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XI. Die Rückkehr vom »äußersten Westen«

siehe Bildunterschrift

Egingwah und Renntier bei Kap Hubbard.

Ich zitiere aus meinem Tagebuch:

6. Juli. Noch ein Höllentag, nur haben wir mehr Wasser gehabt, als sich mit der orthodoxen Auffassung dieses Ortes vereinigen läßt.

Gestern nachmittag gegen 5 Uhr hob sich der Nebel, und der Schneefall ließ kurze Zeit so weit nach, daß wir einen Weg nach der nächsten Landzunge im Osten, der zwischen den Seen hindurchführte, finden konnten.

Dann legten wir uns nieder, um vor dem Aufbruch ein wenig zu schlafen, denn wir waren schon mehr als zwölf Stunden auf den Beinen gewesen. Als ich um Mitternacht aufwachte, sah ich, daß der Nebel sich wieder gesenkt hatte, aber es schneite nicht mehr.

Nach dem Frühstück ließ ich meine Leute eine Steinpyramide errichten, in der wir eine Flasche mit einem kurzen Bericht niederlegten, dann brachen wir auf.

Die Bahn war ziemlich gut, und als wir einen breiten Eisfußfluß durchwatet, erreichten wir, wie vermutet, die Landzunge. Wir folgten dem Ufer dieses Landes eine Zeitlang und gerieten mitten in Gletscherablagerungen, nachdem wir uns die ganze Zeit durch tiefen Schneeschlamm und Teiche von Eiswasser hatten hindurcharbeiten müssen. Schließlich lagerten wir uns auf einem Haufen von Moränenschutt, auf der Höhe unsres Lagers vom 23.

Das Land, dem wir gefolgt waren, ist eine niedrige Insel, die auf unserem Hinmarsch niemand bemerkte, da sie mit Schnee bedeckt war. Das wirkliche Land, das nur undeutlich hervorschimmerte, ist unerreichbar, da ein großer, unpassierbarer See dazwischenliegt. –

In diesem Lager schien die Sonne mit Unterbrechungen so lange, daß die sechs Renntierfelle, die wir schon beim Zwanzig-Meilen-Kap zum Trocknen ausgebreitet hatten, fast ganz trocken wurden.

Wir brachen bei bewölktem Himmel auf und erreichten den Zwölfmeilenhügel, nachdem ein Strom nach dem andern, die alle nach dem Lande zu liefen, überschritten werden mußte.

Von dem Gipfel des Hügels sah ich, daß das Eis vor uns in derselben Verfassung war; ein riesenhaftes Kartoffelfeld mit einem langgestreckten blauen See oder einem rauschenden Strom in jeder Furche.

Nach fortgesetztem, anstrengenden Waten erreichten wir endlich die Gezeitenspalte und folgten ihr in behaglichem Marsch bis an eine Stelle, die ungefähr auf derselben Höhe wie unser Lager vom 21. lag. Während der ganzen Zeit war nur die Küstenlinie sichtbar, alles andere in eine Decke tintenfarbiger Wolken eingehüllt.

Während wir in unsern letzten Lager schliefen, fiel die Temperatur bis unter den Gefrierpunkt, der Schnee überzog sich mit einer Kruste und die kleineren Wassertümpel froren zu. Der Nordostwind, der, seit wir das Südwestlager verließen, geweht hatte, wuchs beinahe zu einem Sturm an und erschütterte unser Zelt heftig. Der niedrige Baldachin von tintenschwarzen Wolken blieb derselbe.

Da unsere Kleider und Fußbekleidungen völlig durchnäßt waren, konnte dies äußerst unerquickliche Wetter, das auf der ersten Hälfte des Marsches geherrscht, uns wirklich gefährlich werden. Dazu kam, daß ich mich beim Aufwachen sehr schlecht fühlte. Das ständige Waten und die schlechte Schneeschuhbahn der letzten beiden Tage hatten mich vollständig erschöpft.

Vier Stunden nach Verlassen des Lagers befanden wir uns auf der Höhe des Depots, das ich da angelegt hatte, wo Koolootingwah zurückkehrte, und ich sandte meine beiden Leute mit einem leeren Schlitten und allen Hunden hin, um es zu holen. Huf ihrem Weg dahin wurden sie ziemlich viel durch Seen und Ströme aufgehalten. Wir hatten den einzigen passierbaren Weg eingeschlagen, sonst wären wir nur halb so schnell vorwärts gekommen. Auf beiden Seiten unsrer Spur zog sich fast die ganze Zeit ein tiefer blauer See hin, in den von außen her in kurzen Zwischenräumen Ströme flossen und von dessen innerem Rand sich Ströme überall, wo es möglich war, einen Weg bis an die Gezeitenspalte gebohrt hatten, in die sie sich rauschend ergossen.

Nachdem wir das Depot verlassen, ging es noch vier Stunden weiter. Es gab hier fast nirgends mehr Schnee auf dem Eis, und nur noch zwei oder drei Tage warmes Wetter, dann würde er gänzlich verschwunden sein. Das Sinken der Temperatur machte sich insofern bemerkbar, als der Wasserstand in allen kleineren Tümpeln niedriger wurde.

