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Er stieg nieder und trat auf Dareios zu (S. 40).

III.
Der Hohepriester Amalek

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Indessen beobachtete Alexander den Gallier mit einem Blicke, der Besorgnis einflößen konnte. Ich dachte bei mir selbst, er würde ihn samt seinem Pferde mit Pfeilschüssen töten lassen.

Pendragon dagegen, stolz und kühn, wie ein Sohn des Zeus, behielt seine ruhige Haltung; er wartete.

Endlich hatte der König seinen Entschluß gefaßt.

»Ich sehe wohl«, sagte er, »du kannst mit meinen Freunden nicht leben ....«

»Nein«, unterbrach ihn der Gallier, »deine Freunde können mit mir nicht leben. Was mich betrifft, so behelligen sie mich nicht. Kein Mensch und kein Ding auf der Welt wird mich jemals behelligen.«

Alexander mußte lachen.

»In der That«, sagte er, »du scheinst mir danach angethan, dir überall Platz zu verschaffen. Im übrigen gefällst du mir und ich behalte dich ....«

Der Gallier machte hier eine bezeichnende Bewegung.

»... So lange natürlich, als du mein Freund sein willst. Für einstweilen gebe ich dir das Kommando über das Korps der »verlornen Söhne« in meinem Heer. Ihr letzter Führer Klearchos ist kürzlich beim Übergang über den Tigris gefallen und noch nicht ersetzt. Du wirst immer die Vorhut bilden und den ersten Stoß aushalten. Bei deinem Naturell wird dir hoffentlich dieser Posten zusagen.«

»Ausnehmend wohl!« antwortete der Gallier.

»Was Sold und Beute betrifft ...«

»Ich werde meine Pflicht thun«, erwiderte Pendragon.

Hierauf ließ ihn der König mit Nadjed zu seinem Posten führen und behielt mich bei sich, um den Hohenpriester aus Chaldäa auszufragen.

Amaleks Blicke folgten lange dem scheidenden Pendragon; dann murmelte er einige chaldäische Worte, die weder ich noch der König verstand.

»Was sagst du da?« fragte Alexander ihn in persischer Sprache, die er ziemlich gut sprach.

»Daß dieser Gallier den Mut des Löwen in seinen Adern hat und daß er über kurz oder lang eine Krone tragen wird.«

Alexander wurde rot vor Zorn.

»Solange ich lebe, wird niemand die Krone tragen«, sprach er, »und wenn dieser Barbar es je wagen sollte ...«

Eine entsprechende Bewegung führte seinen Gedanken zu Ende. Augenscheinlich hätte er ihn gleich dem geringsten Sklaven töten lassen.

Aber Amalek antwortete in ernstem Ton:

»Ich habe nicht gesagt, daß er deine Krone nehmen wird. Was diesen Punkt betrifft, so weiß ich nichts. Übrigens wird Baals Wille geschehen. Wenn Baal diesen jungen Barbaren mit seiner Wehr beschützt und ihm sein unbezwingliches Schwert leiht, so wirst weder du, noch Dareios, noch irgend ein Mensch ihn aufhalten können.«

Alexander blieb eine Weile nachdenklich, denn er kannte das tiefe und beinahe unfehlbare Wissen der chaldäischen Priester.

Er zitterte sogar vor ihnen, er, der den Tod als einen Kriegsgefährten, nicht als einen Gegner ansah, den er zu fürchten brauchte.

Endlich richtete er seine Augen auf Amalek und sagte:

»Unter welchen Umständen bist du ihm begegnet? Was ist vorgefallen? Hat er dich als Gefangenen weggeführt, wie er sich dessen rühmt, oder bist du ihm freiwillig gefolgt, um zu mir zu kommen?«

»Beides, großer König«, antwortete der Chaldäer. »Er hat mich mit Gewalt im Zelt des Dareios ergriffen, aber ich wußte im voraus, daß man mich dort ergreifen werde und ich war freiwillig dahin gegangen, um mich ergreifen zu lassen.«

»Das ist vielleicht wahr, jedenfalls aber sehr sonderbar«, sagte jetzt Alexander. »Welchen Grund hattest du, zu mir zu kommen, den du zuvor noch nie gesehen hattest?«

Amalek nahm sich zusammen und sprach:

»Zwei Gründe, großer König, mein Interesse und das deinige. Willst du ohne Schwertstreich Herr von Babylon werden, der größten und reichsten unter sämtlichen Städten Europas und Asiens? Der Stadt, deren Besitz dich zum Herrn des Perserreichs machen würde?«

»Gewiß!« sagte der Makedonier.

