Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Zum Schlusse wollen wir nun auch Einiges über die Botanik, die Zoologie und Mineralogie der Indianer anführen. Unter Pflanzen und Gewächsen, die ihnen als Nahrung oder zu sonstigen Zwecken dienten, stand der Mais (Arrez) oben an; es gab zwei Arten desselben, eine harte und eine zarte. Er wurde auf sehr einfache Weise gemahlen, indem die Weiber ihn auf eine große Steinplatte trugen und die Männer ihn mit dicken Steinen zerrieben; diese Steine waren halbmondförmig und länglich. Aus dem Mehle machten sie Brod; da ihnen jedoch die ganze Bereitung zu viel Mühe verursachte, so aßen sie ihn gewöhnlich roh oder kochten ihn, jedoch selten zur Suppe, Api genannt, die sie als guten Leckerbissen betrachteten. Wollte man das Mehl von der Kleie sondern, so legte man es auf ein sauberes Baumwollentuch und beutelte es hin und her, so daß das Mehl in der feinen Wolle sitzen blieb, die Kleie dagegen von ihr abfiel. Dann sammelten sie das Mehl in der Mitte des Tuches und legten es nochmals und so oft auf, bis es die erwünschte Feinheit erlangte. Siebe waren ihnen unbekannt. Sie machten aus dem Maismehl drei verschiedene, Arten Brod: Caucu für die Opfer, Humint für die Feste und Tauta gewöhnliches Brod. Außerdem bereiteten die Indianer aus dem Maismehl ihr gewöhnliches Getränk, indem sie dieses in Wasser einweichten. Ebenso verstanden sie aus ihm einen guten Essig zu ziehen. Ans den vor der Reife abgeschnittenen Maisstengeln gewannen sie auch einen vorzüglichen Honig, und getrocknet wurden sie gleich den Blättern als gutes Viehfutter benutzt. Indianer die dem Trunke mehr ergeben waren weichten Çara oder gerösteten Mais in Wasser bis er zu keimen anfing, zermalmten, und kochten ihn dann mit einigen andern Ingredienzien; die Mischung wurde darauf, nachdem sie durchgegohren hatte, bis zum Gebrauche aufbewahrt. Dieses Getränk, Minna? [?] und Sora genannt, war so stark, daß man sogleich von ihm berauscht wurde. Es wurde deßhalb von den Incas verboten. – Den zweiten Rang unter den Getreidearten nahm der Quinu? [?] eine Art Hirse, ein. Er wurde besonders in den Gegenden gepflanzt, in welchen der Mais nicht gut fortkam. Außerdem baute man eine Gattung von Bohnen, die sich von den gewöhnlichen nur darin unterschieden, daß sie etwas größer waren. Sie bereiteten diese Bohnen (Purutu) auf verschiedene Weise zu. Ebenso hatte man Erbsen (Tarvi), die etwas größer und weißer als die gewöhnlichen waren. Es gab auch noch andere Arten Erbsen, die jedoch nicht eßbar waren, sondern nur zum Spielen dienten Mehrere Pflanzen, die von den Indianern gegessen wurden, besonders in den Provinzen wo der Mais nicht gedieh, wuchsen unter dem Boden. Das vorzüglichste dieser Gewächse hieß Papa und vertrat die Stelle des Brodes. Der Papa wurde gekocht oder zerröstet gegessen oder zu Brühen verwendet, nachdem man ihn in der Kälte hatte ausfrieren und an der Sonne trocknen lassen; denn nur auf solche Weise konnte er aufbewahrt werden. Auch wurde dieser Papa, der