Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dreiundzwanzigstes Kapitel.
In der Elysiumbar

Ein Wartezimmer mit gepolsterten Bänken die Wände entlang. An ihnen die Bilder wenig bekleideter Frauen und etliche Tanzpaare, die in irgend einer halsbrecherischen Geste zu Stein erstarrt waren.

Ein Page in purpurnem Dreß hatte nach einem schielenden Blick auf Purzelchen hin vor der Türe erklärt, der Eintritt sei zwar nur nach Voranmeldung gestattet, aber wenn man so freundlich sein wolle – –.

Drinnen empfing sie der Herr Rendant, ein dürftiger Vierziger mit Kniestrümpfen auf stöckrigen Waden und einem öligbeflissenen Lächeln, das Unwiderstehlichkeit vortäuschen wollte.

Was? – Den Herrn Direktor sprechen? – O weh – das sei eine schwierige Sache. Aber man werde versuchen. Man werde sogar einen Anpfiff riskieren. Denn was täte man nicht für – e! Und ob die Herrschaften so lange Platz nehmen möchten.

Es dauerte lange. Zum Verzweifeln lange dauerte es. Und von Zeit zu Zeit kam jemand und tröstete mit vertraulichem Zwinkern, man möge nur immer Geduld haben, und es werde sich alles schon machen.

Und dann plötzlich öffnete sich die Tür des Hintergrundes, und es trat einer heraus, der hier augenscheinlich Meister und Herrgott war.

Breit, fett, mit kurzen, prallen Schenkeln. Haarloser Kugelkopf, und in dem lehmfarbigen Gesichte nichts Dunkles, außer einer kohlschwarzen, dicken, goldberingten Zigarre zwischen feuchthängenden Lippen. Lottrig vertragener Smoking über zerknautschter Hemdbrust, obwohl es erst drei Uhr nachmittags war.

»Also – wünschen?« Damit trat er, sich in den Hüften schaukelnd, vor das Geschwisterpaar hin.

Nun hättet ihr Herbert sehen müssen! Mit welch niederträchtiger Grazie er sich verneigte! Mit welch herablassendem Liebsein er jedes der auf den Lippen vorgekosteten Worte herausstieß.

»Ich muß vorausschicken, daß es uns natürlich – nicht einfallen – kann, mit all den Tanzpaaren, die hier so Einlaß begehren, in Konkurrenz zu treten. Es handelt sich bei uns, meiner kleinen Schwester und mir, vielmehr um ein gesellschaftliches Wagnis, das infolge unserer Verbindungen der Gesellschaftlichkeit des Instituts, in das wir eintreten, zugute kommen würde. Und weil das Ihrige uns ein würdiger Boden scheint, sprechen wir zuerst gerade bei Ihnen vor.«

Der Direktor hatte seine Giftnudel gar nicht aus dem Munde genommen, und darum holte Herbert während des Sprechens sein goldenes Etui hervor, klopfte die gewählte Zigarette an dessen Rubinkopf ab und steckte sie sich zwischen die Zähne.

Der Direktor schien einigermaßen verblüfft.

»Sie sind wohl auch so'n allegewordener Offizier?« fragte er stirnrunzelnd.

»Von Hartung, Fliegerleutnant außer Dienst,« stellte Herbert sich vor, das »von« so nebensächlich behandelnd, daß man sich später leicht verhört haben konnte. »Dies meine Stiefschwester. Ihr Name tut vorläufig noch nichts zur Sache.«

Der Direktor warf zwischen schwerfaltigen Lidern einen Spähblick auf Purzelchen nieder.

Und dieser Blick erwärmte sich sichtlich.

»Wat könnt ihr denn so ungefähr?« fragte er mit einem Schmunzeln abwartenden Wohlgefallens.

»Dies Ihnen vorzuführen, ist unser Wunsch und unser Anliegen,« antwortete Herbert.

