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Der Prior von Saint-Louis wollte Abschied nehmen, allein Destin hielt ihn zurück und sagte ihm, dass, da es bald zum Abendessen ginge, er doch dem Herrn von Verville Gesellschaft leisten möchte, den er zugleich mit zum Essen einlud. Man fragte die Wirtin, ob sie etwas besonderes hätte, was sie bejahte. Der Tisch wurde also gedeckt und aufgetragen; man liess sichs wohl schmecken, trank verschiedene Gesundheiten und redete sehr viel. Beim Nachtisch fragte Destin den Herrn von Verville nach der Ursache seiner Reise in diese Gegend. Er antwortete ihm, es wäre keineswegs wegen seines Schwagers Saldagnes Tod, den seine Schwestern ebenso wenig bedauerten als er, sondern er hätte ein wichtiges Geschäft in Rennes, und hätte also mit Absicht einen kleinen Umweg gemacht, um das Vergnügen zu haben, sie zu sehen, wofür man ihm sehr höflich dankte. Hierauf erzählte man ihm den schlechten Anschlag Saldagnes und dessen Ausgang, und alles, was wir in dem vorigen Kapitel bereits gehört haben. Verville zuckte nur die Achseln und sagte, Saldagne habe endlich das gefunden, was er so eifrig gesucht hatte. Nach Tisch machte er Bekanntschaft mit dem Prior, von dem ihm die ganze Gesellschaft viel Gutes sagte, und nachdem er noch eine Weile dageblieben, ging er nach Hause. Nun nahm Verville den Destin beiseite und fragte ihn, warum Leander und so viele Bediente in Trauer gekleidet wären. Destin erklärte es ihm und sagte ihm zugleich, dass Leander willens wäre, Angelique zu heiraten. »Und Sie?« fragte Verville, »wann werden Sie sich denn verheiraten? Es ist doch, denk ich, einmal Zeit, der Welt zu zeigen, wer Sie sind; und dies kann nur durch eine Heirat geschehen.« Er setzte hinzu, dass, wenn er nicht so eilen müsste, wollte er beide Hochzeiten noch abwarten. Destin antwortete, er müsse hierüber die Meinung der Etoile vernehmen. Sie wurde also gerufen und der Heiratsvorschlag getan, worauf sie antwortete, dass sie immer dem Rat ihrer Freunde folgen würde. Es wurde demnach beschlossen, dass wenn Verville seine Geschäfte zu Rennes beendigt hätte, was höchstens in Zeit von vierzehn Tagen sein würde, so sollte er nach Alençon zurückkommen, und dann wollte man das Verabredete ins Werk setzen. Das Gleiche wurde auch für Leander und Angelique beschlossen. Verville wünschte ihnen hierauf eine gute Nacht und ging nach seinem Quartier. Des andern Tages reiste er nach der Bretagne ab und kam nach Rennes. Da besuchte er den Herrn de la Garouffiere, der ihm nach den ersten üblichen Komplimenten sagte, dass eine Truppe Komödianten in der Stadt wäre, worunter einer sehr viel Ähnlichkeit mit der Caverne hätte. Er ging daher den andern Tag in die Komödie, und als er die Person sah, war er überzeugt, dass es ein Verwandter der Caverne sein müsste. Nach dem Stück ging er zu ihm, fragte ihn, wo er her wäre, wie lange er schon unter der Truppe wäre, und auf welche Art er dazu gekommen sei. Er beantwortete alles dieses so, dass Verville leicht sah, dass er der Bruder der Caverne wäre, der sich damals verloren hatte, als sein Vater zu Périgord von dem Pagen des Baron von Sigognac erschossen wurde; welches er auch zugab und hinzusetzte, dass er niemals hätte erfahren können, wo seine Schwester hingekommen sei. Nun erzählte ihm Verville, dass sie bei einer Truppe zu Alençon sei, dass sie viel Unglück auszustehen gehabt hätte, nun aber darüber getröstet würde, indem ein Herr von zwölftausend Pfund Renten im Begriff wäre, ihre sehr schöne Tochter zu heiraten; dass dieser Herr in der Komödie mitspielte, dass er bei seiner Rückkunft der Hochzeit beiwohnen würde, und dass es nur von ihm abhängen sollte, mit dabei zu sein und seine Schwester mit seiner Gegenwart zu erfreuen, die noch immer in Sorgen wegen ihm wäre. Der Komödiant nahm nicht nur dies Anerbieten an, sondern bat Herrn von Verville inständig um die Erlaubnis, ihn begleiten zu dürfen, worein er auch einwilligte. Indessen erledigte er seine Geschäfte, und wir wollen ihn dabei lassen und nach Alençon zurückkehren. Der Prior von Saint-Louis kam denselben Tag, als Verville abgereist war, zu den Komödianten, um ihnen zu sagen, dass ihn der Bischof von Sens hätte rufen lassen, um ihm eine wichtige Sache mitzuteilen, und dass es ihm also leid tue, sein Versprechen für jetzt nicht halten zu können, allein es sollte deswegen nicht verloren sein. Während er nach Sens reiste, würden sie nach la Fresnaye reisen, um bei der Hochzeit der Tochter des Gutsherrn die Silvia zu spielen und nach ihrer beiderseitigen Zurückkunft wollte er seine Geschichte zu Ende erzählen. Er ging hierauf, und die Komödianten machten sich zur Abreise fertig.
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