sehr zart war, roh gegessen; der Geschmack war süßlich. Der Anus glich dem Papa, nur fiel sein Geschmack etwas ins Bittere und er war deßhalb ungekocht nicht genießbar. Die Indianer behaupteten, er entziehe die Zeugungskraft, weßhalb sie auch bei dessen Genuß kleine Ruthen in der Hand hielten, damit er ihnen nicht schaden sollte. Ferner hatten die Indianer mehrere Arten Kartoffeln, Apichu genannt, von verschiedener Farbe, rothe, weiße, gelbe und schwarze; ferner Kürbisse (Calallu), eine Art Mandeln (Inchic), welche roh gegessen Kopfweh verursachten, aber sehr schmackhaft und süß wie Honig waren. Man machte Kuchen und gutes Oel daraus, das man auch bei verschiedenen Krankheiten als Heilmittel anwandte. Ein anderes Gewächs, Cuchuchu genannt, das nur in kalten Gegenden gedieh, wurde roh gegessen; es war sehr zart und leicht zu verdauen. Diese Pflanze und die Inchic waren Leckerbissen, die nur von den Reichern genossen wurden. – Eine ganz vorzügliche Frucht war die Cacham, welche der Gurke glich; sie war wie diese der Verdauung nicht zuträglich und besonders den Fieberkranken schädlich; Es gab deren drei Gattungen von verschiedener Größe; die mittlere einem Herz ähnliche war die beste; sie wuchs in kleinen Waldungen. – Ferner hatte man verschiedene Baumfrüchte, wie die Savintu. Diese Savintu sind rund und so groß wie ein mittelmäßiger Apfel, ihre Schale ist sehr zart und ihre Körner so groß wie Traubenkerne. Es gab deren die von außen gelb und im Innern roth und von so verschiedenem Geschmacke waren, daß sie einen ganz süß schmeckten und die andern wegen ihrer Säure nicht genossen werden konnten. Es gab auch deren von anderer Farbe. Ferner hatte man Früchte, die man Pacay und andere die man Palta hieß. Die letztern waren Birnen, dreimal so groß wie die spanischen. Rucma hieß eine Art Orangen. Ebenso hatten sie eine Art Pflaumen (Ussun); sie waren roth und sehr süß. Von den Fruchten des Baumes Mulli, die gleich Trauben aufeinander hingen und dem getrockneten Koriander glichen, bereiteten sie ebenfalls einen Trank; die Blätter dieses Baumes sind klein und stets grün. Wenn man die Frucht kostet, so ist sie auswendig süß, inwendig herb und bitter, man kochte sie deßhalb in Wasser und drückte sie mit den Händen bis sie allen süßen Saft abgegeben hatte; der Saft wurde dann im Verlauf von drei oder vier Tagen abgeklärt und das Getränk war fertig. Es soll sehr wohlschmeckend und besonders gegen Kolik und Blasenbeschwerden sehr heilsam gewesen seyn. Mischte man es mit dem Maisgebräue, so war es noch besser und schmackhafter. Kochte man den Saft ganz ein, so gab es guten Honig; setzte man ihn dagegen mit einigen Ingredienzien in die Sonne, so bildete sich guter Essig. Die Blätter dieses Baumes wurden zu Bädern angewendet und sollen sehr gute Dienste gegen die Galle und die Augenschwüre geleistet haben; sein Holz dagegen wurde zu Zahnstochern verarbeitet oder zu Kohlen verbrannt, die ganz vorzüglich waren und so lange anhielten bis sie sich gänzlich in Asche verwandelt hatten.
