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In weichen, weißen Schneebetten hielt die Waldschule ihren Winterschlaf. Die braunen und grünen Holzbaracken hatten sich weiße Nachtmützen über die Ohren gezogen. Die leuchtendblauen Dachrinnen und Regengossen hatte der Winter lichtweiß überpinselt. Auf den Fensterbrüstungen waren weiße Samtpolster gebreitet. Sooft sie auch weggekehrt wurden, über Nacht wuchsen sie wieder empor. Still und lautlos glitten Silberflocken vom Himmel. Es schneite – schneite ohne aufzuhören, Tag und Nacht. Die Kiefern sahen wie vermummte Schneeriesen aus, die Sträucher wie kleine, weiße Gnomen. Selbst das Waldgatter war mit weichem, weißem Hermelinpelz verbrämt.
Verödet lag der Buddelplatz, der Turnplatz; mit weißen Schneetüchern zugedeckt. Die Liegehalle, das Bienenhaus, die Starkästen, alles verlassen, alles leer. Kein Vogelgezwitscher, kein Käfergesumm. Nur eine Krähe flog krächzend über das schlafende Land.
Schlief die Waldschule wirklich? Man konnte nicht durch die Fenster hineinlugen. Glitzernde Eisblumenvorhänge wehrten jedem Blick.
Da – ein Klang, metallfarben. Doppelt schrill in dieser weißen Stille. Hundegekläff antwortet. Gelbbraun jagt es durch das unabsehbare Weiß. Und da quillt's auch schon aus allen Türen heraus: Lachende, rotbäckige Jugend.
Nein, die Waldschule schläft nicht. Plötzlich ist die Stille belebt. Kinderstimmen zwitschern heller als Vogellaut. Lachen und Kreischen fliegt mit den Schneebällen durch die Luft. Eine wilde Schlacht entspinnt sich. Schnee aufgerafft, den Ball geformt und hast du nicht gesehen, da fliegt er auch schon irgendeinem an den Kopf.
»Au, nicht so grob, Gerhard!« rief Suse Winter. Sie hielt sich die Hände vor das bombardierte Näschen. Aber wozu hatte sie denn ihren Zwilling? Der rächte jedes Schneegeschoß, mit dem man seine Suse bedachte.
Händeklatschen. Von der Eßhalle kam es her. »Ja, Kinder, wollt ihr heute kein Frühstück?« rief Mamsell in den Tumult hinein.
Da hatte die lustige Schneeballschlacht ein Ende. Noch schnell den »allerletzten« durch die Luft geschleudert und dann zur Eßhalle über schneeigen Plüschteppich gestampft. Den Schnee sorgsam draußen im Vorflur mit dem Reisbesen von den Füßen abgekehrt – oh, die Waldschulkinder waren gut gewöhnt. Da saß ein jedes mit luftgeröteten Wangen und blanken Augen vor der dampfenden Suppe. Ei, wie das schmeckte!
Selbst Herbert, der Suppenkasper, aß jetzt seine Suppe hübsch bei Tisch. Ja, er ließ sich sogar zum zweiten Male den Teller auffüllen. Denn Winterluft macht hungrig.
War das warm und gemütlich im Eßsaal. Eisblumen blühten an den mit rotweißkarierten Bauerngardinen behangenen Scheiben. Die beiden Eisenöfen in der Ecke prusteten und glühten. Die Marienburg und das alte Danziger Stadtbild sahen ernsthaft von ihrer Wand auf die fröhlich futternde Jugend herab.
