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Drüben am östlichen Himmelsthor erglühte der Morgen. Schaurig wehte der Wind, und fuhr mit eisigem Odem Ueber das Heer. Von dem lockigen Haupt und dem Mantel des Kriegers Träufelte fort und fort der Thau gleich schimmernden Perlen, |
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5 | Und verwandelt' in Grau die dunkele Farbe der Rosse, Die, von Dampf umhüllt, mit schlotternden Seiten sich drängten: Denn so glühend die Luft sich bei Tag auf Afrikas Fluren Senkt, so ergreifend haucht sie den Frost aus der schwindenden Nacht her. Dort nach dem Felsenhorst, den erst zum Lohne des Kampfmuths |
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10 | Sich errangen die Schützen Tyrols, erhob sich der Kaiser Jetzo mit Ludwig allein. Er schwieg. Die umdüsterte Vorzeit Schwebte ihm vor: denn, ach, er trat Karthago's Ruinen! Aermliche Dörfchen gewahrt' er nur. El-Mersa und Melcha Näher dem Meer' – entfernter: Sidji-Mosaid, und Darilschur, |
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15 | Ruhend, Oasen gleich, auf Karthago's wüsten Gefilden. Stille herrschte umher in den Hütten des flüchtenden Volkes: Denn o, furchtbar droht, und furchtbarer jede der Stunden Vor dem nagenden Feindesheer' in entsetzlicher Kriegszeit, Wenn, entrissen dem Schirm der väterlichwaltenden Obmacht; |
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20 | Hingegeben empörter Gewalt, unbändiger Willkühr, Und unleidlicher Schmach, der Mensch nach Rettung umherschaut: Jetzo der Gegenwart, dann wieder der nächtlichen Zukunft Schrecken ihn faßt, und vernichtende Angst ihm raubt die Besinnung! Als sie erklommen des Felsens Höh'n: da schwebte die Sonne |
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25 | Aus dem glühenden Meer mit rosenumhülletem Antlitz Freundlich herauf. Ihr hauchten die Fluthen, ihr dampften die Berghöh'n Lieblichen Opferduft empor; sie grüßten die Fluren, Funkelnden Blicks, und, freudigen Lautes, die Hain' und die Wälder. Nicht, wie sonst, erfüllte des holderwachenden Morgens |
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30 | Schimmer des Kaisers Brust mit Wonne der seligen Geister: Denn beklemmt war heute sein Herz, und düstere Schwermuth Hüllt' ihm die Stirn' in Nacht: er dachte die Tage der Vorwelt. Sinnend irrte sein Blick von der steilabstürzenden Felswand Nach den schimmernden Fluthen hinaus; der säuselnde Frühwind |
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35 | Wiegt' am Nacken sein lockiges Haar, und wiegte des Mantels Wogenden Saum. Nun setzt' er, entfernt von des Lagers Getümmel, Sich auf den moosigen Stein, und sprach zu dem horchenden Jüngling: »Siehe, so ferne dein gieriges Aug' erforschet die Fluren, Rings den Felsen umher, wo Byrsa, die eherne Burg stand, |
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40 | Lag Karthago, hehr, weitherrschend und mächtig verbreitet! Aber nicht kündet der kärgliche Schutt, umwuchert von Mooswuchs, Wo die Herrliche stand, und mit Staunen erfüllte den Erdkreis. Wehe, sie sank, des blühenden Reichs gewaltige Hauptstadt, Sie, der eisernen Roma zum Trotz, noch die Zierde der Welt, sank! |
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45 | Blut durchströmte die Straßen umher; die prasselnde Flamme Wüthete rastlos fort: im Schutt versiegte die Wuth nur. Aber es lebt die Erhabene noch in der Kunde der Nachwelt. Hehre Begeisterung schwellt den Busen des Sängers; nicht fremd mehr Ist ihm des Helden Sinn, nicht die That, aus jenem geboren: |
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50 | Ihr ertönt sein Gesang in vielfachwechselnden Weisen, Die jetzt, brausenden Stürmen gleich, erschüttern des Hörers Pochende Brust, und jetzt, wie liebliche Lüftchen des Abends Säuselnd im Veilchenbeet, ihr sanfte Wonne gewähren. Ha, Karthago lebt, und ewig ertönet ihr Nachruhm: |
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55 | Meererforscherinn, Städt'- und Völkergründerinn heißend; Lebt durch Hannibals Ruhm, des mächtigen, eidesgeweihten, Furchtbar'n Rächer des Vaterlands, und blühet für immer Ob dem erschütternden Muth: verschmähend die schimpfliche Knechtschaft, Unterzugehen, auch im Falle noch groß, in würdiger Freiheit! |