»Und welchen Preis willst du für seine Eroberung zahlen?«

»Den, welchen du von mir verlangen wirst.«

»Wohlan, Herr, ich werde dir Babylon geben, aber du, du wirst mir meine einzige Tochter Drangiane wiedergeben, die mir teurer ist als alle Schätze Asiens.«

Alexander reichte ihm die Hand und sprach:

»Greis, am Tage nach meinem Einzuge in Babylon werde ich dir deine Tochter zurückgeben. Ich nehme die unsterblichen Götter zu Zeugen! Aber wie kam es, daß Drangiane meine Gefangene wurde?«

Er wandte sich gegen mich und fragte:

»Weißt du etwas davon, Sosikles, du, der für den geschwätzigsten und neugierigsten der Athener gilt, welche selber wieder die geschwätzigsten und neugierigsten aller Menschen sind?«

Ich antwortete bescheidentlich:

»Herr, es ist meine Pflicht, alles zu erfahren, und mein Recht, alles zu erzählen; aber wenn mein Geschwätz dich langweilt, so gibt es ja ein sehr einfaches Mittel: man lasse mich ungefragt, dann brauche ich dir keine Geschichte von diesem oder jenem zu erzählen.«

Er klopfte mir lachend auf die Schulter und sagte:

»Mein Freund, sei nicht böse. Es war nur ein Scherz. Kennst du Drangiane? Ist sie gefangen in meinem Lager?«

Der alte Amalek sah mich mit einem Blick der qualvollsten Unruhe an, als läge in meiner Hand die Entscheidung seines Geschickes; ich antwortete:

»Herr, die schöne Drangiane – denn sie ist durch ihre Schönheit im ganzen Reiche berühmt – ist nach der Schlacht bei Issos zusamt den beiden Königinnen – der Mutter und der Frau des Dareios – und den Frauen und Töchtern der vornehmsten persischen Satrapen in die Gefangenschaft geraten. Sie ist im Lager, ihr Zelt stößt an das, worin sich die Mutter des Dareios befindet. Sie verläßt es, wie alle Prinzessinnen, nur in Begleitung ihrer Frauen und ist dann in einen langen Schleier gehüllt, der sie den Blicken der Männer entzieht.«

»Wie kannst du denn wissen«, fragte Alexander lachend, »daß sie schön ist?«

»Die alten Frauen in ihrem Geleit und in dem der beiden Königinnen, die sie gesehen haben, sagen es und behaupten, es habe nie eine vollendetere Schönheit gegeben.«

»Ich hätte Lust, sie auch einmal zu sehen.«

Amalek erwiderte in ernstem Tone:

»Von Männern wird allein ihr Gemahl sie sehen am Tage der Hochzeit: jeder andre würde sein Leben dabei verlieren.«

– »Aber«, fragte der König, »wen soll sie heiraten?«

– »Denjenigen, den Baal bezeichnen wird.«

Er fügte mit feierlicher, orakelmäßiger Stimme hinzu:

»Und dieser Mann wird der Führer eines unermeßlichen Volkes sein!«

Von dieser Antwort betroffen, fragte Alexander nach einigem Nachdenken:

»Du, der du im Namen Baals sprichst, wer bist du?«

– »Ich bin«, erwiderte Amalek, »Hoherpriester und König der Chaldäer, welche Babylon bewohnen, und die einst Herren des halben Asiens waren .... Du wirst bald den Palast meiner Väter sehen, der an Größe alle in Griechenland und Ägypten überragt, und dessen terrassenförmiges Dach sich dreihundert Fuß hoch über dem Boden am linken Ufer des Euphrat erhebt.

»Auf der Terrasse selber ragen vier große Türme empor, so hoch wie siebzig hochgewachsene Männer, die übereinander aufgestellt werden; sie halten Wache an den vier Enden des Horizontes, wie lanzenbewaffnete Krieger. Der nördliche sieht auf die Berge Armeniens, wo der Euphrat entspringt, der mit der Ruhe und Majestät des Vaters der Flüsse Mesopotamien sich zuwendet, und der Tigris, der neben ihm mit der Schnelligkeit des Pfeiles dahineilt.

