Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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12. Ankunft der Gesandten Atabalida's; Pizarro's Unterredung mit denselben.

Nachdem sie gegessen und ausgeruht hatten, fragte sie der Statthalter nach den Angelegenheiten ihres Landes und nach den Kriegen, welche Atabaliba führe. Einer von ihnen erwiederte, daß sich Atabaliba seit fünf Tagen zu Caxamalca aufhalte, um den Statthalter zu erwarten, und daß nur wenige Kriegsleute um ihn versammelt seyen, weil er die übrigen in den Krieg gegen seinen Bruder Cuzco geschickt habe. Als nun der Statthalter sich näher über die einzelnen Ereignisse dieser Kriege erkundigte und auf welche Weise sein Gebieter seine Eroberungen begonnen habe, gab der Indianer folgenden Bescheid: »Mein Gebieter ist der Sohn Cuzco's des Aeltern, welcher bereits gestorben ist und alle diese Länder beherrschte. Dieser vermachte seinem Sohne Atabaliba die Herrschaft einer großen Provinz, welche jenseits Tomipunxa liegt und Quito heißt, seinem andern älteren Sohne aber alle übrigen Länder und die Oberherrschaft, und dieser nannte sich, weil er Thronfolger war, Cuzco, wie sein Vater. Nicht zufrieden mit dem ihm zugewiesenen Reiche, erklärte er seinem Bruder Atabaliba den Krieg; dieser schickte Gesandte und ließ ihn bitten, ihn im ruhigen Besitze des von seinem Vater erhaltenen Erbtheils zu lassen. Cuzco wollte nichts davon hören, sondern ermordete die Erben seines Bruders und den einen der beiden Brüder, welche bei der Gesandtschaft waren. Als Atabaliba dieses vernahm, brach er mit einem großen Kriegsheere gegen ihn auf und zog bis zur Provinz Tumipomba, welche zu der Herrschaft seines Bruders gehörte; und als die Bewohner Gegenwehr leisteten, steckte er den Hauptort der Provinz in Brand und ermordete die ganze Bevölkerung. Hier erhielt er die Nachricht, daß sein Bruder mit bewaffneter Hand in sein Gebiet eingefallen sey und rückte ihm entgegen. Als Cuzco die Kunde von seinem Anzuge erhielt, entfloh er schnell aus seinem Gebiete; Atabaliba aber setzte jetzt die Eroberungen in Cuzco's Herrschaft fort und kein Platz wagte sich zu vertheidigen, weil man die Strafe, die er über Tumipomba verhängt hatte, kannte. In allen Provinzen, welche er unterjochte, verstärkte er sein Heer, bis er Caxamalca erreichte und hier, weil ihm die Gegend fruchtbar schien, rastete, um alsdann die Eroberung der Besitzungen seines Bruders zu vollenden. Von hier aus schickte er einen Hauptmann mit 2000 Leuten gegen die Stadt, wo sein Bruder seinen Sitz hatte, da aber dieser über zahlreiches Kriegsvolk gebot, so machte er die 2000 Mann nieder. Atabaliba schickte deßhalb vor sechs Monaten eine größere Anzahl Truppen mit zwei Hauptleuten, und vor einigen Tagen lief von diesen Hauptleuten die Nachricht ein, daß sie das ganze Land Cuzco's bis zu seinem Aufenthaltsort erobert, ihn hier mit seinem Heere geschlagen, ihn selbst gefangen und viel Gold und Silber erbeutet hätten.« – »Ich bin sehr erfreut, erwiederte der Statthalter dem Gesandten, über das was du mir sagst, und daß dein Gebieter den Sieg davongetragen hat, weil sein Bruder, nicht zufrieden mit dem was er besaß, auch noch deinen Gebieter aus dem Lande, welches dieser als Erbtheil von seinem Vater erhalten hatte, vertreiben wollte. Allen Uebermüthigen ergeht es wie Cuzco, sie erlangen nicht nur das nicht wonach sie auf ungerechte Weise haschen, sondern verlieren noch dazu ihre eigene Habe und ihre Freiheit.«

Da der Statthalter vermuthete, daß alles was der Indianer vorgebracht hatte, ihm von Atabaliba eingegeben worden sey, um den Christen Furcht einzujagen und ihnen einen Begriff von seiner Macht und seiner Geschicklichkeit beizubringen, so sprach er zu dem Gesandten: »Ich glaube wohl, daß alles was du vorgebracht hast, sich wirklich so verhält, denn Atabaliba ist ein mächtiger Herr und, wie ich vernehme, auch ein tapferer Krieger; allein du mußt wissen, daß mein Herr und Kaiser, welcher König von Spanien, von ganz Indien und vom festen Lande und Gebieter der ganzen Welt ist, viele Diener hat, die größere Herren sind als Atabaliba, und daß seine Hauptleute schon weit mächtigere Herrscher als Atabaliba, sein Bruder und sein Vater besiegt und gefangen haben. Dieser Kaiser schickte mich in diese Länder, um die Bewohner derselben zur Erkenntniß Gottes und unter seine Botmäßigkeit zu führen, und mit diesen wenigen Christen, welche ich mitbrachte, habe ich schon größere Herren als Atabaliba überwunden. Wenn dieser aber meine Freundschaft sucht und mich friedlich empfängt, wie auch andere Herrscher gethan haben, so werde ich sein aufrichtiger Freund seyn, ihm bei seinen Eroberungen Beistand leisten und seinen Thron befestigen, denn ich durchziehe diese Länder, bis ich das andere Meer entdecke. Will er aber Krieg haben, so will ich Krieg mit ihm führen, wie ich mit dem Caziken der Insel San Jago und von Tumbez und mit allen andern, welche den Kampf mit mir suchten, geführt habe; ich füge aber Niemand ein Leid zu und beginne mit Niemand Krieg, als wer es nicht anders will.« – Als die Botschafter diese Aeußerungen hörten und vernahmen, daß so wenig Spanier so große Thaten verrichtet hätten, standen sie eine Zeitlang so verblüfft da, daß sie kein Wort hervorbringen konnten. Bald darauf gaben sie zu verstehen, daß sie mit der erhaltenen Antwort zu ihrem Gebieter zurückzukehren wünschten, um ihm zu verkünden, daß die Christen alsbald ankämen, damit er ihnen Lebensmittel auf den Weg entgegenschicke.


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