»Na jewiß, jern,« gönnerte er. »Es mimen mir ja so viele wat vor. Aber uf'n Plutz jeht das nich. Das jeht erst mor'n.«

»Selbstverständlich,« erwiderte Herbert. »Wir haben ja weder Musik noch Kostüme hier.«

»Parkett oder Bühne? Ihr könnt beides haben bei mir.«

»Wenn ich bitten darf, Bühne.«

»Also wat Feineres. Na, schönchen! Laßt euch die Jejend mal zeigen. Punkt drei komm' ich 'rin. Warten is nich, bitt' ich mir aus.«

Damit nickte er Purzelchen zu, und die hängende Zigarre mit den Zähnen erfassend, schaukelte er sich der Türe entgegen, durch die er gekommen war.

Kaum verschwand er, da trat der Rendant in Erscheinung, von dem so lange nichts zu bemerken gewesen war.

»Na, sehen Sie wohl,« sagte er, Purzelchen liebend im Auge, »das hat allein meine Fürsprache gemacht.«

Herbert dankte ihm durch eine seiner Verneigungen, die den Bedankten restlos blamierten, doch umso beflissener fuhr er fort: »Kommen Sie, kommen Sie, meine Verehrten. Ich selbst werde mir gestatten, Sie in den Saal zu führen, der ja natürlich noch finster ist. Reichen Sie mir den Arm, mein kleines Fräulein, damit Ihr kostbares Füßchen an keinen Stein stoße.«

Und sie an sich drückend, ging er mit ihr voran, dem schwarzen, viereckigen Loche zu, als das bei geöffneter Tür der Zugang zum Saale vor ihnen lag.

»Achtung, zwei Stufen,« sagte er und nahm diese Warnung zum Anlaß, Purzelchen in seine rettenden Arme zu schließen.

Aber da Herberts nachdrückliches Räuspern ihn daran gemahnte, daß er sich – bis auf weiteres – in der Adresse geirrt habe, gab er sie rasch wieder frei, um eifrig nach dem nächstliegenden Wandknopf zu tasten.

Ein paar Lampen flammten auf, und Purzelchen erblickte im Dämmer dicht vor sich die Stätte künftigen Waltens.

Vor die verschwundene Rampe war ein etwa drei Meter breites Podium geschoben, und das Loch des Souffleurkastens zeigte sich durch eine viereckige Platte bedeckt.

Nach der Rückwand hin standen die Stühle und Pulte, an welche die Marterwerkzeuge der Jazzband sich lehnten, und ein Flügel war auch da, aber Platz zum Tanzen blieb übergenug, bis zu der Grenze, mit der der Abgrund des Saales begann.

Hierauf ließ Herbert sich noch die Garderoben zeigen – eine für die Damen, eine für die Herren und zwei kleinere, die den Ehepaaren gehörten.

»Da Sie es sind,« sagte der Rendant zu Purzelchen, »werde ich dafür sorgen, daß die Garderobiere morgen zur Zeit dasein wird. Und die wird Sie auch schminken. Der Friseur kommt erst abends.«

Damit war die Besichtigung beendet. – – –

Am nächsten Morgen wurde noch einmal fleißig probiert. Der verhungerte Musiker erhielt tausend Weisungen mit auf den Weg, aber Herr Schischkin mußte zu Hause bleiben, denn andere Schüler warteten seiner.

Und so kam die große Stunde heran, da Purzelchen unter den Händen einer ältlichen und überaus zärtlichen Frau sich in das Greuzesche Mädchenwunder verwandelte, das unschuldsvoll hinter seiner verlorenen Unschuld daherträumt.

Dessen Bild, dem Kaufhaus des Westens entnommen, stand auf dem Frisiertisch. Nach ihm wurde die Haartracht geregelt und der Busenausschnitt noch weiter zurückgesteckt. Wie Purzelchen sich auch wehren mochte, die Sache verlangte es so.

Irgend eine Uhr schlug drei, und eine freche Klingel fing an zu schnarren.

»Los, los los,« sagte die Garderobiere, Purzelchen den irdenen Henkelkrug in den Arm drückend.

Draußen im Korridor stand der Bruder, kaum zu erkennen in seinen weißseidenen Kniehosen und mit wolkigem Spitzenjabot.