Das gewöhnlichste und beliebteste Getränke aber wurde aus einer Art Pfeffer (Uchu) fabricirt. Die Indianer tranken es so gern daß sie dasselbe in reichem Maaße genossen, selbst wenn sie nichts als rohe Wurzeln und rohe Kräuter zu essen hatten; es war deßhalb auch bei ihren strengsten Fasten verboten, auf daß sie sich freiwillig eines Genusses enthielten, an welchem sie mit aller Leidenschaft hingen. Es gibt drei Arten dieses Pfeffers, die gewöhnlichste ist dick, länglich und ohne Spitzen; er wurde zugleich mit dem Fleische gegessen, so lange er noch nicht reif war und noch nicht seine volle rothe Falbe angenommen hatte. Die zweite Art war gelblich und die dritte schwarz. – Außerdem fand man Pfeffer von der Größe des kleinen Fingers; ihn schätzte man am höchsten und er wurde deßhalb auch gewöhnlich in den Palästen des Königs und der Incas gebraucht; ferner gab es noch ganz kleinen Pfeffer, der wie die Kirsche an einem Stiele hing und dieser ähnlich war. – Aus einem andern Baume, Chuchan genannt, bereitete man mehrere Arten Hanf, der theils zu Thauen theils zu Geweben verwendet wurde; aus den Wurzeln des Baumes zog man eine Seife, mit welcher sich die Frauen den Kopf wuschen. Sie soll außerdem Kopfschmerzen so wie die Flecken im Gesicht vertreiben und das Wachsen der Haare befördert haben. Merkwürdig ist die Art und Weise, wie mit dieser Wurzel die Weiber ihre Haare schwarz färbten. Sie trugen nämlich das Haar sehr lang, so daß es über die Schultern fiel oder banden es mit einer Schnur einfach auf den Kopf. Wurden ihre Haare weiß oder fielen sie ihnen aus, so kochten sie die Wurzel des Chuchan In einem Kessel und hingen mit vorgebeugtem Kopf die Haare in die siedende Flüssigkeit; in dieser peinlichen Stellung blieben sie zwei bis drei Stunden und ihre Haare waren dann schwarz und glänzend wie das Gefieder der Raben.
Den ersten Rang unter den Früchten nahmen die ein, welche ein gewisser Baum, von den Spaniern Platane genannt, trug; er glich der Palme, seine Blätter waren sehr breit und grün, standen aufrecht und aus ihrer Mitte wuchs eine traubenartige Frucht hervor, bisweilen mit 300 Beeren; die Trauben waren ungefähr eine Viertel Elle lang und drei Finger dick. Wenn sie zu reifen anfingen, wurden sie abgepflückt, damit sie den sehr schmächtigen Baum durch ihr Gewicht nicht zu Boden drückten, in gewisse Gefäße gebracht und mit einem Kraute zugedeckt das sie völlig reif machte. Das Mark ist so zart und süß, daß es an der Sonne getrocknet als eine sehr seine Confiture gelten kann. Außerdem machte man auch die Frucht mit Honig ein. Der Baum selbst wird nur zwei Ellen hoch, und die Früchte welche an ihm selbst reifen, schmecken am vorzüglichsten. – Unerwähnt dürfen wir auch das Kraut Cuca nicht lassen. Der Cuca ist eine Staude von der Größe des Weinstocks, hat sehr wenig Aeste aber viele außerordentlich feine Blätter, die ungefähr einen halben Zoll lang und einen Zoll breit sind. Obgleich ihr Geruch nicht sehr angenehm st, so kann man ihn doch auch nicht widerlich nennen. Die Indianer schätzen diese Blätter höher als Gold, Silber und Edelsteine und zogen deßhalb auch die Staude mit der größten Sorgfalt. Sie werden an der Sonne getrocknet und gekaut, aber nicht verschluckt. Der Cuca schützt den Körper vor verschiedenen Krankheiten und er wird deßhalb in der Medicin auf verschiedene Weise angewendet. Zu Pulver gestoßen hat er die specifische Eigenschaft daß er den Brand der Wunden verhindert, schwache Knochen stärkt, den Körper erwärmt und alte Wunden, in denen sich Würmer zu bilden anfangen, heilt. Da er solche äußere Uebel heilt, so hebt er wahrscheinlich ebenso gut auch innere. Auch gegen Zahnweh und zur Stärkung der Zähne wurden diese Blätter, die dreimal während des Jahres abgepflückt und als bedeutender Handelsartikel in Körben nach allen Gegenden versendet wurden, angewendet. – Von der Tabakspflanze haben wir schon gesprochen.