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60 | D'rum erhebe dein Herz, dem Guten und Wahren dich weihend: Denn sie allein entführt der Zeit fortrollende Fluth nicht, Und, umschwebend die Welt in ewigdauerndem Kreislauf, Reichen sie dir zum Lohne den Kranz nie welkender Blüthen.« Jetzt erhob er sich schnell, nach dem Lager zu kehren. Auch Ludwig |
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65 | Säumte nicht; doch ihm quoll die Thrän' aus den blitzenden Augen: »Wohl ist es schön,« so sprach er, »im Lauf enteilender Zeiten Ueber der niedrigen Fluth, emporgehoben, zu stehen, Und zu erringen den Kranz gefeierter Helden der Vorwelt; Doch, ach, mich entreißt die sorgliche Liebe des Herrschers |
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70 | Jeder Gefahr, und ruhmlos schwindet mir Leben und Thatkraft!« Freudig erklang des Jünglings muthige Rede dem Kaiser, Und er entgegnet' ihm so: »Schon nahet die Stunde, wo, kämpfend, Du in dem eisernen Feld die Schrecken der Schlachten bestehen, Und als Sieger, umjauchzt von tapferen Kriegesgefährten, |
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75 | Kehren, oder im Kampf erliegen sollst für die Rettung Tausender: ein's wie das andere erhebt; doch leitet die Vorsicht Dich nach der Heimath zurück, dort blühet ein schöneres Feld dir Ewigen Ruhms: durch Herrscherweisheit im Segen zu walten Ueber ein glückliches Volk, und, also der Mit- und der Nachwelt |
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80 | Frommend, im Segen zu seyn den spätesten Menschengeschlechtern.«
Hannibal horchte mit Lust, wie ihn ehrte der mächtigste Herrscher. |
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85 | Wieder. G'en ZamaZama, der Ort, vor welchem der große Held Karthagos, Hannibal, durch den römischen Feldherrn Scipio im J. 201 vor Chr. überwunden ward, lag zwischen Adrumetum und dem, fünf Tagreisen davon entfernten, Karthago. hinaus erhob er die glühenden Augen, Starrt', und ballte die Faust des Jammers Gebilden entgegen: Denn noch sah er die Miethlinge fliehn; durchbrochen die Reihen Seines Volks, und, empört, die schreckliche Schar Elephanten Wüthen im eigenen Heer – entrissen auf immer den Sieg ihm: |
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90 | Sah's, und wandte sich schnell nach Karthago's Stätte hinüber. Aber wohin entschwand die Herrliche? Neidischverschlungen Hatte der Strom der Zeit auch die letzten Maale des Ruhmes. »War auch sie mit dem Römer im Bund'?« So seufzt' er, und hob sich Eilig den Felsen hinan. Dort hört' er unsterblicher Thaten |
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95 | Seelenentzückendes Lob aus dem Munde des edelsten Kaisers: Ihm von der Stirn' entfloh'n des Unmuths düstere Wolken; Heiterer blickte sein Aug', und der Groll, vom Römer empöret, Schmolz aus seiner besänftigten Brust, wie schimmernder Frühreif Schmilzt im sonnigen Strahl. Schon dacht' er, den Christen ein Helfer |
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100 | Künftig im Kampfe zu steh'n: da naht' ihm jener im Eilflug. Regulus sah auf den Felsenhöh'n um seinen Erwählten Hannibals dräuende Näh', und wähnte: verderbende Täuschung Sinn' er, ihm dort in die argloshorchende Seele zu hauchen. Wie aus dem sonnigen Thal der rauberspähende Kondur – |
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105 | Er, der Riese des Geiergeschlechts, in sausender Schnelle Hoch empor sich schwingt zu dem Wolkennest, zu erforschen: Ob nicht Gefahr dort drohe den kreischenden Jungen? so naht' er, Jetzo dem Kaiser im Flug, und wachte mit liebender Sorgfalt, Wie er die Listen vereitle durch List. und vernichte die Täuschung. |
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110 | Hannibal schnob, erneut vor Zorn: dräuenden Blicken Schwebt' er davon, und sann dem Christenheere Verderben. Doch in die Zeltenstadt heimkehrte mit Ludwig der Kaiser. Aber welch' Getümmel erschallt an dem Strande des Meers jetzt? |
