Alexander Roda Roda
Von Bienen, Drohnen und Baronen
Alexander Roda Roda

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Onkel Feri

. . . Um drei Uhr sagte der alte Feri-Batschi seiner Nichte:

»Bist firti, Madel . . .?«

»Dehodj bin i firti, Batschi! Wann Sö immer an so an Stond dohermochen mit Ihnan Palwieren . . .? Wos brauchen S Ihna olle Tog zu palwieren – a so an older Monn? Do konn jo dar Mensch nöt firti wirn. Bogami – i loß olls stehn, wie doß s steht . . .«

»No, loß nur, Madel, un geh!« sprach Feri-Batschi gütig. »I wir scho olls aufraamen, geh nur, geh . . .«

»No jo –? Is nöt wohr? Wos brauchen S Ihna olle Tog zu palwieren . . .?«

Der alte Feri-Batschi wußte ganz gut, warum ers tat. Er setzte sich ans Fenster, nahm das zerbrochene Spieglein vor und begann – eins, zwei – mit wohlgeübter, zittriger Hand das Messer zu streichen – zweiunddreißigmal, ganz genau, über den schmierigen Riemen.

Das Messer fuhr mit dem hellen Rauschen einer Sense in den Bart.

»Jetzt sog i – scho seit dera vuring Wochen sog i, i wir dös Messer zan Schleifen geem. – Hörst, Madel . . .?«

Die Nichte hörte nicht, sie war schon weg.

161 »Seit dera vuring Wochen . . .« murmelte er. – Doch die Absicht mit dem Messer war viel älter als eine Woche – sieben Jahre alt. Denn Feri-Batschi hatte schon daran gedacht, als er noch Kantinenwirt in der Artilleriekaserne war.

Feri-Batschi wusch sich rein, schlüpfte in den Bratenrock, zündete die Pfeife mit den Kanoniersemblemen an und schritt aus. Mit seinen alten, knieweichen Beinen.

Immerfort mußte er stehen bleiben und seine schöne Pfeife besehen. Die hatten ihm damals, vor sieben Jahren, als er die Kantine abgab, seine Stammgäste zum Andenken geschenkt; der Feuerwerker Prohaska hatte die Ansprache gehalten.

». . . Is aa scho tot, dar Herr Feierwerger . . .«

Feri-Batschi bog übers Holzbrückchen auf den Landwehrexerzierplatz ein – es führt ein Fußpfad quer über den Zwickel – tappte nur durch den Schützengraben, wo er am seichtesten ist, und stand schon vor der Weißen Laterne.

Einen Augenblick blinzelte er in die Toreinfahrt; alles sauber und still, wie alle Tage.

»A sehr an urntlies Haus, dö Weiße Latern.«

Fast kam ihm eine Schüchternheit an, als er weitersollte. Denn . . . wie die Müllerin die Sache aufnehmen wird . . .? . . . Ah was! Er ist ein rüstiger Mann – Feri-Batschi reckte sich gerade – das Seinige hatte er auch – no ja? – die Müllerin kann noch froh sein . . . Er drückte entschlossen die Klinke.

162 Der Torflügel mit der Luftbremse ging schwer. Feri-Batschi nahm sich vor, wenn er erst hier zu schalten haben würde, das Zeug allsogleich reinigen und ölen zu lassen.

»Denn wieviel Gäst – no jo? – vertreibt man si, indem daß s maanen, es is zu?«

Im Flur keine Seele. Natürlich: vier Uhr nachmittag – die Mädel schlafen ja noch. Besonders heute, Montag. Noch dazu, wo gestern in der Unionmühle und in der Kaserne Löhnungstag gewesen ist.

Bratengerüche und das Brutzeln von siedendem Fett dringen aus der Küche. Die Müllerin ist schon am Werk.

Feri-Batschi bleibt auf der Schwelle stehen und nickt ihr zu. – Wie stattlich sie ist mit ihren nackten, runden Armen!

»San S aa scho kummen, Feri-Batschi?« ruft sie freundlich – »Sö hom Ihnen heunt ober fein gmocht!« – und wendet sich gleich wieder ihrer Arbeit zu. Ein Dutzend flinker kleiner Hantierungen durcheinander. – »Viel zu tun in so aaner Wirtschoft.« – Feri-Batschi bewundert sie heimlich dafür; und immer auch die nackten, vollen Arme.