Hin und wieder schien auf unserm Marsch die Sonne, konnte sich aber nicht dazu entschließen, gutes Wetter zu bringen, und der Wind, der gerade von vorn kam, hielt an.

Es war sehr angenehm, am nächsten Morgen mit trockener Fußbekleidung aufzubrechen, wenn sie auch nicht lange trocken blieb.

Wir kamen, obgleich wir uns einige Stunden lang sehr anstrengen mußten, fast den ganzen Tag gut vorwärts, überall um uns herum war eine Unmenge von Seen und Strömen, aber wir hielten uns an der Gezeitenspalte, und das rettete uns. Sonst war es beinahe überall, wenn nicht überhaupt unmöglich, vorwärtszukommen.

Die Masse des Schnees war schon geschmolzen, und die Ströme sanken, aber natürlich würden viele der Seen bestehen bleiben, bis sie im nächsten Herbst zufroren.

Die Sonne schien von Zeit zu Seit und wechselte mit dichtem Nebel und Schneeböen ab. Als wir schliefen und während des größeren Teils des Marsches war der Wind heftig, legte sich aber, kurz bevor wir uns lagerten. Es wurde totenstill und ruhig.

Wir lagerten an dem äußeren Abhang des großen Gletschers, der Aldrichs letzte »sanft abfallende Düne« bildet.

Der flachere Eisfuß, der sich unter diesem Abhang bis an das unebene Meereis hinzieht, das zehn bis zwölf Meilen entfernt lag, war mit Seen und Flüssen bedeckt. Ungefähr eine halbe Stunde lang hatte ich eine wundervolle Aussicht auf die herrlichen Gipfel, die westlich von Kap Alfred Ernst liegen.

siehe Bildunterschrift

Überschreiten eines Stromes auf dem Eissaum.

Ich zitiere wieder aus meinem Tagebuch:

Yelverton-Bai, 10. Juli. Aus meinem neuen Reich wieder zurück in die bekannte Welt.

Es war ruhig, als wir an unserm letzten Lagerplatz schliefen, und die Sonne trotz Nebel und Wolken warm genug, um unsere Kleider und Fußbekleidung weiter zu trocknen.

siehe Bildunterschrift

Unser Lager westlich von Aldrichs höchstem Punkt.

Wir brachen früher auf als gewöhnlich und hatten gute Bahn und leidliches Wetter (ruhig und bewölkt) bis 9 Uhr morgens, bis ein Strom eines Gletschers am oberen Ende der Bai uns aufhielt. Nach einem Umweg von zwei Meilen an seinen sumpfigen Ufern entlang, mußten wir ihn durchwaten, obgleich er hundert Yards breit und knietief war. Dabei hatte er eine so reißende Strömung, daß wir samt Hunden und Schlitten nahe daran waren, mit fortgerissen zu werden. Der dichte Nebel machte es unmöglich, einen Weg durch die Seen und Flüsse zu finden, wir schlugen deshalb das Lager auf.

Unser Zelt stand auch hier, wie bei dem letzten Lagerplatz, auf einem schlackerigen Sumpf, von dem wir eine kleine Stelle dadurch fester machten, daß wir sie erst mit den Schneeschuhen und dann mit den Füßen feststampften.

Zwei schöne, schneebedeckte Berge hinter Alert Point verdienen eine Benennung.

An der Milne-Bai, 11. Juli. Noch ein Wasserhöllentag, an dem wir bei Nebel und Schneetreiben durch das Teufelslabyrinth von Seen und Flüssen lavierten, durch einen Morast von knietiefem Schneeschlamm, der die ganze Bai ausfüllte.

Ein 9½ stündiger ununterbrochener Marsch brachte uns an eine Reihe von »Spalten«, die die Grenzlinie zwischen dem Baieis und dem Packeis bilden. Hier klang das Donnern eines Flusses oder Sees, der durch eine Spalte in das Meer strömte, an unser Ohr.

Welche Hindernisse sich uns auch auf unfern Weg längs dieser Spalte entgegenstellen werden – und Gott weiß, daß es von der einen oder anderen Art genug geben wird –, so werden wir sicher keine Flüsse zu durchwaten haben, und die Seen, auf die wir stoßen, wahrscheinlich zu unserm Kurs parallel laufen.

Die Bahn ist bisher nicht ganz so schlecht wie auf dem Rückmarsch von dem Juli-Ausflug in die Prinzeß Marie-Bai im Jahr 1899, aber auf der Strecke zwischen hier und der »Roosevelt« hat sie noch reichlich Gelegenheit, bedeutend schlechter zu werden.

Heute vor fünfzehn Jahren brach ich in der Melville-Bai das rechte Bein.

Zwei erschöpfte Hunde werden getötet, um den andern als Futter zu dienen.