»Los, los, los,« sagte auch er.

Und da ertönten bereits vom Klavier her die ersten hüpfenden Töne.

Der Abgrund heute kein Abgrund mehr, sondern ein halbdunkler Saal, aus dem hier und da ein Goldglanz hervorbrach.

Und vor ihr hoch oben – in gräßlicher Nähe – eine stechende Flammenreihe, die keine Barmherzigkeit kannte.

Also: links ansetzen – rechter Fuß auswärts – halb auf die Zehen gehoben – fünf Pas geradeaus – dann stutzen – halt! – Wieder zurück … Und nun die Angst – Angst – noch viel mehr Angst! … Topf umklammern – wieder nach vorne – halbkehrt – un, deux, trois – und nun der verzweifelte Umblick, der dort an den Logen entlanglief.

Gott, war das schwer! Und doch ging alles von selber.

Da drüben aber in der Kulisse – weißrot im Gesicht, von schneeweißem Haarputz umrahmt – wer stand dort?

Herbert stand dort, hielt den Blumenstrauß in der Hand und sah gar nicht so höhnisch aus wie sonst immer. Im Gegenteil – un, deux, trois, noch einmal halbkehrt – wie eine lächelnde Puppe sah er aus.

Jetzt mußte er kommen.

Und da kam er auch schon.

Zuerst der Schreck, dann Angst, Entsetzen, Staunen, Hoffnung – un, deux, trois – un, deux, trois.

Welch ein Glück, nicht mehr allein zu sein unter den stechenden Flammen!

Von nun an gab es nichts Schweres mehr, denn er war ja da, um die Führung zu nehmen. Jetzt brauchte man auch nicht mehr zu zählen. Man brauchte überhaupt nicht zu zählen. Der junge Mann am Klavier, der weißbewimperte Augen und Knopflöcher hatte, der sorgte für alles.

Ach, lag sich das schön in Herberts Umarmung! Nun hatte man gar nichts zu tun. Bloß glücklich hatte man auszusehen. Kopf nach hinten übergeworfen – Mund auf – Augen gebrochen!

Was will der abscheuliche Doktor mit einmal? Pfui!

Bloß eines auszumalen brauchte man sich, man liege in Fritzens – in Fritzens – –

Jetzt aber aufpassen, damit man den Donnerschlag nicht verfehlt.

Immer drängender, jagender, jauchzender kamen vom Klavier her die Klänge.

Bumm!

Und da lag der Krug auf der Erde. Richtig zerschellt. Nun, ein Henkel blieb wohl immer noch ganz. Und auch ein Stück daran, um hernach dem Bilde zu gleichen.

Was nun noch kam – Ratlosigkeit, traumhaftes Fragen – Hingegebensein für Zeit und für Ewigkeit – ›Fritz, lieber Fritz!‹ – beim Kniefall das langsame Hinsinken nicht vergessen. Als der Bruder, Kußhände werfend, verschwunden war, erwachende Rückkehr zur Wirklichkeit – –

– und endlich, endlich: die süße Erstarrung zum Schlußbild.

Sieh mal an! Herr Schischkin hatte recht gehabt: man brauchte kein Glied wieder zu regen, ehe von unten her das Signal dazu kam.

Dünn war er ja nur, der Beifall! Ach, wie dünn! Dafür gab es ja auch nicht mehr als drei oder vier Händepaare, die ihn besorgten.

Sogar der Herr Direktor hatte die Wurstfinger ein paarmal gegeneinander gelegt. Und das wollte was sagen.

»Umzug!« tönte von hinten her eine Stimme.

Ja, richtig, die zweite Nummer. Die hätte man beinahe vergessen.

»Pieke,« sagte die Garderobiere. »Wenn das nächste so wird.«

Kleider 'runter und Haarknoten auf. Umschminken werde nicht nötig sein. Engel hätten zwar zünftigerweise die Haare hängen, aber beim Tanzen säh' es nicht gut aus … Also schlicht über die Ohren gezogen und als Kranz neu befestigt … Kleid müsse aufgesteckt werden, denn hübsche Beinchen seien auch bei Engeln gern gesehen … Die Haken für die Flügel nirgends zu finden … Aha – endlich.