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115 | Thürmt ein Cedernwald die dunklen Wipfel g'en Himmel. Noch in dem kühleren Hauch des sanftaufdämmernden Morgens Schifften auf Ruderbooten dahin, von Guasto gesendet, Tausend, des Zimmerwerks wohlkundige Krieger: zum Schanzbau Stämme zu fällen. Da scholl in der hehren Stille des Morgens |
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120 | Drüben des Beils dumpfschmetternder Schlag vom tönenden Stammholz: Sausend entstürzte der Wald. Jahrhunderte sah er der Umwelt Wandelbare Gestalt; er stand, und hob sich noch immer Höher empor: nun streckt' ihn die grausame Schärfe des Eisens Nieder: in Trauer gehüllt aufragte das kahle Gebirgsland. |
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125 | Aber sogleich ersah'n die feindlichgesinneten Geister, Schwebend vor Muhamed her, und Attila, welche Gefahren Ihren Erwählten der Christ bereitete: Schauder ergriff sie. Siehe, da flog Ellack, des Hunnenkönigs Erzeugter, Näher, und rief dem Vater zugleich, und dem heuchelnden Seher: |
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130 | »Schauet die Riesenschlange dort im Schatten der Felskluft Liegen: Unsterbliche selbst erbeben dem schrecklichen Anblick. Weck't sie vom Schlaf, und, empört, hintilgt sie die kühnen Gesellen!« Muhamed sann umher; dann rief er den Zagenden also: »Hebe dich, Muhameds Volk! Erhebt euch, Attila's Scharen; |
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135 | Fahr't in des Unthiers Bauch, und erreg't dem Feinde Verderben!« Jetzo im sausenden Flug hinstürzten die stürmischen Geister, Schrie'n, und fuhren zugleich in des Scheusals umringenden Bauch ein. Tief in der Felsenkluft, zum furchtbarn Knäuel verschlungen, Lag die gräßliche Schlange (dem Rad, das, weichend des Bergstroms |
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140 | Riesengewalt, den Mühlstein dreht, im Kreise nicht ungleich) Schlummernd, und barg ihr Haupt in des Knäuels Mitte mit Vorsicht. Nur im Dunkel der Nacht, nur selten im Lichte des Tages, Kroch sie lauernd hervor, um ein sorglosweidendes Hausthier, Rasches Gewild, und auch Menschen zu fah'n; da hieß es: ein Berggeist, |
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145 | Hausend im Felslabyrinth des schauerumhülleten Waldes, Habe verschlungen den Raub, und der Iman heulte Gebet' auf. Als die stürmende Schar, des Herrschers Winken gehorchend, |
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150 | Warf es im Bogenwurf in der Höhl' umher, und ihm zischte, Flammengeröthet, die Zung' aus dem weiteröffneten Rachen. Schrecklich erglühte sein Aug' aus den giftgeschwollenen Kreisen, Und, gebläht, erfüllet' es ganz die räumige Felskluft. Doch, als jetzo die Schar erboßtumtummelnder Geister |
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155 | Selbes noch wüthender drängt', und stachelte, froh der Empörung: Da durchfuhr's die entsetzliche Höhl' im sausenden Eilflug – Attila bebte zurück mit Muhamed: denn an dem Felsen Stand es, emporgethürmt, hoch über dem Haupte der Cedern. Heulend entstürzte die Schar holzhauender Krieger dem Dickicht, |
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160 | Eilte zum Strand', in dem Ruderboot zu entfliehen dem Tod noch; Aber nicht allen gelang's. Den Flüchtenden jagten die Geister Jetzo das Ungethüm nach, und es warf sich ergrimmter zum Boden. Weithin bebte der Grund; rings schwankten die luftigen Cedern, Welche die schnellhingleitende Schlange berührt', und das Berggras |
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165 | Welkte vor ihrem Flammenhauch, da Felsengeröll' ihr, Stäubend, nachrauschte vom Berg; doch dort, vom Strande des Meeres, Fest mit dem Schweif umschlingend die weitnachbeugende Ceder, Schwang sie sich über die Fluthen hinaus. Ihr bläulicher Rücken Blitzt' in dem Sonnenlicht, als, längs dem spiegelnden Meer hin, |
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170 | Schlängelnd, ihr Schatten flog, und sieh', da erhaschte sie pfeilschnell Eines der Boot', und warf's, mit schüttelndem Grimm, in den Abgrund! Nichtigem Spielwerk gleich, das zürnend der Knabe zertrümmert, Flog des Schiffes Gebälk mit lautem Gekrach aus den Fugen. Trümmer und Leichen bedeckten des Meer's aufwirbelnde Fluthen; |
