Francisco de Xerez
Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Francisco de Xerez

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28. Die Stadt Cuzco. Einschmelzung und Vertheilung des Goldes und Silbers. Hohe Preise der Lebensbedürfnisse.

Da der Statthalter einsah, daß die sechs Schiffe, welche im Hafen von San Miguel lagen sich nicht halten konnten, und wenn man ihre Abreise verzögerte, Schaden leiden würden, da ferner auch die Führer der Schiffe, die für ihn eingelaufen waren, ihn ersucht harten sie zu bezahlen und abzufördern, so versammelte er einen Rath um sie abzufördern und um an Seine Majestät über das bis jetzt Geschehene Bericht abzustatten. Auch wurde im Einverständnisse mit den Beamten Seiner Majestät beschlossen alles Gold einzuschmelzen, sowohl das was sich bereits in der Stadt befinde und von Atabaliba herbeigeschafft worden sey, als auch das was noch vor der Beendigung der Einschmelzung ankommen werde. Nach der Einschmelzung und Vertheilung desselben solle sich der Statthalter nicht länger hier verweilen, sondern nach dem Willen Seiner Majestät fortfahren Colonien anzulegen. – Im Jahre 1533 am 13 Mai wurde die Einschmelzung des Goldes bekannt gemacht und damit begonnen.

Zehn Tage später kam in der Stadt Caxamalca einer der drei Christen, die man nach der Stadt Cuzco geschickt hatte, nämlich der welcher als Schreiber mitgegangen war, an und berichtete, wie man im Namen Seiner Majestät von der genannten Stadt Besitz genommen habe; auch gab er eine Beschreibung der Orte, welche auf dem Wege dahin liegen und sagte darin, daß man außer Cuzco 30 größere Orte und viele andere kleinere zähle. Die Stadt Cuzco, fuhr er fort, sey wirklich so groß als man angegeben habe und liege auf einem Bergabhange dicht an einer Ebene; die Straßen seyen sehr regelmäßig und gepflastert und während der acht Tage, welche sie dort zubrachten, hätten sie nicht alles was sie aufzuweisen habe, sehen können; ein Haus des Cuzco daselbst enthalte goldnes Getäfel; das Haus selbst sey sehr gut gebaut, viereckig und von einer Ecke zur andern 350 Schritte breit; von dem in dem Hause befindlichen Getäfel hätten sie 700 Plättchen genommen, von denen eines in das andere 500 Pesos wog; aus einem andern Hause hätten die Indianer eine Menge Gold von ungefähr 200.000 Pesos gebracht, man hätte es aber nicht angenommen, weil es zu geringhaltig war und auf den Peso nur sechs bis sieben Karat kamen; sie hätten keine anderen mit Gold getäfelten Häuser gefunden als diese zwei, weil die Indianer sie nicht die ganze Stadt sehen ließen; in der Stadt müsse aber nach dem was sie gesehen und dem Scheine nach, so wie den hier befindlichen vielen Beamten nach zu urtheilen ein großer Reichthum seyn; sie hätten daselbst auch den Häuptling Quizquiz getroffen, welcher die Stadt für Atabaliba mit einer Besatzung von 30.000 Mann bewache und vertheidige, weil sie an die Cariben und andere Stämme, welche Krieg gegen sie führten, gränze. Der Schreiber erzählte noch außerdem vieles Merkwürdige von dieser Stadt und von der guten Ordnung in derselben so wie auch daß der Häuptling, welcher mit den drei Spaniern nach Cuzco geschickt worden sey, mit den beiden andern auf dem Rückwege begriffen sey und von dorther 600 Gold- und Silberplatten so wie, auch eine Menge Gold und Silber, welches ihnen zu Xaura der dort von Chilicuchima zurückgelassene Häuptling gegeben habe, mitbrächten, so daß alles Gold das ankomme 168 Lasten ausmache; als Last rechne man eine Bahre (Paliguere), welche von vier Indianer getragen werde; Silber bringe man nur wenig, auch das Gold käme den Christen nur allmählich und langsam zu und sie würden sehr aufgehalten, weil man viele Indianer zum Fortbringen desselben nöthig habe und weil man es erst, so wie man vorrücke von Ort zu Ort sammle; er glaube indessen, daß sie in Monatsfrist zu Caxamalca eintreffen würden.