Als die Spanier Peru erobert hatten, brachten sie viele europäische Gewächse dahin, die bis zu dieser Zeit dort unbekannt gewesen waren. So brachte eine spanische Dame, Maria de Escobar, zuerst das Korn; Francesco Caravantes von Toledo den Weinstock nach Peru. Obgleich der Wein, den man daselbst machte, von vorzüglicher Güte war, so zogen die Indianer ihm doch ihr altes Getränk vor. – Antonio Ribera pflanzte daselbst im Jahr 1560 die ersten Oliven, Feigen, Granaten, Orangen und Melonen. Er legte einen großen Garten an und ließ denselben von 100 Negern und 30 Hunden bewachen, damit ja niemand einen Olivensetzling sich verschaffen und ihn anderswo anpflanzen könnte. Trotzdem wußte man wahrscheinlich einen Neger zu gewinnen, der einen Zweig lieferte und dadurch die größere Verbreitung dieses Baumes beförderte. – Ebenso pflanzte man daselbst mit vielem Glück das Zuckerrohr und die verschiedenen europäischen Küchengewächse an, als Rüben, Cichorie, Lattig, Zwiebeln, Spinat, Artischoken, Spargel, Petersilie und so weiter; ferner Wicken, Bohnen, Linsen, Anis, Senf, Paradieskörner, Reis, deßgleichen viele Blumen, wie Rosen, Jasmin. Alle diese Pflanzen und noch viele andere gediehen in dem herrlichen Klima aufs beste und verbreiteten in den Gegenden, wo man sie angebaut hatte, reichlichen Ueberfluß; so trug unter andern das Korn zweihundert siebenzigfach! So erzählen die Spanier von Rüben, die so dick geworden seyn sollen, daß sie nur von mehreren Pferden fortgezogen werden konnten. Sie waren dabei so dick, daß ein Mann sie nicht umfassen konnte.
So wie die Botanik durch die Entdeckung Amerika's bereichert wurde, ebenso erhielt die Zoologie durch sie einen bedeutenden Zuwachs. Es kann nicht unsere Absicht seyn, alle Thiere die man im Reiche der Incas auffand, hier anzuführen; wir wollen nur die erwähnen, welche von den damaligen gleichzeitigen spanischen Autoren, die das peruanische Reich beschrieben, besonders hervorgehoben werden. Vor allem können sie die trefflichen Eigenschaften des Lama nicht genug rühmen; es wurde besonders als Lastthier gebraucht und trug als gewöhnliche Last ungefähr zwei Centner auf einem Tagmarsch von drei Meilen, denn es kann keine große Anstrengung ertragen und geht ziemlich langsam; bringt man es mit Gewalt aus seinem gewöhnlichen Schritt, so ermüdet es sogleich und läßt sich fallen, ohne daß man es auf irgend eine Weise wieder auf die Beine bringen kann; es bleibt dann nichts anders übrig als es sogleich abzuschlachten.