In der Nähe von Kap Richards, 13. Juli. Endlich sind wir um die Ecke (Kap Fanshawe Martin), nach der wir uns vier Tage lang, einschließlich heute, hingearbeitet haben und die ebenso schnell, wie wir vorrückten, zurückzuweichen schien, herumgekommen.

Die Bahn war heute ungefähr so wie gestern, gegen Ende wurde sie vielleicht ein wenig besser, aber ich wurde mehr durchnäßt als je, da ich beim Hinüberschieben der Schlitten über eine schlechte Stelle mit den Füßen ausglitt und bis an den Gürtel ins Wasser fiel. Dadurch wurde der letzte Teil des Marsches ziemlich ungemütlich. Doch man gewöhnt sich an dieses fortwährende Durchnäßtsein, wie man sich ja an alles gewöhnen soll, und ich denke nicht mehr an meine nasse Kleidung. Ich ringe sie aus, wenn ich mich niederlege, und wiederhole dies Verfahren beim Aufstehen. Es hat mich an meine Erfahrungen in Nicaragua erinnert, aber die Temperatur von Luft und Wasser ist hier etwas anders.

Im letzten Lager und ungefähr während der Hälfte des heutigen Marsches schien eine Zeitlang die Sonne, aber wir haben die ganze Zeit eine Temperatur unter dem Gefrierpunkt und einen starken schneidenden Nordostwind im Gesicht gehabt.

Der Gletscher im Westen vom Kap Fanshawe Martin ist in Bewegung, seine Vorderfläche zehn Bis vierzig Fuß hoch. Ein losgelöster »Eisberg«, den ich für ein und eine viertel Meile lang und eine halbe Meile breit hielt, ist ungefähr hundert Yards von der Fläche des Gletschers entfernt festgefroren. Die Höhe dieses »Eisberges« betrug durchschnittlich etwa zwanzig bis achtundzwanzig Fuß über dem Wasser. Zwei arktische Meerschwalben flogen über uns hin, als wir um das Kap marschierten.

Mc Clintock-Bai, 14. Juli. Am letzten Lagerplatz wehte ein anhaltender und heftiger Wind, und die Sonne schien gelegentlich. Sie schien auch, als wir aufbrachen.

siehe Bildunterschrift

Kap Colgate (Nordwestecke von Grant-Land).

Ich beabsichtigte den inneren Weg einzuschlagen, das heißt längs der Gezeitenspalte im Innern der Bai, aber ein einstündiger Marsch über die Gletscherfläche brachte uns an eine Stelle, von wo aus ich die Bai übersehen und sofort bemerken konnte, daß sie völlig unpassierbar sei. Ihre Oberfläche war vollständig mit großen zusammenhängenden Seen und breiten Strömen bedeckt.

Der Weg an dem äußeren Rande des Eisfußes war der einzig mögliche, um ihn zu erreichen, mußten wir nach dem Lagerplatz zurückgehen. Dann wurden wir durch zwei oder drei Seen und durch einen großen Fluß, der uns mitten zwischen die Schollen mit ihren bis an den Gürtel reichenden Schneewehen drängte, ehe wir um ihn herumkommen konnten, aufgehalten. Auf diese Weise verloren wir drei Stunden.

Hierauf wurde die Bahn besser und wir konnten einen ziemlich direkten Kurs einhalten; der Schneeschlamm und das Wasser reichten nur bis an die Knöchel. Ein zweiter Fluß, der ungefähr fünfzig Yards breit war und einen wirklichen Wasserfall bildete, trieb uns wieder auf die Schollen hinaus.

Wir sind indessen sehr langsam vorwärts gekommen, da die Füße der Hunde von dem scharfen Eis und dem beständigen Durchnäßtsein in fürchterlichen Zustand gerieten. Fast alle sind sie mit Schuhen versehen, aber trotzdem hinken sie nur vorwärts. Der graue Hund wurde hier getötet und den andern als Futter gegeben; gleichzeitig bekamen sie fünf Renntierfelle von Jesup-Land, die wir nicht trocken bekommen haben und die jetzt verdarben. Wenn wir nicht Kap Alexandra erreichen, wird noch ein Hund draufgehen, da ich keinen Pemmikan mehr habe. Seit heute früh beständiger Nebel.

Disraeli-Bai, 15. Juli. Noch ein Höllentag, oder eher eine Höllennacht. Es herrscht dichter Nebel, den die Sonne zeitweilig durchdringt, aber das Land bleibt unsichtbar; so war die Witterung während des letzten Lagers. Teile des Landes wurden klar und blieben ungefähr eine Stunde lang sichtbar, als wir uns zum Aufbruch bereit machten.

Seitdem wieder dichter Nebel, zu dem sich während der letzten vier Stunden ein nasser Schnee gesellte.

Die Bahn war nach den ersten beiden Stunden leidlich. Sie führte über altes hügeliges Eis, wo der meiste Schnee geschmolzen war und das Wasser sich zu kleinen Tümpeln gesammelt hatte. Bei klarem Wetter, wo man imstande wäre, die Gegend zu übersehen, würde die Bahn gut sein.