Auch in der Sexta war es recht mollig. Herr Fürst hatte die Luftklappen an der Decke geöffnet, um reine Winterluft in den überheizten Klassenraum zu lassen. Man war eifrig bei der Herstellung von Weihnachtsarbeiten. Ein Adventskalender hing bereits an der Wand. Zu Beginn einer neuen Adventswoche, an jedem Montag wurde ein kleines, buntes Fensterchen darin geöffnet, bis zuletzt die Weihnachtskrippe im Bethlehemstall sichtbar wurde. Jedes Kind mußte selbständig seine Arbeit entwerfen. Herbert hatte den Weihnachtsmarkt, Spielzeug- und Pfefferkuchenbuden mit dicken, vermummten Verkäuferinnen gezeichnet und bunt ausgetuscht. Mit etwas Einbildungskraft konnte man es auch erkennen. Suse klebte aus farbigem Glanzpapier ein allerliebstes Weihnachtsbild auf weißem Grunde. Knecht Ruprecht stellte es dar. Am Himmelstelephon stand er. Zwei Engelchen hielten ihm die Hörer an die Ohren. Mitten durch die Wolken ging der Telephondraht bis zur Erde herab. Dort saß ein kleiner Junge am Telephon, der seine Weihnachtswünsche Knecht Ruprecht hinauftelephonierte. Es wurde ganz allerliebst.
»Das bist du, Herbert«, sagte Suse, auf den kleinen Jungen deutend.
»Und wo steckst du denn, Suse? Ein Zwilling ohne den anderen, das stimmt nicht. Und außerdem habe ich braunes Haar und kein blondes wie der Junge auf dem Bilde«, widersprach der Bruder.
»Na, dann ist es Paulchen«, bestimmte die kleine Malerin. Aber auch dort stieß sie auf Widerspruch. Paul sah das Bild nachdenklich an, dann meinte er: »Erstens haben wir gar kein Telephon. Und zweitens hat meine Mutter schon gesagt, daß wir diesmal kein Geld für Weihnachten haben.«
Pauls Worte gingen Suse noch nach, als sie jetzt in der Handfertigkeitsstunde ein Adressenbüchlein für die Mutter verfertigte, während Herbert für den Vater zu Weihnachten ein Album für photographische Aufnahmen mit wunderhübschem Blumenstoffdeckel einband. Das arme Paulchen! Ob es sich wirklich gar nichts zu Weihnachten wünschen durfte?
Als die Schularbeiten nach Tisch fertig waren, ging es wieder in das Schneetreiben hinaus. Nur kurze Zeit hielt man sich mit der Schneeballschlacht auf, nur gerade so lange, um seine Pflicht getan zu haben. Man hatte Wichtigeres zu tun. Der Schnee backte heute famos. Heute war Schneemannwetter. Alle halfen sie bei der lustigen Arbeit. Bis der Schneemann mit rundem Bäuchlein und dickem Schädel vergnüglich aus schwarzen Kohlenaugen die Waldschulkinder anglotzte. Die rote Mohrrübennase leuchtete wie eine brennende Zigarre mitten in seinem Gesicht. Den Reisbesen, mit dem die Kinder sich den Schnee von den Schuhen kehrten, bevor sie die Räume betraten, hielt er liebevoll im Arm.
»Den Onkel habt ihr ja ganz fein gemacht, Kinder«, äußerte sich Herr Fürst anerkennend. »Aber man kann auch noch anderes aus Schnee bauen. Häuser, Kirchen und Türme. Tiere und sogar den Weihnachtsmann. Richtig kneten und modellieren müßt ihr den Schnee mit einem Hölzchen, wie der Bildhauer seinen Ton. Man nennt das Schneeskulpturen. Probiert es nur. Ich setze einen Preis für die kunstvollste Arbeit aus.«
Au, famos! Das war ein Wetteifern. Keiner wollte dem andern verraten, was er für ein Schneekunstwerk baute. Nur Herbert und Suse hatten kein Geheimnis voreinander. Die arbeiteten zusammen, weil sie Zwillinge waren. Trotz eifriger Arbeit hatte man noch Zeit, auf das Werk seines Nachbarn zu schielen, ob das auch nicht schöner wurde, als das eigene. Denn den Preis wollte doch jeder erringen.