»Geh, Reserl, weck dö Freiln auf,« sagt sie, als das fünfzehnte Schnitzel gewendet ist.

Reserl geht und pocht an vierzehn Türen.

»Stengen S auf, Freiln – dös Essen is am Tisch.«

Da kommen sie denn eine nach der andern, 163 zerrauft und verschlafen, die Schminke von gestern liegt noch auf den Wangen, in saloppen Jacken zu Tisch in den Ssaloon. Mutter Müllerin präsidiert an der Schmalseite – und Feri-Batschi, wie gewöhnlich, mit angezogenen Knien an der Ecke, einen Schritt weit zurück.

»No, essen S aa an Bissen, Feri-Batschi?«

»Naa, naa – hob scho gessen. – Wos homs denn heunt guts, Müllerin?«

»Schwammerlsuppen, a sehr a gute. Möchten S a bißl? A bißl Schwammerlsuppen? No jo, es is jo gnug. I bin jo nöt knickrisch bein Kochen – meini Madeln hom immer gnug.«

»Naa, naa – hob scho gessen.« – Doch er rückt gierig näher.

Dann schlürfen sie alle die Suppe: die Müllerin, die vierzehn Madeln und der Feri-Batschi.

– – –

»Segen S,« sagt die Müllerin, als die Mahlzeit beendet ist und Reserl die Klapptischchen hinausträgt – »segen S, bei mir is an ondre Kost als wie drüben in der Blauen Latern. Ober schaun S meini Madeln on, wie daß s ausschaun! Nöt aane is, wo mo sagen kunnt: sie is mocher. Sondern im Gegenteil, olli san s wie s Leben. – No, sogen S selber: is aane mochere derbei? Höchstens d Bianka. Ober dö is so kummen, noch viel ellender is kummen. s is scho in der Natur; monniche Natur is so, un monniche wieder aso.«

164 Feri-Batschi nickte beistimmend.

»Den aan Menschen können S zan Essen geem, wos S wollen, er bleibt Ihna schwoch, un monniches Madel wieder ißt gor nix – no jo? – un is wiar an Apfel. – Wos glaum S, i konn a mochers Madel nöt amol segen. I hädd d Bianka aa schon weggeem, wonn dar Herr von Braun von dar Union-Mühln nöt immer nur mit dar Bianka gehn möcht. Ober dar Herr von Braun, lieber wart r zwaa Stund, wonn d Bianka grod am Zimmer is. Hod hold jedar seini Eigenheiden. Un wissen S, an so an Gawlier muß mo si schätzen. Unlängs hod r dar Bianka an Fümwer Strümpflipeens geem – i bitt Sie, wo gibt aaner heidzutog an Madel so leicht fünf Gulden Strümpflipeens? Grod doß s n Tantus zohlen konn un aan, zwaa Sechserln . . . . . Oh, Ischtenem, wonn i zruckdenk, wie doß mei Seliger no glebt hod – wos woren dos für Zeiden! Aamol, nöt amool an an Sunntag, woren an aan Obend vier Patrullen bei uns – a so a Malutschaag wor – un a Lärm, wissen S, Feri-Batschi, doß mo s tschak bis in d Kasern ghörd hod. Ober s woren aa d Hulaner; do saan jo lauder bessre Leut derbei; on an Schlappermentstog hod a gmeiner Monn, wissen S, mehr ausgeem, ols jetzend a Zugsführer oder a Geschützvormeister on Löhnung. Von dar Honweed nöt zam reden – dö san jo olli 165 stier, aaner wie dar ondre . . . Segn S, Feri-Batschi, ich sog immer: wo kummt dös Geld hin? Wo frühr, in frührige Zeiden, a so viel Geld unter d Leut wor – olsdonn wo is s Geld jetz? s konn do nöt varschwunden sein? – Un überoll, wo S hinkummen, klogen d Leut: d Zeiten saan schlecht. Erscht vuringen Monat wor a Herr aus Pest do mit zwaa Madeln – no, Sö wissen jo, dö neuchen Madeln – der sogt: so schlecht als wie jetz is s Geschäft no nie nöt gongen. Aan Haus noch in ondern spirrt. – Wo kummt dös Geld hin?«

Feri-Batschi schwieg.