Unter diesen Verhältnissen gab ich den Gedanken auf, die Eskimos nach dem Depot an Kap Alexandra hinüberzusenden.

Wir wollen dem äußeren Rand des Eisfußes beharrlich folgen. Wenn wir Columbia erreichen und das Fleisch dort bekommen, so ist es schön und gut; wenn nicht, so ziehen wir gerade auf Hecla zu und essen, bis wir es erreichen, Hundefleisch.

Heute passierten wir zwei große Ströme. Den einen haben wir durchwatet und dabei die Schlitten nachgezogen, so daß beinahe alles, was drin war, naß wurde, den andern an einem zum Glück vorhandenen Cañon überbrückt.

Meine Kleider sind jetzt nahe daran, infolge der beständigen Feuchtigkeit buchstäblich zu verfaulen. Ich habe mich an die Unannehmlichkeit des Durchnäßtseins gewöhnt, aber noch nicht an den Gestank der letzten Tage, der besonders im Lager, wenn wir uns niedergelegt haben, unerträglich ist.

Ein Seehund wurde draußen auf dem Eis gesehen, aber er ging wieder ins Wasser, ehe Egingwah in seine Nähe gelangen konnte.

Wir fanden heute ein sehr schönes Exemplar desselben Fisches, den ich früher bei Kap Alfred Ernst gefunden; die Hunde bekamen den ganzen Fisch mit Ausnahme des Kopfes.

Die ganze Breite des gewaltigen Gletschers, der sich von Kap Alexandra nach Westen erstreckt, besteht aus schwerem hügeligen Eis, das, wenn es sich loslöst, »paläokrystische« Schollen bilden wird.

»Nungwoodie«, der treue graue Hund, war hier am Ende seiner Kräfte angelangt und wurde getötet. Es tat mir leid, ihn draufgehen lassen zu müssen.

Noch zwei Tage oder vielmehr eine ununterbrochene Folge von diesem Höllenwetter, dann eine gute Nacht, und nach einem langen Eilmarsch, auf dem ein Hund getötet wurde, ein andrer nicht mehr weiter konnte und wir selbst uns bis aufs äußerste anstrengen mußten, erreichten wir das niedrige Vorgebirge von Columbia, das Kap Aldrich heißt, und schlugen das Lager auf trockenem Sand auf. Es war das erstemal seit zwölf Tagen, daß dies nicht in Schneeschlamm und Wasser geschah. –

Als ich das Eis vom Zelt aus überblickte, sah ich, daß unser Weg, wie schlecht auch die Bahn gewesen sein mochte, doch durch das einzig passierbare Gebiet führte. Sonst zog sich um das ganze Vorgebirge ein breiter, tiefer See herum.

Der Marsch vom 16. war nicht nur anstrengend, sondern er brachte auch eine große Enttäuschung. Gegen Ende des Marsches hob sich der Nebel ein wenig und zeigte, daß wir nicht auf der Höhe von Kap Albert Edward waren, wie ich erwartet hatte, sondern nur auf der Höhe des westlichen Endes der Ward-Hunt-Insel. Unser letzter Marsch hatte uns bis zwei oder drei Stunden vor Kap Alexandra gebracht, und heute waren wir nur eine kurze Strecke weitergekommen. Drei große Ströme mußten passiert werden. Beim Überschreiten des einen rutschten beide Eskimos mit den Füßen aus, wobei der eine völlig und der andere teilweise durchnäßt und der Schlitten beinahe fortgerissen wurde. Meine Kraft reichte gerade noch aus, ihn festzuhalten, bis er sich mit eigener Kraft herausgearbeitet hatte. Hier wurde der weiße Hund geschlachtet, um den andern als Futter zu dienen.

Die Temperatur fiel jetzt bis unter den Gefrierpunkt, was unser Wohlbefinden wesentlich störte. Als wir den nächsten Marsch begannen, machte sich diese Änderung gleich bemerkbar. Der Schnee und die kleineren Tümpel waren jetzt so fest gefroren, daß sie die Schlitten, die Hunde und mich auf Schneeschuhen tragen konnten; die Ströme weniger groß und der Nebel schien nachlassen zu wollen, da er mit dem Aufhören der Verdunstung sich nicht mehr bilden konnte. Dazu kam, daß eine beträchtliche Anzahl der Seen einen Ablauf gefunden hatte und sie jetzt nur noch einen Schatten ihres früheren Selbst darstellten. Obgleich die Gesamtlage etwas besser schien, mußten wir etwas westlich von Camp Nares unser Seit doch wieder auf nassem Schnee aufschlagen. Der alte schwarze Hund des Sipsu wurde hier getötet.

Auf dem heutigen Marsch überschritten wir zwei große Ströme, das eine Mal in einem Bogen bis an eine Stelle, wo der Strom in eine Spalte hineinfloß, das andere Mal gelangten wir auf einer Schneebrücke auf die andere Leite hinüber.

