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Horch, Barcellona's Thürmen entschallt mit jubelndem Wohllaut Glockengetön'; erschütternd rollt des eh'rnen Geschützes Freudendonner vom Wall', und im Port, wo unzählig die Masten, Gleich dem entblätterten Wald, aufragen zum Himmel, erglänzen |
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5 | Flaggen und Wimpel umher, die bald im bläulichen Luftraum, Von umgaukelnden Winden gerafft, wie silberne Wölkchen Flattern, und bald, am thürmenden Mast heruntergesunken, Schlängelnd, über den Bord hinsäuseln zum schäumenden Abgrund. Unabsehlich, die Straßen entlang, erglänzt von den Erkern |
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10 | Festlich der Teppiche Pracht. Dort winken aus jeglichem Fenster Blumen in Meng', und hauchen elysische Düft' an den Häusern Lieblich umher. Doch welch' ein Lärm auftobenden Jubels Füllet die Fenster zugleich, und die Erker; die schwindligen Höhen Ragender Zinnen und Thürm', mit unzähligen Menschen? Es starren, |
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15 | Wang' an Wange gepreßt, ein Haupt aufragend vom Haupt noch, Alle, mit leuchtendem Aug', in die wimmelnde Straße herunter, Während die wogende Menge hinaus auf den stäubenden Heerweg Braust, wo Ludwig, der Held, und Doria, mächtigen Anseh'ns, Ordnen die Krieger in Reih'n, dem nahenden Herrscher zu Ehren. |
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20 | Jetzo noch lauter erschallt, wie unendliches Rauschen der Sturmfluth, Schön und furchtbar zugleich, ein Ruf: »Hoch lebe der Kaiser!« Sieh', er kam! Von Mendoza geführt, dem tapferen Feldherrn, Schritten vor ihm achttausend Krieger – im Heere die Alten, Die, in der Reihe der Jahre versucht, und gestählt in Gefahren, |
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25 | Siegbeherrschenden Muths und entscheidender Stärke sich rühmten. Jetzo nach Wirbel und Schlag der heerebewegenden Trommel, Nahten sie all' im gemessenen Schritt, die Gewehr' an die Schulter Pressend im Arm, und zum Schall der Feldschalmeien und Flöten, Ehernen Klange des Horns und des Brummrohrs tiefen Gewaltton |
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30 | Mengend, im schönen Verein, ihr fernhinhallendes Schlachtlied. Schauder ergriffen das Volk. Den Altgedienten am Fuß nach Folgte die herrliche Schar viertausend erlesener Reiter, Welch' erst jüngst in Hispania's Gau'n die Stimme der Cortes Aufboth, Jünglinge noch, doch lechzend nach Kampf und Gefahren. |
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35 | Hufesgerassel erscholl in's Geklirr des Waffengeschmeides Und in den ehernen Ruf der schmetternden Kriegesdrometen. Doch was schleudert noch helleren Glanz in den sonnigen Straßen, Blendend, umher? Wer nennte die Rossebändiger würdig, Die von silbernen Rüstungen blank, die ragenden Lanzen |
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40 | Nervigen Rechten vertrauen? Zweihundert der edelen Ritter Sind es: die »Blüthe« genannt des hohen, hispanischen Adels. Aber vor allen hervor, ein Viergestirn in der Heersmacht Strahlen: AlbaAlba (Ferdinand Alvarez von Toledo, Herzog von) war im J. 1508 geboren. Erst unter Carl V, dann unter Philipp II., seinem Sohn, war er stets ein siegreicher Feldherr ihrer Heere. In dem Kriege gegen die Niederländer hatte er nach seiner und seines Herrn Überzeugung, Rebellen bekämpft, und in solchen Kriegen hat man wohl sonst auch von ähnlichen, und noch größeren Grausamkeiten gehört; doch da dieser Krieg den Protestanten für einen Religionskrieg galt, und noch heut zu Tag dafür gegeben wird, so mußte er, besonders seit Schillers poetisch-entworfenem Bilde von ihm, als einer der grausamsten Wüthriche geschildert, erscheinen. Andere rühmen an ihm, nebst seinen großen Feldherrntalenten, seine unerschütterliche Treue, und dabei sein freies, offenes Benehmen gegen seinen Regenten, seinen Edelmuth und Weisheit. Indeß ist er von Härte und Grausamkeit nicht frei geblieben. Er starb im J. 1582 im 74sten Jahre seines Lebens. der stattliche Held, der kühne Alarcon, Welchem zur Huth Frankreichs gefangener König vertraut ward, |
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45 | Vor Pavia im Sieg;Alarcon (Ferdinand d'Alarzon), einer der tapfersten spanischen Feldherrn Carls V. Nach dem Siege von Pavia (24. April 1525), wurde ihm die Bewachung des gefangenen Königs von Frankreich, Franz I., anvertraut, so wie zwei Jahre später, jene über den Papst, Clemens VII., der sich den Kaiserlichen ergeben hatte. (Jov. Hist. 34. cap. – Imhof. Geneal. 20. Fam. Hisp. p. 203.) Sarmento, und Garzia Lasso,Garzia Lasso (Garzilaso de la Vega), im J. 1503 zu Toledo geboren, ein berühmter spanischer Dichter in der Gattung der Ekloge, Epistel, Oden, Lieder und Sonette. Er wohnte unter Carl V. den Feldzügen im Jahr 1529 gegen Solyman, und im J. 1535 gegen Tunis bei; in dem letzteren wurde er an dem Arm verwundet. Im folgenden Jahre zog er mit dem Kaiser gegen Marseille, als Befehlshaber eines Heertheils, und erhielt bei der Bestürmung eines Thurms die gefährliche Kopfwunde, an welcher er nach drei Wochen im 33. Jahre seines Alters starb. Sein Leichnam wurde in der Folge nach Toledo gebracht. (Jov. Elog.) Der, ein Sänger und Held, das blitzende Schwert und der Lyra Gold'ne Saiten mit einem Kranz zu umschlingen, sich sehnte. Jetzt entflammte sich jegliches Aug'. Der mächtige Kaiser Folgte der edelen Schar, und grüßte das jubelnde Volk dort |
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50 | Links und rechts, mit freundlichem Blick. Sein feuriges Prunkroß Wölbete stolzer den mähnigen Hals, und tanzte die Straßen Munter hinab: nun hin, nun her sich wendend, im Halbkreis. Dort, wo in festlichgeordneten Reih'n sein harrte das Fußvolk, Hemmt' er den Rappen, und sah: wie fertig das blanke Gewehr sie |
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55 | Schwenkten mit einetem Schlag'. Er winkte den schaltenden Führern Dank, die rasch zur Stirne den Degen erhoben, und senkten, Huldigend; dann aufschrieen laut: »Marsch!« durch die hallende Stadt hin. Und in dem Jubelgedräng fortwogten die trefflichen Scharen: Eilend hinab in den Hafen, am Bord der harrenden Schiffe, |
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60 | Nun zu beginnen die Fahrt nach Afrika's fernen Gestaden.
