Friedrich Spielhagen
Uhlenhans
Friedrich Spielhagen

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294 Einunddreißigstes Kapitel.

Der Wagen war rasch durch die von farbigen Ballons erleuchteten Parkwege gerollt und bewegte sich jetzt langsamer auf dem mondbeschienenen Strandwege, ohne daß von einer der beiden Damen ein Wort gesprochen wäre. Hertha hatte in das nun beliebte Arrangement aus zweifachen Gründen ungern gewilligt: sie wollte Axel auch nicht für einen kleinen Dienst verpflichtet sein, und es bangte ihr in der trüben Stimmung, in der sie sich befand, vor Isäas Gesellschaft. Sie empfand es nur zu deutlich, daß sie nach diesem Abend ihre Anstrengungen, das schöne Geschöpf lieb zu gewinnen, von vorn werde beginnen müssen, und daß doch alles vergeblich sein werde. Es war nicht der ungemessene Erfolg, den Isäa an diesem Abend gehabt, und der so grausam abstach gegen die Zurücksetzung, die ihr selbst zu teil geworden. Sie hatte das vorausgesehen und durfte sich sagen, daß sie trotzdem schwesterlich zu dem Triumphe beigetragen und allen, die heute nur deshalb zu ihr kamen, um ihr Lob der Wunderbaren, der Liebenswürdigen, Anmutigen, Unvergleichlichen zu singen, die plattesten Ueberschwenglichkeiten rückhaltslos bestätigt hatte. Und ihr Geschmack war es gewesen, wenn die Tochter des Gefangenen in dieser einfachen schwarzen Toilette erschienen war; und sie hatte diese Toilette nicht bloß ausgesucht, sondern in mühseliger Arbeit aus ihrer eigenen, nicht allzureichlichen Garderobe zurecht gemacht, nachdem sie ihr den grellbunten Flitterkram, in welchen sie sich hatte kleiden wollen, mühsam ausgeredet! Dafür hatte Isäa während des ganzen Abends nicht ein freundliches Wort gehabt, ja nicht einen dankbaren Blick, wenn sie denn doch einmal zum Reden 295 keine Zeit fand, die Umschwärmte, Umhuldigte, Umschmeichelte. Und wäre sie doch wenigstens von ihrem Triumphe berauscht gewesen – im Rausche vergißt man auch wohl die Dankbarkeit! Aber diese niedergeschlagenen Augen, die sich stets im rechten Moment zu heben wußten; diese sanften Bewegungen, die von der Furcht geleitet schienen, irgendwo anzustoßen, und die bis in den kleinen Finger hinein berechnet, so unvergleichlich sicher waren! Dieses leise Sprechen, das sich kaum über ein Flüstern erhob und sich doch, wie Musik, in das Herz des Lauschenden einzuschmeicheln verstand! – ach, wie war das alles so klug und fein und – falsch gewesen! so ganz das Thun und Lassen einer Kokette, die erobern will um jeden Preis! Gestern war es Axel; heute der Fürst! wer wird es morgen sein? Hans? warum nicht? hatte sie es doch in den ersten beiden Tagen auch mit dem Unbehilflichen versucht, so daß Gustav große höhnische Augen über ihr Treiben machte; warum sollte sie nicht, was sie vorläufig abgebrochen, wieder aufnehmen, wenn ihr in der Einsamkeit des Landlebens die Weile lang wurde? Nun, sie würde dann wenigstens nicht mehr die Entschuldigung haben, daß eine andere zwischen ihr und Gustav stand. Diese andere würde dann nicht mehr da sein; diese andere sehnte den Augenblick herbei, wo sie dieses Treiben, das ihr zum Ekel geworden, hinter sich gelassen; alles, was sie jetzt drückte, wie schneidende Ketten von sich gestreift haben würde, um sich, ganz verlassen, in der Fremde unter fremden Leuten, im Zwange selbst sklavischer Abhängigkeit frei zu fühlen, frei aufatmen zu können!