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175 | Aber sie sank, ermattet, zurück, und rollt' an dem Stamme, Ringelnd, sich auf: wie ein Seil umringelt den kreisenden Wellbaum, Wenn von des Meeres Grund die gewichtigen Anker sich heben. Und die Ceder erbebte der Last des lauernden Unthiers. Staunend vernahm der Kaiser den Lärm an Zafrano's Gestaden, |
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180 | Blickte nach Ludwig hin, und dieser enteilte gewaffnet, Rasch dem Gezelt; dann schifft' er aus Dorias herrlichem Fahrzeug Eilig hinüber zur Bucht, wo, lauernd, das Scheusal der Ceder Säul' umschlang. Er hielt, und sann, wie er solches bezwinge. Sieh', und, brausenden Flug's, naht' ihm der edelste Römer, |
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185 | Regulus: denn, begrüßend den ruhmverkläreten Schauplatz Seines, der Weltstadt Rom heilbringenden Todes, gewahrt' er Attila's Hohn, und Muhameds – auch des gestachelten Unthiers Wüthenden Grimm, und des Jünglings Angst! Da rief ihm der Geist zu: »Denk' des Regulus doch, der einst durch Schleudergeschosse |
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190 | Hier die Schlange besiegt, und dem Volk Errettung gebracht hat!«An dem Ufer des Bagrada (h. z. T. Medscherdah), der nicht fern von Utika vorüberfloß, soll der Consul M. Atil. Regulus eine ungeheure Schlange, deren Länge auf 120 Fuß angegeben wird, mit Katapulten beschossen, und getödtet haben. (A. Gell. L. VI. c. 3. – Valer. Max. L. I. c. 8.) Wahrscheinlich war sie eine Riesenschlange (Boa constrictor). Und es erhob sich sogleich das Bild des edelsten Römers, Schimmernd, vor seinem Blick: denn laut entboth er die Krieger: »Windet die Wucht des ehernen Donnerrohres an Tauen Auf an den Bord; scharf ziele der fernhintreffende Wurfschütz, |
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195 | Und zerschmett're das Haupt des unheilbrütenden Scheusals.« Also geschah's. Wohl zielte der fernhintreffende Wurfschütz, Wendend den ehernen Schlund mit dem leichtbeweglichen Richtkeil, Senkte die Lunt', und wandte sich. Laut, mit Donnergetümmel, Sauste die Kugel hinan, und riß den Wipfel der Ceder |
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200 | Krachend vom Stamm: er bebt', und still verharrte das Unthier, Daß es die Schiffenden näher gelockt, erhaschte; doch Ludwig Sann hochrühmlichen Kampf. Ihm funkelten heller die Augen: Denn er geboth dem Steuermann urplötzliche Landung, Schwang sich hinaus, um dort, auf die Kniee gesunken, zum Himmel |
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205 | Flehenden Blickes zu schau'n, und sieh', ein Glanz, wie im Nachtgraun Flammt der Blitz, erhellete jetzo den Schimmernden Luftraum; Goß ihm freudigen Muth in das Herz, und hieß ihn nicht achten Seines Volkes Geschrei; und als er den schrecklichen Degen Hoch aufschwang: da glühte die Spitze des Eisens, wie nächtlich |
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210 | Glühet die Wetterstang' im Gewölk, wenn rings in den Lüften Gährender Donner wogt! Er drang auf das Scheusal beherzt ein. Schauder erfüllte die Welt. In dem ödverstummenden Blachfeld Scholl nur leises Gezisch des Lauernden. Jetzo dem Gegner Flog's in schlängelndem Blitzesflug' entgegen, und strebte |
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215 | Ihn zu erhaschen. Er wich ihm behend' nach jeglicher Seit' aus, Stets abwehrend mit blinkendem Stahl des offenen Rachens Dräuende Wuth; doch jetzt in die Luft aufschwang er den Degen, Hieb, und trennte das Haupt von dem Rumpfe des scheußlichen Unthiers, Der, entsinkend dem Stamm, mit Blut umhüllte den Boden. |
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220 | Heulend vor Schrecken und Angst, entfloh'n die Geister, und eilten Muhamed nach, und Attila: fern in ätherischen Höhen Größeres Unheil noch zu ersinnen dem Heere der Christen. Ludwig kehrte gepriesen, zurück: da liefen die Männer, Jubelnd, zum Strand', und sah'n das kühnzerschmetterte Scheusal |
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225 | Liegen im schwärzlichen Blut, und zucken, und schauern im Tod noch, Schaudernd sie selbst: denn gräßlich war es noch immer zu schauen. Dann mit des Waldes Raub belastend das räumige Fahrzeug, Eilten sie, zu erbau'n die vest'umzingelnden Schanzen. Wohl von den Reihen beschirmt gewaffneter Brüder – nicht achtend |
