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Einer jungen Frau in Wilhelmsdorf war das einzige Kind gestorben. Sie weinte über alle Maßen und konnte sich nicht zufrieden stellen. Jede Nacht lief sie hinaus auf das Grab und jammerte, daß es die Steine hätte erbarmen mögen. In der Nacht vor dem heiligen Dreikönigfeste sah sie Perchtha nicht weit vor ihr vorüberziehen, da gewahrte sie, den andern Kindern hinterdrein, ein kleines mit einem ganz durchnäßten Hemdchen angetan, das in der Hand einen Krug mit Wasser trug und matt geworden, den übrigen nicht folgen konnte.
Ängstlich blieb es vor einem Zaun stehen, den Perchtha überschritt und die andern Kinder überkletterten. In diesem Augenblick erkannte die Mutter ihr Kind, eilte hinzu und hob es über den Zaun. Während sie es so in den Armen hielt, sprach das Kind: »Ach, wie warm sind Mutterhände! Aber weine nicht so sehr, du weinst mir meinen Krug sonst gar zu schwer und voll, da sieh, ich habe mir mein ganzes Hemdchen schon damit beschüttet.« Von jener Nacht an, so erzählt man in Wilhelmsdorf, habe die Mutter aufgehört zu weinen.
Zu Bodelwitz erzählen die Leute, das Kind habe gesagt: »Ach, wie warm ist Mutterarm,« und seiner Bitte: »Mutter weine nicht so sehr,« dann noch die Worte beigefügt: »Ich muß ja jede Zähre, die du weinest, in meinem Krug sammeln.« Da weinte sich die Mutter noch einmal herzlich aus und weinte dann nicht mehr.