Staunend ersah die Meng' im Gefolge des mächtigen Kaisers |
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65 | Jetzo dem Herrscher genaht, rief Doria laut vor den Scharen: »Sehnest du dich schon heut nach dem Raum' Karthago, des Heerschiffs, Das vor jeglichem groß und kunstbeflissen gezimmert, Prangt in dem Port, und vom Schilde den Kranz unsterblichen Ruhmes Weist, der dir erblüht auf Karthago's rühmlicher Stätte? |
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70 | Oder gefällt dir's mehr, zu ruhen im schönen Palast hier, Den dir schmückte die Stadt, Barcellona, mit liebender Sorgfalt?« »Nichts von Ruhe noch Rast mir gesprochen,« so sagt' ihm der Kaiser, Eifernd, »jetzt, wo mir's nur lauter im glühenden Busen Pocht, und stürmt; kein Schlaf die ermüdeten Augen erquicket, |
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75 | Die nur Tunis im Grau'n der einsamen Nächte, nur Tunis Schau'n in der Helle des Tags, und Schlacht, und Sieg, und Errettung! Spannet die Segel! Uns winkt, gebiethend, Afrika's Meerstrand.« Doria führt' ihn an Bord. Ihm folgte der munteren Schiffer Hurrahgeschrei und unzähligen Volk's nachjubelnder Segen, |
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80 | Bis er vom hohen Verdeck die Treppe hinunter im Schiffsraum Leis' entschwand. Und siehe, dem Staunenden öffnete dort sich, Prunkend, ein hoher Saal, auf deß' aufwölbenden Himmel Titian selbst ein Meisterwerk mit zaubrischem Pinsel Schuf, nach Doria's Wink! Ein Schlachtfeld hatt' er gebildet. |
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85 | Fern, wie in Nebel gehüllt, erspähet der schärfere Blick nur Fliehende Feind' am Gebirg. so winzig ist Alles und Jedes Dort mit dem zarten Duft der dämmernden Ferne, verschmolzen. Näher heran, am Rain des saatdurchschlängelnden Baches, Wirft sich die Reiterschar auf Reiter, zum letzten Gemetzel |
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90 | Spornend das Roß, und es fleugt, und schnaubet, mit wallenden Mähnen, Flammendem Aug' – fort über zerschmetterter Leichen und Waffen Blutigen Wust, an des Gegners Roß. Die schrecklichen Kämpfer Schleudern den blinkenden Speer, und schrein, und brüllen den Schlachtruf – Und uns däucht: als töne Geschrei von dem klaffenden Mund her. |
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95 | Aber schon kommen vom Waffengefild, dem dräuenden Sieger Folgend, mit Schmach im Blick', und die Händ' am Rücken gebunden, Scharen Gefangner herauf, wo Constantin,Constantin der Große (geb. im J. 274), erster christlicher Kaiser, soll vor der Entscheidungsschlacht an dem Ponte Milvio (h. z. T. Ponte Molle) bei Rom, gegen den Maxentius, am hellen Mittage, unterhalb der Sonne, ein flammendes Kreuz mit der Inschrift: »In hoc signo vinces,« erblickt haben. (Eusebius in Vita Constantini M. et Hist.) Kaiser des Weltreichs, Von dem Rosse sich wirft, die Kniee zum Staube zu beugen: Denn, noch schaut er, in Wonne verzückt, das Kreuz an dem Himmel |
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100 | Flammen im Sternenkranz; noch sieht er der hohen Verheißung Himmlische Wort' in dem strahlenden Kranz: »Du siegest mit ihm nur.« Dort zu dem herrlichen Bild', erschüttert tief in dem Herzen, |
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105 | Strömend, sein heiliges Licht in dem Saal', und liebliche Stille Herrschete. Jetzt geboth sein flammendes Auge der Abfahrt Donnernden Ruf: er scholl vom Borde der hohen Karthago Freudig dem horchenden Krieger an's Ohr; durchbrüllte der Seestadt Thürmende Straßen, der Felsenhöh'n verborgenste Schluchten |
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110 | Rings im Gefild', und verhallte mit oft auftobendem Grimm noch, Fern' am drönenden Rand des bläulichen Himmelsgewölbes. Plötzlich erwachte Getös' und geschäftige Hast in dem Hafen. Zahllos flattern die Segel vom Mast'; an den ächzenden Winden Knistert das Seil umher, und bald enttauchet der Anker |
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115 | Zackige Wucht den Wogen, und ruht in die Quer' auf dem Balken, Vorn' an des Schiff's Brustwand. Die leitende Nadel betrachtend, Sitzet der Steuermann bedächtig am Ruder, und rauschend Folgt ein jegliches Schiff dem Ruderboot', an dem Schlepptau, Fort auf des Meeres Höhen hinaus, wo ein günstiger Fahrwind, |
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120 | Sausend von Mitternacht, vorwölbet die schimmernden Segel. Aber es drängte das Volk sich am Strand', und bethete, weinte, Jauchzte den Schwindenden nach. Wohl Mancher lief an dem Ufer, Keuchend, noch hin, und schwenkte das wehende Tuch in den Lüften – Schwenkte den Hut, »zum Lebewohl,« den theuern Bekannten! |
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125 | Zwar nicht jauchzte die liebende Braut, nicht die zärtliche Mutter Mehr an dem Strand; doch muthig bezwangen sie dennoch die Thränen. Denn auf rühmlicher Bahn enteilten die Lieben der Heimath. Freudig schiffte des Kaisers Macht im sausenden Wind hin; |
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130 | Und umkreisete bald im Süden Sardinia's Vorland: Nahend der herrlichen Stadt Cagliari, mit Guasto's Geschwader Sich zu der Heeresfahrt nach Afrika's Küsten zu einen. Doch nun schwebte die Nacht mit weitverbreiteten Flügeln, Leiseren Fluges, herab, und umhüllte des Meeres Gewässer. |
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135 | Guasto's Macht trieb noch, auf der wogenden Wüste verschlagen, Fern Cagliari's ersehnetem Port, in der dunklen Nacht um: Denn jetzt führt', unhemmbaren Flugs, ein brausender Nordwind Ihn nach dem meereinengenden Thal hinunter, wo vormals Stets, der Charybdis zugleich und der furchtbarn Scylla der Schiffer |
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140 | Zitterte. Dort erscholl ihm jetzt urplötzlicher Aufruhr Von dem Schooße des Aetna heran. Mit Entsetzlichem schwanger Lag er, kreißend, in Weh'n. Er wüthete: stürzende Felsen Schleudernd mit lautem Gekrach', Orkanengetümmel, und Gluthsturm, Weit in den Tiefen umher, daß rings das Meer und der Erdkreis |
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145 | Schwankte vor Angst, bis er jetzt aus- des Grauens Geburt warf. Erst aus dem finsteren Schlund', in meilenmessendem Umfang, Quoll Rauch auf: weithin am Himmel die Sterne verschlingend, Und in dem wirbelnden Flug durchzuckt von bläulichen Blitzen; Dann aufbrauste wie Staub, vom Winde gerafft an dem Kreuzweg, |
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150 | Odemberaubender Schwefelqualm und Aschengestöbers Dichtes Gewölk, und jetzt, in wüthender Eile geschleudert, Rasselten glühende Stein' ihm nach; jetzt hob sich die Flamme Himmelempor, und leuchtete fern' in die finstere Nacht hin. Rings erglühte das Meer. So hoch die Flamm' an die Wolken |
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155 | Loderte, sank ihr Bild so tief in's dunkle Gewässer Nieder, und warf in die Unterwelt hellleuchtende Funken. Aber den kreißenden Berg durchwühlten noch stärkere Wehen Unterirdischer Donner rollt', aufrauschten die Wogen – Schlugen das schäumende Haupt im Kampfe zusammen; des Aetna |
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160 | Scheitel erbebte: denn, o des grausenerweckenden Anblicks, Jetzt ausspie sein Schlund die glühende Lava: sie wälzte Breiter und flammender stets, die feurigen Wogen herunter; Laut aufheulten die Lüft' und die Schöpfung schauderte ringsum! Doch Del-Guasto's Heer flog dann im sausenden Sturmhauch |
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165 | Eiliger fort auf dem Meer, Sardiniens Küsten entgegen.