»s muß scho schier so sein, wie dar Pater Tschiro ollerweil predigt: d Welt is schlecht. I sieg jo monnichesmol, wonn i gegen Obend nochanond in d Stodt riberspring: nöt aan Frauenzimmer, wos z Haus sitzet. Olli gengen s mit die Ssoldoten. Pfi! Pfi! Dös saan donn d onschtändigen Frauen. Doß s si nöt schamen! – No jo – un wonns dar Ssoldot draußten umasunst hod . . . Oha – wos war denn dös . . .?«

Feri-Batschi horchte.

»s werd schier Unfrieden zwischen d Madeln sein.«

»Gwiß wieder mit dera Bianka. s is a rechts Kreuz. Zehnmol im Tog müsset mo nochanond hinspringen, an Urtnung mochen. – Dö ondern Madeln – olls wos wohr is – under anond 166 un aa mit dera Kundschoft – immer saan s brav un wie sis ghört. Ober dö aane – grod wie wonn s es z fleiß tun möcht. Gestern mitn Dokter aa s nämliche.«.

Das Kreischen draußen wurde immer ärger.

»Om gscheidesten is scho, mo mischt si nöt eini. – Jo, jo, Feri-Batschi, glaum S mir, s is scho monnichesmol gor schwer zam auskummen. I bin gwiß gut zu d Madeln – wie hold i d Leut, un wie hold s d Feketin driben in dera Blauen Latern! Ober mo hod hold kan Donk von d Leut. Heunt sogt aam dar Klavierspieler auf – muring kummt dar Polezei visitieren – wos aam dös kost. Wonn S nöt an jeden Polezei seini zwaa Gulden geem, nemmt mo Ihna muring Ihnar Konzession. – Jo, jo, s is gor a schwers Leben.«

Die Müllerin seufzte.

Feri-Batschi kaute und schmatzte und sprach plötzlich:

»Hob Ihna eh scho long frogen wollen, worum doß S nöt heiroden tun?«

»Heiroden, Feri-Batschi?«

». . . s müsset hold a Monn sein, der wos s Gschäft hold schon a bißl varsteht. A Monn is do in an Gschäft hold immer wos ondres, ols wiar an alleinige Frau.« – Feri-Batschi sah sich rings um. »s müsset aa viel gschegen fürs Haus – dö Töre müsseten grepriert wern un überhaupt olls gweissingt un gmoolt un . . . Segen 167 S, Müllerin, i hädd scho a Geld – un bin do Gostwirt von Profession . . .«

Beide schwiegen.

». . . Feri-Batschi,« sagte die Müllerin, »dös müsset mo si überlegen.«

»No, überlegen S Ihna s, Müllerin, in Gottes Namen.« – Er umkrallte wie bittend ihren Arm.

Da flog die Tür auf, und Bianka, krebsrot vor Zorn, schrie herein:

»Das soll ein feines Haus sein? Köszönöm szépen für ein so einem Haus. Scheene Menschen! Unter scheenen Menschen bin ich da geraten! Stehlen einem die Kämm. Ischtenem, wenn ich hätt gewußt, auf Ehre . . .! Prachtvollen Kamm mit Steine – find ich ihm beim Fräuln Elvira unter der Untertuchend . . .«

Frau Müller eilte sorgenvoll hinaus.

»Was sagen Sie dadazu, Feri-Batschi? Schaun Sie sich an einen Kamm! Der meinige Verehrer in Pest schenkt mir einen prachtvollen Kamm mit Steine – stehlt sie mir ihm und versteckt ihm unter der Untertuchend. Haben Sie schon gesehn ein so ein Diebsvolk? Nicht genug, daß sie doch meine Seife doch in einemfort stehlen – stehlen sie mir auch noch meine Kämm.«

Bianka setzte sich auf Frau Müllers Stuhl.