Hertha bog sich zu dem Fenster, das sie an ihrer Seite offen lassen zu dürfen gebeten hatte, hinaus, die Nachtluft einzusaugen, welche balsamisch von dem Meere herwehte. Wie ein metallener Spiegel breitete es sich neben ihr in die Nacht hinein unter dem blauschwarzen Himmel, an welchem das Licht des gegen eine Wetterwand im Westen sinkenden Vollmondes das der anderen Gestirne aufgezehrt hatte. Tiefste Stille herrschte ringsum; nur das leise Plätschern der letzten an dem glatten Strande aufblinkenden Wellenschwingungen und das melancholische Pfeifen eines Strandläufers, den der nahende 296 Wagen aufgeschreckt hatte, und der unsichtbar vor demselben herflog. Ihre Blicke hingen an der Wetterwand, die langsam höher zu rücken schien, so daß jetzt bereits ihre ragende Zinne in dem Mondschein zu gleißen begann. War doch das Schauspiel am Himmel das Bild ihrer Zukunft, an deren Rande sie schon schwebte, wie der Mond am Rande der Wolke; und in deren finstern Schoß sie versinken würde, nachdem auch sie eine kurze Zeit die minderen Sterne neben sich überstrahlt hatte! Mochte es sein! besser noch immer, als zu strahlen und zu leuchten in dem falschen, kalten lügnerischen Glanz, wie sie, die neben ihr, wollüstig in die weichen Kissen zurückgelehnt, nun wohl mit kühlen, gleichmütigen Atemzügen, im Halbschlaf träumend, den Nachduft des Freudenbechers einsog, den sie heute Abend mit gierigen Lippen bis auf den letzten Tropfen geleert!

Unterdessen schwieg Isäa nur und stellte sich schlafend, um ungestört die unerfreulichen Bilder, die ihr eines nach dem anderen vor die ruhelose Seele traten, ordnen zu können und sich die kritische Situation, in die sie geraten war, völlig klar zu machen.

Die Katastrophe war da, das war keine Frage. Es fragte sich nur, wie sie sich zu derselben stellen, vielmehr dieselbe so wenden konnte, daß, wer sonst immer, sie nicht dabei zu Grunde ginge, im Gegenteil aus dem Unverstand der anderen den höchsten Vorteil und Gewinn zöge. Die Katastrophe war da. Sie stand, mit Händen zu greifen, deutlich vor ihr in der schmächtigen Gestalt des blonden Herrn mit den großen blauen träumerischen Augen, der sich im Vestibül zwischen die Diener gedrängt hatte, er selbst freilich für diesen Moment ein Diener im Auftrage seines fürstlichen Herrn. Er hatte sich überzeugen sollen, ob er sich nicht am Ende doch getäuscht habe, ob sie es wirklich sei, und – er hatte sich überzeugt.

Der arme junge Mensch! Es war offenbar nicht sein Metier. Er war vorhin noch blasser gewesen, als auf dem Schiffe von Livorno nach Neapel, wo er fortwährend mit der Seekrankheit kämpfte und sich scheu aus einer Ecke des Verdeckes in die andere drückte, zum großen Amüsement Gustavs, der in seinem 297 dummen Hochmut, trotz ihrer Bitten, mit dem bescheidenen Passagier keine Bekanntschaft machen wollte. Und auch nicht, als sie dann in dasselbe Hotel an der Chiaga mit ihm kamen, aus dem er bereits am nächsten Morgen abgereist war – nach Athen! Der Kellner behauptete, der Herr sei ein Italiener gewesen; ein Ausländer könne nicht so italienisch sprechen. Sonderbar, daß sie dabei sich gesagt hatte: Den Mann werde ich wiedersehen. Und hatte ihn wirklich wiedergesehen in Tino, als sie und Gustav am Hafen spazierten an dem Abend, welcher der Nacht ihrer Flucht vorherging, eben wie er aus dem Schiff stieg, das von Athen gekommen war, die Spuren der erduldeten Seekrankheit auf den blassen Wangen und in den großen blauen Ringen um die großen blauen Augen. Sie hatten zu der Stunde Wichtigeres zu bedenken; dennoch hatte Gustav Zeit gefunden, über den Ritter von der traurigen Gestalt zu spotten, laut genug, daß der im Vorüberschreiten es hörte und den Spötter mit einem Blick sanften Vorwurfs strafte. Nun war eine herbere Strafe über den frechen Spötter gekommen! Würde er auch für die Augen, die sie vorhin so fest und doch auch wieder mit einem Ausdruck der Trauer auf sich gerichtet sah, ein verächtliches Lächeln gehabt haben, wie damals für den sanften vorwurfsvollen Blick?