Aber nicht war in des Berg's Abgründen allein der Empörung |
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170 | Hob der Flamme Gewalt auf rastlos fächelnden Schwingen Schnell die Dünste der Erd' empor zu des Aethers Gefilden. Wie, der stützenden Balken beraubt, ein Schacht in dem Erzberg Plötzlich zusammenstürzt: da rollen zertrümmerte Felsen, Rollet die Erde, der Wald in die Tief', und weit aus dem Abgrund |
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175 | Fleugt Staub auf, und Getös' einsinkender Berge: so stürzte In den verdünneten Raum, vom glühenden Süden herüber, Dann sich die Meeresluft, und weckt' im Fluge des Sturmwinds Kaum besänftigte Wuth an Afrika's Felsengestaden. Dort auf des AtlasAtlas. Der Berg, besteht eigentlich aus zwei Ketten, die sich über den größten Theil von Nordafrika verbreiten. Die eine heißt der Große Atlas (mehr als 11,000 Fuß über der Meeresfläche erhöht), welcher sich vom Reiche Marrokko bis zur Wüste Sahara hinabzieht, und die andre der Kleine Atlas, der sich von Osten nach Westen bis zum Mittelländischen Meere erstreckt. – Nach der Mythologie der Griechen war er einer der Titanen, dem Zeus die Strafe auferlegte, das Himmelsgewölbe zu tragen. Höh'n, des himmelanthürmenden Berges, |
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180 | Lag Gewittergewölk', und sandt' in die finsteren Thäler Röthliche Blitze herab. Nur leis' ummurrte der Donner Noch in dem Schooß des Gährenden; doch von dem brausenden Sturmwind Näher gejagt, aufflog's am funkelnden Himmel, und hüllte Plötzlich des Kaisers Wogenpfad in schreckliches Dunkel. |
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185 | Früh' erkannten die Schiffer, vom Bord die perlenden Fluthen Schauend: es nahe der Sturm. Sie zogen die dichtesten Segel Auf an den Mittelmast, und ordneten sorglich die Thau' all'. Doch nun brauste der Wind fernher: dem thürmenden Wall gleich, Hob sich vor ihm die Fluth, und rauscht' auf die gleitenden Schiffe |
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190 | Nieder, und dann aufwogten sie rings unendlich und furchtbar. Jetzo in Wolkenhöh'n auf dem Saum der heulenden Wogen Schwebten die Schiff', und jetzt, in des Meer's Abgründe geschleudert, Deckte sie dunkler Fluthen Nacht, wie verloren auf immer. Ueber das hohe Verdeck hinüber, herüber ergoß sich, |
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195 | Schäumend, der Wogen Meng', und netzte die flatternden Wimpel. Muhameds Aug' erglänzte vor Lust, nach den gährenden Blitzen Schauend im Donnergewölk, das über den Schiffen der Christen Grau'nvoll hing. Er winkte, voll Hast, den grimmigen Geistern Attila's – winkte den Seinen zugleich: sie brausten im Eilflug |
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200 | Näher, und, wie die Schar der schwarzbefiederten Raben, Aufgeschreckt vom Knall todtschmetternder Büchse, vom Anger Laut, mit Geschrei, sich erhebt, und immer in engeren Kreisen Ueber des Schützen Haupt durchrauscht den sausenden Luftraum: So durchstürmten auch hier die unzähligen Geister der Wolken |
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205 | Gährenden Schooß, bis solcher in feindlicher Reibung entbrannt war. Siehe, da zuckte der Blitz, und zerriß den finsteren Himmel Schnell von Westen bis Osten hinauf! Dem rollenden Donner Drönte die Welt umher, und Ströme des sausenden Regens Peitschten, mit eh'rnem Geprassel, die Fluth. Fort krachte der Donner – |
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210 | Krachte durch Sturmgeheul und Gebrüll der empörten Gewässer, Endlos fort. Wie links und rechts die Schiffe sich beugten, Hoben zum finstern Gewölk ringsher, entsetzlich zu schauen, Flammende Wogengebirg' ihr Haupt: denn strahlender Blitzglanz, Schwärze der Nacht, traf wechselnd das Aug' des erblindeten Volks hier! |
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215 | Sieh', und allen umher auf dem Bord' erblaßten die Wangen Jetzo vor Angst: sie harrten, verstummt, des nahen Verderbens; Doch der edele Kaiser sah nach dem Grauen des Meersturms In erhabener Ruhe hinaus: der hohen Verheißung Tröstender Strahl erfüllte sein Herz, das niemals gebebt hat. |
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220 | Bald entschwand im eilenden Flug das grause Gewitter. Regen sauste nicht mehr; die Winde verstummten; der Donner Wüthete nicht; nur fern' am Rande des wölbenden Himmels Murrt' er dumpfer noch fort, wo flatternde Blitze zuweilen, Kehrend, und fliehend zugleich, die dunkeln Gewässer erhellten. |
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225 | Aber noch lange tobte das Meer, bis leise zu Hügeln Schwanden die Wogengebirg', und die Hügel zu fluthenden Eb'nen. Als die Sonn' ihr Strahlenhaupt aus den duftenden Wogen |