»Dem Fräuln Elvira gesogt, was das für ein Haus is. – Übrigens – was soll ich Ihnen 168 sagen? Sie wissen doch. Nicht erleben hätt ich sollen, den Fuß über der Schwelle zu setzen. Hab ich das nötig gehabt? Schaun Sie sich an eine Figur! In Pest – doch wirklich nur, was wahr ist – die feinsten Grafen überhaupt, was in Pest sein, haben sich doch um mich gerissen – muß ich mich da bereden lassen und komm her in ein so einem Haus! Was glauben Sie überhaupt, Feri-Batschi, was ich zum Beispiel oft täglich eingenommen hab in Pest . . .? No, nur so – zum Beispiel . . .? No, raten Sie!«

Bianka rückte näher und sagte ihm ins Gesicht:

»Dreißig, auch fünfunddreißig Gulden täglich. – Rechnen Sie sich aus, was das macht in einem Monat! Über tausend Gulden, ich soll so leben. – No, hab ich nötig gehabt, daherzukommen in so einem Haus? Mit einem Einkommen von über tausend Gulden? Das Monat?«

»Fix Grammattanten,« murmelte er langsam, »jetz – dös hädd i nöt denkt.«

»Und sehn Sie, Feri-Batschi, ich soll nicht essen können, wenn ich nicht wieder wer zurückgehn nach Pest. Auf Ehre, wie ich wer ja gehn. Eine Dame mit meiner Bildung, was ich hab genossen, und meinem äußern Exteriör –? Kein Spaß, was sich da wird in Pest tun.«

Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und sah ihn mit höhnischer Zärtlichkeit an.

». . . Nur . . . natürlich . . . so leicht is das auch 169 nicht. Denn, nehmen wir an, ich will machen eine Bekänntschaft mit einem bessern Herrn – no, so muß ich doch auch gehn in einem bessern Lokal?«

». . . . Freili wohl . . .,« sagte er verwirrt.

»Und sehn Sie, wenn ich soll gehn in einem bessern Lokal – no, so muß ich doch haben etwas zum anzuziehn: eine elegante Toalett und – weiß ich? – elegante Schuh und – no, und eine Boa – und muß doch haben eine elegante Staffierung. No, und wohnen muß ich doch – f! – doch auf der Andraschystraße. Was glauben Sie, ein Graf wird mit mir gehn in der Trommelgasse, oder – was weiß ich? – in der Tabakgasse?«

»Für ihnar Geld wollen dö Herrschaften holt, wos wirkli richtige Herrschaften saan, wollen s aa . . .«

»No, was hab ich gesagt? Is Feri-Batschi nicht ein gescheiter Mensch? – Und was glauben Sie, was ich möcht einnehmen – so zum Beispiel – in einem Tag, wenn ich möcht haben eine . . . eine schöne Wohnung und . . . wenn wir möchten haben – überhaupt alles, was sich gehört: eine schickefeine Staffierung und schickefeine Toalett und . . . no, und überhaupt? Was glauben Sie, was wir möchten so zusammen einnehmen – Sie und ich? No, was glauben Sie, Feri-Batschi . . .? Hundert auch hundertfufzig Gulden täglich. Was sagen Sie jetzt, Feri-Batschi?«

170 Der Alte wiegte ernst den Kopf und blickt durchs Fenster.

Bianka zog ein Bündel Briefe aus dem Mieder.

»Da – lesen Sie, Feri-Batschi, was man mir schreibt aus Pest! – Überhaupt, zuerst müssen Sie riechen. Ein Geruch, was da entströmt! –

›Mein teuresz süszesz Kind!

Mit blutenden Herczen ergreife Ich der Feder um Dir zu schreiben meine angebetete Mandin wie innig! ich Dich liebe! jeder Tag! jede Minutte! wasz Du Fern fon mir iszt mir doch eine Kwal! Komme czurück Pipikém Ich sinke auf meinen Knien und flehe! Dich an komme czurück alle meine Reichtümer! und Millionen! will Ich Dir mit Wonne! Wein und segnen die Stunde wo Du wirszt Mich wieder slieszen in Deinen Prachtfollen! Armen! alle meine Güter! alle Besicztümer!! sollen Dein sein nur muszt!! Du kommen Schatzikém!! mit herezliche!! innigszte!! Umarmungen und heisze!!! Sehnsuchtszküsze womit ich verbleibe in alle ewikeit Dein Dich leidenschäftlich treu! über allesz!! Liebender