Beim Antritt des nächsten Tagemarsches brach die Sonne durch den Nebel; in der Mitte der Markham-Bai hatte sie einen vollständigen Sieg errungen, und von jetzt an bis zum Nachmittag schien sie mit blendendem Glanz auf uns, der trotz meines breiten Mützenschirmes mein Gesicht verbrannte und meine Augen blendete. Ich bekam indessen auf diese Weise Gelegenheit, die Zwillingsgipfel von Columbia von Westen und von Norden zu sehen, ein sehr großartiger Anblick.

Nach dem Tee gingen meine Leute hinüber, um das Moschusochsenfleisch zu holen, das wir auf dem Ausmarsch zurückließen. Sie waren etwas besorgt, die Füchse möchten es vielleicht aufgefressen haben.

Einige Stunden später kamen sie reichlich gesättigt wieder zurück und berichteten, daß die Füchse das Fleisch nicht angerührt, ja sogar mehr da wäre, als wir zurückgelassen hätten. Koolootingwah tötete hier auf seinem Rückweg noch zwei weitere Moschusochsen. Sie brachten auch einen Hasen und einen von Koolootingwahs Hunden mit, der aus seinem Geschirr entschlüpft und bei dem Fleisch geblieben war, und sich jetzt in ausgezeichneter Verfassung befand. Das war alles sehr erfreulich. Das Fleisch ermöglichte es mir, hier zweimal auszuschlafen, eine für meine Hunde unbedingte Notwendigkeit; das frische Fleisch war ein sehr willkommener Zuwachs zu unsern Vorräten, und der Hase wurde als angenehme Abwechselung nach dem Hundefleisch der letzten beiden Tage sehr geschätzt.

Nach mehrstündigem Schlaf ging ich mit den Leuten und Hunden und einem Schlitten hinüber, um die Hunde gänzlich satt zu füttern; auch wollte ich den Rest des Fleisches herüberholen und von der Höhe des Ufers das Eis im Osten untersuchen, um zu sehen, welche Route wir nach Hecla einschlagen müßten.

Als ich über das steile Ufer nach unserm Lager zurückging, sah ich, daß die Orographie des Eissaumes im Westen wie im Osten durch die Ströme und die blauen Seen, die jede Vertiefung und jede Furche erfüllten, deutlich hervortrat. Ich machte einige photographische Aufnahmen, hegte aber keine große Zuversicht für ihr Gelingen. Ich fürchtete, die blaue Farbe der Seen würde auf den Bildern nicht herauskommen.

Es gab ziemlich viel Wasser zwischen Columbia und Hecla, und die einzig mögliche Route für uns führte an der äußeren Spalte entlang. Nicht einmal da sah es verheißungsvoll aus.

Nach meiner Rückkehr zum Zelt streifte ich auf der niedrigen Sandbank umher, die das Kap Aldrich bildet und pflückte einige Pflanzen. Die purpurroten Blumen waren beinahe verblüht, aber die Mohnblumen standen in voller Blüte; auch die Potentilla war vertreten, deren leuchtend gelbe Blüten sich von den seinen tiefroten Ranken oder Fühlhörnern, die sich nach allen Richtungen hin ausstrecken, abheben, und die ein noch schöneres Bild geben als die Mohnblumen. Ich fand hier einen erratischen Granitblock, den ich photographierte.

Nachdem mir noch einmal geschlafen hatten, nahmen wir unsern Marsch wieder auf; das schöne Wetter hielt an, und unsere Hunde fühlten sich durch das Ausruhen und die reichliche Nahrung gekräftigt. Wir folgten der Schneebank an der westlichen Seite des Vorgebirges, bis sie zu Ende war, und gingen dann geradeaus bis an den Rand des Eises. Auf diese Weise kamen wir ziemlich gut vorwärts; nur ein großer Strom, der von der Parr-Bai und ihrer Umgegend abfloß, mußte durchwatet werden.

Am Ende dieses Marsches befanden wir uns etwas östlich von Gifford Peak. Zwei große Ströme wurden überschritten, der eine durchwatet, bei dem andern machten wir einen langen Bogen bis an die Stelle, wo er in eine Spalte im Eis hineinfloß. Die Ströme und Seen, verglichen mit ihrer früheren Ausdehnung, hatten sehr an Größe abgenommen und flossen ständig ab.

Die Bahn war besser, als ich gedacht. Unser Abendessen und Frühstück, bestehend aus dem ungefähr drei Wochen alten Moschusochsenfleisch, war nicht übermäßig anziehend.

Der nächste Tag brachte wieder schönes Wetter, aber der Nebel gewann noch einmal die Oberhand und hatte nach ungefähr fünf Stunden alles verwischt.

Nachdem ich eine Zeitlang gespannt aufgepaßt hatte, fand ich endlich schwache Spuren unsrer Fährte vom letzten Frühling, die von Point Moß nach Norden führte. Ich schlug das Zelt etwas oberhalb davon auf und sandte die zwei Leute mit dem Schlitten nach dem hier angelegten Depot hinüber, um Pemmikan und Biskuit zu holen. Sie verloren ihren Weg im Nebel, fanden aber endlich das Depot und kehrten mit den gewünschten, sehr willkommenen Sachen zurück. Drei Flüsse wurden auf diesem Marsch überschritten.