Von der Ziegengattung, welche die Indianer Vicuna nannten und die ihnen ungemein feine Wolle lieferte, war schon früher die Rede. Außerdem waren in Peru eine Art Hirsche, Taruca genannt, einheimisch, etwas kleiner als die europäischen Hirsche; ferner Luchse, Füchse, verschiedene Katzenarten, unter andern eine Namens Anas; Kaninchen von mannichfacher Farbe sowohl zahme als wilde, sie hießen Coy; eine andere Kaninchenart hatte den Namen Vizcacha. Unter den wilden Thieren wird besonders der Löwe (Puma) genannt, der aber weder so groß noch so wild ist als der afrikanische. Ferner gab es Bären (Veumari), die sich besonders auf den hohen Bergen aufhielten; Tiger (Acturuncu) traf man nur in den Andes, ebenso die großen Schlangen, Amaru genannt: Es gab auch kleinere Schlangen und sehr gefährliche Vipern; ferner eine Art Büffel und Affen, große und kleine, geschwänzte und ungeschwänzte in großer Menge. Hausvögel hatten die Indianer nicht mit Ausnahme einer Gattung von kleinen Gänsen. Von den übrigen vielen Vögelgattungen die man entdeckte, führen die damaligen Spanier besonders verschiedene Arten Adler an, die jedoch nicht so groß wie die spanischen waren; mehrere Arten Falken, und eine Gattung der letztern hieß Nebli. Als besonders schrecklich werden die Condore von ihnen geschildert, die mit ausgespannten Flügeln sechzehn Fuß maßen. Ferner sind zu nennen eine Art Kolibri, von den Indianern Quenti genannt, die so klein sind, daß man sie im Fluge für Schmetterlinge oder Bienen hielt; eine Art wilder Hühner (Suyuntu), Rebhühner (Yutu), Tauben (Urpi), Turteltauben (Cocohuay), Schwalben, Strauße (Suri) und so weiter. – Besondere Aufmerksamkeit erregten die vielen Gattungen schöner Papagayen. – Auch neue Gattungen von Fischen traf man an, die aber von den Entdeckern so wenig genau bezeichnet werden, daß man nichts Näheres darüber mitzutheilen vermag.
Die Spanier fanden endlich in dem indianischen Reiche eine große Menge von Edelsteinen und Perlen. Zur Zeit der Incas wurden keine andern Edelsteine entdeckt als Smaragden und Türkisen; außerdem gab es eine Anzahl schöner Krystalle, deren Bearbeitung und Behandlung die Indianer aber nicht verstanden. Die Smaragden kamen aus den Bergen der Provinz Manta; alle Bemühungen der Spanier, die Fundgruben zu entdecken, blieben fruchtlos; doch wurde eine solche Menge nach Spanien gebracht, daß sie daselbst beinahe in Unwerth geriethen; auch waren sie nicht so schön wie die von Porto Viejo, doch häufig von bedeutender Größe. Garcilasso de la Vega sah deren in Cuzco, die so groß wie kleine Nüsse, rund und in der Mitte durchlöchert waren. Die Indianer schätzten die Smaragden höher als die Türkisen. Von Perlen machten die Indianer, obgleich sie ihnen bekannt waren, keinen Gebrauch; denn da die Incas, denen das Wohl ihrer Unterthanen mehr als die Vermehrung ihrer Schätze am Herzen lag, sahen, mit welchen Mühen deren Zutageförderung aus dem Meer verknüpft, war, verboten sie das Perlenfischen ganz und gar. Später, zur Zeit der Spanier, förderte man eine solche Menge zu Tage, daß sie nach der Aussage spanischer Schriftsteller so gewöhnlich waren, daß sie nur noch von Negersklaven getragen wurden. Man fischte sie an verschiedenen Stellen, hauptsächlich aber an der Landenge Panama, wo die Perleninseln liegen, und an dem Rio de la Hacha (in Columbia). Hier wurden die Muscheln von geschickten Tauchern, die oft eine halbe Viertelstunde unter Wasser geblieben seyn sollen, mit großer Anstrengung von den Felsen abgelöst. Im Jahre 1564 brachte man eine solche Menge Perlen nach Spanien, daß sie zu Sevilla haufenweise verkauft wurden. Eine der merkwürdigsten Perlen war die, welche Don Diego de Temes aus Panama brachte und dem König Philipp II von Spanien anbot. Sie hatte eine birnenförmige Gestalt mit langem Stiele und war so groß wie das dickste Taubenei. Sie wurde auf 14.400 Ducaten geschätzt, doch der Juwelier des Königs behauptete sie sey 14.000, 30.000, 50.000 und 100.000 Ducaten werth, um anzuzeigen daß man ihren Werth nicht bestimmen könne, weil