »National Geographic Society« durch die Verleihung dieser goldenen Medaille zuteil geworden ist, und für die doppelte Ehre, daß wir sie aus Ihrer Hand empfangen.

Ihr beständiges Interesse, Herr Präsident, die Erlaubnis, das Schiff des Klubs nach Ihnen zu benennen und Ihr Name selber hat sich als ein mächtiger Talisman erwiesen. Hätte ich diesen Augenblick voraussehen können, so würde er mir manche düstere Stunde erhellt haben, aber ich will offen gestehen, meine Anstrengungen hätte er nicht vergrößert, denn das wäre unmöglich gewesen.

Der wahre Forschungsreisende tut sein Werk nicht in der Hoffnung auf Lohn oder Ehre, sondern weil die Sache, die er sich vorgenommen hat, einen Teil seines Wesens bildet und nur um ihrer selbst willen ausgeführt werden muß. Er kümmert sich nicht viel um Ruhm, Gefahren und Hindernisse, wenn sie ihn nur nicht von seinem Ziel abhalten.

Die endgültige und vollständige Lösung des Geheimnisses des Pols, das die besten Gedanken und Interessen hervorragender Leute der kräftigsten und aufgeklärtesten Nationen der Welt mehr als drei Jahrhunderte lang beschäftigt hat, und das heute den Puls jedes Mannes und jeder Frau, in deren Adern rotes Blut fließt, schneller schlagen läßt, erscheint mir als das Ziel, das zu Ehre und Ruhm dieses Landes erreicht werden muß. Das ist das Ziel, das ich, wie die Absicht war, hätte erreichen sollen, und das ich noch erreichen muß.

Das Resultat der letzten Expedition des Peary Arctic Club ist gewesen, die Erreichung des Pols um die Hälfte zu vereinfachen. Die Tatsache ist festgestellt worden, daß der Mensch und der Eskimohund die beiden einzigen Wesen sind, die den verschiedenen Eventualitäten eines arktischen Unternehmens gewachsen sind, und daß die »amerikanische« Route zum Pol und die Methoden und die Ausrüstung, die während der letzten fünfzehn Jahre einen hohen Grad von Vollkommenheit erlangt haben, die praktischsten zur Erreichung dieses Zieles sind.

Wäre der letzte Winter eine normale Jahreszeit in der Polargegend gewesen, und hätte es nicht, wie tatsächlich der Fall, auf der ganzen nördlichen Hemisphäre so viel offenes Wasser gegeben, so würde ich den Preis davongetragen haben. Und hätte ich, ehe ich das Land verließ, die wirklichen Verhältnisse im Norden so gekannt, wie ich sie jetzt kenne, so hätte ich meine Route und die Verteilung der Schlitten so ändern können, daß wir trotz des vielen Wassers an den Pol gelangt wären.

Eine spätere Expedition kann, wenn sie meinem Beispiel folgt und sich meine Erfahrungen zunutze macht, nicht nur den Pol erreichen, sondern sie ist in der Lage, die andern noch zu lösenden Aufgaben im Polarmeer zu erfüllen. Sie kann Tiefseelotungen im ganzen zentralen Polarmeer vornehmen und die unbekannte Strecke auf der nordöstlichen Küste von Grönland zwischen Kap Morris Jesup und Kap Bismarck vermessen. Und diese Arbeit kann in einem Jahre geleistet werden.

Wenn hin und wieder die Meinung ausgesprochen wird, daß die Erreichung des Pols keinen Wert und kein Interesse hat, so möchte ich eins hervorheben: Sollte ein Amerikaner der erste sein, das Sternenbanner an der gepriesenen Stelle zu hissen, so würde es weder in der Heimat noch im Ausland einen amerikanischen Bürger geben – und es gibt Millionen von uns – der sich nicht mit etwas größerer Freude und größerem Stolz daran erinnerte, ein Amerikaner zu sein. Und allein diese Steigerung des Stolzes und Patriotismus von Millionen würde reichlich alle Opfer, die für die Erreichung des Pols gebracht sind, aufwiegen.

Herr Präsident Roosevelt, beinahe vier Jahrhunderte lang hat die Welt von einer Vereinigung des Atlantischen und Stillen Ozeans geträumt. Sie haben das Sternenbanner bei Panama aufgepflanzt und die Verwirklichung jenes Traumes gesichert.

Seit mehr als drei Jahrhunderten hat die Welt davon geträumt, das Rätsel des Nordpols zu lösen, heute ist es das Sternenbanner, das dem geheimnisvollen Pol am nächsten aufgepflanzt ist. Und ich hoffe, so Gott will, daß Sie es während Ihrer Amtszeit erleben werden, daß das Sternenbanner auf dem Pol selbst weht. Denn zwischen jenen beiden großen welthistorischen Marksteinen, dem Panamakanal und dem Nordpol, liegt das Erbteil und die gewaltige Zukunft jenes Riesen, dessen Geschicke Sie heute leiten, der Vereinigten Staaten von Amerika.


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