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Un Sparlingsjochen slickt ganz lisen, Ganz heimlich äwr'e Dälenflisen Un wippt in sine Kamerdör; Sin Ollsch, de rätert in ehr Bedd. »Du wach'st woll noch,« fröggt hei, » ma chère«?- De Ollsch is still un sitt un brödd. »Das Wetter is heut angenehm,« Seggt hei un makt sik dat bequem, »Auch kann ich Neues Dir berichten, Die Nachtigal is wieder hier Mit neue Lieder un Gedichten, Sie wohnt hier dicht bei uns' Quattir, Un was die Krei is, soll in Wochen; Ich hätt den Ollen selbsten sprochen, Er stoppt ihr just das Wochenbedd.« – De Ollsch seggt nicks un brödd un brödd. – »Ob sei woll ehren Dullen hett?« Denkt hei. »Dat will'n wi gliksten seihn.« Un ward de Stäweln runne teihn. »Na, Lotting, is auch was passirt? Ich mein, ob Keiner hier is west?« – Doch still sitt Lotting in ehr Nest, Un sitt un sitt un brödd un brödd. – »Ich frag', ob Keiner fragt hir hett? Is Keiner hir west? Antwurt blos!« – Na, nu breckt äwer Lotting los: »»Du Rümmerdriwer Du! Du lettst mi sitten! Du kümmerst Di nich für en Witten Üm mi, üm Din verlat'ne Fru; Du geist Din Weg', Du Slüngel Du! – Jawoll frog Einer hir nah Di: De Dokter Grischow schickt sin Stubenmäten, Sin dumme Draußel hadd de Hälfte Melodi Von ehr oll dämlich Lied vergeten, Sei kem blot bet: »So leben wi, so leben wi, So leb'n wi alle Dag'!« Doch mit anner, mit de »Saufkumpani,« Dor hadd sei ümmer ehre Plag'; Dat wull ehr gor nich mihr gelingen, Du süllst doch kamen, ehr dat bitaubringen, Denn Kein, as Du, künn't so natürlich singen.«« – »O pfui,« seggt Sparling, »pfui Dich, Lotte! – Wo, dies soll'n jo woll Spitzen sin? Wo? Machst Du mir zu Deinem Spotte, Der ich Dein Ehegatte bün? Hast Du die Zärtlichkeit vergeten? Vergaß'st Du meine treue Minne, As Du as Wittwe hir hest seten, Dat ganze Nest vull lütte Kinne? – Hast Du vergessen, was Du mir geschworen Dor achter'n Tun bi'n Möllergoren?« Un ward in Nachtjack un in Unnerhosen In't Timmer hellschen rümstolziren, Un äwer Slichtigkeiten deklamiren, Un in 'ne Wuth sik rinne bosen. Un ritt de Nachtmütz von den Kopp Un fröggt taum tweiten Mal ehr, ob Sei nich mihr dacht' an'n Möllergoren. – Un Lotting fängt still an tau rohren, Un weint so sachten vör sik hen, Un süfzt denn mal eins denn un wenn, Un sitt in Thranen up ehr Eier, Un Jochen set't de Nachtmütz wedder up Un seggt verdreitlich: »Ja, de olle Leier! |
Irst fängst Du an un rührst de Supp Di t'recht, un nahsten nicks as Leiden! – Na, rück' bis zu, ich helf' Dir 'n Bitschen bräuden,« Un klemmt sik up de Eier rup. »Ich bin kein Unmensch nich und liebe Mein eigen Fleisch und Blut und Brut Mit jedem väterlichen Triebe; Ich bün nich, wie der Kukuk thut, Der seine Kinder, eh' er sie gesehn, Als Waisen in die Welt läßt gehn. Ich bün ein Vater von Gefühl, Bün's in des Worts verwegenster Bedeutung. Nun aber wein' mich nicht zu viel, Un ström nicht wie 'ne Wasserleitung!« – Doch Lotting weint sacht vör sik hen. – »Na, sprich doch mal! Was is Dich denn? Sprich Lotte; antwort' doch, Charlotte! Es wird zuletzt bei Dir noch zur Marotte, Daß thränentröpfelnd Du hier sitz'st qui pleure, Wenn ich qui rit nach Hause kehre. Na, Lotting, sprich Dir deutlich aus!« – Un Lotting snuckt: »»De gele – gele Gaus.«« – » Hinc,« röppt de Spatz: » hinc illae lacrimae! Dat heit up Dütsch: Dor heww'n wi nu den Thee! – Üm de oll Gelgaus dir Gerohr? De Gelgaus? – Frilich is dat wohr, In meiner jungen Creatur Steckt viel, sehr viel erbsündliche Natur; Doch diese Gelgaus, Lotte, – nie! Denn gelb war mir von je zuwider. Man nennt dies Idiosynkrasie. Doch, Lotting, dit versteist Du nich! Un't schad't ok nich. – Genug, ich bin – Hol mich die Katz! – Dein treuer Spatz. Nu äwerst lat dat Weinen sin!« – Un ward sei fründlich äwerstraken. Un Lotting seggt: »»Hir 'st gor tau heit, Willst nich dat Finster apen maken?«« – Un as hei an dat Finster geit, Un schüwwt taurügg de Finsterlucht, Sleit Frühjohrs Abend, warm un fucht, Den weiken Arm üm sinen Nacken, Un küßt em up de brunen Backen, Un flustert lising em in't Uhr: »Schick wider! wider! du Hanswust! Den Kuß, den schickt di de Natur, Schickt Gras un Blaum in Frühjohrskust.« Un Jochen bögt sik fründlich dal Un küßt sind Fru, un küßt s' noch mal: »Schick wider, Lotting, wider! wider!« De hett just keinen Annern nich, Un giwwt den Kuß an Jochen t'rügg, Un Jochen küßt sei noch einmal: »Dies, Lotting, nennt man Sympathie.« Un Lotting lacht un dukert dal; Swabb! fohrt de Kuß an ehr vörbi, Un Abendwind, de grippt en sik, Bringt en an Blaum un Gras taurügg; So geit hei ümmer in de Run'n, So geit in Frühjohrs Abendstun'n Hei ümmer noch von Mun'n tau Mun'n. – |