sie ihres gleichen in der Welt nicht habe. Sie wurde deßhalb auch Peregrina (die Fremde) genannt. Auch reiste man nach Sevilla, um diese Merkwürdigkeit zu betrachten. Ein Negerknabe hatte sie gefischt, und die Muschel, in der sie sich befand, war so klein, daß man kaum eine Perle von 100 Realen Werth darin zu finden hoffte und im Begriff war sie wieder ins Meer zu werfen. Der Neger erhielt für diesen glücklichen Fang seine Freiheit und sein Herr wurde zu einer Beamtenstelle befördert. – Man bearbeitete die Perlen nicht weiter, als daß man sie durchlöcherte, und ließ sie gewöhnlich so wie man sie aus den Muscheln zog. Man konnte sie deßhalb nicht gut bearbeiten, weil sie von Natur aus mit dünnen Schuppen oder Blättchen, wie die Zwiebeln mit Häutchen, überdeckt sind. Man fand runde, weniger runde, längliche und platte Perlen, die birnenförmigen wurden am höchsten geschätzt. Eine so geformte Perle oder auch eine runde hatte den doppelten Werth, wenn man eine gleiche auffand, weil man sie dann zu Ohrgehängen verwenden konnte. Es verdient hier noch bemerkt zu werden, daß die Perlen mit der Zeit ihren Glanz verlieren und trüb werden; man hebt dann die erste Hülse ab, unter der man ihren ursprünglichen Glanz wieder findet. Doch verliert die Perle hierdurch an Größe und mithin bedeutend an Werth. Davon ist jedoch die beste Sorte ausgenommen, indem sich diese nicht trübt.
Außer den Perlen brachte man eine ungeheure Menge Gold und Silber aus dem Reiche der Incas nach Spanien, und zwar zog man jährlich zwölf bis dreizehn Millionen Ducaten Gold aus den peruanischen Minen. Man traf es in ganz Peru an, jedoch in der einen Provinz mehr als in der andern. Selbst auf der Erdoberfläche lag es zu Tag, man fand es in Flüssen, in Bächen, in Spalten, die von Regenströmen in den Boden gerissen waren. Man wusch es aus dem Sande, der wegen seines reichen Inhalts den Namen Goldstaub erhielt. Auch fand man es gediegen in Stücken von zwei bis drei, ja einige behaupten bis zu zwanzig Pfunden. Diese Stücke waren theils rund, theils platt, theils länglich. Sein Gehalt wechselte zwischen achtzehn und zwanzig Karat; das aus den Minen von Callawaya hatte sogar vierundzwanzig Karat. – Das Gold wurde mit geringern Kosten als das Silber gewonnen; die Reinigung des letztern war schwieriger. In den verschiedenen Provinzen Peru's fand sich eine große Anzahl von Silberminen; sie wurden jedoch bei weitem von denen über troffen, die man 1546 zu Potosi entdeckte. Der Berg, in welchem sie liegen, hat die Gestalt eines Kegels oder Zuckerhutes, mißt am Fuße eine Stunde und in der Höhe eine Viertelstunde im Umfang. Der Gipfel ist rund und bietet eine schöne Aussicht dar. Diese Minen gehörten anfänglich dem Gonzalo Pizarro. Die Masse Silber, das aus ihnen gewonnen wurde, ist zu bekannt als daß wir weiter etwas darüber anzuführen für nöthig halten, und bemerken nur daß der Silberwerth in Peru in kurzer Zeit auf das Drittel und Viertel heruntersank. – Auch das Quecksilber war den Indianern nicht unbekannt, es wurde jedoch dessen Ausbeutung von den Incas ganz und gar verboten, weil man bemerkte daß es die Gesundheit derer, welche mit ihm umgingen, gefährdete. Die Indianer hatten deßhalb auch einen solchen Abscheu vor demselben, daß sie selbst dessen Namen aus ihrer Sprache verbannten. Dagegen gestatteten die Incas das Graben des in den Quecksilberminen befindlichen Zinobers, weil man sehr leidenschaftlich an der rothen Farbe hing. Der Gebrauch dieses Zinobers war jedoch den gemeinen Leuten verboten, weil die Incas fürchteten ihre Unterthanen möchten durch das zu häufige Verweilen in den feuchten Quecksilberhöhlen ihrer Gesundheit schaden; nur Frauen von königlichem Geblüte durften sich damit schmücken; jedoch huldigten nur junge und schöne Frauen dieser Mode, bei ältern hielt man es für unschicklich und lächerlich. – Sie legten dieses Roth nicht wie unsere Damen auf die Wangen, sondern zogen damit von den Augenwinkeln bis zu ben Schläfen mit einem Pinsel einen Streifen von der Breite eines Strohhalms.