Der nächste Marsch fing in Nebel an, endete aber in strahlendem Sonnenschein. Beim Kreuzen des Clements-Markham-Inlet stießen wir auf wenig Seen, da das Wasser sich in den engen, aber tiefen und weitverzweigten Tümpeln des gewöhnlichen Baieises sammelte. Zwei ziemlich große Flüsse mußten überschritten werden. Wir erreichten das Land bei Kap Hecla an der Stelle, wo wir den Eisfuß beim Ausmarsch verließen, aber der Eisfuß war jetzt ein zusammenhängender, tiefer See, und wir blieben auf dem Meereis bis ungefähr eine halbe Meile vor unserm Lager bei Hecla, wo wir durch offenes Wasser auf den Kamm des Eisfußes, dem wir bis an das Depot folgten, hinaufgetrieben wurden. Unser Lagerplatz vom letzten Frühling war jetzt von einem mehrere Fuß tiefen Wasser überschwemmt, und der ganze Eisfuß an dieser Stelle ein großer See. Wir nahmen einiges aus dem Depot heraus und hielten uns auf dem Kamm, bis wir in die James-Roß-Bai herumkamen. Dann lagerten wir uns auf dem Eis, da wir nicht ans Ufer gelangen konnten.

Alles war wieder in dichten Nebel gehüllt, als wir am nächsten Abend aufbrachen, doch da wir uns nach dem Rande der Spalte richten konnten, wurde unser Vorwärtskommen nicht wesentlich dadurch beeinträchtigt. Auf der Crozier-Insel fand ich einige Büchsen, die unsern Lagerplatz vom April 1902 markierten. Kurz oberhalb dieser Insel hob sich der Nebel ein wenig, und wir sahen, daß der Landweg über die Fielden-Halbinsel infolge Schneemangels gänzlich unpassierbar war und wir am Kap Joseph Henry herumgehen mußten. Ich hatte etwas Angst davor, denn ich kannte die Verhältnisse an der Ostseite jenes wilden Kaps.

Bis etwa fünf Meilen vor der Spitze des Kaps war die Bahn ungefähr dieselbe wie im Clements-Markham-Inlet; zwei Flüsse nötigten uns, einen Umweg zu machen. Dann hatten wir drei oder vier Meilen lang sehr schwere Bahn auf spaltigem Meereis und legten schließlich noch ungefähr eine Meile auf dem Eisfuß zurück. Der höchste Punkt des Kaps war genau so schwierig zu passieren wie im Jahre 1902. Wir alle drei und alle Hunde waren erforderlich, um einen Schlitten vorwärts zu bringen. Als ich von der schmalen Eisfußplatte hier oben nach Hecla hinüberblickte, mußte ich an damals denken, wo ich zum erstenmal im April 1902 nach Hecla hinübersah, und die Gefühle jener Zeit wurden wieder in mir lebendig. Ich bin seitdem gewiß ein gutes Stück höher hinauf gekommen. Bald nach dem Passieren der Höhe gelangten wir an einen Eisfußsee und trugen das Zelt und die Lagergeräte längs der steilen Böschung um diesen See herum, schlugen das Zelt auf und machten das Abendessen zurecht. Dann gingen die Leute zurück, weitere Ladungen zu holen, und die Schlitten, die fortgetrieben worden waren, wieder herbeizuschaffen. Noch ein Hund hatte auf diesem Marsch ausgespielt und wurde getötet.

Ein langer und anstrengender Tag. Mehrere Fossilien wurden in den Felsen und an dem äußeren Ende des Kaps gefunden und ein Exemplar davon mitgenommen.

Der nächste Marsch brachte uns trotz aller Anstrengung nur bis View Point. Da wir auf der einen Seite offenes Wasser und aufgebrochenes Eis und auf der andern den gänzlich unpassierbaren Eisfußsee und die Klippen von Kap Henry hatten, führte der einzig mögliche Weg über den Kamm des hohen und jetzt doppelt holprigen und zerklüfteten Eisfußes. Auf diesem wurden die Schlitten, nachdem ich mit dem Pickel einen gewundenen Weg ausgehauen hatte, einzeln von uns allen vorwärtsgeschoben, gezogen, gestoßen, gehoben und heruntergelassen und von Zeit zu Zeit an den schlimmsten Stellen sogar ausgeladen und hinübergetragen.

Dann kamen die Schneeabhänge des Ufers, die hinter Hamilton Fish Peak mit Strecken von kahlen Selsen abwechselten, dann das Meereis, das hier weniger aufgebrochen war, der Schnee am Ufer, ein Fluß und ein Streifen von bloßem Land, über den die Schlitten mit Hilfe von Rollen gebracht wurden, und schließlich erreichten wir View Point, wo das Lager zum erstenmal diesseits von Columbia auf trocknem Sand aufgeschlagen werden konnte. Ein anstrengender Marsch, der trotz seiner langen Dauer uns nur wenig vorwärts brachte. Zum Glück war das schönste Wetter.