Nun noch die Rosen. Abends müsse man echte nehmen. Die hätten die Verehrer immer zu liefern.

Da war die freche Klingel schon wieder.

Rasch hinaus. Jetzt brauchte keiner zu mahnen, denn man kannte den Dienst.

Die Bühne sah anders aus als vorhin. Zwei Stufen waren hinten gebaut – nicht weit von dem Platz des Saxophonisten. Das hatte wohl Herbert inzwischen erwirkt. Und wo die viereckige Platte gelegen hatte, gähnte ein kohlschwarzes Loch.

Auf der obersten Stufe hatte sie selber zu sitzen. Wie aber war das möglich, wenn kein Vorhang da war, in dessen Schutz man hinaufkam?

Das hatte Herr Schischkin sicherlich zu bedenken vergessen.

Der Klavierspieler, der sie stehen sah, winkte verzweifelt, denn bei den ersten Takten mußte Herbert schon aus der Tiefe emporkriechen.

»Worauf wartet ihr noch?« schrie eine Stimme vom Saal her.

Also Courage! 'raus und zur Stufe empor!

Da klang auch schon die Musik. – Die Rosen blühten im Schoße, und in dem schwarzen Loch erschien eine rote Kappe mit Teufelsgehörn.

Von nun an ging alles am Schnürchen … Vor Herbert konnte man wirklich Angst haben – so gräßlich war seine höllische Tracht. – Rotes Trikot mit aufwärtszüngelnden Flammen. An jedem Finger ein langer, hakenförmiger Nagel. Und das Gesicht erst! Nie hatte man eine so gefährliche Fratze gesehen.

Aber gerade vielleicht, weil man so viel Angst haben mußte vor ihm, wurde das Spiel zum herzbeklemmenden Ernst. Man floh, man bat um Gnade, man griff nach den rettenden Rosen, wie wenn es in Wahrheit gegolten hätte, drohender Teufelsgewalt zu entrinnen. Und als der Höllenfürst in seinen Abgrund zurückgebannt war, da quoll der Jubel wirklich aus Herzenstiefen empor.

Aber außer mit dem Teufel hatte man auch mit der Musik dauernd auf dem Kriegsfuß gelebt, so daß der arme Begleiter nicht wußte, wo ihm der Kopf stand. Und wäre er nicht ein so tüchtiger Improvisator gewesen, in der zweiten Hälfte wäre kaum eine einzige Figur richtig zustande gekommen.

Aber nun schien – Gott sei gelobt – auch diese Szene gelungen, nur – nur – dies konnte ein wenig nachdenklich stimmen – der Beifall unten im Saale blieb aus. –

»Bitte, hernach aufs Büro,« ließ die Stimme des Direktors sich hören, und freundlich klang sie durchaus nicht.

Aber die Garderobiere war auch diesmal an Beifall reich, nur mochte der wohl zu ihrem Berufe gehören.

Ohne Gruß, ohne Lächeln erwartete Herbert sie im Korridor und zog den Zigarettenrauch durch die Lungen.

»Komm,« sagte er. Weiter nichts.

Und nun standen sie vor dem bilderbeladenen Schreibtisch, hinter dem der Direktor schräg ausgestreckt an seiner Giftnudel lutschte.

Klubsessel winkten ringsum, aber den Geschwistern Platz anzubieten, fiel ihm nicht ein.

»Ihr kommt wohl beide aus'm Mustopp?« Mit diesen Worten leitete er die Verhandlungen ein.