Wer ist eigentlich der Herr Carlo?

Hertha wurde jäh aus ihren traurigen Gedanken durch die Frage aufgeschreckt.

Ich weiß nicht, wen Du meinst; erwiderte sie.

Einen Herrn, von dem der Fürst über Tisch mehrmals angelegentlich sprach. Er hatte ihn, so zu sagen, auf uns – ich meine Gustav und mich – eingeladen, und ihn erwartet – von Paris, glaube ich – und schien sehr ungehalten, daß er nicht kam.

Ein Herr Carlo von Lilien vielleicht?

Es ist möglich, daß er so heißt. Wohl ein Verwandter des Fürsten?

Ein Verwandter nicht, aber eine Art von Pflegesohn und sein Mündel, glaube ich. Er ist aus Sundin; seine Eltern 298 sind früh gestorben. Der Fürst, der mit den Eltern sehr befreundet gewesen sein wird, hat sich des Verlassenen angenommen. Er ist auf irgend einer Kadettenanstalt erzogen worden, hat aber infolge seiner Kränklichkeit die militärische Laufbahn aufgeben müssen, und ist seitdem viel auf Reisen im Süden gewesen. Er soll sehr gelehrt sein. Hierher ist er selten gekommen, ich habe ihn wenigstens nie gesehen. Aber weshalb interessiert Dich der junge Mann?

Ich frage nur, weil eben viel von ihm gesprochen wurde, sagte Isäa, sich wieder tiefer in ihre Ecke lehnend. Und dann nach einer kleinen Pause in demselben schläfrigen Ton:

Warum mag Hans nicht gekommen sein?

Hertha antwortete nicht auf eine Frage, die sie selber im Laufe des Abends so oft bei sich aufgeworfen, und auf die sie keine Antwort gefunden hatte. Oder doch nur eine, die sie nicht aussprechen durfte, und an deren Richtigkeit seltsame Zweifel in ihr aufzusteigen begannen, je länger sich nun die zugleich herbeigesehnte und gefürchtete Entscheidung hinauszögerte. Und war er schuldig in dem ganzen Umfange: war er der Verführer, nicht der Verführte; hatte er, achtlos, das Mädchen so weit verkommen lassen, – es war doch hart, daß er es aus ihrem Munde hören mußte, die von frühster Kindheit an so tief in seiner Schuld stand. Nun denn: Schuld gegen Schuld! sie hatte diese Abrechnung nicht gewollt; mochte er, der sie dazu zwang, auch die Verantwortung dafür tragen!

So aufs neue versunken in ihre düsteren Betrachtungen, bemerkte Hertha erst jetzt, daß der Wagen bereits seit einiger Zeit von dem Strandwege abgelenkt sein mußte und sich nun in tiefem Sande langsam weiter bewegte, in der Nähe der Dünen, wie sie ein Blick durch das linke geschlossene Wagenfenster überzeugte. Plötzlich hörte sie die scheltende Stimme der Herren hinter ihnen; der Wagen hielt; zugleich wurde die Thür von außen geöffnet, Axel stand davor:

Verzeihen die Damen! Mein Esel von Kutscher hat es wunder wie klug zu machen geglaubt, wenn er die große Kurve am Strande abschnitt; und unser Kerl ist lustig hinterdrein 299 gefahren, während Gustav und ich sanft schliefen, wie hoffentlich die Damen auch. Nun sitzen wir fest. Es ist zum verzweifeln; wir können doch den Damen nicht zumuten, mit uns über die Dünen zu gehen, bis die Kerls sich mit den leeren Wagen wieder herausgearbeitet haben!

Es wird aber nichts anderes übrig bleiben, sagte Gustav, der jetzt herantrat; die Wagen stecken bis an die Achse im Sande.