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230 | Laut der Späher herab: »Uns nahen des Feindes Geschwader.« Sieh', und des Himmels Rand' entschwebten die feindlichen Segel, Gleich dem Gewittergewölk' in glühender Stunde des Mittags! Jetzt auf jeglichem Schiffsverdeck war Lärm und Gewimmel Spähenden Volks. Es bebten vor heißem Verlangen die Krieger, |
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235 | Bald in des Feindes Auge zu schau'n, und im Kampf der Entscheidung Ihm zu vergelten die Schmach der verheereten Küsten der Heimath. Aber vor allen sah Held Doria gierig vom Bord hin: Prüfend des Fernrohrs Wundermacht, das selber der Künstler, Janssen von MiddelburgJanssen von Middelburg. Zacharias Janssen, ein Brillenmacher zu Middelburg in Seeland, war der Erfinder des Fernrohrs im Jahre 1590, indem er zwei Linsen, eine convex, die andere concav, in verschiedener Richtung von dem Auge hielt. Er brachte sie dann in eine Röhre, und bot die gelungensten zwei, von 16 Zoll Länge, dem Prinzen Moritz von Nassau, und Erzherzog Albert an. Der berühmte Galiläi hörte davon in Venedig, und machte sogleich darauf einen Versuch. (Siehe: Hier. Sirtutus de Telescop; und Petr. Borell de vero Telescopii Inventore. Hagae-Comitum. 1655.) zum Ehrengeschenke dem Kaiser |
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240 | Both: er lohnt' ihm's reichlich mit Gold und ehrendem Beifall, Schätzer alles Verdiensts, und Würdiger solcher Erfindung. Attila brauste heran, und sah nach den wogenden Schiffen Finster hinab; doch jetzt dem spähenden Doria nahend, Drängt' ihn die Neugier mächtiger hin, voll Hast zu erforschen: |
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245 | Was sich im schimmernden Rohr dem Helden für Wunder gestalten? Als er gebückt, ihm gleich, das Auge dem Glase genähert, Fuhr er betroffen zurück. Er bückte sich wieder, und forschte Jetzo mit freiem und jetzt bewaffnetem Aug' auf dem Meer' um, Schauend nach Al-Mansors Schiffsmacht, die weit in dem Anlauf |
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250 | Deckte das Meer. Er lächelte sinnend, und wiegte das Haupt oft; Doch nun hob er ergrimmter sich auf in den schimmernden Luftraum, Wo der Scythen erlesene Schar sein harrte. Dem Geist war Schnell das Geheimniß enthüllt: wie hier auf dem wölbenden Glasfeld Sich des Entfernten Bild abspiegelte, dann in des Auges |
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255 | Krystallfluth der Strahl, gebrochen, vom Glas' zu dem Glas fort Strömt': im helleren Wiederschein, der Seele zur Anschau. Zorn entflammte sein Aug'. Er rief den Geistern ergrimmt so: »Sey es der Nachwelt Ruhm: nur Trug zu ersinnen, und Arglist! Was die Ferne verhüllt, bannt dieß erfindende Volk sich, |
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260 | Herrschend in seine Gegenwart mit dem schimmernden Fernrohr. Daß sein Donnergeschoß hinstreckt in der Ferne die Reihen Tapferer, däucht ihm Gewinn. Es rühmt sich: die Höllenerfindung Kürze den Krieg, und spricht von Schonung im blutigen Schlachtfeld. Ha, nicht also kämpften wir einst: denn nah' in die Augen |
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265 | Sah'n wir gerne den. Feind! Wohlan, nun laßt uns die Scharen Al-Mansors empören zur Wuth und mordender Blutgier!« Jene entfloh'n. Doch Doria sah die bläulichen Wogen Schäumen am stürmenden Kiel wohl hundert feindlicher Schiffe, Die von dem Bord Schlachtruf herdonnerten, trotzend auf Kühnheit |
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270 | Kampferfahrenen Volks und auf Sieg', errungen im Raubzug. Jetzt auf den Höhen des Meer's, unferne der Stadt Cagliari, Hemmte der Kaiser die Schiff' im Lauf, die anstürmenden Gegner Dort zu erwarten bereit. Ihm einte sich Guasto's Geschwader, Jauchzend, und weit umher bedeckten die Schiffe die Meersfluth. |
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275 | Auf den Zinnen der Stadt, auf den Warten der Berg' und der Hügel, Harrt' unzähliges Volk; so harrten im schimmernden Luftraum, Hingegossen auf zartes Gewölk (doch feindlich geschieden) All' die Geister, voll Gier, der grauenerregenden Seeschlacht. Aber nur Muhamed sah mit herzzernagendem Kummer |
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280 | Al-Mansors verderblichen Trotz. Von Thränen umflossen Glänzte sein Aug', und er rief den Seinen, ein heuchelnder Seher: »Eben vernahm mein Ohr den Flug des nächtlichen Schicksals, Dem, ach, ewig bestimmt, vorschwebt des sterblichen Menschen Wohl und Weh' – dem Al-Mansor mit seinem Geschwader |