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230 | Dicht im Donnersturm' hersausender Feindesgeschosse, Grub an den Schanzen das Volk, und, wo in dem sandigen Boden, Hügelnd, kein Damm sich hob, und den kreischenden Spaten des Aufwurfs Sinkende Last stets wieder ereilte: da fügten die Krieger Stämm' auf Stämme, dem Wall zur dauernden Stütze. Den Weiden |
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235 | Raubeten andre ihr schlankes Gezweig, und flochten die Schanzkörb', Welch', erfüllet mit Sand, und erhöht auf dem Damme, den Wurfschütz Und die Donnerschlünde zugleich beschirmten im Feuer. Also erbauten sie drei, verderbendräuende Schanzen An Goletta umher, in Gestalt des wachsenden Mondes, |
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240 | Wenn er, silbergehörnt, hinschwebt am sternigen Himmel. Rechts an den Oehlbaumwald, und links an den felsigen Meerstrand, Stieß ihr Horn, und umkreiste nur halb die trotzende Festung: Denn auf dem Meer' umfing sie, dem silbergehörneten Mond gleich, Wieder die Schiffheersmacht: aus ihres verehrten Gestirnes |
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245 | Bild, ihr kam der Jammer gesandt, und die grause Vernichtung. Aber das ehrne Geschütz, von schnaubenden Rossen gezogen, Rückte zögernd heran; die Räder, im Sande versinkend, Knarreten unter der Wucht, und Schaum bedeckte die Rosse. Guasto, im Ehrengefolg zu Thaten gerüsteter Feldherrn |
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250 | Nahend, rühmte des Werk's ersehnte Vollendung, und sagte: »Dreißig eherne Schlünd' und zehn bomb'schleudernde Mörser Schirmt Alarkon, der Held, in der mittleren Schanze voll Thatkraft, Und ihm gehorche die Schar viertausend hispanischer Krieger; Aber, nicht minder an Zahl, erfüllen die Schanz' an dem Meerstrand', |
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255 | Niederländern gesellt, Lusitania's Krieger: ihr Hort sey Ludwig, der tapfere Fürst; doch jen' an dem säuselnden Oehlwald Sey fünftausend Wälschen vertraut, und mein ist des Volkes Schirmende Huth. Das ehrne Geschütz, in jeder an Zahl gleich, Und an verderbender Macht, entsende zur Veste Vernichtung.« |
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260 | Aber nicht dacht' er im Ernst die Schanze der Wälschen zu schirmen: Denn er versuchete nur den tiefverwundeten Helden Sarno, den er der Feigheit zieh im unseligen Walten Raschauflodernden Zorns, und nimmer lächelte seither Sarno's trauerumflossenes Aug'. Empört in dem Busen |
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265 | Trat er nun aus dem glänzenden Kreis', und sagte zu Guasto: »Wolltest du mir, erlauchter Gebiether, die Stelle vertrauen Dort am Olivengehölz, zunächst dem feindlichen Andrang: Daß sich erweis' in der That, ob ich feig' erbebe dem Gegner?« Guasto's Aug' umwölkte die Thrän'; er sagt ihm dagegen: |
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270 | »Edler, die Schanz' am Olivengehölz, dem feindlichen Andrang Näher, sey dir vertraut zum Gewinn unsterblichen Ruhmes. Ha, nicht des Wortes mehr, des unseligen, das in dem Zorn mir Jüngst entfuhr, gedenk': den Tapferen ziere die Großmuth!« D'rauf both er ihm noch freundlich die Hand, und eilte von dannen: |
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275 | Denn schon füllten den Raum der vest'umzingelnden Schanzen Treffliche Völker im Freudengejauchz', und rings von den Wällen Gähnte der ehernen Schlünd' entsetzendräuende Mündung. Aber vor allen ereilten, im hurtigen Laufe die Krieger Sarno's ihr Ziel: sie erhob des wiedererheiterten Feldherrn |
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280 | Siegverkündender Blick, den lange die Trauer umhüllte. Dort auf des Wall's vorspringendem Horn erhöht' er voll Hast nun Seines Volkes Panier, das blutroth auf in den Lüften Flatterte; sah vom gehügelten Wall, mit steigender Sehnsucht, Nach der Pläne hinaus, zu erspäh'n die feindlichen Scharen. |
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285 | Tausende sollten ihm nah'n: er hatte beschlossen zu sterben.