»Der westliche Turm schaut gegen die syrische Wüste und die Stadt Damaskus, hinter welcher die grünen und dunkeln Wälder des Libanon aufsteigen.

»Der Turm gegen Süden zeigt den Augen die Ebene, wo der Persische Golf seinen Anfang nimmt, diese Einbiegung eines unbekannten Ozeans, der Afrika und Indien bespült, und der sich noch weit darüber hinaus dehnt, bis ans Ende der Erde.

»Endlich, vom östlichen Turm aus, der höher und schöner ist als die andern, gewahrt man, o großer König, das Thal des Tigris und darüber hinaus die Gebirge von Susiana, an deren Fuß man die weiße, mit dem Rücken an einen dreißig Meilen langen Wald gelehnte Stadt Susa erblickt, einer Neuvermählten ähnlich, die am Wege ihres Gatten harrt.«

»O!« sagte Alexander, »das ist ja sehr bemerkenswert. Nimm Notiz davon Sosikles. In der That, ein prächtiger Palast und eine des Palastes würdige Landschaft.«

Dann, an den Hohenpriester sich wendend:

»Aber in allem, was du da von Babylon erzählst, Amalek, sehe ich nur Mauern, die zwar erstaunlich hoch, indes schließlich doch nur ein Haufen von Ziegelsteinen sind ... Deine Vorfahren hatten ja, wenn sie in ihrer Stadt lustwandelten, nicht einmal einen Grashalm, um ihren Fuß darauf zu setzen?«

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Sie ritten wie Götter in den Straßen Babylons auf turmhohen Elefanten (S. 37).

Amalek lächelte.

»Das habe ich erwartet«, sagte er. »Sie hatten vor sich das Gebirge und die Ebene, die Zeit und den Raum, diese vier Unendlichkeiten.«

Nach diesen Worten sammelte er sich einen Augenblick, dann fuhr er fort:

»So konnten sie wie Götter in den Straßen Babylons spazieren reiten, auf turmhohen Elefanten, vor sich dreimalhunderttausend Reiter und hinter sich fünfmalhunderttausend Fußtruppen, umgeben von einer Leibgarde von dreihundert Satrapen, worunter sechzig Könige; von fern verkündeten ihre Ankunft zehntausend Trommeln und sechstausend Trompeten, während eine Bevölkerung von über drei Millionen, Männer, Weiber und Kinder, die sich auf die Straßen, Plätze und Kreuzwege ergoß, voll Bewunderung, Furcht und Verehrung sich vor ihnen niederwarf.«

– »Ach«, sagte Alexander, »deine Vorfahren waren glückliche Menschen!«

Ich sah, daß er ihr Los beneidete, dieser Makedonier, dessen Vater in seiner Jugend genötigt war, auf Kosten seiner thebanischen Gastfreunde zu leben.

»In der That, sie waren glücklich«, wiederholte mit feierlicher Stimme Amalek, »solange sie dem Willen Baals gehorchten; aber sie vergaßen bald die Wohlthaten, womit Baal sie überhäuft hatte, und vernachlässigten seine Altäre. Da wandte er sein Angesicht von ihnen und überlieferte sie den Medern und den Persern; Kyros drang während einer Nacht in Babylon ein. Oh! es war eine Mord- und Schreckensnacht! ... Er tötete Belsazar, den Großvater meines Älterahns, und seine achtzig Söhne. Ein einziger, kaum ein Jahr alt, wurde von seiner Amme gerettet und in einem unterirdischen Gewölbe unter dem Altar des Gottes versteckt. Hier lebte er zwanzig Jahre, chaldäische Priester unterrichteten ihn in allen Geheimnissen der göttlichen Wissenschaft, die da lehrt Menschen und Geister zähmen und mit den Himmlischen sich in Verbindung setzen. Dann, als Kyros und sein Sohn gestorben waren, verkündeten die von Baal begeisterten Magier dem Dareios, Sohn des Hystaspes, dem neuen König, daß Baal soeben einen neuen Hohenpriester vom Stamme Belsazars erweckt habe, und daß dieser sich am Tage des Sonnenfestes im Tempel zeigen werde.«

– »Wirklich?« fragte Alexander mit Lachen. »Und was antwortete Dareios, der Sohn des Hystaspes?«

Amalek zog die Augenbrauen zusammen.

