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Ein türkischer Großvezier.

Schildtberger war, wie schon aus seinen eigenen Erinnerungen hervorgeht, nicht der einzige Deutsche, der im Orient Kriegsdienste tat. Er hat noch viel Schicksalsgenossen gehabt. Am meisten Deutsche gelangten in das osmanische Heer, teils als Artilleristen, teils als Janitscharen. Schon seit dem 14. Jahrhundert hatten die Osmanen die Gewohnheit ausgebildet, jedes fünfte Kind den unterworfenen Christen, den Rajavölkern, Jahr für Jahr zu entreißen, den halberwachsenen Christenknaben zum mohammedanischen Krieger auszubilden und ihn der neuen Truppe – das ist die Bedeutung von Janitscharen – zuzuführen. Von dieser Aushebung wurden auch viele Deutsche, so in Siebenbürgen und nördlich der Save und der Donau getroffen. Freilich waren das ja keine eigentlichen Reisläufer, da sie gezwungenermaßen eingereiht wurden. Allein, außer diesem regelmäßigen Soldatentribut, der sehr beträchtliche Ziffern erreicht haben muß – wir wissen nichts Genaues darüber, wir erfahren jedoch bei einer Gelegenheit, daß nicht weniger als 200 000 polnische Sklaven auf einmal in Konstantinopel weilten, um die Mitte des 17. Jahrhunderts –, suchten auch Scharen von deutschen Abenteurern freiwillig die Türkei auf, um sich dem Padischah zur Verfügung zu stellen. Auch andere Balkanstaaten gingen dazu über, Landsleute von uns in ihren Dienst aufzunehmen, namentlich wenn es Artilleristen waren. So wissen wir von zwei rumänischen oder walachischen Fürsten, daß sie deutsche Leibwachen besaßen. Das war Heraklides um 1560 und Krigore Vidor Ghikas nach 1670.

Nicht selten haben sich solche Reisläufer zu hohen Posten im osmanischen Heere aufgeschwungen. Am bekanntesten ist in der Neuzeit Mehemed Ali geworden, ein geborener Magdeburger, der 1377 als osmanischer Heerführer und türkischer Feldherr den Russen großen Abbruch tat. Nicht minder führen unsere Geschichtsbücher gern den preußischen Artilleriehauptmann von Grach auf, der im Krimkriege Silistria gegen den Großfürsten Nikolai, den Vater des Weltkriegführers Nikolai Nikolajewitsch verteidigte. Weniger bekannt, jedoch noch höher gestiegen, ist ein Grazer, der es im 17. Jahrhundert bis zum Großvezier brachte. Uber ihn haben wir eine (allerdings schwer erhältliche) Sonderschrift, die Karl von Peez, einst österreichischer Konsul an verschiedenen Plätzen des nahen Orients, Sohn des hervorragenden Politikers Alexander von Peez, herausgab.


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