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285 | Nimmer entflieht! Nach Afrika fort, wo Hairaddin freudig Unserer Stimme gehorcht: ihm wollen wir Rettung ersinnen!« Brausend schwebt' er, mit seinem Gefolg', in der heulenden Luft hin; Doch in den schimmernden Höh'n, des nahen Kampfes gewärtig, Harrten die übrigen all', und sah'n auf die Fluthen hinunter. |
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290 |
Doria lenkte sein Schiff dem Borde der hohen Karthago |
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295 | Aber da schwang aus der bläulichen Luft sich Hermann herunter. Hell wie Sterne der Sommernacht ihm flammten die Augen, Als er dem stattlichen Kaiser genaht, ermuthigend, ausrief. »Wie, du wolltest, ein Held, nicht selber verlangen des Sieges Lorbern? Lenke die Schlacht: so wird unsterblicher Ruhm dir!« |
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300 | Also bestürmt' er das Herz des leis' aufhorchenden Kaisers, Der, erschüttert im Geiste begann: »Wie hebt sich der Mißgunst Schmachgebährender Streit in meinem bewegten Gemüth' auf?« Schnell erkämpft' er den heiligen Sieg, der edlere Seelen Krönt in dem Kampf g'en Trug und Bethörungen niedriger Selbstsucht, |
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305 | Und sein schützender Engel sank in hoher Verklärung Ihm an die Brust. Doch Hermann sah in dem Herzen des Edlen, Staunend, den hehren Sieg: er sah die himmlische Klarheit Leuchten um ihn, und floh betroffen zurück' in den Luftraum: Denn nicht durft' er schau'n den Himmlischen. So nach des Sommers |
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310 | Heiß entschwundenem Tag', seh'n wir den zuckenden Blitzstrahl Flammen im Sternenzelt, und sprechen: der glühende Himmel Kühle sich ab – nicht hörend den fernverhallenden Donner: Also entwich, von dem hehren Glanze geblendet, der Geist hier. Aber der Kaiser sprach zu Doria lächelnden Blickes: |
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315 | »Zwar ersehnte mein Herz, die Schrecken der stürmenden Seeschlacht Hier zu besteh'n, und die Kraft zu versuchen in neuen Gefahren; Aber nicht Sorg' um des Herrschers Haupt erschlaffe die Schwingen Deines erhabenen Muths, und das siegerringende Schiffsheer Reiche nicht ihm den Kranz, der dir umwinde die Scheitel.« |
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320 | Sieh', und mit Thränen im Blick', entschiffte der treffliche Seeheld Jetzt an dem Borde des doppelten Aars, deß Fittig' er liebend Wählte, sich aufzuschwingen zum Glanz' unsterblichen Ruhmes. D'rauf erlas er, behend', aus den schimmernden Reihen der Schiffe Fünfzig, bemannt mit tapferem Volk, das oft auf dem Meer schon |
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325 | Lorbern errang: die Schiffe der furchtbar'n Räuber besiegend Wie der mächtige Aar, ausbreitend die rauschenden Flügel, Schnell hinfleugt in dem Wind, so flog die erlesene Schiffsmacht Fort aus der schimmernden See: denn rechts entfaltete Ruyter Fünfzehn flandrische Flaggen, und links, der kühne Moncada, |
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330 | Mit Hispania's acht, Lusitania's sieben vereinend, Fünfzehn. Doch zu Wälschlands Ruhm, dem feindlichen Andrang Muthig entgegen zu steh'n in der Mitte des Heldengeschwaders, Pflanzte Genua's Flagg', und zugleich, die Rom und Neapel Einte der Heeresmacht, an zwanzig trefflichen Schiffen, |
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335 | Doria auf. Jetzt allen umher verständliche Zeichen Donnernd, erscholl vom Bord sein rüstunggebiethender Aufruf. Wie Gewitterstoff von der kreisenden Scheibe des Glases, Prasselnd, durch saugendes Messingrohr einströmt in der Flaschen Dunkelen Schooß, und ein Mann, die leitende Kett' in der Linken, |
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340 | Reichet dem Nachbar die Recht', und dieser dem Nachbar, und so trifft Hunderte dann erschütternder Schlag urplötzlich, auf einmal, Wenn der glimmende Funk' aufflammt am entladenden Kolben: Also bewegte die Führer zugleich des Schlachtengebiethers Donnerruf, und, nahe dem Maste die rühmliche Stelle |
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345 | Wählend, geboth ihr Schrei dem Volke die Rüstung. Am Mastbaum Kletterten Schiffer empor, und ordneten eilig die Segel, Während die Krieger in Reih'n ihr Feuergewehr auf dem Schiffsbord Luden. Sie gossen zuerst entflammendes Krot in des Zündlochs Pfanne; schmetterten Krot und Lot, mit dem glänzenden Ladstock, |