Jetzo wäre der Donnerrohr' und der ehernen Mörser |
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290 | Wehte das Friedens-Panier vor den Eilenden: denn in dem Busen Schlug ihm das Herz voll Huld und menschenfreundlicher Schonung. Nahend den Feuerwerkern im Flug', erhob er die Stimme: »Haltet ein! Nicht ertöne des Krieg's entsetzlicher Mordruf, Der in dem blindumwüthenden Grimm so vielfach des Jammers |
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295 | Opfer häuft, und so viel schuldlose Herzen zermalmet, Eh' denn Alba gekehrt aus dem feindlichen Lager. Wir biethen Auf errungenem Feld, zu furchtbarer Rache gerüstet, Ihm versöhnend die Hand. So er, taub, und rasend im Unsinn, Von sich stieße die Hand, und verschmähte des Friedens Bedingniß: |
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300 | Dann auflodere ringsumher die Flamme des Krieges.« Sieh', und den stachelnden Sporn in die Seiten des Rosses versenkend, Flog nun Alba davon mit seinem erlesenen Häuflein – Flog, wie ein Sturm die Heide durchtobt! Doch jetzt, von Goletta Kommend, scholl ihm Getös' und Waffengerassel im Rücken. |
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305 | Sinam war's, der schnell mit tausend maurischen Reitern Nahete: denn er sah in dem Wind das schneeige Fähnlein Flattern: des Friedens Bild, den er ersehnt' in dem Busen Ob der Schätze daheim besorgt im grauenden Alter. »Hemmet die Roß', ihr Christen,« so rief er, »den sühnenden Herold, |
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310 | Wenn mich das Auge nicht triegt, gewahrt' ich in eurem Gefolg dort! Kündigt er uns, wohlweise berathen, die Worte des Friedens?« »Ja,« sprach Alba beherzt, »wir bringen euch heute den Frieden; Nehmt ihn getrost: denn besseren Rath ersinnet ihr nimmer!« Jener lächelte Hohn; doch hing in dem brausenden Ritt oft, |
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315 | Seitwärtsblickend, sein staunendes Aug' an dem christlichen Feldherrn, Der im schimmernden Waffenschmuck, ein trefflicher Reiter, Eisern im Sattel saß, und stolzverstummend dahinflog. Jetzo die Straßen entlang von Tunis, im Donnergalopp fort Jagte die Schar, und das wimmelnde Volk lief ihr mit Geschrei nach: |
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320 | Denn wie im sonnigen Lenz, wenn voll von duftenden Blumen Pranget der Hain, und pranget das Feld und der zierliche Garten, Zahllos summen in würziger Luft die geschäftigen Bienen: Diese, mit goldner Last an jeglicher Seite beladen Kehren, im Korb zu erbau'n die künstlichen Zellen; die andern, |
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325 | Ihm entschwirrend in Hast, fortzieh'n, auf den blühenden Matten Lieblichen Honigseim mit zart eindringendem Stachel Aus dem duftenden Kelch zu saugen, und kehren, und ziehen Sonder Rast: so war des unzähligen Volkes Gewimmel. |