Die Indianer verstanden anfangs nicht das Silber zu reinigen und zu schmelzen, denn es verflüchtigte sich über der Flamme statt in Fluß zu gerathen, ohne daß sie sich den Grund davon zu erklären vermochten. Nach mehreren Versuchen kamen sie endlich auf den Gedanken das Silber mit Blei zu mischen, und erreichten so ihren Zweck. Die Mischung fand in gewissem Verhältniß statt, und das Silber wurde dann in tragbaren Oefen geschmolzen. – Zu welchen Zwecken die Indianer das Gold und Silber verwendeten, haben wir bereits bemerkt; es diente nur zur Verzierung oder zur Fertigung von Gegenständen, welche das Ansehen und die Pracht der Inca zu erhöhen bestimmt waren. Wir haben früher erwähnt, wie mehrere spanische Kaufleute einen See abgraben wollten, um die in ihn versenkten Schätze, unter andern die große goldene Kette welche der Inca Huayna Capac hatte fertigen lassen, zu gewinnen. Die Geschichte der Entstehung dieser berühmten Kette ist zu eigen und merkwürdig, als daß wir sie unfern Lesern vorenthalten sollten. – Jede Provinz des indianischen Reichs hatte ihre eigenthümlichen Tänze, die stets von ihnen beibehalten winden. Wenn die Incas tanzten, machten sie keine Sprünge wie die übrigen Tänzer, sondern ihr Tanz war ernst und anständig. Es wurden nur Männer zu den Tänzen zugelassen, und einer derselben bestand hauptsächlich darin, daß sie sich einander die Hände gaben und so eine Kette bildeten. Es nahmen, je nach dem geringern oder höhern Grade des Festes bisweilen dreihundert Personen an diesem Tanze Theil, doch mußten sich die tanzenden Personen aus Ehrerbietung stets in einer gewissen Entfernung vom König halten. Der erste der den Tanz anführte, schritt voran, und die andern folgten ihm, so daß sie immer weiter vorwärts tanzten, bis sie zu der Stelle, an welcher sich der Inca befand, gelangt waren. Einer nach dem andern stimmte nun einen Gesang an, der mit dem Tanze gleiche Cadenz hatte und ein Lob auf den Inca, dessen Vorgänger und ähnliches enthielt. – Diese Art des Tanzes brachte den Inca Huayna Capac auf den Gedanken, es müsse hehrer und ernster aussehen, wenn man beim Tanze eine Kette in der Hand hielte, und er befahl deßhalb die so berühmte Kette, von der wir reden, zu fertigen. Sie reichte von dem einen Ende des großen Platzes zu Cuzco, wo bekanntlich die Hauptfeste der Indianer gefeiert wurden, bis zum andern. – Obgleich die Kette für den Tanz nicht so groß hätte seyn dürfen, so bestellte sie der Inca doch so, um seine reiche Pracht desto anschaulicher zu machen. Der Platz, Haucaypata genannt, war von Norden nach Süden ungefähr zweihundert Schritte lang und von Osten nach Westen hundertfünfzig Schritte breit. Die ganze Kette maß mithin dreihundertfünfzig Schritte oder siebenhundert Fuß, und war so dick wie eine Faust!