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Erstes Kapitel. Eine Komödiantentruppe kommt in der Stadt Mans an

Die Sonne hatte schon mehr als die Hälfte ihres Weges zurückgelegt, und ihr Wagen rollte den Abhang der Welt geschwinder hinab als er wollte. Hätten ihre Pferde sich diesen Abhang zunutze machen wollen, so hätten sie den Rest des Tages in weniger als einer halben Viertelstunde zurücklegen können; so aber amüsierten sie sich mit kleinen Sprüngen und atmeten eine Seeluft ein, die sie wiehern machte, und ihnen anzeigte, dass das Meer, wo ihr Herr sich alle Nacht schlafen legt, nicht mehr weit sei. Um aber menschlicher und verständlicher zu reden, es war zwischen fünf und sechs Uhr, als ein Karren in die Stadt Mans hineingefahren kam. Dieser Karren war mit vier Ochsen und einem Müllerpferde bespannt, dessen Füllen um und neben dem Wagen wie närrisch herumlief. Der Karren war voll mit Koffern, Mantelsäcken und grossen Packen gemalten Tuchs, die gleich einer Pyramide aufgehäuft waren, auf deren Spitze ein Fräulein thronte, das halb städtisch, halb ländlich gekleidet war. Ein junger Mensch, dessen Miene ebenso viel versprach als seine Kleider wenig, ging neben dem Karren her. Auf dem Gesicht hatte er ein grosses Pflaster, das ihm ein Auge und die Hälfte der Backe bedeckte, und auf den Schultern trug er eine grosse Flinte, mit der er unter den Elstern und Dohlen ein grosses Blutbad angerichtet hatte und die er gleich einem Bandelier über die Brust trug, an dessen Ende ein Huhn und eine junge Gans hingen, welche beide bei der kleinen Jagd gefangen zu sein schienen. Statt eines Hutes hatte er eine Nachtmütze auf, die mit Strumpfbändern von verschiedenen Farben umwunden war, und dieser Kopfputz sollte vermutlich einen Turban vorstellen, an den noch nicht die letzte Hand gelegt war. Sein Rock war ein grauer Kittel, der mit einem ledernen Gürtel zusammengeschnallt war, der zugleich dazu diente, einen Degen zu halten, der so lang war, dass man sich dessen kaum bedienen konnte. Seine Hosen waren mit den Strümpfen zusammengenäht, so wie diejenigen der Komödianten, wenn sie einen Helden des Altertums vorstellen, und statt der Schuhe trug er antike Sandalen, die bis über die Knöchel mit Kot beschmiert waren. Ein ältlicher, etwas besser, wiewohl auch sehr schlecht gekleideter Mann, ging neben ihm her. Der trug auf dem Rücken eine Bassgeige, und da er etwas gebückt ging, so hätte man ihn von weitem für eine grosse Schildkröte halten können, die auf ihren Hinterbeinen ging. Pedantische Kritiker werden zwar über den Vergleich eines Menschen mit einer Schildkröte schimpfen, wegen des geringen Verhältnisses zwischen den beiden, allein ich rede hier von den grossen indischen Schildkröten, und ausserdem: mir hat der Vergleich so gefallen. Wir wollen zu unserer Karawane zurückkehren. Sie kam an der Schenke zum Reh vorbei, an deren Tür sich eine Menge Bürger aus dem Städtchen versammelt hatten. Die Neuheit des Aufzugs und der Lärm der Buben, die sich um den Karren versammelt hatten und schrien, bewogen die würdigen Herren ihre Augen auf unsere Unbekannten zu werfen. Ein Polizeileutnant unter andern, namens la Rappinière, trat näher hinzu und fragte mit einer obrigkeitlichen Miene, was für Leute sie wären. Der junge Mensch, dessen ich oben erwähnt habe, nahm das Wort, und sagte, ohne die Hand an den Turban zu legen – denn mit der einen hielt er seine Flinte und mit der anderen das Degengefäss, damit der Speer ihm nicht an die Beine schlagen sollte – sie wären Franzosen von Geburt und Komödianten von Profession, sein Theatername sei Destin und der seines alten Kameraden la Rancune; das Fräulein aber, so oben gleich einer brütenden Henne auf der Bagage sass, hiesse la Caverne. Dieser sonderbare Name erregte einiges Gelächter unter der Gesellschaft; worauf der junge Komödiant erwiderte, dass der Name la Caverne klugen Leuten eben nicht sonderbarer sein müsste, als die Namen la Montagne, la Valet, Rose oder l'Epine. Diese Unterhaltung wurde von einigen Faustschlägen und Flüchen beendet, denn der Hausbursche der Schenke prügelte sich mit dem Fuhrmann, weil seine Ochsen und sein Pferd sich allzu eigenmächtig über einen Heuhaufen hergemacht hatten, der vor der Türe lag. Man legte den Streit bei, und die Wirtin, welche das Theater mehr als Predigt und Vesper liebte erlaubte mit einer bei einer Schenkwirtin unerhörten Grossmut dem Fuhrmann, dass er seine Tiere nach Gefallen von dem Heu fressen lassen sollte. Er nahm ihr gütiges Anerbieten an, und während seine Tiere fressen, will der Verfasser etwas ausruhen, und über das nachdenken, was er im zweiten Kapitel sagen will.

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