Kap Joseph Henry ist in ästhetischer Hinsicht vielleicht das schönste dieser nördlichen Kaps. Eine steile Klippe fällt senkrecht in das tiefe Wasser ab, ohne daß etwas dazwischenliegt, was den Stoß der schweren Schollen auffängt, die unablässig gegen die Felswand krachen und mahlen, einen Eisfuß von erstaunlicher Höhe aufwerfen und der Umgebung des Kaps während des ganzen Jahres einen höchst wilden Charakter verleihen.

siehe Bildunterschrift

Typischer Eskimohund.

Bei View Point sagte ich Egingwah, er sollte am nächsten Morgen allein nach der »Roosevelt« gehen und dem Kapitän einen Brief bringen, damit dieser uns Leute und Hunde entgegenschicke. Ooblooyah und ich selbst würden ihm, nachdem wir den einen Schlitten und die Hälfte der Ladungen zurückgelassen hätten, folgen. von den fünf überlebenden Hunden konnte nur einer wirklich etwas leisten, und einer war gänzlich ermattet.

Als wir nach zwei Stunden Egingwah folgten, war uns seine Spur beim passieren der Spalten und Tümpel von großem Nutzen. Denn ungefähr drei Meilen vom Lager gab es ein solches Labyrinth von offenen Stellen, daß ich fürchtete, wir würden vier Tage brauchen, um das Schiff zu erreichen. Dann wurde die Bahn besser, und wir kamen in gerader Richtung auf Kap Richardson gut vorwärts. In der Nähe des Kaps war das Eis unsicher, wir hielten uns deshalb draußen in der Bai. Nachdem wir mehrere knietiefe Tümpel durchwatet hatten, schlugen wir endlich unser Zelt auf einer hochgelegenen Scholle, ungefähr eine Meile westlich vom Nordende der William-Insel auf. Immer noch schönes Wetter. Ungefähr um 8 Uhr abends hörten wir ein Geschrei, das beantwortet wurde, und kurz vor elf kam Marvin mit Ahwegingwah, Teddylingwah und Sigloo. Marvin erzählte mir, daß die »Roosevelt« am 4. Juli aus dem Winterquartier bei Sheridan losgebrochen sei und sich am Ufer entlang an Kap Union vorbeigepreßt habe, bis sie gerade südlich von diesem Kap gegen den Eisfuß geworfen wurde, wobei noch ein Schraubenflügel entzwei ging und der Hintersteven und das Ruder abbrachen. Sie lag jetzt am Shelter-Fluß im Süden von Kap Union und wurde wieder ausgebessert.

Marvin war infolge des völlig aufgebrochenen Eises nicht imstande gewesen, von Hecla nach Norden vorzudringen und hatte, nach Westen vordringend, wertvolle Lotungen längs der Küste von Grant-Land bis nach Kap Fanshawe Martin vorgenommen.

Kapitän Bartlett hatte sich meinen Instruktionen gemäß damit beschäftigt, Querschnitte des Robeson-Kanals aufzunehmen. Marvin und die Eskimos waren nach Sheridan herübergekommen, um auf mich zu warten. Nach der Ankunft Egingwahs hatten sie den Landweg eingeschlagen, um uns entgegenzugehen.

Von meinem Zelt bis an das Ufer auf der Höhe der William-Insel kamen wir über Schollen, die jetzt aus Hügeln und tiefen Tümpeln bestanden. Wir verwandelten den Schlitten durch zwei aufgeblasene Schwimmer in ein Floß und steuerten beinahe gerade auf das Ufer zu, wobei solche Tümpel, die nicht bis an die Hüfte reichten, nicht weiter Beachtung fanden. Am Ufer hielt uns die Hochflut durch einen breiten Streifen eisfreien Wassers auf. Nach vergeblichem Suchen in allen Richtungen fand sich keine passierbare Übergangsstelle, wir nahmen deshalb unsere Zuflucht zu der Methode, breite Eisschollen als Fähren zu benutzen, und erreichten auf diese Weise endlich das andere Ufer. Hier rangen wir unsere Fußbekleidungen aus, dann nahm jeder ein Bündel auf den Rücken, und alles andere zurücklassend, um es später zu holen, ging es nach Sheridan.

Dieser zwölf Meilen lange Marsch war für mich sehr unangenehm, da meine nasse Fußbekleidung meine Füße, die durch das dreiwöchige beständige Durchnäßtsein aufgeweicht waren, wenig oder gar nicht vor den scharfen Steinen schützte. Mit Freuden erreichte ich das Boot, das zu diesem Zweck an der westlichen Seite des Kap Sheridan-Flusses zurückgelassen ward, und nachdem ich den Eisfußsee hinaufgerudert war, kam ich am Dienstag Mittag, den 26. Juli, beim Zelt an. Hier hörte ich, daß Egingwah nach dem Schiff gegangen war. Die beiden Leute kamen wenige Stunden nach mir an, und ich legte mich nieder, glücklich in dem Bewußtsein, daß ich den nächsten Tag nicht weiterzuziehen brauchte. Freitag morgen gingen die Eskimos zurück, um die andern Sachen zu holen. Im Laufe des Nachmittags hörte das schöne Wetter auf, und es fing zu regnen und später zu schneien an.