Herbert und Suse bauten »Frau Holle«, wie sie ihre Schneebetten ausschüttet. Das war gar nicht so schwer. Herbert nahm sich die rundliche Frau Annchen als Modell für seine Frau Holle. Noch ein bißchen umfangreicher wurde sie. Suse hatte den Kopf zu modellieren, der dann auf den Körper aufgesetzt wurde. Der Kopf, der war schon schwerer. Es wurde immer ein dummes, ausdrucksloses Schneemannsgesicht daraus. Wie der Zwilling von dem Schneemann sah Frau Holle aus. Bis Suse aus den schlauen Gedanken kam, Frau Holle statt der langen Rübennase eine knubbelige Kartoffelnase in das weiße Gesicht zu pflanzen. Da sah sie gleich ganz verändert aus. Nun noch ein schneeiges Federbett zwischen die Arme gedrückt und – fertig war Frau Holle. Am naturgetreuesten waren aber doch die Schneeflocken, die unentwegt durch die Luft flogen.
Professors Zwillinge hatten als erste ihr Schneewerk vollendet. Teils bewundernd, teils neidisch blickten alle Kinder auf Frau Holle. Herbert und Suse erhielten sicher den Preis.
Aber auch andere nette Kunstwerke erstanden. Gerhard hatte ein feines Segelschiff gebaut. Margot einen Zwerg aus Schneewittchen mit spitzer, weißer Gnomenmütze. Paulchen hatte den Koch aus Dornröschen erstehen lassen und ein Quintaner den Eiffelturm aus Paris, den sie kurz zuvor in der Geographiestunde betrachtet hatten.
Aber zur Preisverteilung kam es heute nicht mehr.
Herr Fürst sammelte seine Schneeschuhläufer. Das war der bei weitem größere Teil der Waldschulkinder. Die anderen zogen mit ihren Rodelschlitten zu den Schneehöhen des Teufelssees.
Es hatte viel Überredungskunst gekostet, bis auch Suse sich entschließen konnte, die langen Holzschneeschuhe aus Freiburg an die Füße zu schnallen. Sie war gar nicht ungeschickt, die Suse – o nein. Aber sie hatte Angst vor dem Hinfallen. Nur weil sie Herberts Zwilling war, tat sie ihm den Gefallen und erlernte den Schneeschuhsport, in dem Herr Fürst die Kinder unterwies.
»Jedes mache sich ein Schild mit seinem Namen an seine Beine, damit ihr sie, wenn ihr in den Schnee purzelt, wieder herausfinden könnt«, hatte Herr Fürst in der ersten Lektion scherzend geäußert.
Das schien aber auch wirklich notwendig. Plums – da lagen sie. War das ein Gekrabbel und Durcheinander von in der Luft herumangelnden Kinderbeinen. Keiner fand seine eigenen Beine aus dem Knäuel der Hingefallenen heraus. Suse hielt Herberts Beine für die ihrigen. Dafür war sie ja auch sein Zwilling. Aber allmählich lag man nicht nur auf der Nase, nach und nach gelang das Vorwärtsgleiten durch das schimmernde Weiß. Und mit der zunehmenden Gewandtheit kam auch die Freude an dem herrlichen Sport. Wie ein Vogel kam man sich vor, wenn man einen Schneeabhang hinunterflog. Das war ein Lachen und ein Jauchzen im schlafenden Winterwald.
Und kam man dann zur Waldschule zurück, dann glühten die Wangen mit den eisernen Öfchen um die Wette. Dann mundete Mamsells Kakao und die Schnecken dazu, daß es eine Lust war, den hungrigen kleinen Schneeschuhläufern zuzuschauen.
Professors Zwillinge erhielten nicht den Preis für Frau Holle. Denn am nächsten Tage, als man zur Waldschule kam, hatte sich Frau Holle inzwischen empfohlen. Auch das Schiff war davongesegelt; der Eiffelturm eingestürzt; Zwerg und Koch aus dem Märchen hatte der Zauberer Regen in eine große Wasserpfütze verwandelt. Es taute – all das lichte, schneeige Weiß hatte häßliche graue Farbe angenommen.
Die Tage vergingen. Ein Fensterchen nach dem anderen wurde an dem selbstgefertigten Adventskalender geöffnet. Erwartungsvolle Kinder zählten die Stunden bis zum lieben Weihnachtsfest.