Eduard Fürst von und zu Szirmay
Edler Ritter von die allerhöchszten Orden!‹

Sehen Sie sich nur an die eigenhändige Unterschrift! Die eigenhändige Unterschrift . . . No, was sagen Sie dadazu, Feri-Batschi? Soll ich gehn 171 nach Pest, oder soll ich nicht gehn nach Pest? – Und so haben Sie da Briefe – sehn Sie sich an Briefe! – von lauter Grafen und Barone. Is doch nicht ein Brief, was nicht wär wenigstens von einem Baron oder – weiß ich? – von einem Herzog. Es vergeht doch überhaupt nicht ein Tag, wo ich nicht möcht bekommen einen Brief von einem Magnaten: ich soll nur um Gottes willen kommen nach Pest, sonst tut er sich, Gott behüte, ein Leid an. – No, was sagen Sie jetzt, Feri-Batschi? – Wir werden wirklich beide gehn nach Pest, und Sie werden mir kaufen eine Staffierung – werden Sie sehn eine Gestalt in einer schickenfeinen Toalett! – Überhaupt, wenn ich mich kann baden alle Tag und pflegen wie sichs gehört, wie ich wer aufblühn! – Und wenn ich wär eine leichtsinnige Prsson oder faul oder – weiß ich? – möcht das Geld hinauswerfen zum Fenster . . . Aber ich bin doch eine eiserne Wirtin. Glauben Sie, Feri-Batschi, ich möcht Ihnen da daherpanieren ein Schnitzel, wo man aus hundert Schritt in die dritte Gasse riecht, es is ranzig? Haben Sie heute gesehn Schnitzeln? Ein so ein Fraß! Eine so eine Frechheit! . . . Feri-Batschi, ich sag Ihnen nicht zuviel: Sie werden sich bei mir wohlfühlen. Ich wer Sie doch pflegen, wie . . . – no, was soll ich Ihnen sagen? – Sie kennen mich doch . . . Feri-Batschi, küssen Sie mich auf der Stirne! No, küssen Sie mich! Ich will Ihre Tochter 172 sein . . . Von heut in zehn, vierzehn Tagen werden Sie ganz gemütlich sitzen in Pest . . .«

Feri-Batschi schüttelte den Kopf.

»Ich soll nicht gesund sein, wenn Sie nicht werden sitzen in einem schönen bequemen Fotell, und ich wer sie pflegen. Alles Erdenkliche, was Sie sich nur werden anschaffen, Feri-Batschi, werden Sie doch bekommen, eedeschsüßer Papuschkaam. Alles – verstehen Sie? Sie süßer Mann? – Warum – meinen Sie, die paar hundert Gulden, was Sie mir werden geben, sind verloren? In einer Woche haben wir zwei doch das ganze Kapital verzinst. – Morgen geh ich auf der Polezei zum Herrn Stadthauptmann – – ich möcht Ihnen wünschen, zu sehn, wie er überhaupt mit mir redt – doch wie mit einer Dame vom höchsten Schick – – und ich wer ihm sagen: »Herr Stadthauptmann, geben Sie mir eine Legitimierung auf Pest – wie kann man verlangen, daß ich als eine . . . no, also überhaupt, daß ich soll bleiben in ein so einem Haus, wo man nicht nach meine Religionsvorschriften kocht? Oder übrigens – was brauch ich den Stadthauptmann? Ich geh zu der Frau von Braun – die is doch im Komitee für Mädchenhandel, er hat mirs doch selbst gesagt – und wer verlangen Reisegeld: ich bin verschleppt geworden daher in das Haus und möcht zurück zu meine Eltern. – Also Sie wern doch mit mir kommen, Feri-Batschi?«

173 Der Alte blieb störrisch. – Sie setzte sich ihm auf die Knie und rieb sich hingebend an ihm.

»In einer Woche, goldener, eedeschsüßer Papuschkaam haben wir doch unser Kapital . . .«

Bianka brach jäh ab und schoß durch die Hintertür hinaus.

– – –

Als Frau Müller eingetreten war, saß Feri-Batschi noch eine ganze lange Weile stumm und grübelnd da. – Dann aber tat er einen tiefen, tiefen Atemzug, stand auf und hielt sich an der Stuhllehne fest.

»Müllerin,« sprach er bös, »Sö hom gsogt, Sö wollen s Ihna überlegen. Alsdonn sog i Ihna: überlegen mir uns es olli zwaa. Denn – wer waaß? – Sö können Ihnar Glück mochen, und i konn aa mei Glück mochen. Olsdonn: überlegen mir uns es olli zwaa.«

Die Müllerin sah ihm verständnislos nach, wie er zitternd und erregt davonging. 174

 


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