Der Eisfuß war jetzt ein breiter tiefer See; die Eisberge, die im Winter den Uferrand eingefaßt hatten, waren mit ein oder zwei Ausnahmen verschwunden, und andere hatten ihre Plätze eingenommen; zur Zeit der Ebbe gab es immer ein gut Teil offenes Wasser vor ihnen, aber weiter draußen lag anscheinend noch unaufgebrochenes Packeis. Das Ufer, mit leeren Flaschen und Abfällen bestreut, sah nicht anziehend aus.

Sonnabend morgen brach ich mit Sigloo nach der »Roosevelt«, die unterhalb von Kap Union lag, auf. Es war sehr neblig und regnete ein wenig, aber Sigloo behauptete mit Sicherheit, die Spur wiederzuerkennen.

Nach achtstündigem Marsch war er vollständig verirrt, und da wir nur ungefähr die Hälfte des Weges bis zum Schiff zurückgelegt hatten, und ich mit meinen Füßen, die von den Felsen schon unangenehm zerstoßen und verletzt waren, nicht gern die ganze Nacht durchmarschieren wollte, schlug ich einen direkten Kurs zurück zum Zelt ein. Ich zeigte Sigloo den Weg nach dem Eisfuß, denn er wollte lieber diesem bis an die »Roosevelt« folgen als wieder zurückgehen. Um Mitternacht war ich wieder beim Zelt mit fast gänzlich unbrauchbaren Füßen. Sigloo erreichte die »Roosevelt« am nächsten Morgen um 8 Uhr. Meine Leute waren inzwischen mit dem Schlitten und den zurückgelassenen Sachen zurückgekommen.

Regen und Schnee dauerten fort. Ungefähr um 8 Uhr am Sonntag morgen brachen Ooblooyah und Ahwegingwah nach der »Roosevelt« auf; zwischen zwölf und eins kamen acht Eskimos herüber entsprechend meiner durch Sigloo an den Kapitän gesandten Anordnung, und um 7 Uhr abends marschierte ich wieder ab, diesmal mit Pewahto, einem erfahreneren Mann als Sigloo. Marvin ließ ich mit den andern zurück, um eine Steinpyramide zu bauen, ein Kreuz zu errichten, das er aus Schlittenkufen gezimmert hatte, und einen Bericht niederzulegen; dann sollte er mit den Sachen, die noch da waren, nachkommen.

Ich hatte meinen Füßen seit der Rückkehr von dem letzten Versuch vollständige Ruhe gelassen und meine Fußbekleidung in jeder erdenklichen Weise befestigt und noch ein Paar schwere Zinnsohlen innen eingelegt, aber meine Füße waren noch sehr wund, und ich fürchtete mich vor dem Marsch und wünschte dessen Ende. Da ich die Sache sobald als möglich hinter mir haben wollte, biß ich die Zähne zusammen und schlug einen tüchtigen Schritt an. Ein Umstand war günstig, es war jetzt klar, und ich würde keine unnötigen Umwege zu machen haben. Um 3 Uhr morgens, am Montag, dem 30. Juli, konnte ich von dem steilen Ufer auf die »Roosevelt« herabsehen, und um 3.30 kletterte ich an Bord, nachdem ein Boot mich vom Ufer hinübergesetzt hatte. So endete meine achtundfünfzigtägige Expedition nach Westen. Zwischen dem 23. Februar und dem 30. Juli hatte ich nur acht Tage an Bord des Schiffes verbracht. Meine Kamiks waren durchschnitten, meine Zinnsohlen in Dutzende von Stücken zerbrochen und meine Füße glühten, pochten und hämmerten, so daß der Schmerz bis an die Knie hinaufreichte.

Innerhalb der nächsten zwölf Stunden kamen Marvin und der Rest der Eskimos zurück, und damit war der Ausflug nach Westen zu Ende.

Die Resultate dieser Expedition befriedigten mich sehr: ich hatte, was der Hauptzweck dieses Ausflugs war, das unbekannte Stück der Küstenlinie, das zwischen Aldrichs und Sverdrups höchsten Punkten liegt, erforscht. Ein neues Land im Nordwesten war entdeckt worden und ich hatte den breiten Eissaum der Küste von Grant-Land im Westen von Hecla verfolgt, der nach meiner Überzeugung, wenn man seine Beschaffenheit genauer kennt, für den Gletscherforscher das Interessanteste und Einzigartigste in dieser Gegend sein wird.

Die Tatsache, daß die Freude an dem Ausflug und diesen Resultaten wenigstens vorübergehend durch die äußerst unangenehme Art des Rückmarsches sehr getrübt wurde, ist ein Zug, auf den man bei allen arktischen Unternehmen gefaßt sein muß.


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