Der Kutscher, der bereits abgestiegen war, hatte angefangen, auf die Pferde los zu schlagen; Hertha drängte sich an Isäa vorbei und sprang hinaus.

Willst Du nicht aussteigen, Isäa? fragte Gustav streng.

Lieber bliebe ich sitzen, erwiderte Isäa.

Es sind nur ein paar hundert Schritt, gnädige Frau! sagte Axel.

So gehe ich allein! rief Hertha, angewidert von den klatschenden Peitschenhieben auf die geängsteten Pferde.

Sie hatte sich das Tuch fester um den Kopf gebunden, die leichten Gewänder zusammengerafft und schritt die Düne hinauf, gefolgt von Gustav, während Axel noch immer an der Wagenthür Isäa auseinander zu setzen schien, daß es sich nur um ein paar hundert Schritte handle.

Es sind schon etwas mehr, sagte Gustav, und wir werden gut thun, uns zu beeilen, bevor das Gewitter herauf kommt.

Hertha blickte sich um: der Mond sank eben in die Wolkenwand, die ihren schwarzen Schatten über das Meer und über den Strand bis zu ihnen breitete. Sie selbst waren noch im Mondlicht, in dessen geisterhaftem Flimmern ihr Gustavs Gesicht totenbleich erschien. Und plötzlich stand vor ihrer Seele das Traumbild aus jener ersten Nacht nach seiner Ankunft: wo sie mit ihm den Fluß hinab glitt, in dessen Schilf Hans lauerte mit der angelegten Büchse. Wenn er jetzt da sich aufhob aus dem langen Dünenhafer, dessen dünne Halme in dem Nachtwinde schwankten und zischelten! Ein Schauer überrieselte sie. Als müsse sie sich und ihn aus einer Gefahr, die sie augenblicks verderben würde, erretten, ergriff sie Gustavs Arm, 300 ihn in eiligem Laufe mit sich fort reißend bis auf die Höhe der Düne, wo sie an einer der Sandwellen atemlos, erschöpft niedersank.

Er war ihr gefolgt, anfangs meinend, sie eile so in der Furcht vor dem Gewitter; dann durchzuckt von einer Hoffnung, die ihm das Herz in wilden Schlägen pochen machte. Hier war's gewesen – auf dieser Düne, als er an jenem Morgen ihrer so sehnsuchtsvoll gedacht und das Schicksal und seine Thorheit verwünscht hatte, die ihn von ihr getrennt. Und hier sollte sein Schicksal sich wenden, und hier sollte sein Sehnen gestillt werden!

Er warf sich neben ihr in die Kniee, ihre Hände ergreifend und mit wütenden Küssen bedeckend: Hertha, Geliebte, endlich! ich liebe Dich! hörst Du? ich liebe Dich! verstehst Du, weißt Du, was das ist? Ich wußte es nicht – damals; ich weiß es jetzt, und daß diese Liebe mein Leben ist, die ganze Welt, – Hölle und Himmel – Hölle, wenn Du mich nicht wieder liebst, Himmel und Seligkeit, wenn Du mich erhörst. Erhöre mich, Du süßer Engel! ein Wort, ein einzig Wort der Liebe, ein Kuß von Deinen geliebten Lippen, und dann mag der nächste Blitz mich tot zu Deinen Füßen schmettern!

Sie war empor geschreckt vor der Glut seiner Leidenschaft und der Helle, die sie plötzlich umflammt hatte, als umlodere sie die Glut, die in dem eigenen Herzen brannte. Ein dumpfer Donner rollte durch die Nacht, die jetzt doppelt finster schien.

Das ist die Antwort; murmelte sie. Komm!

Das ist keine Antwort, rief er wild; ich will sie von keinem Gott oder Teufel; ich will sie von Dir. Meine Kraft ist zu Ende; ich trage es nicht länger.

Und mußt es doch tragen, wie ich. Es ist mein letztes Wort.

Und mein Tod.

Du sollst leben – leben und schaffen, wie es Deiner würdig ist – ich habe es Dir gesagt.

