Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

»Mutter –«

Mutter und Kind – in diesem Worte begreife ich die sich ewig erhaltende, ewig sich verjüngende Menschheit. Mutter und Kind – Maria mit dem Knaben – wurde nur daher, konnte nur daher bleiben: ein Symbol der Religion. »Unbefleckte Empfängnis« – gewiß spielte auch hier das Naturhafte, das Unterbewußte, Unbewußte die schöpferische Rolle. Denn kann das Befleckung sein, was nichts andres als die Erfüllung der höchsten Bestimmung des Weibes ist? Muß das nicht vielmehr – wenn das Kind eine Blüte der Menschheit bedeutet – ein Heiliges sein? Die Mutterliebe ist die natürlichste, weil die am wenigsten und am meisten egoistische Liebe in der Natur. Denn sie ist ebensosehr die absolute Liebe des nur Gebenden zum nur Empfangenden, wie sie – unbewußt – die Liebe zu nichts anderem als nur zum eigenen Blute ist. Sie ist ebensosehr die Richtung auf das eigene Ich, als sie – unbewußt – die Richtlinie zur Erhaltung der Menschheit ist. So gipfelt in dem einen Wort »Mutter« Sein und Sinn der Menschheit und der Natur.

Otto Borngräber.