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350 | Fest in das Rohr, bis auf er hüpfte vom klemmenden Läppchen, Und umspannten mit fröhlichem Schlag' es am kräftigen Kolben. Auch in die furchtbar'n Donnerschlünd' eindrängte der Wurfschütz, Dann mit dem Krote, die Wucht der eisernen Kugel; er bohrte Kundig das Brandrohr ein, und facht' an der Lunte die Gluth an. |
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355 | Aber mit tieferem Ernst' und erhöhtem Vertrau'n in den Augen, Sah der Kaiser vom Bord dem schlachtanbiethenden Volk nach. Jetzt aufrauschte das Meer: es nahten die Feinde. Wie Nebel, |
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360 | Her auf der See. Doch Al-Mansor ergrimmte des Gegners Minderzahl, und Wuth, und Hohn verzerrte sein Antlitz. Doria's Stimme geboth vom Bord' in donnernden Lauten: »Jegliches Schiff erwähle sich zwei der feindlichen – trenne, Muthig, des Gegners Macht,« und stürmte, der erste, zum Angriff. |
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365 | Jetzt, wie zwei Sandhosen, gerafft vom Hauche des Aethers, Schweben im Luftraum hin, durchblinkt von der trauernden Sonne, Bis, von dem stürmenden Ost und West sie plötzlich vermenget, Stürzen zur Erde zugleich, und dort mit Orkanengetümmel Wüsten die Fluren umher, und die wimmelnden Städt' und die Dörfer |
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370 | So, daß bald nur Entsetzen und Grau'n die Gefilde verhüllet; Wie der feurige Blitz, im nächtlichen Donnergewitter, Weitgesonderte Häuser der Stadt entzündet auf einmal: Furchtbar hebt sich der Rauch; hoch lodert die prasselnde Flamme: Denn unbändig herauf, unbändig hinunter, im Eilflug, |
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375 | Wüthet das Feuer die Straß' entlang; stets näher und näher Wälzt sich der Gluthenstrom entgegen dem kommenden Gluthstrom; Bald – schon sind sie vereint, und schlagen entsetzlich zusammen: Also trafen sich hier die feindlichen Schiffe. Gehorchend Doria's Ruf', erkor ein jeglicher Führer der Christen |
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380 | Zwei der Gegner zum Kampf'. Und jetzt aus dem donnernden Schiffsraum Flog durch Rauch und Flammen der Tod in die feindlichen Reihen – Flog vom hohen Verdeck hinüber der schmetternden Büchsen Tödliche Saat. Weit deckte der Rauch die Fluthen, und weithin Hallte Geschrei der Gedrängten und Dränger im Donnergetümmel. |
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385 | Leichen schwammen umher, von den Wogen geschaukelt, und trieben Näher an's Land; zerrissene Segel flogen im Wind hin; Berstende Mast' entstürzten dem Bord'; aufrauschte die Meersfluth, Als sie die Maste verschlang, und schäumend wieder heraufstieß. Sieh', Abdallah gelang's, der drüben, dem Feinde zur Linken, |
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390 | Lenkte die Schlacht, das Schiff des kühnvordringenden Ruyters Schnell zu umzingeln! Doch er harrt' auf dem Borde, der Gegner, Glühenden Muth's, wie ein Leu, der fern' ein paar Elephanten, Durch aufqualmenden Staub, mit furchtbar dräuenden Rüsseln Kommen sieht, zu rächen die jüngst gemordeten Jungen; |
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395 | Nicht erbebt ihm das Herz: genaht wuthfunkelnden Blickes, Sträubt er die Mähnen, und haut um sich mit den schrecklichen Klauen: Also bestand er die Menge. Da fiel, an der Stirne zerschmettert, Neben ihm Otto, sein Freund und Waffengefährt'. In der Kindheit Gold'nen Tagen vereinte sie schon des liebenden Herzens |
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400 | Mächtiger Zug. Nun sah er ihn kaum. Ein schmerzlicher Ruf drang Ihm aus der Brust; er drängte die Thräne zurücke; nur Eines Galt dem Tapferen jetzt; des heiligen Kampfes Entscheidung. Schnell, mit siegender Kraft, durchbrach er der feindlichen Schiffe Ringsumzingelnden Kreis, und bohrte noch zween in den Abgrund, |
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405 | Rechts und links abfeuernd das Donnergeschütz aus dem Schiffsraum. Doch g'en Doria hielt, ausdauernden, schrecklichen Muths noch Al-Mansor: denn Attilas herzblutdürstende Geister Drängten sein Volk mit stets empörterem Grimm' in das Feuer Mordender Schlünd' und Gewehre. Nicht rauschten die Wogen der See mehr, |
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410 | Leichen und trümmerbedeckt, und vom gährenden Blute gesättigt. Und schon wankte der Sieg wie das Zünglein schwankt mit der Wagschal', Gleichem Gewichte zum Spiel. Dreimal erhob sich der Kaiser, Schauend die wankende Schlacht, den Seinen errettend zu nahen; So oft bezwang er sich wieder, und sah, dem Helden vertrauend – |
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415 | Ehrend sein tapferes Volk, in die grau'numnachtete Schlacht hin.