Und ich sage und wiederhole Dir: ich kann es nicht, oder kann es nur mit Dir. Was sprichst Du mir von Isäa? was 301 ist sie mir? Ich liebe sie nicht; ich habe sie nie geliebt; ja, ich hasse sie jetzt, die mich mit jedem Atemzuge verrät. Mit ihr gehe ich zu Grunde; nur Du kannst mich retten, Du mußt es, wenn Du mich liebst. Bei allem, was Dir heilig ist, ich beschwöre Dich, sprich es aus! Ich verlange ja nicht mehr!

Und so beschwöre ich Dich: erspare mir, was uns doch nichts nützen kann. Ich darf Hans' Bruder nicht lieben.

Wieder Hans, und immer wieder! rief er mit mühsam unterdrückter Wut. Soll er mir noch im Wege stehen, nachdem er gethan, was Dich und ihn auf immer trennt!

Hat er gethan? Ich muß es wissen. Die Pahnk sagt es, weil es die Leute in Prora sagen. Da spricht es wieder einer dem andern nach. Wer hat's aufgebracht? Einer vielleicht, der ihn haßt – Axel? er hat mich schon früher damit gequält. Du hast es von Axel!

Ich habe es nicht von Axel –

So hast Du es von ihm selbst?

Ja! und nun geh' hin und sag's ihm!

Wieder zuckte es durch die Nacht mit fahler Helle, die weißen zischelnden Dünen überflimmernd und in dem bleichen Gesicht da vor ihr für einen Moment zwei flackernde Lichter entzündend. Nun abermals tiefstes Dunkel um sie her.

Derselbe Gespensterschauer, der sie vorhin durchbebt, rieselte ihr kalt durch die Adern. Die Zunge war ihr wie gelähmt und als sie nun sprach, klang ihr die eigene Stimme seltsam fremd:

Sieh zu, wie Du mit Deinem Bruder weiter leben kannst. Ich werde ihm nichts sagen: nur das Eine: ich liebe Dich nicht. Er wird es verstehen.

Seid Ihr's? erscholl Axels Stimme.

Sie hatten in dem tiefen Sande das Kommen der beiden nicht gehört, die nun plötzlich dicht vor ihnen aus dem Dunkel auftauchten, und von denen Axel gern wieder in das Dunkel zurück getaucht wäre. Er hatte Gustav und Hertha viel weiter voraus geglaubt und schwebte in nicht geringer Angst, sie möchten gehört haben, was er, die Dünen langsam empor steigend, 302 Isäa, um deren Leib er seinen Arm geschlungen, ins Ohr geflüstert. Aber freilich: er hatte ja eben nur geflüstert, und gesehen hatten sie auf keinen Fall. So schalt er denn, den Erschöpften und Uebelgelaunten spielend, auf sie, die voran gelaufen wären, ihn und Isäa ihrem Schicksal zwischen den vertrackten Dünen überlassend, in denen sich keine Katze zurechtfinden könne bei der Dunkelheit. Nun fehle nur noch, daß der Regen einsetze, bevor sie die Wagen erreicht hätten, die übrigens mittlerweile längst an dem bestimmten Punkte angekommen sein müßten. Also, allons, mes dames! und Du sauberer Freund, der Du uns in Deinem eigenen Sande so seltsame Honneurs machst! Allons! In fünf Minuten müssen wir bei den Wagen sein!

Die krähende Stimme kam bereits schwächer herauf und erstarb in der Dünenschlucht, von deren Ausgang Peitschenknall erscholl, der noch ein paarmal, aber dumpfer sich vernehmen ließ.

Und jetzt nur noch das Zischeln des Dünenhafers, aus dem sich Hans erhob, um mit wankenden Knieen ein paar Schritte zu thun und wieder zusammen zu brechen wie ein zum Tode verwundeter Hirsch.

Und lag so noch lange, lange, wie ein Wahnsinniger wieder und wieder die Hand in den Sand grabend, der den starren Fingern entrieselte, und immer wieder entrieselte, wie er es zu fassen suchte und doch nicht fassen konnte: Dein Bruder! verraten von deinem Bruder! deinem einzigen Bruder, den du so grenzenlos geliebt!


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