In der Waldschule brannte der hohe Tannenbaum schon einige Tage vor Heiligabend. Weihnachtslieder aus hellen, jungen Kehlen, aus reinen Kinderherzen zogen hinaus in das Waldland. Die Tannen lugten erstaunt zum Fenster hinein auf ihre lichtglänzende, weihnachtliche Schwester.
Die Zwillinge hatten gute Weihnachtszensuren heimgebracht. Die Mutter konnte mit ihren beiden zufrieden sein. Es war ihr recht schwer zumute in diesem Jahr. Zu keiner anderen Zeit hatte sie die Abwesenheit ihres Mannes so schmerzlich empfunden, wie gerade jetzt zu Weihnachten. Die Kinder litten kaum darunter. Die hatten viel zu viel Vorbereitungen, Überraschungen und Heimlichkeiten zum Fest. Jeder wurde bedacht, jeder Einzelne. Pakete reisten nach Freiburg und nach Italien. Ein winziges, kleines Tannenbäumchen hatten sie dem Vater geschickt. Er konnte sich doch unmöglich eine Palme als Weihnachtsbaum putzen.
Eine Überraschung aber hatten Professors Zwillinge geplant, die war ihnen noch wichtiger als die eigenen Weihnachtsgeschenke. Im Einverständnis mit ihrer Mutter hatten sie für ihr Spargeld Weihnachten für Paulchen vorbereitet. Jeden Tag wollten sie etwas anderes, noch Notwendigeres für ihre paar Pfennige kaufen. Da fehlte es an warmen Handschuhen, ganz frostblau waren die Hände des armen Jungen. Beim Schneeschuhlaufen hatten sie ein Loch in seinen Stiefeln entdeckt. Ein warmer Schal tat auch not. Und sein Schulanzug sah aus wie ein Stieglitz. Überall saß ein andersfarbiger Flicken. Aber auch weihnachtliche Süßigkeiten, Pfefferkuchen und Marzipan mußte Paulchen erhalten. Und ein Weihnachtsbäumchen, es brauchte ja gar nicht groß zu sein. Sicher hatte seine Mutter kein Geld, um ihm eins anzustecken.
»Du, Herbert, die Mutter von Paul muß aber auch was kriegen«, überlegte Suse. »Die sieht immer so blaß und traurig aus. Am Weihnachtsabend soll sie sich auch freuen.«
»Vielleicht schenken wir ihr ein Grammophon mit recht lustigen Platten, daß sie doll vergnügt wird«, schlug Herbert vor.
»Stille Nacht, heilige Nacht muß es auch spielen.« Suse war ganz einverstanden.
Mutti aber, mit der man die Einkäufe besprach, machte den Kindern klar, daß ein Grammophon ein viel zu unpraktisches Geschenk für Frau Liedtke wäre. Eine warme Wolljacke sei ihr sicher willkommener.
»Weißt du, Muttichen«, meinte Suse, »willst du uns nicht die Geschenke für Paul und seine Mutter besorgen? Du verstehst das viel besser. Und wir sind doch, bis es dunkel wird, immer in der Waldschule.«
Frau Professor nickte einverstanden und ließ sich das Spargeld ihrer Zwillinge einhändigen. Herbert hatte eine Mark, siebenundsiebenzig Pfennige, Suse dagegen, trotzdem sie zwei Stunden jünger war, eine Mark, vierundneunzig Pfennige zusammengespart. Drei Mark, einundsiebenzig Pfennige standen im ganzen zur Verfügung.
»Dafür müssen wir aber auch noch ein Bäumchen schmücken«, überlegte Herbert.