»Wir wollen es uns auch ein wenig bequem machen,« sagte statt einer Antwort Herbert zu Purzelchen, und erst als er selbst sich in den Polstern räkelte, erwiderte er in nachlässiger Frage: »Wieso Mustopp?«

Der Direktor, der dieses Benehmen durchaus in der Ordnung zu finden schien, erwiderte folgendes: »Von der ersten Pi-èze will ich nischt sagen. Sie war ja woll 'n bisken zu fein fir mein Tanzinschtitut – Beiprogramm von 'ne Filmbihne, das wär' so das Richt'ge. Aber nu Nummer zwei. Wat denkt ihr eich eigentlich, mir so'n Kaff zu versetzen? Erstens: mit die Religion – Engel und Teufel und so – da leg' ich mir jar nich erscht uf. Wo's Zentrum Trumpf is – i Jott behite! … Dann aber – und das is die Hauptsache: die zweite Nummer muß immer Nackigkeit bringen. Wat Anjezogenes – det sieht sich das Publikum jar nich erscht an … Die feinen Leite sagen ›Akt‹, die jewehnlichen Leite sagen ›nackt‹, aber mit'n n oder ohne, Nackigkeit wollen se alle … Und wat da vorhin« – damit wandte er sich Purzelchen zu – »unter dem Busentuch vorkuckte, det war so niedlich – das derfen wir der Welt um Jottes willen nich vorenthalten, soweit die Pollezei es erlaubt.«

Purzelchen, das sich blutrot werden fühlte, kroch ängstlich in sich zusammen. Sie wollte einen hilfeflehenden Blick zu Herbert emporwerfen, aber sie hatte ein dunkles Gefühl, daß er in dieser Sache nicht auf ihrer Seite stehen würde.

Und der Direktor fuhr fort: »Jejen die Tanzerei selber hätt' ich auch in der zweiten Nummer nischt einzuwenden. Die kann ruhig bleiben, so wie se is. Bloß 'n andern Namen muß se kriegen, damit – e … Ibrijens, Sie, junger Mann, sind ooch nich ibel jebaut. Streichen sich mal de Haut kastanienbraun an, und außer 'n Tuch um de Hiften sonst nischt. Dem Kleinchen jeben wir die notwendige Druse und driber nich viel mehr wie 'n Schnupftuch. Dazu jelber Puder ibern Leib, geschlitzte Oogen und iberhaupt mongolischer Typus, wat ihre Molligkeit immer noch leckerer macht. Det Janze, det nennen wir: siamesischer oder polynesischer oder sonst 'n nesischer Tempeltanz, und denn is die Sache erscht richtig.«

»Erlauben Sie mal,« sagte Herbert, »dann hat ja aber die Musik und die Handlung und alles sonst gar keinen Sinn.«

» Wat schmusen Se da?« rief jener, vor Empörung sich die Zigarre aus dem Munde reißend. »Sinn soll det ooch noch haben? Haben Sie 'ne Ahnung von Kunst! … Möchten wohl auch das Orchester umplaziert haben wegen den scheeneren Hintergrund? Was?«

»Allerdings,« sagte Herbert.

»Nich ze machen, mein Freind. Das kost't mich unten vier zahlende Tische. Wer bringt mir die ein – hä? … Außerdem bliht eich jerade ein Jlick – da staunste! Könnt jleich bei mir eintreten, denn so'ne Nummer fehlt mir jerade … Dreißig Mark fir eich beide pro Tag, zweimaliges Auftreten und hinterher warmes Ambrot … Mehr kann auch die Pawlowa jar nich verlangen. Die Musike laßt ma hier von wejen das Orchestrieren, und wenn das fertig is, schick' ich eich Nachricht.«

»Die Musik ist bereits orchestriert,« erwiderte Herbert.

»Na, schönchen! Eene Probe, und dann kann's ibermorgen schon losjehn.«

»Ich darf in diesem Falle wohl um den Vertrag ersuchen,« sagte Herbert.

Der Direktor legte die Hand an das Ohr. »Ick heere hier immer Vertrag,« sagte er. »Det könnte mir passen bei eire Anfängerschaft. Wenn die Kleene 'n Backfischkoller kriegt, wat machen wir denn? Außerdem wollen wir doch erst mal heer'n, was det Publikum zu eich sagt … Vertrag nach'm ersten Auftreten – vorher nich dran z' tippen. Adresse jebt draußen auf'm Biro. Sela.«

Damit griff er nach dem Klingelknopf.

Die Geschwister waren entlassen.


 << zurück weiter >>