Das erwähnte von Cuzco kommende Gold traf am 13 Junius des genannten Jahres zu Caxamalca ein. An Gold kamen 200 Lasten, an Silber 25 Lasten und das Gold schien ein Gewicht von mehr als 130 Centnern zu haben. Nach diesem trafen noch 60 Lasten geringhaltigen Goldes ein, welches größtentheils in schachtelholzdicken und zwei bis vier Hände breiten Platten bestand, die man von den Wänden der Häuser genommen hatte und in denen sich Löcher befanden, womit sie angenagelt zu seyn schienen. – Mit dem Einschmelzen und Vertheilen alles Goldes und Silbers kam man am Tage des h. Jakob zu Stande und nachdem man alles Gold und Silber auf einer Wage gewogen, die Rechnung aufgestellt und alles auf gut Gold reducirt hatte, fand man in allem 1,326,539 Pesos an gutem Gold. Der Seiner Majestät zukommende fünfte Theil betrug nach Abzug der Gebühren des Einschmelzens 262,259 Pesos an gutem Gold. An Silber fand man 51,610 Mark, wovon Seiner Majestät 10,121 Mark zukamen. Nachdem von allem der fünfte Theil und die Gebühren des Einschmelzens abgezogen waren, vertheilte der Statthalter das übrige unter die Eroberer, welche es gewonnen hatten. Von den Reitern erhielt jeder 8880 Pesos Gold und 362 Mark Silber, von den Fußgängern jeder 4,440 Pesos Gold und 181 Mark Silber. Einige erhielten mehr andere weniger, je nachdem es nach dem Dafürhalten des Statthalters jeder dem Ansehen seiner Person und den erduldeten Mühseligkeiten gemäß verdiente. Eine bestimmte Summe Goldes, welche der Statthalter vor der Vertheilung zurücklegte, gab er den Ansiedlern, welche sich in der Stadt Sant Miguel niedergelassen hatten, so wie auch der gesammten Mannschaft, welche mit dem Hauptmann Diego de Almagro eintrafen und allen Kaufleuten und Matrosen, welche nach der Beendigung des Krieges kamen, so daß jeder, welcher sich in diesem Lande befand, seinen Antheil bekam und man deßhalb das Einschmelzen des Goldes mit vollem Rechte ein allgemeines nennen konnte, weil es für alle war. Während dieses Einschmelzens ereignete sich auch noch die merkwürdige Thatsache, daß an einem Tage 80.000 Pesos eingeschmolzen wurden, wahrend man gewöhnlich an einem Tage nur 50 bis 60.000 Pesos einschmolz. Die erwähnte Einschmelzung wurde von den Indianern vorgenommen, unter denen es große Goldschmiede und Schmelzer gibt, welche mit neun Oefen arbeiten.

Ich will nicht versäumen auch die Preise, welche man in diesem Lande für die Lebensmittel und andere Waaren bezahlte, anzugeben, obschon Manche es nicht glauben werden, weil sie so sehr übertrieben sind; ich kann aber die Richtigkeit meiner Angaben verbürgen, weil ich selbst zusah und selbst manches kaufte. Ein Pferd wurde für 2500 Pesos, ein anderes für 3300 verkauft. Der gewöhnliche Preis war 2500 Pesos, man fand aber nicht immer eins dafür. Eine Flasche Wein von drei Schoppen kostete 60 Pesos und ich selbst bezahlte zwei Schoppen mit 40 Pesos. Ein Paar Stiefeln kosteten 30 bis 40 Pesos, ein Paar Beinkleider eben so viel. Ein Mantel kostete 100 bis 120, ein Schwert 40 bis 50 Pesos, eine Knoblauchzehe einen halben Peso; und so waren nach Verhältniß auch die Preise aller übrigen Gegenstände beschaffen. Ein Buch Papier kostete 10 Pesos und ich selbst bezahlte für etwas weniges mehr als eine halbe Unze verdorbenen Safran 12 Pesos. Der Goldpeso gilt einen Castellano. – Ich könnte noch manches von den hohen Preisen, welche alle Gegenstande erreichten und von der Geringachtung des Goldes und Silbers erzählen. Die Sache kam so weit, daß wenn einer dem andern etwas schuldete, er ihm ein Stück Gold auf Gerathewohl ohne es zu wiegen gab; gab er ihm das Doppelte von dem was er schuldig war, so lag ihm nichts daran; die Schuldner gingen von einem mit Gold beladenen Indianer begleitet von Wohnung zu Wohnung und suchten ihre Gläubiger auf um sie zu bezahlen. So viel von der Einschmelzung und Vertheilung des Silbers und von dem Reichthum dieses Landes, wo das Gold und Silber eben so gering geachtet wird wie von den Indianern. – In einem der von Cuzco abhängigen Orte, welcher jetzt Atabaliba gehört, sollen zwei Hauser ganz aus Gold aufgebaut seyn und auch die Ziegeln, womit sie bedeckt sind, durchaus aus Gold bestehen. – Bei dem Golde, welches aus Cuzco kam, befanden sich mehrere aus gediegenem Golde verfertigte Halme mit ihren Aehren an der Spitze, gerade wie sie auf dem Felde wachsen.– Wollte man die mannichfaltigen aus Gold bestehenden Gegenstände, welche herbeigeschleppt wurden, aufzählen, so würde man damit nicht zu Ende kommen. Dabei war auch ein aus einem Stücke gearbeiteter Stuhl, welcher acht Arroben an Gold wog; ferner befanden sich dabei große Brunnen mit Röhren, aus denen das Wasser in ein Becken fiel, welches um dem Brunnen aus einem Stücke bestand; daran waren auf mancherlei Weise verfertigte Vögel und Leute, die Wasser aus dem Brunnen schöpften, angebracht, – alles aus Gold. Ebenso erfuhr man durch die Aussage Atabaliba's, Chilicuchima 's und vieler anderer, daß eben dieser Atabaliba zu Xauxa ganz aus Gold bestehende Schafe und Hirten, welche sie bewachten und zwar alle in natürlicher Größe, besaß. Er hatte diese Stücke von seinem Vater und versprach sie den Spaniern zu schenken. Ueberhaupt erzählte man erstaunliche Dinge von den Reichthümern Atabaliba's und seines Vaters.


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