Es war doch recht gut, daß sie der Mutter den Einkauf von Pauls Weihnachten überlassen hatten. Mutti konnte wirklich zaubern. Was kaufte sie nicht alles für die drei Mark einundsiebenzig. Warme Handschuhe, Rodelschal und Mütze. Ein Paar feste Stiefel und Strümpfe, ja sogar noch warmes Unterzeug, an das die Zwillinge gar nicht gedacht hatten. Bis in die Nacht hinein nähte die gütige Frau, um Herberts ausgewachsenen Sonntagsanzug und den Wintermantel für Paul herzurichten. Für Frau Liedtke hatte sie eine warme Wollweste, eine Weihnachtsstolle und einen Festbraten besorgt. Auch Apfel, Pfefferkuchen und Süßigkeiten. Nein, es war wirklich erstaunlich, daß die drei Mark einundsiebenzig immer noch reichen sollten. Aus der Fürsorge aber hatte Frau Professor ein schönes Lebensmittelpaket mit Reis, Mehl, Zucker, Grieß, Schmalz und einer Wurst für ihre Schützlinge erhalten. Sogar ein Bäumchen hatten die Kinder noch für Paul kaufen können. Allerdings hatte die gute kleine Omama, als sie von der Weihnachtsüberraschung ihrer Lieblinge hörte, in den Beutel gegriffen, um auch ihr Scherflein dazu zu steuern.
Der Heiligabend senkte sich auf Friedensfittichen zur Erde herab. Lichte Silberflöckchen gaben ihm das Geleit. Sie breiteten im Umsehen ein weißes Festtuch über das Land. Auch die lärmenden, geschäftigen Straßen der großen Stadt legten lichtes Festgewand an. Hurra – Weihnachtswetter!
Es war nachmittags in der Dämmerstunde. Durch die beschneite Straße zogen Professors Zwillinge ihren Rodelschlitten, vollbeladen. Sie hatten sich beide vorgespannt. Lene, ebenfalls mit Paketen bepackt, im Arm das geschmückte Weihnachtsbäumchen, stampfte daneben wie Knecht Ruprecht. So zogen sie zu Paulchens Hofwohnung.
Es war schon dunkel in dem kleinen Zimmer. Paul saß am Fenster und blickte still hinaus, wie der Schnee drüben den Schornstein auf dem Dach in einen großen Zuckerhut verwandelte. Die Mutter war noch nicht von der Arbeit heimgekehrt. Allein saß Paul im Dunkeln.
Er hörte nicht, daß Schritte leise und behutsam die vielen Treppen hinaufschlichen. Er achtete nicht auf das Wispern und Flüstern draußen vor der Tür. Es wohnten ja so viele Leute hier in dem Hinterhause. Zu ihnen kam sicher keiner.
Flöckchen auf Flöckchen schwebt draußen vor dem Fenster zur Erde herab. Wie still und feierlich das ist. Paul faltet unwillkürlich die Hände. Seine Lippen sprechen das Weihnachtsgedicht, das er in der Waldschule gelernt hat.
Da klopft es an die Tür. Wie schön, die Mutter kommt heute zeitig nach Hause.
Paul öffnet. Aber geblendet muß er die Hände vor die Augen legen. Lichterglanz flutet in das dunkle Stübchen – Weihnachtsglanz. Ein brennendes Bäumchen wird durch die Tür geschoben, Pakete, große und kleine, immer mehr, fliegen in die Stube hinein zu dem ganz erstarrten Jungen. Und »fröhliche Weihnachten!« brummt es draußen mit tiefer Stimme. Aber merkwürdig – Knecht Ruprecht scheint nicht nur einer zu sein, eine Stimme klingt höher als die andere. Vier Füße laufen eilig im Dunkeln die Treppe wieder hinab.
»Ach, Lene, wie wird das Paulchen sich jetzt freuen!« Von jeder Seite die Lene untergeärmelt, und so geht es heim zur eigenen Bescherung – heilige Weihnachtsfreude, andern eine Freude gemacht zu haben, im Herzen.
Es hat aufgehört zu schneien. Die Englein zünden droben den himmlischen Weihnachtsbaum an. Sternlichter flammen auf. Sie glitzern in das Wohnzimmer, wo Professors Zwillinge mit der Mutter und der Großmama, mit Frau Annchen und der Lene das Weihnachtslied singen.
Sie strahlen zu einem einsamen Mann herab, der im fernen Lande unter Palmen seiner Lieben am Weihnachtsabend gedenkt.