Karl Simrock
Gedichte
Karl Simrock

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Der Bauer im Himmel

        Ein Bauer kam ans Himmelstor,
Da stand ein Reicher schon davor:
Dem tat der heil'ge Petrus eben
Das Pförtlein auf zum ew'gen Leben;
Schloß wieder zu, weil er nicht sah,
Daß noch ein andrer stünde da.
Doch pocht er und verzieht noch gern,
Denn zum Empfang des reichen Herrn
Hört er im Himmel jubilieren,
Die Engel singen und musizieren,
Dazu Geläut mit allen Glocken.
Als endlich nun die Töne stocken,
Noch einmal pocht das Bäuerlein,
Und Petrus kam und ließ ihn ein.
Wohl dachte da der gute Bauer,
Um ihn auch wäre keine Trauer,
Man würd' auch ihm ein Ständchen bringen
Und alle Glocken lassen klingen.
Allein für diesmal ward nichts draus.
Man nahm ihn zwar im ganzen Haus
Gar freundlich auf, auch gingen ihm
Entgegen Engel und Cherubim,
Doch ohne alles Sang und Klang,
Und niemand zog den Glockenstrang.
Einfältig frug er: »Was bedeutet,
Daß man für mich nicht singt und läutet,
Wie bei dem Reichen ist geschehn?
Es scheint parteiisch zuzugehn
Im Himmel auch wie auf der Erde.«
St. Peter lächelt der Beschwerde
Und spricht: »Das ist nun hier der Brauch.
Du bist uns lieb wie jener auch
Und hast an allen Freuden teil;
Nur ruht Gesang und Glockenseil.
Es wär' auch allzu bald verschlissen,
Würd' immerfort daran gerissen;
Die guten Englein würden heiser:
Sieh, das erbarmt den Himmelskaiser.
Denn arme Bäuerlein wie du
Gehn täglich viel dem Himmel zu:
Doch sieht man kaum in hundert Jahren
Einen Reichen gegen Himmel fahren.«

 


 


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