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Matthias Johann von Schulenburg wurde bei Magdeburg geboren. Er studierte zu Saumur in der Bretagne, der berühmten Lehranstalt der Protestanten und dann in Paris. Er nahm an dem französischen Kriege gegen Luxemburg teil. Nach seiner Rückkehr in die Heimat ward er Offizier in Braunschweig-Wolffenbüttel. Freiwillig machte er den Türkenkrieg 1687 unter Max Emanuel mit. Er fand in Ungarn einen Waffengefährten und Freund in dem nachmaligen Generale Alart (ursprünglich einem deutschen Bäcker), der später sich unter Peter dem Großen auszeichnete. Schulenburg kämpft hierauf für das Reich gegen Ludwig XIV. am Rhein und in den Niederlanden. Sein Oberbefehlshaber war General Chauvete, ehedem lüneburgischer Hufschmied, der vom Gemeinen bis zum General emporgestiegen war. Im Jahre 1693 ward Schulenburg Oberst eines Dragonerregiments. Man erkannte, daß er nicht nur ein tüchtiger Offizier, sondern auch ein diplomatischer Kopf war und sandte ihn nach England und danach, im Sommer 1695, zu den Friedensverhandlungen nach Ryswyck, von wo er abermals nach Paris sich begab. Im braunschweigischen Auftrage arbeitete er in Paris dagegen, daß Hannover die Kurwürde erhalte. Plötzlich finden wir ihn in Turin. Schulenburg wird savoyscher Generalmajor mit einer Besoldung von 40 000 Livres. Er hatte zunächst die Waldenser zu bekämpfen. Während des spanischen Erbfolgekrieges wird der Graf Gegner von Prinz Eugen und Marschall von Villeroi und wird in der Schlacht bei Chiari schwer verwundet. Der unruhige Mann eilt nach Polen und wird Generalleutnant unter August II. Er führt das sächsische Fußvolk gegen die Schweden. Bereits gilt er als einer der tüchtigsten Feldherrn seiner Zeit. Er kämpft nun Schulter an Schulter mit Prinz Eugen und hilft den Österreichern bei Höchstädt 1703. Abermals jedoch erscheint er in Polen und wird Oberbefehlshaber der sächsischen Armee. Er liefert eine Reihe glänzender Rückzugsgefechte von Warschau bis Schlesien. In gleicher Eigenschaft kriegt er in Holland gegen die Franzosen. Besonders hervorragend war er in Belagerungen. Es fehlte jedoch nicht an Anfeindungen jeglicher Art. Zuletzt wurden diese so schlimm, daß er 1711 seinen Abschied nahm und einige Jahre als Privatmann lebte. Er sieht die Krönung Karls VI. in Frankfurt. Ist wiederum mit Prinz Eugen in Flandern und 1713 in London. Endlich bei dem Frieden zu Utrecht. Er tritt mit Leibniz in Verbindung. Da trifft ihn die Einladung Venedigs, zu dessen Feldherren bereits die Prinzen von Braunschweig, Grafen von Mansfeld, Waldeck und Trautmannsdorf und viele andere deutsche Kriegsmänner gehörten. Schulenburg kommt mit dem General von Nostiz, der für die Serenissima Dalmatien verwaltet hatte, nach Venedig. Dort hing alles von dem Oberschreiber, dem Savio alla Scrittura ab. Diesem überreichte der Graf eine silberne Dose und bot ihm Tabak an und bat ihn dann, gleich die Dose zu behalten. In ihr war auf listige Weise ein Geheimbehälter angebracht, in dem er einige Tausend Zechinen verborgen hatte. Durch diese Bestechung gelang es ihm, den Savio, der vorher ein Feind von ihm war, umzustimmen, und sich das gesamte Kriegswesen der Republik unterstellen zu lassen. Unverzüglich wurden 6000 Deutsche und kriegsgefangene Schweden angeworben. Mit 300 Deutschen segelte Schulenburg nach Korfu Anfang 1716 und ließ sofort die Festung instandsetzen. Die Türken nahten mit 22 Linienschiffen und 35 kleineren Kriegsschiffen, die zusammen über 2000 Kanonen führten. 30 000 Fußtruppen und 5000 Reiter und eine große Menge von Kriegsgeschützen ließ der Kapudan-Pascha, der türkische Admiral, von der albanischen Küste aus in Korfu landen. Hiergegen besaß Schulenburg insgesamt nur 1600 Mann, während die Bevölkerung jede Hilfe verweigerte. Mit Anspannung aller Kräfte und mit der größten Unerschrockenheit traf er jedoch alle nötigen Vorkehrungen, um in drei Tagen das Versäumnis von Monaten einzuholen und die Verteidigung gebührend zu ordnen. – Da kamen zum Glück noch 1000 Deutsche durch Pisani auf einer venezianischen Flotte. Die Türken stürmten und die kleine Besatzung kam in furchtbare Bedrängnis. Das heldenhafte Durchhalten Schulenburgs wurde jedoch belohnt: die Türken wurden, obwohl sie über eine zermalmende Übermacht verfügten, doch schließlich abgeschlagen und zogen sich nach dem Balkan zurück. Schulenburg aber wurde Oberbefehlshaber sämtlicher Landtruppen der Republik Venedig mit dem Sitz in Verona. Seinen Sieg in Korfu verherrlicht ein edles Denkmal, das noch heute auf dem klassisch-schönen Marktplatze der Stadt Korfu steht. In der Folge unternahm der Graf nochmals Reisen nach Deutschland und nach England, wo er sich großer Gunst des Königs erfreute. In venezianischen Diensten alt geworden, hinterließ er bei seinem Tode einen Sohn, dessen Mutter eine polnische Adlige war, den Herrn von Glasebeck. Merkwürdig ist noch, daß er an Voltaire auf dessen Bitte einen Bericht über sein Leben und seine Taten schickte, die der Franzose in einem geschichtlichen Werke benutzte.