Doria's Wurfschütz traf, wohlzielend, den Sarg mit dem Zündstaub, |
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420 | Gleich dem feurigen Luftgebild, dem Völker erbeben, Blutigen Krieg weissagend, und Pest, und schrecklichen Hunger, Flog das berstende Schiff, und schwand in den höheren Räumen Fern mit lautem Gezisch. Nur spät, nur langsam, und einzeln, Sank zertrümmert' Gebälk, und sanken zerschmetterte Leichen, |
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425 | Jetzo entfernt, jetzt nah' in die dumpfaufplätschernden Fluthen. Stille herrschte umher: da schien des kreisenden Weltalls Odem gehemmt, des Windes Fittig erschlafft, und des Meeres Wogende Fluth erstarrt: da sah'n die Krieger am Schiffsbord Starrend sich an, und lalleten unverständlichen Laut nur. |
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430 | Doch nun hob sich die Wuth im Busen der feindlichen Führer; Einer dem andern rief's mit schrecklicher Stimme: »Wir entern!« Und, alsbald mit dem sausenden Seil fünfklauige Haken Schleudernd, stürmten sie an, die Gegner in wilder Verzweiflung Niederzuschmettern, und laut erhob sich des Kampfes Getümmel. |
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435 |
Schaudernd sah'n die Geister zuvor der wüthenden Seeschlacht |
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440 | Wunder, der, dem Blitz und dem furchtbarn Donner nicht ungleich, Tod und Vernichtung sä'et, und traun, sie redeten Wahrheit; Doch, wie schmählich ereilt den Helden der Tod in dem Kampf jetzt, Wo er die Brust ihm wehrlos beut, und von ferne besiegt fällt!« Siehe, da ließ sich Regulus schnell vor Doria nieder, |
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445 | Ihn zu erregen gesinnt, und lispelt' ihm leis' in die Ohren: »Trenne des Feindes Reih'n: so stritt der kühne Spartaner Xanthippos in dem Kampf mit Regulus, nahe vor Tunis. Ach, er fiel ihm besiegt: du erringst unsterblichen Ruhm dir!« Doria griff an das Herz, das laut dem kühnen Entschlusse |
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450 | Pocht', und heller flammte sein Aug', da er jetzo den Degen Hoch in die Luft aufschwang, und die Führer durch wehende Flaggen Schnell zum Sturmgang rief: denn all' aufmerkten den Zeichen Mitten in grau'numhülleter Schlacht. Die siegenden Flügel Wichen zurück', und plötzlich, zum spitzigen Keile gestaltet, |
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455 | Brach nun Doria's Schiffsheersmacht des Feindes Geschwader, Stürmend, entzwei, daß Mast' an Mast', und Segel an Segel Schlugen im wilden Gekrach, und dumpf ertönte der Schiffsraum. Aber, von Rach' entflammt, vordrang der kühne Moncada, Jetzo zuerst: ihm tödteten jüngst algierische Räuber |
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460 | Nächtlich am einsamen Ufer den Freund. Er traf im Gemeng dort Wüthend auf Abdul selbst, der Sarno, den Helden, gefesselt Barg im Raume des Schiffs, und rasch bestürmten sich alsbald Beide vom Bord zum Bord', im Kampf der wilden Verzweiflung, Daß ringsher der Lanzen Geklirr' erscholl, und die Leichen |
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465 | Schwammen im Blut. Doch, glühend vor Zorn, erfaßte Moncada Eines der Tau', und schwang sich behend' zum feindlichen Bord' auf, Dort zu erringen den Sieg. Ihm folgten der kühneren Krieger Sieben, jauchzenden Ruf's, zum schreckenvollen Gewürg nach. Aber, geschmiegt an den Mastbaum, stand, und wehrte sich Abdul |
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470 | Gegen die Sieben zugleich, und rannte den Speer in Moncada's Heldenbrust, da er, kühn vordringend am schirmenden Mast', ihm Blößte die Seit': er sank, und röchelte sterbend. Nicht länger Freute sich jener der blutigen Rach': ihn erlegte der Tapfer'n Heilige Schar, mit dem Volk, das kämpfend das Leben verschmähte. |
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475 |
Doch aus dem Raume des Schiff's drang nun die flehende Stimme |
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480 | Himmel, und Erd', und Meer, lautjauchzend, begrüßte: da blinkt' ihm Aus dem blutigen Wust sein treffliches Schwert in die Augen, Das ihm der Räuber entriß. Nicht der pflanzenkundige Wandler Freut sich so sehr, da er oben in Wolkenhöhen der Alpen Blühende Matten durchspäht, und dort die seltenste findet, |
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485 | Als der Held sich erfreute, sein Schwert auf dem Boden gewahrend. Eilig rafft' er es auf, und schwang es empor in den Luftraum, Gegen den Feind urschnell die tödliche Waffe zu kehren. Doch schon war errungen der Sieg, und des Feindes Geschwader Strich die Segel vor Doria's Macht. Wie dort auf dem Thronstuhl |