»Der Großkönig lachte wie du jetzt und erklärte, er würde diesen Erben Belsazars wie einen Hund töten lassen ... Da griff alles Volk zu den Waffen und kämpfte mutig drei Jahre lang, um den Befehlen Baals zu gehorchen und die verhaßte Nation der Perser, der Ormuzddiener, zu vertreiben; aber Dareios drang durch Verrat in Babylon ein, nach einer Belagerung, welche zweimalhunderttausend Babyloniern das Leben gekostet hatte.«

»Alle andern wurden zu Sklaven gemacht; aber von den Männern wurden sechstausend in Säcke genäht und in den Euphrat geworfen, damit sich die Haifische des Persischen Meerbusens von ihrem Fleisch mästen konnten; zehntausend wurden ans Kreuz geschlagen; fünftausend wurden lebendig von Kopf bis zu den Füßen geschunden, mit Honig bestrichen und während dreier Tage den Sonnenstrahlen und den Stichen der Wespen ausgesetzt; achtzehntausend, glücklicher als jene, wurden zwischen zwei Brettern durchsägt, zwölftausend wurden mit flüssigem Naphthaöl getränkt, gepfählt und lebendig verbrannt, um den Park zu beleuchten während eines Nachtfestes, das der frohgemute Dareios den großen Perserherren gab. Vor den Augen derjenigen, welche langsam verbrannten, ließ man, um ihre Qualen noch schrecklicher zu machen, ihre Weiber und Kinder unter Peitschenhieben tanzen.«

– »Schließlich«, fragte Alexander, »war das Fest vollständig, nicht wahr?«

– »In der That vollständig, größter der Könige, denn sämtliche Babylonier über fünfzehn Jahren, die man leben ließ, wurden an Stricken um den Hals herbeigeschleppt; man schnitt ihnen Nase und Ohren ab, damit man sie wieder erkenne, wenn sie ins Land hinaus flohen, um ihren neuen Herren zu entrinnen, und damit sie für ihre eignen Eltern und Freunde ein Gegenstand des Abscheus wären.«

»Und der Sohn Belsazars, der Vater deines Älterahns, welche Todesart erlitt er? Denn vermutlich wurde er nicht verschont, da das ganze Volk um seinetwillen umkam.«

– »Oh!« rief Amalek, den rechten Arm gegen den Horizont ausstreckend, »er allein konnte nicht umkommen, die Hand Baals beschützte ihn.

Dareios verlangte ihn von den chaldäischen Priestern; diese antworteten, er sei verschwunden, die Geister, die dem Baal, dem Feinde des Ormuzd, gehorchten, hätten ihn durch die Luft entführt.«

– »Eine gute Idee«, meinte Alexander. »Und der König gab sich mit dieser Auskunft zufrieden?«

– »Keineswegs. Der Gottlose wagte es, Baal zu trotzen, und ließ fünfzig Priester des Gottes, die er unter den ältesten und ehrwürdigsten auswählte, auf die Folter legen; aber alle beteuerten das Wunder, dessen Zeuge sie gewesen waren, und starben auf dem Marterholz. Ein einziger wurde wegen seines hohen Alters, und weil offenbar der Geist des Gottes aus seinem Munde sprach, verschont. Dieser prophezeite dem Sohne des Hystaspes, daß, wenn er oder ein andrer das Tempelheiligtum Baals betrete, der Tempelschänder von den Göttern würde erschlagen werden. Dareios' Bruder, Achämenes, wagte dieser Warnung zu trotzen und ließ das große Tempelportal aufbrechen; aber kaum hatte er den Fuß auf die Schwelle gesetzt, als ein goldener, von unsichtbarer Hand geschleuderter Wurfspieß ihn vor den Augen der persischen Armee tot hinstreckte. Zu gleicher Zeit ließ sich aus der Statue Baals, die in einer Höhe von mehr als sechzig Fuß im Innern des Tempels aufgestellt war, eine schreckliche, wie Trompetenschall schmetternde Stimme vernehmen:

»Sohn des Hystaspes, du siehst, welche Züchtigung denen beschieden ist, welche meinem allerhöchsten Befehl zu trotzen wagen. ... Wenn du leben und regieren willst, so gehorche!«

»Dareios fragte voller Entsetzen den Propheten, womit er den Zorn des Baal beschwichtigen könne.

