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Ein schlichter Maler, vielerprobt
Mit Meißel und mit Feile,
Hat sich ein heilig Bild gelobt
Zu schaffen, nicht mit Eile,
Mit ganzem Fleiß, aus höchster Kraft,
Wie es nur Lieb' und Andacht schafft,
Inbrünstige Verehrung.
Als das nach manchem Jahr gelang,
Wie er es wollte bilden,
Da blieb ihm wenig Monden lang,
Das Bild der Himmlischmilden.
Lobpreisen muß es, wer es schaut;
Der Meister ist daran ergraut
Und soll nun von ihm scheiden.
Ach, morgen trägt man es hinaus,
Dem gläub'gen Volk zu zeigen,
Hinfort gehört's dem Gotteshaus,
Und war so lang sein eigen!
Das weckt ihn auf um Mitternacht:
Er schleicht sich in die Werkstatt sacht
Zu bittrer Abschiedswonne.
Noch einmal schaut er seine Lust
Beim Strahl geweihter Kerzen;
Er fühlt, so vieler Huld Verlust,
Er kann ihn nicht verschmerzen.
Und händeringend kniet der Greis
Und weint und schluchzt und wimmert leis,
Daß er sein Bild soll lassen.
Und wie die Träne kommt gerannt,
Die Wangen ihm zu baden,
Da winkt ihm freundlich mit der Hand
Die Mutter aller Gnaden
Und blickt den Alten freundlich an:
Ein Wink, ein Blick schon ist's getan,
Froh wird des Greisen Seele.
In Demut beugt er ganz sich hin,
Die letzten Tränen quillen;
Doch Freude wohnt in Herz und Sinn,
Sich alle Wünsche stillen.
Sie finden ihn beim Morgenrot,
Gestorben einen sel'gen Tod,
Vor seinem Gnadenbilde. |