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490 | Sitzend im herrlichen Prunk, der neugekrönte Beherrscher Ringsher schaut das versammelte Volk, und jetzo mit Ehrfurcht, Mann für Mann, die Erwähleten nah'n, die Hand ihm zu küssen, Huldigend: so in des Sieges Glanz' ihm huldigt' in Demuth, Ueberwunden der Feind. Da jauchzten unzählige Menschen |
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495 | Rings von den Zinnen der Stadt, von den Warten der Berg' und der Hügel – Jauchzten umher vom Gewölk die feindlichgetrenneten Geister. Doch, der einst Karthago's Ruhm zu den Sternen erhöhte, Hannibal, sah voll Zorn, wie Regulus erst dem Gebiether Doria Hülfe erwies: da erwachten der düsteren Vorzeit |
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500 | Trauergebilde in seinem Gemüth', und zürnend begann er: »Wie, der Römer, und ich, vereint in dem Kampfe der Helden? Nimmer gescheh's! Eh' soll das zitternde Lamm an der Wölfinn Saugen – der brausende Bach zurück zur Quelle sich heben, Ehe der Pune dem Römer sich eint. Er nah' ihm als Feind nur! |
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505 | Jetzt in Eile hinaus nach Karthago's Jammergefilden, Daß mich erneut empöre der Rach' unendliches Drängen, Die ich ihm schwur: ein Feind dem Freund', den er sich erkoren.« Also rief er den Seinen, ergrimmt, und flog in den Lüften Schnell g'en Süden hinab. Ihm folgten die stürmischen Geister. |
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510 | »Lenkt,« rief Doria jetzt, »die Schiff' in den freundlichen Hafen, Daß die Verwundeten all, und auch die gefangenen Gegner, Sorglich gepflegt, der menschenehrenden Milde sich freuen.« Rauschend wogten die Schiffe zum Strand. So manche des Siegers Mißten den Mast und die Segel; so manche, durchbohrt von Geschossen, |
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515 | Tauchte der Fluth einströmende Last. Viel tapfere Christen Both, aufschäumend, das Meer als Beute den gierigen Fischen. Jetzt, annahend im Boot', erklomm mit Gefolge der Kaiser |
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520 | Siehe, da flog auch Sarno heran! Mit leuchtenden Augen Sah er den Sieger belohnt, und sprach zu dem Herrscher sich wendend: »Heil und Segen mit dir, Erlauchtester, daß du den Helden Hoch vor allen erhebst, der mich aus schmählichen Banden Rettete; doch nun sollen für mich die tapfern Gefährten |
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525 | Zeugen: nicht hab' ich durch eigene Schuld die Bande getragen!« Aber ihm zürnete, seit dem Sieg' auf dem Felde Bicoccas,Die Franzosen, unter Lautrec, und die mit ihnen vereinten Schweitzer, wurden bei Bicocca, unweit Mailand, im Mai 1522 durch die Truppen Carls des V. mit großem Verluste geschlagen. Guasto, der tapfere Greis: dort hemmt' er des feurigen Jünglings Stürmische Hast, und sogleich stieß dieser verwundende Wort' aus. Jetzo mit finsterem Blick' erhob er die tadelnde Stimme: |
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530 | »Wahrlich, der Feind erhascht' ein träghinsegelndes Fahrzeug, Weil es ein Feiger lenkt', und ihn nicht tapfer bekämpft hat!« Todesbläss' umzog, und flammende Röthe bedeckte Sarno's Wangen im wechselnden Flug'. Er faßte des Degens Griff in zitternder Hast, trat vor . . . da hemmt' ihn des Kaisers |
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535 | Ernster Blick, der, Guasto's ergrauete Haare betrachtend, Ruhe geboth. Ihm sank die ermattete Rechte vom Griffblatt. Schweigend stand er im Kreis', und an seiner Wange herunter Glänzte die Thrän'. Alsbald bezwang Del-Guasto des Busens Leichtaufwallenden Zorn, er seufzte vor innigem Herzleid, |
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540 | Trat vor Sarno, und reicht' ihm, versöhnend, die Hand, und der Edle Nahm sie versöhnt. Doch bald umwölkt der nächtlichste Kummer Sein verwundetes Herz, und schwindet im rühmlichen Tod nur. Jetzt aufboth der Kaiser sogleich die versammelten Feldherrn: »Gott, deß mächtiger Arm, die Feinde zerschmetternd, uns Ruhm gab, |
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545 | Leit' uns beglückt zum Ziel'! Entfaltet dem Winde die Segel, Daß in des Sieges abstrahlendem Glanz wir, landend vor Tunis, Ernten noch schöneren Ruhm: die Wonne der Christenerrettung.« Also geschah's. In Eil' auf die schimmernden Fluthen des Meeres Wogten die Schiffe hinaus; das Geschütz erdonnerte rastlos, |
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550 | Und in dem sausenden Wind' entschwand g'en Tunis die Heersmacht. |