Im Garten durchs Gegitter
Wer schlüpft im Mondenschein?
Die Dame heißt den Ritter
Mit Huld willkommen sein.
Es singen Nachtigallen
Ein Lied, das Sehnsucht haucht,
Die zwei Verliebten wallen,
Das Herz in Lust getaucht.
Wo durch die Rosenlaube
Ein schwacher Schimmer bricht,
Da steht vom süßen Raube
Der Ritter ab und spricht:
»Mir half Euch zu gewinnen
Kein Sieg durch Ritterkunst,
Mein Sang, mein zärtlich Minnen
Erwarb mir nimmer Gunst.
Fast wär' ich schon gestorben
Vor Schmerz und Liebesleid:
Wie hab' ich's nun erworben,
Daß Ihr so gnädig seid?
Kam Euch vielleicht die Kunde
Wie krank Eur Ritter sei?
So reicht vom roten Munde
Noch Labung und Arznei.«
Die Dame spricht mit Scherzen:
»Zwar traf ich freie Wahl,
Doch dankt's nach meinem Herzen
Auch meinem Eh'gemahl.
Ein Falke kam geflogen
Dies Gartenfeld entlang,
Ihr hinterdrein gezogen
Mit Ruf und Hörnerklang.
Da sprach zu mir der Gatte:
›Wie frisch blüht seine Kraft!
Nie einen bessern hatte
Die stolze Ritterschaft.
Er ist zum Ruhm erkoren,
Im Waffenfeld gezeugt,
Auf edelm Roß geboren,
Im Ritterhelm gesäugt.
Ist steter Treue Siegel,
Der Ehre fester Schild,
Der reinsten Sitte Spiegel,
Großherzig, kühn und mild.
Ein Fest ist's ihn zu schauen,
Man denkt der alten Zeit;
Und lieben ihn die Frauen,
So ist es niemand leid.‹
Von diesem Wort des Alten
Ward Euch sein Weib so hold;
Ich hab' es wohl behalten:
Er meint' es treu wie Gold.
Genießet denn der Güter,
Die er Euch selbst beschert:
Er ist kein karger Hüter
Und weiß, Ihr seid es wert.« –
Der Ritter hat's vernommen,
Da spricht er unverweilt:
»Dies Wort, es soll mir frommen,
Es hat mich schnell geheilt.
O hättet Ihr geschwiegen!
Nicht um die halbe Welt
Möcht' ich den Mann betrügen,
Der mich so hoch gestellt.
Verdank' ich seinem Lobe,
Daß Euer Herz mir hold,
So wär' es üble Probe,
Daß er's verdient gezollt.
Ich muß Euch Abschied sagen,
Reicht mir zum Kuß die Hand,
Will Eure Farben tragen
Im fernen Gottesland.
Und meldet Euerm Gatten,
Sein hochgepriesner Held
Sei doch wohl kaum ein Schatten
Der alten Ritterwelt.« |