»Durch Opfer«, antwortete der Greis, »und dadurch, daß du den Tempel Baals und das Hohepriestertum dem Sohne des Belsazar zurückgibst.«

– »Aber wenn die Geister ihn in die Luft entführt haben«, erwiderte der große König, »wie kann ich ihn zurück rufen?«

– »Überlaß dem mächtigen Baal diese Sorge!« antwortete der Prophet. »Er selber wird seinen Diener wohl wiederfinden und zurückführen können. Du aber lasse an den vier Enden der Stadt laut verkünden, daß du den Göttern gehorchen willst; bekümmere dich nicht um das Übrige.«

»Der Sohn des Hystaspes, der über so viele Könige herrschte, schlug diesen Rat in den Wind und ließ den Propheten töten. Aber am folgenden Tage, als er auf die Terrasse des Palastes gestiegen war und das Eroberte ansah, näherte sich ihm in bittender Stellung ein Babylonier, der sich unter dem Gefolge seiner Großen versteckt hatte, und versuchte, während der König ihn anhörte, diesen zu erdolchen; indes der Harnisch, den der Sohn des Hystaspes unter seinem Rocke trug, rettete ihm das Leben, und er erhielt nur eine leichte Wunde. Der Abgesandte Baals dagegen (denn niemand zweifelte daran, daß er von Gott geschickt war, um die Verachtung seines heiligen Namens zu rächen) entzog sich den Schwertstreichen der persischen Großen, indem er sich von der Terrasse hinab in den Euphrat stürzte, wo er umkam.

»Am gleichen Abend begab sich der bestürzte Dareios ins Feldlager vor den Mauern der Stadt, wo er sich inmitten seiner Leibgarden für sicher hielt; aber dem Gott, der Herr ist über Himmel und Erde, trotzt man nicht ungestraft. In der folgenden Nacht wurde sein Zelt durch das Feuer des Himmels in Brand gesteckt.«

Hier unterbrach Alexander den Bericht Amaleks.

»Das Feuer des Himmels«, rief er, »oder vielleicht irgend ein Babylonier? ...«

– »Wenn es ein Babylonier war«, entgegnete der Chaldäer, »so hat ihn niemand entdecken können. Übrigens, warum sollte Baal sich nicht der Hand eines seiner treuen Anhänger bedienen können, um hier Rache auszuführen? ....«

– »Verzeihung!« erwiderte der Makedonier. »Deine Worte, Amalek, sind die eines Weisen. ... Aber was geschah weiter?«

– »Daß der Sohn des Hystaspes endlich öffentlich bekannt machte, der Sohn Belsazars könne nach Babylon zurückkehren, und er werde ihm den Tempel Baals und die Herrschaft über das ganze Land zurückgeben, vorausgesetzt daß er ihm Tribut entrichte. In der folgenden Nacht öffneten sich alle Pforten des Tempels von selber und der Tempel war beleuchtet, ohne daß man sagen konnte, von wessen Hand, und die gewaltige Stimme des Gottes ließ sich vernehmen und verkündete allen Völkern, daß der Erbe und Nachfolger Belsazars bei hellem Tage auf dem Luftwege zurückkommen werde.

»In der That, am folgenden Tage, um Mittag, als alle Babylonier und auch die Perser die Augen gegen den Himmel richteten, gewahrte man in schwindelnder Höhe einen leichten Wagen, der aus Aloëfasern gefertigt und von einem Gespann acht gezähmter Adler gezogen war und zuerst gegen Osten wie eine Wolke am reinen Himmel Babylons sichtbar wurde. Auf dem Wagen saß, mit einem von Gold, Seide und Purpur gewobenen Kleid angethan, ein Jüngling, schön wie der Tag. Es war Assur, der Sohn Belsazars und der Ahn meines Urgroßvaters. Er stieg nieder und trat auf Dareios zu, der ihn mit einem aus Bewunderung und Schrecken gemischten Gefühl betrachtete.«

»Baal hat deine Bitten gehört«, sprach er. »In anbetracht deiner Reue verzeiht er dir, dir und dem ganzen Volk der Perser. Lerne nun infolge der gestrigen Wunder die Götter verehren.

»So wurde Assur, mein Vorfahr, wieder Satrap und Großpriester von Babylon. Und von jetzt an that der Großkönig nichts, ohne ihn vorher um seine Meinung anzugehen, und die Nachkommen des Hystaspessohnes unternahmen gleichfalls nichts, ohne die Nachfolger des Assur um Rat zu fragen.«

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Sie wurden von den Soldaten gefangen (S. 42).


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